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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuch
dern; auch ein Meister bessere Waa-
ren verfertiget, als der andere.
Anlangend die (1) Manufactur-
zeichen,
so pflegen an manchen Or-
ten theils die (a) Tuchmacher oder
Tuchweber sowol ihren Namen,
als auch gewisse Buchstaben, welche
die Gattung des Tuchs anzeigen,
jenen auf der linken und diese auf
der rechten Ecke, mit farbigen Bind-
faden einzunähen oder einzuwirken;
theils die (b) Färber ihre Namen
und Petschafte auf Bley zu drucken.
Von den (2) Schauzeichen, das ist,
den Siegeln und Signeten der
Schauherren, Schaumeister, und
Aeltesten, ist nichts gewisses zu sa-
gen, indem die Tuchschau nicht an
allen Orten auf einerley Art ge-
schieht, siehe Tuchschau. Wenn
man die (IV) Beschaffenheit eines
Tuches
wissen will, so dienen dazu
die an den Tüchern befindlichen
Schauzeichen. Will man aber sel-
ber die Eigenschaften eines voll-
kommenen und gut gearbeiteten
Tuches
beurtheilen, da jenen Zeichen
nicht allemal zu trauen ist, so muß
man sehen 1) auf dessen innerliche
Güte,
wobey es auf zwey Stücke
ankömmt: theils ob das Tuch aus
guten oder geringen rohen Mate-
rialien,
theils ob es mit oder ohne
gehörigen Fleiß, ist verfertiget
und zugerichtet worden. Jn Anse-
hung der (a) rohen Materialien
hat man zu betrachten a) die Wolle,
daraus das Garn gesponnen, ob
solche weich oder hart sey, welches
man durch den Angriff erkennet.
Wenn das Tuch an Wolle weich ist,
so ist es gut; und b) die Fäden
(oder das Gespinnste), und zwar
erstlich ob sie gleich oder ungleich,
und sodann ob sie fein oder grob
gesponnen sind. Sind die Fäden
gleich, und anbey fein; so sagt man,
daß das Tuch sauber an Faden sey,
und mithin ist es gut. Man erkennt
aber den gleichen und feinen Faden,
[Spaltenumbruch]
Tuch
wenn man entweder etwas von der
Wolle, welche den Faden bedecket,
mit einem Federmesser abschabt;
oder ein Stückgen vom Tuche an
einem Lichte absenget, damit auf
beyde Arten der Faden bloß da liegt,
da man denn, wie gleich und fein
er sey, leichtlich erforschen kann.
Jn Ansehung des (b) gehörigen
Fleißes,
welchen beydes die Ver-
fertigung als die Zurichtung eines
Tuchs erfordert, hat man zu unter-
suchen, a) ob das Tuch auf dem
Weberstuhle dichte geschlagen sey
oder nicht, welches man durch den
Augenschein, wenn man es gegen
das Licht hält, oder auch durch den
Angriff erkennt. Jst es fein dichte
geschlagen, so ist es gut; und muß
die Dichtigkeit insonderheit bey den
feinen Tüchern anzutreffen seyn:
b) Ob das Tuch in der Walkmühle
gut gewalket sey oder nicht, das ist,
ob es die gehörige Walke bekommen
habe oder nicht, denn je eine stär-
kere Walke ein Tuch hat, je einen
bessern Halt hat es. Man erkennet
aber das Tuch, ob es die gehörige
Walke bekommen habe, daran, wenn
es nicht zu schlapp wie ein Hader,
und auch nicht zu stark ist, daß es
bricht: c) Ob das Tuch von dem
Tuchscheerer gut geschoren sey oder
nicht, welches man an der auf der
guten Seite befindlichen Wolle wahr-
nehmen kann. Denn, wenn ein Tuch
auf selbiger weder allzu glatt oder
zu kahl abgeschoren ist, noch mit
allzuvieler Wolle bedeckt ist, sondern
seine gehörige Wolle hat, daß die
Fäden bedeckt sind; so ist es gut ge-
schoren: d) Ob das Tuch ebenfalls
von dem Tuchscherer (oder Tuchbe-
reiter) gut gepreßt sey oder nicht;
welches erstere man erkennt, wenn
das Tuch glatt und glänzend,
wie auch in der Presse nicht ver-
brannt, das ist, die Farbe dessel-
ben nicht ausgezogen ist; e) Ob
das Tuch von dem Tuchmacher auf

dem

[Spaltenumbruch]

Tuch
dern; auch ein Meiſter beſſere Waa-
ren verfertiget, als der andere.
Anlangend die (1) Manufactur-
zeichen,
ſo pflegen an manchen Or-
ten theils die (a) Tuchmacher oder
Tuchweber ſowol ihren Namen,
als auch gewiſſe Buchſtaben, welche
die Gattung des Tuchs anzeigen,
jenen auf der linken und dieſe auf
der rechten Ecke, mit farbigen Bind-
faden einzunaͤhen oder einzuwirken;
theils die (b) Faͤrber ihre Namen
und Petſchafte auf Bley zu drucken.
Von den (2) Schauzeichen, das iſt,
den Siegeln und Signeten der
Schauherren, Schaumeiſter, und
Aelteſten, iſt nichts gewiſſes zu ſa-
gen, indem die Tuchſchau nicht an
allen Orten auf einerley Art ge-
ſchieht, ſiehe Tuchſchau. Wenn
man die (IV) Beſchaffenheit eines
Tuches
wiſſen will, ſo dienen dazu
die an den Tuͤchern befindlichen
Schauzeichen. Will man aber ſel-
ber die Eigenſchaften eines voll-
kommenen und gut gearbeiteten
Tuches
beurtheilen, da jenen Zeichen
nicht allemal zu trauen iſt, ſo muß
man ſehen 1) auf deſſen innerliche
Guͤte,
wobey es auf zwey Stuͤcke
ankoͤmmt: theils ob das Tuch aus
guten oder geringen rohen Mate-
rialien,
theils ob es mit oder ohne
gehoͤrigen Fleiß, iſt verfertiget
und zugerichtet worden. Jn Anſe-
hung der (a) rohen Materialien
hat man zu betrachten a) die Wolle,
daraus das Garn geſponnen, ob
ſolche weich oder hart ſey, welches
man durch den Angriff erkennet.
Wenn das Tuch an Wolle weich iſt,
ſo iſt es gut; und b) die Faͤden
(oder das Geſpinnſte), und zwar
erſtlich ob ſie gleich oder ungleich,
und ſodann ob ſie fein oder grob
geſponnen ſind. Sind die Faͤden
gleich, und anbey fein; ſo ſagt man,
daß das Tuch ſauber an Faden ſey,
und mithin iſt es gut. Man erkennt
aber den gleichen und feinen Faden,
[Spaltenumbruch]
Tuch
wenn man entweder etwas von der
Wolle, welche den Faden bedecket,
mit einem Federmeſſer abſchabt;
oder ein Stuͤckgen vom Tuche an
einem Lichte abſenget, damit auf
beyde Arten der Faden bloß da liegt,
da man denn, wie gleich und fein
er ſey, leichtlich erforſchen kann.
Jn Anſehung des (b) gehoͤrigen
Fleißes,
welchen beydes die Ver-
fertigung als die Zurichtung eines
Tuchs erfordert, hat man zu unter-
ſuchen, a) ob das Tuch auf dem
Weberſtuhle dichte geſchlagen ſey
oder nicht, welches man durch den
Augenſchein, wenn man es gegen
das Licht haͤlt, oder auch durch den
Angriff erkennt. Jſt es fein dichte
geſchlagen, ſo iſt es gut; und muß
die Dichtigkeit inſonderheit bey den
feinen Tuͤchern anzutreffen ſeyn:
b) Ob das Tuch in der Walkmuͤhle
gut gewalket ſey oder nicht, das iſt,
ob es die gehoͤrige Walke bekommen
habe oder nicht, denn je eine ſtaͤr-
kere Walke ein Tuch hat, je einen
beſſern Halt hat es. Man erkennet
aber das Tuch, ob es die gehoͤrige
Walke bekommen habe, daran, wenn
es nicht zu ſchlapp wie ein Hader,
und auch nicht zu ſtark iſt, daß es
bricht: c) Ob das Tuch von dem
Tuchſcheerer gut geſchoren ſey oder
nicht, welches man an der auf der
guten Seite befindlichen Wolle wahr-
nehmen kann. Denn, wenn ein Tuch
auf ſelbiger weder allzu glatt oder
zu kahl abgeſchoren iſt, noch mit
allzuvieler Wolle bedeckt iſt, ſondern
ſeine gehoͤrige Wolle hat, daß die
Faͤden bedeckt ſind; ſo iſt es gut ge-
ſchoren: d) Ob das Tuch ebenfalls
von dem Tuchſcherer (oder Tuchbe-
reiter) gut gepreßt ſey oder nicht;
welches erſtere man erkennt, wenn
das Tuch glatt und glaͤnzend,
wie auch in der Preſſe nicht ver-
brannt, das iſt, die Farbe deſſel-
ben nicht ausgezogen iſt; e) Ob
das Tuch von dem Tuchmacher auf

dem
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[[134]/0140] Tuch Tuch dern; auch ein Meiſter beſſere Waa- ren verfertiget, als der andere. Anlangend die (1) Manufactur- zeichen, ſo pflegen an manchen Or- ten theils die (a) Tuchmacher oder Tuchweber ſowol ihren Namen, als auch gewiſſe Buchſtaben, welche die Gattung des Tuchs anzeigen, jenen auf der linken und dieſe auf der rechten Ecke, mit farbigen Bind- faden einzunaͤhen oder einzuwirken; theils die (b) Faͤrber ihre Namen und Petſchafte auf Bley zu drucken. Von den (2) Schauzeichen, das iſt, den Siegeln und Signeten der Schauherren, Schaumeiſter, und Aelteſten, iſt nichts gewiſſes zu ſa- gen, indem die Tuchſchau nicht an allen Orten auf einerley Art ge- ſchieht, ſiehe Tuchſchau. Wenn man die (IV) Beſchaffenheit eines Tuches wiſſen will, ſo dienen dazu die an den Tuͤchern befindlichen Schauzeichen. Will man aber ſel- ber die Eigenſchaften eines voll- kommenen und gut gearbeiteten Tuches beurtheilen, da jenen Zeichen nicht allemal zu trauen iſt, ſo muß man ſehen 1) auf deſſen innerliche Guͤte, wobey es auf zwey Stuͤcke ankoͤmmt: theils ob das Tuch aus guten oder geringen rohen Mate- rialien, theils ob es mit oder ohne gehoͤrigen Fleiß, iſt verfertiget und zugerichtet worden. Jn Anſe- hung der (a) rohen Materialien hat man zu betrachten a) die Wolle, daraus das Garn geſponnen, ob ſolche weich oder hart ſey, welches man durch den Angriff erkennet. Wenn das Tuch an Wolle weich iſt, ſo iſt es gut; und b) die Faͤden (oder das Geſpinnſte), und zwar erſtlich ob ſie gleich oder ungleich, und ſodann ob ſie fein oder grob geſponnen ſind. Sind die Faͤden gleich, und anbey fein; ſo ſagt man, daß das Tuch ſauber an Faden ſey, und mithin iſt es gut. Man erkennt aber den gleichen und feinen Faden, wenn man entweder etwas von der Wolle, welche den Faden bedecket, mit einem Federmeſſer abſchabt; oder ein Stuͤckgen vom Tuche an einem Lichte abſenget, damit auf beyde Arten der Faden bloß da liegt, da man denn, wie gleich und fein er ſey, leichtlich erforſchen kann. Jn Anſehung des (b) gehoͤrigen Fleißes, welchen beydes die Ver- fertigung als die Zurichtung eines Tuchs erfordert, hat man zu unter- ſuchen, a) ob das Tuch auf dem Weberſtuhle dichte geſchlagen ſey oder nicht, welches man durch den Augenſchein, wenn man es gegen das Licht haͤlt, oder auch durch den Angriff erkennt. Jſt es fein dichte geſchlagen, ſo iſt es gut; und muß die Dichtigkeit inſonderheit bey den feinen Tuͤchern anzutreffen ſeyn: b) Ob das Tuch in der Walkmuͤhle gut gewalket ſey oder nicht, das iſt, ob es die gehoͤrige Walke bekommen habe oder nicht, denn je eine ſtaͤr- kere Walke ein Tuch hat, je einen beſſern Halt hat es. Man erkennet aber das Tuch, ob es die gehoͤrige Walke bekommen habe, daran, wenn es nicht zu ſchlapp wie ein Hader, und auch nicht zu ſtark iſt, daß es bricht: c) Ob das Tuch von dem Tuchſcheerer gut geſchoren ſey oder nicht, welches man an der auf der guten Seite befindlichen Wolle wahr- nehmen kann. Denn, wenn ein Tuch auf ſelbiger weder allzu glatt oder zu kahl abgeſchoren iſt, noch mit allzuvieler Wolle bedeckt iſt, ſondern ſeine gehoͤrige Wolle hat, daß die Faͤden bedeckt ſind; ſo iſt es gut ge- ſchoren: d) Ob das Tuch ebenfalls von dem Tuchſcherer (oder Tuchbe- reiter) gut gepreßt ſey oder nicht; welches erſtere man erkennt, wenn das Tuch glatt und glaͤnzend, wie auch in der Preſſe nicht ver- brannt, das iſt, die Farbe deſſel- ben nicht ausgezogen iſt; e) Ob das Tuch von dem Tuchmacher auf dem

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/140>, abgerufen am 24.11.2024.