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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tuch
nothwendiges Stück, daß dasselbe
wohl gefärbt sey. Es müssen da-
her des Färbers Verrichtungen ins-
gesamt dahin abzielen, daß das Tuch
die gegebene Farbe so lange behalte,
als das Tuch selbst hält; eine le-
bendige und recht blühende Farbe,
bekomme; und nicht von der Farbe,
oder sonst durch sein Versehen bey
dem Färben selber, mürbe werde.
Zu dem Ende muß er (a) das färbende
Naß aus ächtem Farbezeuge machen,
sonst die Farbe des Tuchs sich bald
abfärbet, verschießt, oder gar aus-
geht; (b) eben dieses Naß nicht mit
solchen Dingen, welche das Tuch
zerfressen, entweder zum Ueberfluß,
oder doch in unrechter Ordnung, ver-
setzen, sonst das Tuch bald mürbe
werden wird; und (c) bey der Fär-
berey selbst gehörig und behutsam
verfahren, daß er a) die Grund-
farbe recht lege, b) die rechte Zube-
reitung zur Beize mache, c) die
Vollendung wohl verrichte etc. sonst
das Tuch nicht ganz durchgefärbt,
noch die Farbe lebendig wird. Es
wird aber bey den Farben selbsten
der Tücher insonderheit ein gedop-
pelter Unterscheid gemacht, (a) zwi-
schen einer (a) beständigen, ächten,
festen
oder dauerhaften Farbe,
welche die Luft und Sonne verträgt,
und also bey noch so langen Gebrauch
ihrer Tücher nicht viel verschießt,
von scharfen und äzenden Säften
nicht leicht fleckt, und, wenn sie
aus der Färberey kömmt und an-
gegriffen wird, nicht färbet oder
schmuzt; und zwischen einer (b) un-
beständigen, falschen, verschießen-
den
oder Misfarbe, welche in kur-
zer Zeit an der Luft, besonders an
der Sonne, ihre Lebhaftigkeit oder
vorige Farbe verliert, und von den
mehresten Feuchtigkeiten so fleckigt
wird, daß ihr ihr erster Glanz fast
nicht wieder zu geben ist. Die un-
beständigen oder falschen Farben
entstehen, wenn sie aus unächtem
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Tuch
Farbezeuge gemacht sind, wenn sie
mit fressenden Dingen versetzt sind,
und wenn bey der Färberey selbst
nicht recht verfahren worden, siehe
hierbey die Artikel: Farbe, und
Farbe (falsche). Ferner wird ein
Unterscheid gemacht (b) zwischen
einer (a) schlechten und gemeinen
Farbe,
als da sind die braune,
schwarze, graue etc. und zwischen
einer (b) hohen und kostbaren
Farbe,
dergleichen Scharlach, Pur-
pur, Nacarat, Karmesin etc. sind:
wie denn die Scharlachtücher nebst
andern hochrothen Tüchern die
theuersten sind. Daß in Leipzig
und Dresden die hohen Farben so
gut als in Holland gefärbet werden,
müssen die Holländer selber zugeste-
hen. Uebrigens kömmt bey der Far-
be sehr vieles auf das Wasser an,
woraus die Tücher gefärbet werden;
daß daher öfters an einem Orte
schöner roth, schöner schwarz,
schöner grün, schöner blau etc. ge-
färbet werden kann, als an dem
andern. Dieses bekräftiget z. E.
der Unterscheid zwischen einem
Scharlachtuche, welches in dem
an dem so berühmten Fabrikenhause
Gobelins zu Paris vorbeyfließenden
kleinen Flusse Biever gewaschen,
und einem, so in der Seine, einem
der größten Flüsse in Frankreich, ge-
waschen worden, ob man gleich bey-
de in einem Kessel gefärbet hat;
indem jenes Flusses Wasser zu
dem Scharlachfärben sonderlich
gut ist. Hiernächst müssen wir
auch an den Tüchern die (III) Zei-
chen
und Siegel der Meister und
Schauherren kürzlich in Betrach-
tung ziehen. Es haben nämlich die
meisten Tuche forne am Aufschlage
ihre bleyerne Siegel, die nur dazu
dienen, daß man sieht, an welchem
Orte, und in welcher Fabrik, das
Tuch gemachet sey, weil doch im-
mer an einem Orte bessere Tücher
fabriciret werden, als an dem an-

dern;
J 3

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Tuch
nothwendiges Stuͤck, daß daſſelbe
wohl gefaͤrbt ſey. Es muͤſſen da-
her des Faͤrbers Verrichtungen ins-
geſamt dahin abzielen, daß das Tuch
die gegebene Farbe ſo lange behalte,
als das Tuch ſelbſt haͤlt; eine le-
bendige und recht bluͤhende Farbe,
bekomme; und nicht von der Farbe,
oder ſonſt durch ſein Verſehen bey
dem Faͤrben ſelber, muͤrbe werde.
Zu dem Ende muß er (a) das faͤrbende
Naß aus aͤchtem Farbezeuge machen,
ſonſt die Farbe des Tuchs ſich bald
abfaͤrbet, verſchießt, oder gar aus-
geht; (b) eben dieſes Naß nicht mit
ſolchen Dingen, welche das Tuch
zerfreſſen, entweder zum Ueberfluß,
oder doch in unrechter Ordnung, ver-
ſetzen, ſonſt das Tuch bald muͤrbe
werden wird; und (c) bey der Faͤr-
berey ſelbſt gehoͤrig und behutſam
verfahren, daß er a) die Grund-
farbe recht lege, b) die rechte Zube-
reitung zur Beize mache, c) die
Vollendung wohl verrichte ꝛc. ſonſt
das Tuch nicht ganz durchgefaͤrbt,
noch die Farbe lebendig wird. Es
wird aber bey den Farben ſelbſten
der Tuͤcher inſonderheit ein gedop-
pelter Unterſcheid gemacht, (a) zwi-
ſchen einer (a) beſtaͤndigen, aͤchten,
feſten
oder dauerhaften Farbe,
welche die Luft und Sonne vertraͤgt,
und alſo bey noch ſo langen Gebrauch
ihrer Tuͤcher nicht viel verſchießt,
von ſcharfen und aͤzenden Saͤften
nicht leicht fleckt, und, wenn ſie
aus der Faͤrberey koͤmmt und an-
gegriffen wird, nicht faͤrbet oder
ſchmuzt; und zwiſchen einer (b) un-
beſtaͤndigen, falſchen, verſchießen-
den
oder Misfarbe, welche in kur-
zer Zeit an der Luft, beſonders an
der Sonne, ihre Lebhaftigkeit oder
vorige Farbe verliert, und von den
mehreſten Feuchtigkeiten ſo fleckigt
wird, daß ihr ihr erſter Glanz faſt
nicht wieder zu geben iſt. Die un-
beſtaͤndigen oder falſchen Farben
entſtehen, wenn ſie aus unaͤchtem
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Tuch
Farbezeuge gemacht ſind, wenn ſie
mit freſſenden Dingen verſetzt ſind,
und wenn bey der Faͤrberey ſelbſt
nicht recht verfahren worden, ſiehe
hierbey die Artikel: Farbe, und
Farbe (falſche). Ferner wird ein
Unterſcheid gemacht (b) zwiſchen
einer (a) ſchlechten und gemeinen
Farbe,
als da ſind die braune,
ſchwarze, graue ꝛc. und zwiſchen
einer (b) hohen und koſtbaren
Farbe,
dergleichen Scharlach, Pur-
pur, Nacarat, Karmeſin ꝛc. ſind:
wie denn die Scharlachtuͤcher nebſt
andern hochrothen Tuͤchern die
theuerſten ſind. Daß in Leipzig
und Dresden die hohen Farben ſo
gut als in Holland gefaͤrbet werden,
muͤſſen die Hollaͤnder ſelber zugeſte-
hen. Uebrigens koͤmmt bey der Far-
be ſehr vieles auf das Waſſer an,
woraus die Tuͤcher gefaͤrbet werden;
daß daher oͤfters an einem Orte
ſchoͤner roth, ſchoͤner ſchwarz,
ſchoͤner gruͤn, ſchoͤner blau ꝛc. ge-
faͤrbet werden kann, als an dem
andern. Dieſes bekraͤftiget z. E.
der Unterſcheid zwiſchen einem
Scharlachtuche, welches in dem
an dem ſo beruͤhmten Fabrikenhauſe
Gobelins zu Paris vorbeyfließenden
kleinen Fluſſe Biever gewaſchen,
und einem, ſo in der Seine, einem
der groͤßten Fluͤſſe in Frankreich, ge-
waſchen worden, ob man gleich bey-
de in einem Keſſel gefaͤrbet hat;
indem jenes Fluſſes Waſſer zu
dem Scharlachfaͤrben ſonderlich
gut iſt. Hiernaͤchſt muͤſſen wir
auch an den Tuͤchern die (III) Zei-
chen
und Siegel der Meiſter und
Schauherren kuͤrzlich in Betrach-
tung ziehen. Es haben naͤmlich die
meiſten Tuche forne am Aufſchlage
ihre bleyerne Siegel, die nur dazu
dienen, daß man ſieht, an welchem
Orte, und in welcher Fabrik, das
Tuch gemachet ſey, weil doch im-
mer an einem Orte beſſere Tuͤcher
fabriciret werden, als an dem an-

dern;
J 3
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[[133]/0139] Tuch Tuch nothwendiges Stuͤck, daß daſſelbe wohl gefaͤrbt ſey. Es muͤſſen da- her des Faͤrbers Verrichtungen ins- geſamt dahin abzielen, daß das Tuch die gegebene Farbe ſo lange behalte, als das Tuch ſelbſt haͤlt; eine le- bendige und recht bluͤhende Farbe, bekomme; und nicht von der Farbe, oder ſonſt durch ſein Verſehen bey dem Faͤrben ſelber, muͤrbe werde. Zu dem Ende muß er (a) das faͤrbende Naß aus aͤchtem Farbezeuge machen, ſonſt die Farbe des Tuchs ſich bald abfaͤrbet, verſchießt, oder gar aus- geht; (b) eben dieſes Naß nicht mit ſolchen Dingen, welche das Tuch zerfreſſen, entweder zum Ueberfluß, oder doch in unrechter Ordnung, ver- ſetzen, ſonſt das Tuch bald muͤrbe werden wird; und (c) bey der Faͤr- berey ſelbſt gehoͤrig und behutſam verfahren, daß er a) die Grund- farbe recht lege, b) die rechte Zube- reitung zur Beize mache, c) die Vollendung wohl verrichte ꝛc. ſonſt das Tuch nicht ganz durchgefaͤrbt, noch die Farbe lebendig wird. Es wird aber bey den Farben ſelbſten der Tuͤcher inſonderheit ein gedop- pelter Unterſcheid gemacht, (a) zwi- ſchen einer (a) beſtaͤndigen, aͤchten, feſten oder dauerhaften Farbe, welche die Luft und Sonne vertraͤgt, und alſo bey noch ſo langen Gebrauch ihrer Tuͤcher nicht viel verſchießt, von ſcharfen und aͤzenden Saͤften nicht leicht fleckt, und, wenn ſie aus der Faͤrberey koͤmmt und an- gegriffen wird, nicht faͤrbet oder ſchmuzt; und zwiſchen einer (b) un- beſtaͤndigen, falſchen, verſchießen- den oder Misfarbe, welche in kur- zer Zeit an der Luft, beſonders an der Sonne, ihre Lebhaftigkeit oder vorige Farbe verliert, und von den mehreſten Feuchtigkeiten ſo fleckigt wird, daß ihr ihr erſter Glanz faſt nicht wieder zu geben iſt. Die un- beſtaͤndigen oder falſchen Farben entſtehen, wenn ſie aus unaͤchtem Farbezeuge gemacht ſind, wenn ſie mit freſſenden Dingen verſetzt ſind, und wenn bey der Faͤrberey ſelbſt nicht recht verfahren worden, ſiehe hierbey die Artikel: Farbe, und Farbe (falſche). Ferner wird ein Unterſcheid gemacht (b) zwiſchen einer (a) ſchlechten und gemeinen Farbe, als da ſind die braune, ſchwarze, graue ꝛc. und zwiſchen einer (b) hohen und koſtbaren Farbe, dergleichen Scharlach, Pur- pur, Nacarat, Karmeſin ꝛc. ſind: wie denn die Scharlachtuͤcher nebſt andern hochrothen Tuͤchern die theuerſten ſind. Daß in Leipzig und Dresden die hohen Farben ſo gut als in Holland gefaͤrbet werden, muͤſſen die Hollaͤnder ſelber zugeſte- hen. Uebrigens koͤmmt bey der Far- be ſehr vieles auf das Waſſer an, woraus die Tuͤcher gefaͤrbet werden; daß daher oͤfters an einem Orte ſchoͤner roth, ſchoͤner ſchwarz, ſchoͤner gruͤn, ſchoͤner blau ꝛc. ge- faͤrbet werden kann, als an dem andern. Dieſes bekraͤftiget z. E. der Unterſcheid zwiſchen einem Scharlachtuche, welches in dem an dem ſo beruͤhmten Fabrikenhauſe Gobelins zu Paris vorbeyfließenden kleinen Fluſſe Biever gewaſchen, und einem, ſo in der Seine, einem der groͤßten Fluͤſſe in Frankreich, ge- waſchen worden, ob man gleich bey- de in einem Keſſel gefaͤrbet hat; indem jenes Fluſſes Waſſer zu dem Scharlachfaͤrben ſonderlich gut iſt. Hiernaͤchſt muͤſſen wir auch an den Tuͤchern die (III) Zei- chen und Siegel der Meiſter und Schauherren kuͤrzlich in Betrach- tung ziehen. Es haben naͤmlich die meiſten Tuche forne am Aufſchlage ihre bleyerne Siegel, die nur dazu dienen, daß man ſieht, an welchem Orte, und in welcher Fabrik, das Tuch gemachet ſey, weil doch im- mer an einem Orte beſſere Tuͤcher fabriciret werden, als an dem an- dern; J 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [133]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/139>, abgerufen am 24.11.2024.