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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Torf
andern, ganz füglich (a) Moder-
oder Moortorf, ingleichen Sumpf-
torf,
und Sumpf- oder Wurzel-
erde,
lat. Turfa palustris, oder
Humus palustris, genennet. Denn
sie ist wirklich eine vom Was-
ser aufgeweichte und dünn gemach-
te Stauberde, welche allein von
vermoderten Wurzeln herrühret,
und nach der Austrocknung sich im
Feuer verbrennen läßt. Sie wird
entweder gar nicht, oder doch nicht
häufig auf der Oberfläche der Erde;
sondern nur an morastigen Orten,
die man Torfmoor, holl. Veen,
oder Veengrondt, und Veenlandt
nennet, in einiger, in 16 bis 17
Fuß großen Tiefe ausgegraben,
und in länglicht viereckigte, den
Ziegelsteinen ähnliche, insgemein in
7 bis 8 Zolle lange, und 3 Zoll brei-
te und dicke Stücke gestochen, wel-
che Figur sie auch nach ihrer Ab-
trocknung an der Luft behalten. Zu
dieser Gattung gehören folgende Ab-
änderungen: a) der insbesondere so-
genannte Moor- oder Sumpftorf,
den man insgemein nur schlechthin
Torf zu nennen pfleget, welcher
aus solchen Mooren gegraben wird,
die nicht nahe an der See liegen;
schwarz, ziemlich porös, und leicht
zu entzünden ist; auch, wenn er
brennt, keinen übeln Geruch von
sich giebt: b) der von den Hollän-
dern sogenannte Darris, welcher
bey dem salzigen Meere gefunden,
und daselbst aufgegraben wird;
und, nachdem er getrocknet ist, fest
und derb ist; nicht so bald Feuer
fasset, als die vorhergehende Gat-
tung; und, wenn er brennt, einen
widerwärtigen Geruch giebt, wel-
cher vielleicht vom Salze und an-
dern Vermischungen herrühret. Die
zweyte Hauptgattung ist der (b)
Rasentorf, lat. Caespes inflamma-
bilis,
ist eine Stauberde, mit un-
veränderten Pflanzen, oder deren
Wurzeln, dergestalt vermenget, daß
man solche als fasericht und zusam-
[Spaltenumbruch]
Torf
men hängend bemerket und sieht.
Sie brennet im Feuer mit einer
Flamme zu Asche, und kann auch
zu Kohlen gebrannt werden. Die-
ser Rasentorf wird niemals und nir-
gends anders, als auf der äußer-
sten Fläche der Erde selbst, insge-
mein aber über der vorhergehenden
Gattung gefunden, indem sich meh-
rentheils unter dem Rasentorfe,
wenn man tiefer hinein kömmt,
auch die vorhin gedachte Gattung
von Moor- oder Sumpftorfe findet.
Die dritte Hauptgattung des Torfs
ist die (c) Bergpecherde, oder der
Bergtorf, lat. Terra bituminosa,
oder Turfa montana. Selbige ist
eine Erde, welche entweder grobes
Bergöl, oder Bergpech und Berg-
theer in sich hält, und davon im
Feuer mit einem starken Geruche
brennet. Je mehr man diese Erde
an der Sonne trocknet; je weniger
brennet sie. Unter diese Hauptgat-
tung gehören a) der eigentlich und in
engerm Verstande so genannte Pech-
torf,
lat. Terra bituminosa turfa-
cea,
ist dem Moor- oder Sumpf-
torfe gleich, eben und körnig, über-
all gleich, auch so an einander hän-
gend, daß, wenn sie in viereckigte,
oder ablange Stücken gestochen
wird, diese, wenn sie auch getrock-
net werden, in ihrer Figur bleiben,
von schwärzlicher Farbe, und der
neu gestochene brennet im Feuer am
besten; b) die schieferichte Berg-
pecherde,
lat. Terra bituminosa fis-
silis,
oder Ampelitis und Pharmaci-
tis
,
ist schichtenartig und schieferigt
wie Steinkohlen, oder Schiefer-
stein, an einigen Orten weicher, an
andern härter, und brennet mehr,
oder weniger im Feuer, alles, nach-
dem sie Bergpech in sich hält; c) die
stauberdartige Bergpecherde, lat.
Terra bituminosa humacea, ist
schwarz von Farbe, und brennt im
Feuer gut genug, kann aber wegen
ihrer staubartigen Beschaffenheit

nicht

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Torf
andern, ganz fuͤglich (a) Moder-
oder Moortorf, ingleichen Sumpf-
torf,
und Sumpf- oder Wurzel-
erde,
lat. Turfa paluſtris, oder
Humus paluſtris, genennet. Denn
ſie iſt wirklich eine vom Waſ-
ſer aufgeweichte und duͤnn gemach-
te Stauberde, welche allein von
vermoderten Wurzeln herruͤhret,
und nach der Austrocknung ſich im
Feuer verbrennen laͤßt. Sie wird
entweder gar nicht, oder doch nicht
haͤufig auf der Oberflaͤche der Erde;
ſondern nur an moraſtigen Orten,
die man Torfmoor, holl. Veen,
oder Veengrondt, und Veenlandt
nennet, in einiger, in 16 bis 17
Fuß großen Tiefe ausgegraben,
und in laͤnglicht viereckigte, den
Ziegelſteinen aͤhnliche, insgemein in
7 bis 8 Zolle lange, und 3 Zoll brei-
te und dicke Stuͤcke geſtochen, wel-
che Figur ſie auch nach ihrer Ab-
trocknung an der Luft behalten. Zu
dieſer Gattung gehoͤren folgende Ab-
aͤnderungen: a) der insbeſondere ſo-
genannte Moor- oder Sumpftorf,
den man insgemein nur ſchlechthin
Torf zu nennen pfleget, welcher
aus ſolchen Mooren gegraben wird,
die nicht nahe an der See liegen;
ſchwarz, ziemlich poroͤs, und leicht
zu entzuͤnden iſt; auch, wenn er
brennt, keinen uͤbeln Geruch von
ſich giebt: b) der von den Hollaͤn-
dern ſogenannte Darris, welcher
bey dem ſalzigen Meere gefunden,
und daſelbſt aufgegraben wird;
und, nachdem er getrocknet iſt, feſt
und derb iſt; nicht ſo bald Feuer
faſſet, als die vorhergehende Gat-
tung; und, wenn er brennt, einen
widerwaͤrtigen Geruch giebt, wel-
cher vielleicht vom Salze und an-
dern Vermiſchungen herruͤhret. Die
zweyte Hauptgattung iſt der (b)
Raſentorf, lat. Cæſpes inflamma-
bilis,
iſt eine Stauberde, mit un-
veraͤnderten Pflanzen, oder deren
Wurzeln, dergeſtalt vermenget, daß
man ſolche als faſericht und zuſam-
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Torf
men haͤngend bemerket und ſieht.
Sie brennet im Feuer mit einer
Flamme zu Aſche, und kann auch
zu Kohlen gebrannt werden. Die-
ſer Raſentorf wird niemals und nir-
gends anders, als auf der aͤußer-
ſten Flaͤche der Erde ſelbſt, insge-
mein aber uͤber der vorhergehenden
Gattung gefunden, indem ſich meh-
rentheils unter dem Raſentorfe,
wenn man tiefer hinein koͤmmt,
auch die vorhin gedachte Gattung
von Moor- oder Sumpftorfe findet.
Die dritte Hauptgattung des Torfs
iſt die (c) Bergpecherde, oder der
Bergtorf, lat. Terra bituminoſa,
oder Turfa montana. Selbige iſt
eine Erde, welche entweder grobes
Bergoͤl, oder Bergpech und Berg-
theer in ſich haͤlt, und davon im
Feuer mit einem ſtarken Geruche
brennet. Je mehr man dieſe Erde
an der Sonne trocknet; je weniger
brennet ſie. Unter dieſe Hauptgat-
tung gehoͤren a) der eigentlich und in
engerm Verſtande ſo genannte Pech-
torf,
lat. Terra bituminoſa turfa-
cea,
iſt dem Moor- oder Sumpf-
torfe gleich, eben und koͤrnig, uͤber-
all gleich, auch ſo an einander haͤn-
gend, daß, wenn ſie in viereckigte,
oder ablange Stuͤcken geſtochen
wird, dieſe, wenn ſie auch getrock-
net werden, in ihrer Figur bleiben,
von ſchwaͤrzlicher Farbe, und der
neu geſtochene brennet im Feuer am
beſten; b) die ſchieferichte Berg-
pecherde,
lat. Terra bituminoſa fiſ-
ſilis,
oder Ampelitis und Pharmaci-
tis
,
iſt ſchichtenartig und ſchieferigt
wie Steinkohlen, oder Schiefer-
ſtein, an einigen Orten weicher, an
andern haͤrter, und brennet mehr,
oder weniger im Feuer, alles, nach-
dem ſie Bergpech in ſich haͤlt; c) die
ſtauberdartige Bergpecherde, lat.
Terra bituminoſa humacea, iſt
ſchwarz von Farbe, und brennt im
Feuer gut genug, kann aber wegen
ihrer ſtaubartigen Beſchaffenheit

nicht
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[[102]/0108] Torf Torf andern, ganz fuͤglich (a) Moder- oder Moortorf, ingleichen Sumpf- torf, und Sumpf- oder Wurzel- erde, lat. Turfa paluſtris, oder Humus paluſtris, genennet. Denn ſie iſt wirklich eine vom Waſ- ſer aufgeweichte und duͤnn gemach- te Stauberde, welche allein von vermoderten Wurzeln herruͤhret, und nach der Austrocknung ſich im Feuer verbrennen laͤßt. Sie wird entweder gar nicht, oder doch nicht haͤufig auf der Oberflaͤche der Erde; ſondern nur an moraſtigen Orten, die man Torfmoor, holl. Veen, oder Veengrondt, und Veenlandt nennet, in einiger, in 16 bis 17 Fuß großen Tiefe ausgegraben, und in laͤnglicht viereckigte, den Ziegelſteinen aͤhnliche, insgemein in 7 bis 8 Zolle lange, und 3 Zoll brei- te und dicke Stuͤcke geſtochen, wel- che Figur ſie auch nach ihrer Ab- trocknung an der Luft behalten. Zu dieſer Gattung gehoͤren folgende Ab- aͤnderungen: a) der insbeſondere ſo- genannte Moor- oder Sumpftorf, den man insgemein nur ſchlechthin Torf zu nennen pfleget, welcher aus ſolchen Mooren gegraben wird, die nicht nahe an der See liegen; ſchwarz, ziemlich poroͤs, und leicht zu entzuͤnden iſt; auch, wenn er brennt, keinen uͤbeln Geruch von ſich giebt: b) der von den Hollaͤn- dern ſogenannte Darris, welcher bey dem ſalzigen Meere gefunden, und daſelbſt aufgegraben wird; und, nachdem er getrocknet iſt, feſt und derb iſt; nicht ſo bald Feuer faſſet, als die vorhergehende Gat- tung; und, wenn er brennt, einen widerwaͤrtigen Geruch giebt, wel- cher vielleicht vom Salze und an- dern Vermiſchungen herruͤhret. Die zweyte Hauptgattung iſt der (b) Raſentorf, lat. Cæſpes inflamma- bilis, iſt eine Stauberde, mit un- veraͤnderten Pflanzen, oder deren Wurzeln, dergeſtalt vermenget, daß man ſolche als faſericht und zuſam- men haͤngend bemerket und ſieht. Sie brennet im Feuer mit einer Flamme zu Aſche, und kann auch zu Kohlen gebrannt werden. Die- ſer Raſentorf wird niemals und nir- gends anders, als auf der aͤußer- ſten Flaͤche der Erde ſelbſt, insge- mein aber uͤber der vorhergehenden Gattung gefunden, indem ſich meh- rentheils unter dem Raſentorfe, wenn man tiefer hinein koͤmmt, auch die vorhin gedachte Gattung von Moor- oder Sumpftorfe findet. Die dritte Hauptgattung des Torfs iſt die (c) Bergpecherde, oder der Bergtorf, lat. Terra bituminoſa, oder Turfa montana. Selbige iſt eine Erde, welche entweder grobes Bergoͤl, oder Bergpech und Berg- theer in ſich haͤlt, und davon im Feuer mit einem ſtarken Geruche brennet. Je mehr man dieſe Erde an der Sonne trocknet; je weniger brennet ſie. Unter dieſe Hauptgat- tung gehoͤren a) der eigentlich und in engerm Verſtande ſo genannte Pech- torf, lat. Terra bituminoſa turfa- cea, iſt dem Moor- oder Sumpf- torfe gleich, eben und koͤrnig, uͤber- all gleich, auch ſo an einander haͤn- gend, daß, wenn ſie in viereckigte, oder ablange Stuͤcken geſtochen wird, dieſe, wenn ſie auch getrock- net werden, in ihrer Figur bleiben, von ſchwaͤrzlicher Farbe, und der neu geſtochene brennet im Feuer am beſten; b) die ſchieferichte Berg- pecherde, lat. Terra bituminoſa fiſ- ſilis, oder Ampelitis und Pharmaci- tis, iſt ſchichtenartig und ſchieferigt wie Steinkohlen, oder Schiefer- ſtein, an einigen Orten weicher, an andern haͤrter, und brennet mehr, oder weniger im Feuer, alles, nach- dem ſie Bergpech in ſich haͤlt; c) die ſtauberdartige Bergpecherde, lat. Terra bituminoſa humacea, iſt ſchwarz von Farbe, und brennt im Feuer gut genug, kann aber wegen ihrer ſtaubartigen Beſchaffenheit nicht

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/108>, abgerufen am 24.11.2024.