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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Torf
nicht abgestochen, oder getrocknet
werden; wie sie denn auch deswe-
gen getrocknet, wie Staub ist, und
wie Pulver aus einander fällt, und
wie Staub vom Winde getrieben
wird. Man (2) findet Torf in ver-
schiedenen Ländern von Europa.
Jn vielen von denselben, sonderlich
denjenigen, wo man Mangel an
Holze hat, wird er fleißig aufgesucht,
ausgestochen, und zur Feurung an-
gewendet: Jn andern hingegen,
sonderlich denjenigen, wo man Holz
genug hat, giebt man sich nicht die
Mühe, solchen aufzusuchen, und
zum Nutzen anzuwenden. Jn Ober-
sachsen, und zwar in dem (a) erz-
gebirgischen Kreise,
insonderheit aber
um Schneeberg, Scheibenberg, Jo-
hanngeorgenstadt, Dreyzehnhayn,
Großhartmannsdorf, und andern
Orten, wird in ziemlicher Menge
Torf angetroffen und gestochen. Er
liegt auf den höchsten Gebirgen, und
gehöret theils zu dem obgedachten
Moor- und theils zu dem Rasentor-
fe, indem er an theils Orten filzigt
und locker, an andern Orten aber
derb und dicht ist. Denn unter
dem Rasen, da der Torf gestochen
wird, sind zuweilen die obern 2 bis
3 Sohlen oder Stiche locker, und
werden, weil sie den Spaten nicht
recht halten, auch nicht in ganze
Stücke gebracht werden können,
zurück geworfen, ob es gleich eben
so, wie der andere Torf zum Bren-
nen, und theils zum Verkohlen zu
gebrauchen ist, worauf denn hernach
der Torf bis auf den Grund, oder
die Sohle immer derber und fetter
wird, und da er von oben hinunter
schwärzlich ausgesehen hat, endlich
nach Beschaffenheit der mineralischen
Wasser, eine braune oder ganz
schwarze Farbe annimmt, und die-
ses ist der allerbeste, indem er schön
fest, derb, und zugleich sehr fett ist.
Wenn er bis auf die Sohle ausge-
stochen ist, findet sich ein weiß san-
[Spaltenumbruch]
Torf
diger und kiesiger Boden. Die
Größe, nach welcher der sächsische
Torf gestochen wird, ist wegen des
unterschiedlichen Bodens und dar-
innen vorfallenden Verhinderungen
nicht einerley. Jnsgemein wird
ein Stück, weil es im Abtrocknen
sehr schwindet, 11/2 Vierthel bis 1/2
Elle lang, 4 bis 6 Zoll dick, und
so breit, als es der Spaten aus-
trägt, gestochen; und ob man gleich
solche länger, breiter und dicker ste-
chen könnte: so ist es doch um des-
willen nicht rathsam, weil solche
Stücke, ihrer Schwere halber, im
Fortschaffen und Abtrocknen zerfal-
len würden, auch viele Zeit zum
Abtrocknen haben müssen. Dieser
Torf ist an gedachten Orten um so
viel nützlicher, weil er nicht nur ro-
he zur Feurung zu gebrauchen; son-
dern sich auch verkohlen läßt, und
daher bey den dortigen Schmelz-und
Hammerwerken dienet. Jm (b)
meißnischen Kreise, wird auf dem
Bühlauer Reviere Torf gestochen,
der sehr gut brennt. Jn der (c)
Oberlausitz wird zu Herwigsdorf,
hey Zittau, eine Art brennender Er-
de gefunden, so dem Torfe gleicht;
zu Tauchritz aber, zwischen Zit-
tau und Görlitz, wird itzo
wirklich der beste Torf gegraben,
dergleichen sich auch an andern Or-
ten geäußert hat. Jn (d) Nie-
dersachsen
und (e) Westphalen,
vornehmlich in den an der Nordsee
gelegenen Provinzen dieser Kreise,
als Holstein, Bremen, Verden, Ol-
denburg, Ostfrießland etc. wird eben-
falls viel Torf gegraben, wel-
cher theils Rasentorf, und theils
Moor- oder Sumpftorf ist. Jn
dem Herzogthume Magdeburg giebt
es sonderlich in dem Saalkreise bey
Dieskau, zu Riedeburg, bey Tam-
mendorf, und längst der Fuhne un-
weit Schortwitz, Torf, welchen
letzten auch seit ungefähr zwanzig
Jahren der Fürst von Anhalt-Cö-

then
G 4

[Spaltenumbruch]

Torf
nicht abgeſtochen, oder getrocknet
werden; wie ſie denn auch deswe-
gen getrocknet, wie Staub iſt, und
wie Pulver aus einander faͤllt, und
wie Staub vom Winde getrieben
wird. Man (2) findet Torf in ver-
ſchiedenen Laͤndern von Europa.
Jn vielen von denſelben, ſonderlich
denjenigen, wo man Mangel an
Holze hat, wird er fleißig aufgeſucht,
ausgeſtochen, und zur Feurung an-
gewendet: Jn andern hingegen,
ſonderlich denjenigen, wo man Holz
genug hat, giebt man ſich nicht die
Muͤhe, ſolchen aufzuſuchen, und
zum Nutzen anzuwenden. Jn Ober-
ſachſen, und zwar in dem (a) erz-
gebirgiſchen Kreiſe,
inſondeꝛheit aber
um Schneeberg, Scheibenberg, Jo-
hanngeorgenſtadt, Dreyzehnhayn,
Großhartmannsdorf, und andern
Orten, wird in ziemlicher Menge
Torf angetroffen und geſtochen. Er
liegt auf den hoͤchſten Gebirgen, und
gehoͤret theils zu dem obgedachten
Moor- und theils zu dem Raſentor-
fe, indem er an theils Orten filzigt
und locker, an andern Orten aber
derb und dicht iſt. Denn unter
dem Raſen, da der Torf geſtochen
wird, ſind zuweilen die obern 2 bis
3 Sohlen oder Stiche locker, und
werden, weil ſie den Spaten nicht
recht halten, auch nicht in ganze
Stuͤcke gebracht werden koͤnnen,
zuruͤck geworfen, ob es gleich eben
ſo, wie der andere Torf zum Bren-
nen, und theils zum Verkohlen zu
gebrauchen iſt, worauf denn hernach
der Torf bis auf den Grund, oder
die Sohle immer derber und fetter
wird, und da er von oben hinunter
ſchwaͤrzlich ausgeſehen hat, endlich
nach Beſchaffenheit der mineraliſchen
Waſſer, eine braune oder ganz
ſchwarze Farbe annimmt, und die-
ſes iſt der allerbeſte, indem er ſchoͤn
feſt, derb, und zugleich ſehr fett iſt.
Wenn er bis auf die Sohle ausge-
ſtochen iſt, findet ſich ein weiß ſan-
[Spaltenumbruch]
Torf
diger und kieſiger Boden. Die
Groͤße, nach welcher der ſaͤchſiſche
Torf geſtochen wird, iſt wegen des
unterſchiedlichen Bodens und dar-
innen vorfallenden Verhinderungen
nicht einerley. Jnsgemein wird
ein Stuͤck, weil es im Abtrocknen
ſehr ſchwindet, 1½ Vierthel bis ½
Elle lang, 4 bis 6 Zoll dick, und
ſo breit, als es der Spaten aus-
traͤgt, geſtochen; und ob man gleich
ſolche laͤnger, breiter und dicker ſte-
chen koͤnnte: ſo iſt es doch um des-
willen nicht rathſam, weil ſolche
Stuͤcke, ihrer Schwere halber, im
Fortſchaffen und Abtrocknen zerfal-
len wuͤrden, auch viele Zeit zum
Abtrocknen haben muͤſſen. Dieſer
Torf iſt an gedachten Orten um ſo
viel nuͤtzlicher, weil er nicht nur ro-
he zur Feurung zu gebrauchen; ſon-
dern ſich auch verkohlen laͤßt, und
daher bey den dortigen Schmelz-und
Hammerwerken dienet. Jm (b)
meißniſchen Kreiſe, wird auf dem
Buͤhlauer Reviere Torf geſtochen,
der ſehr gut brennt. Jn der (c)
Oberlauſitz wird zu Herwigsdorf,
hey Zittau, eine Art brennender Er-
de gefunden, ſo dem Torfe gleicht;
zu Tauchritz aber, zwiſchen Zit-
tau und Goͤrlitz, wird itzo
wirklich der beſte Torf gegraben,
dergleichen ſich auch an andern Or-
ten geaͤußert hat. Jn (d) Nie-
derſachſen
und (e) Weſtphalen,
vornehmlich in den an der Nordſee
gelegenen Provinzen dieſer Kreiſe,
als Holſtein, Bremen, Verden, Ol-
denburg, Oſtfrießland ꝛc. wird eben-
falls viel Torf gegraben, wel-
cher theils Raſentorf, und theils
Moor- oder Sumpftorf iſt. Jn
dem Herzogthume Magdeburg giebt
es ſonderlich in dem Saalkreiſe bey
Dieskau, zu Riedeburg, bey Tam-
mendorf, und laͤngſt der Fuhne un-
weit Schortwitz, Torf, welchen
letzten auch ſeit ungefaͤhr zwanzig
Jahren der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤ-

then
G 4
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[[103]/0109] Torf Torf nicht abgeſtochen, oder getrocknet werden; wie ſie denn auch deswe- gen getrocknet, wie Staub iſt, und wie Pulver aus einander faͤllt, und wie Staub vom Winde getrieben wird. Man (2) findet Torf in ver- ſchiedenen Laͤndern von Europa. Jn vielen von denſelben, ſonderlich denjenigen, wo man Mangel an Holze hat, wird er fleißig aufgeſucht, ausgeſtochen, und zur Feurung an- gewendet: Jn andern hingegen, ſonderlich denjenigen, wo man Holz genug hat, giebt man ſich nicht die Muͤhe, ſolchen aufzuſuchen, und zum Nutzen anzuwenden. Jn Ober- ſachſen, und zwar in dem (a) erz- gebirgiſchen Kreiſe, inſondeꝛheit aber um Schneeberg, Scheibenberg, Jo- hanngeorgenſtadt, Dreyzehnhayn, Großhartmannsdorf, und andern Orten, wird in ziemlicher Menge Torf angetroffen und geſtochen. Er liegt auf den hoͤchſten Gebirgen, und gehoͤret theils zu dem obgedachten Moor- und theils zu dem Raſentor- fe, indem er an theils Orten filzigt und locker, an andern Orten aber derb und dicht iſt. Denn unter dem Raſen, da der Torf geſtochen wird, ſind zuweilen die obern 2 bis 3 Sohlen oder Stiche locker, und werden, weil ſie den Spaten nicht recht halten, auch nicht in ganze Stuͤcke gebracht werden koͤnnen, zuruͤck geworfen, ob es gleich eben ſo, wie der andere Torf zum Bren- nen, und theils zum Verkohlen zu gebrauchen iſt, worauf denn hernach der Torf bis auf den Grund, oder die Sohle immer derber und fetter wird, und da er von oben hinunter ſchwaͤrzlich ausgeſehen hat, endlich nach Beſchaffenheit der mineraliſchen Waſſer, eine braune oder ganz ſchwarze Farbe annimmt, und die- ſes iſt der allerbeſte, indem er ſchoͤn feſt, derb, und zugleich ſehr fett iſt. Wenn er bis auf die Sohle ausge- ſtochen iſt, findet ſich ein weiß ſan- diger und kieſiger Boden. Die Groͤße, nach welcher der ſaͤchſiſche Torf geſtochen wird, iſt wegen des unterſchiedlichen Bodens und dar- innen vorfallenden Verhinderungen nicht einerley. Jnsgemein wird ein Stuͤck, weil es im Abtrocknen ſehr ſchwindet, 1½ Vierthel bis ½ Elle lang, 4 bis 6 Zoll dick, und ſo breit, als es der Spaten aus- traͤgt, geſtochen; und ob man gleich ſolche laͤnger, breiter und dicker ſte- chen koͤnnte: ſo iſt es doch um des- willen nicht rathſam, weil ſolche Stuͤcke, ihrer Schwere halber, im Fortſchaffen und Abtrocknen zerfal- len wuͤrden, auch viele Zeit zum Abtrocknen haben muͤſſen. Dieſer Torf iſt an gedachten Orten um ſo viel nuͤtzlicher, weil er nicht nur ro- he zur Feurung zu gebrauchen; ſon- dern ſich auch verkohlen laͤßt, und daher bey den dortigen Schmelz-und Hammerwerken dienet. Jm (b) meißniſchen Kreiſe, wird auf dem Buͤhlauer Reviere Torf geſtochen, der ſehr gut brennt. Jn der (c) Oberlauſitz wird zu Herwigsdorf, hey Zittau, eine Art brennender Er- de gefunden, ſo dem Torfe gleicht; zu Tauchritz aber, zwiſchen Zit- tau und Goͤrlitz, wird itzo wirklich der beſte Torf gegraben, dergleichen ſich auch an andern Or- ten geaͤußert hat. Jn (d) Nie- derſachſen und (e) Weſtphalen, vornehmlich in den an der Nordſee gelegenen Provinzen dieſer Kreiſe, als Holſtein, Bremen, Verden, Ol- denburg, Oſtfrießland ꝛc. wird eben- falls viel Torf gegraben, wel- cher theils Raſentorf, und theils Moor- oder Sumpftorf iſt. Jn dem Herzogthume Magdeburg giebt es ſonderlich in dem Saalkreiſe bey Dieskau, zu Riedeburg, bey Tam- mendorf, und laͤngſt der Fuhne un- weit Schortwitz, Torf, welchen letzten auch ſeit ungefaͤhr zwanzig Jahren der Fuͤrſt von Anhalt-Coͤ- then G 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [103]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/109>, abgerufen am 03.05.2024.