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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tombut
angeschmieret wird, da es doch nur
Tombac ist.

Tombut, oder Tombuto, die
Hauptstadt des Königreichs Gago
in Africa, wohin die Araber aus
den Königreichen Marocco und Sus,
und vornehmlich diese letzten, einen
sehr beträchtlichen Handel treiben,
sonderlich mit Salz, welches sie da-
hin führen, und gegen andere Waa-
ren vertauschen. Die Reise dieser
Kaufleute aus Marocco und Sus
geschieht vermittelst der Cafilas,
welches africanische Caravanen sind.
Sie bringen ihre Waaren auf Ka-
meelen und Dromedarien dahin,
weil solche nicht allein sehr schwere
Lasten tragen, sondern auch sehr
mäßig sind, und insonderheit we-
nig trinken, welches unumgänglich
nöthig ist, um eine Wüste von mehr
denn 200 Meilen zu durchreisen, die
man das Sandmeer nennet, und
durch welche man fast alles Wasser,
und schlechterdings alle, so wol für
Menschen als für Vieh nöthige Le-
bensmittel mit sich führen muß.
Diese Cafila langet erst nach einer
zweymonatlichen Reise zu Tombut
an, weil sie nur des Nachts reiset,
und sich auf ihrem Wege bloß nach
dem Compasse, und dem Auf- und
Untergange der Sonne richtet. Das
Sandmeer, durch welches diese Rei-
se geht, fängt sich 100 Meilen von
Marocco an, und ist 200 Meilen
lang, und wenn man durch dasselbe
hindurch ist, so hat man noch 100
Meilen zu reisen, ehe man in das
Königreich Gago kömmt. Mitten
in dieser großen Wüste, findet man
gleichsam durch ein Wunderwerk,
verschiedene Brunnen mit einem
sehr frischen Wasser, ohne welches
ohnmöglich wäre, sie zu durchreisen.
Das Wasser aus diesen Brunnen,
dienet die Cafila zu erfrischen, und
die Schläuche oder Bockhäute an-
zufüllen, deren man sich bedienet,
um dieses Wasser fort zu bringen.
[Spaltenumbruch]

Tombut
Unweit dieser Brunnen befinden sich
auch einige Salzwerke, die ein sehr
weißes Salz liefern. Mit diesem
Salze werden von der Cafila ein
Theil der Camele beladen, und es
ist solches die beste und bisweilen
die einzige Waare, die man zu Tom-
but gegen Goldstaub vertauschet.
Jedoch werden auch Tücher, Sar-
schen von verschiedenen Farben, als
blau, grün, violet, gelb, und roth,
Glasperlen, gearbeitete Corallen,
Papier, Kupfer, Becken und andere
Gefäße dahin geführet. Die Re-
tourwaaren,
welche die Kaufleute
dieser Cafila dafür wieder mit zu-
rück nehmen, bestehen in 3000 Cent-
ner Datteln, welche sie ihrem Lande
für 2 Thaler den Centner verkaufen,
1200 Centner Senesblättern zu
15 Thalern, Strausfedern für 15000
Thaler, 800 bis 1000 Sclaven, und
1000 Mark Gold, etwas Leinwand,
und europäischen Eisen- und Kram-
waaren. Die Art, wie die Ara-
ber aus Marocco und Sus, und die
Negers von Tombut mit einander
handeln, ist gar zu artig, und gar
zu besonders, als daß wir nicht et-
was davon sagen sollten. So bald
die Cafila an demjenigen Orte an-
gelanget ist, wo beyde Nationen
mit einander zu handeln pflegen;
so schickt der Alcair, der an diesem
Orte zu befehlen hat, oder der Kö-
nig selbst, wann er zu gegen ist,
ihr Abgeordnete entgegen, die solche
mit vielen Ceremonien empfangen
müssen, mit welchen Abgeordneten
er zugleich einen unter den Negers
wohnenden Araber mit schickt, der
die Namen der mit dieser Cafila ge-
kommenen und mit Salz oder an-
dern Waaren handelnden Kaufleute
merken, und ihnen zugleich sagen
muß, daß der Handel, um allen
Streit und Unordnung zu vermei-
den, zwischen beyden Theilen, ohne
mit einander zu reden, geschehen
solle, welches auch weit heiliger be-

obachtet

[Spaltenumbruch]

Tombut
angeſchmieret wird, da es doch nur
Tombac iſt.

Tombut, oder Tombuto, die
Hauptſtadt des Koͤnigreichs Gago
in Africa, wohin die Araber aus
den Koͤnigreichen Marocco und Sus,
und vornehmlich dieſe letzten, einen
ſehr betraͤchtlichen Handel treiben,
ſonderlich mit Salz, welches ſie da-
hin fuͤhren, und gegen andere Waa-
ren vertauſchen. Die Reiſe dieſer
Kaufleute aus Marocco und Sus
geſchieht vermittelſt der Cafilas,
welches africaniſche Caravanen ſind.
Sie bringen ihre Waaren auf Ka-
meelen und Dromedarien dahin,
weil ſolche nicht allein ſehr ſchwere
Laſten tragen, ſondern auch ſehr
maͤßig ſind, und inſonderheit we-
nig trinken, welches unumgaͤnglich
noͤthig iſt, um eine Wuͤſte von mehr
denn 200 Meilen zu durchreiſen, die
man das Sandmeer nennet, und
durch welche man faſt alles Waſſer,
und ſchlechterdings alle, ſo wol fuͤr
Menſchen als fuͤr Vieh noͤthige Le-
bensmittel mit ſich fuͤhren muß.
Dieſe Cafila langet erſt nach einer
zweymonatlichen Reiſe zu Tombut
an, weil ſie nur des Nachts reiſet,
und ſich auf ihrem Wege bloß nach
dem Compaſſe, und dem Auf- und
Untergange der Sonne richtet. Das
Sandmeer, durch welches dieſe Rei-
ſe geht, faͤngt ſich 100 Meilen von
Marocco an, und iſt 200 Meilen
lang, und wenn man durch daſſelbe
hindurch iſt, ſo hat man noch 100
Meilen zu reiſen, ehe man in das
Koͤnigreich Gago koͤmmt. Mitten
in dieſer großen Wuͤſte, findet man
gleichſam durch ein Wunderwerk,
verſchiedene Brunnen mit einem
ſehr friſchen Waſſer, ohne welches
ohnmoͤglich waͤre, ſie zu durchreiſen.
Das Waſſer aus dieſen Brunnen,
dienet die Cafila zu erfriſchen, und
die Schlaͤuche oder Bockhaͤute an-
zufuͤllen, deren man ſich bedienet,
um dieſes Waſſer fort zu bringen.
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Tombut
Unweit dieſer Brunnen befinden ſich
auch einige Salzwerke, die ein ſehr
weißes Salz liefern. Mit dieſem
Salze werden von der Cafila ein
Theil der Camele beladen, und es
iſt ſolches die beſte und bisweilen
die einzige Waare, die man zu Tom-
but gegen Goldſtaub vertauſchet.
Jedoch werden auch Tuͤcher, Sar-
ſchen von verſchiedenen Farben, als
blau, gruͤn, violet, gelb, und roth,
Glasperlen, gearbeitete Corallen,
Papier, Kupfer, Becken und andere
Gefaͤße dahin gefuͤhret. Die Re-
tourwaaren,
welche die Kaufleute
dieſer Cafila dafuͤr wieder mit zu-
ruͤck nehmen, beſtehen in 3000 Cent-
ner Datteln, welche ſie ihrem Lande
fuͤr 2 Thaler den Centner verkaufen,
1200 Centner Senesblaͤttern zu
15 Thalern, Strausfedern fuͤr 15000
Thaler, 800 bis 1000 Sclaven, und
1000 Mark Gold, etwas Leinwand,
und europaͤiſchen Eiſen- und Kram-
waaren. Die Art, wie die Ara-
ber aus Marocco und Sus, und die
Negers von Tombut mit einander
handeln, iſt gar zu artig, und gar
zu beſonders, als daß wir nicht et-
was davon ſagen ſollten. So bald
die Cafila an demjenigen Orte an-
gelanget iſt, wo beyde Nationen
mit einander zu handeln pflegen;
ſo ſchickt der Alcair, der an dieſem
Orte zu befehlen hat, oder der Koͤ-
nig ſelbſt, wann er zu gegen iſt,
ihr Abgeordnete entgegen, die ſolche
mit vielen Ceremonien empfangen
muͤſſen, mit welchen Abgeordneten
er zugleich einen unter den Negers
wohnenden Araber mit ſchickt, der
die Namen der mit dieſer Cafila ge-
kommenen und mit Salz oder an-
dern Waaren handelnden Kaufleute
merken, und ihnen zugleich ſagen
muß, daß der Handel, um allen
Streit und Unordnung zu vermei-
den, zwiſchen beyden Theilen, ohne
mit einander zu reden, geſchehen
ſolle, welches auch weit heiliger be-

obachtet
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[[94]/0100] Tombut Tombut angeſchmieret wird, da es doch nur Tombac iſt. Tombut, oder Tombuto, die Hauptſtadt des Koͤnigreichs Gago in Africa, wohin die Araber aus den Koͤnigreichen Marocco und Sus, und vornehmlich dieſe letzten, einen ſehr betraͤchtlichen Handel treiben, ſonderlich mit Salz, welches ſie da- hin fuͤhren, und gegen andere Waa- ren vertauſchen. Die Reiſe dieſer Kaufleute aus Marocco und Sus geſchieht vermittelſt der Cafilas, welches africaniſche Caravanen ſind. Sie bringen ihre Waaren auf Ka- meelen und Dromedarien dahin, weil ſolche nicht allein ſehr ſchwere Laſten tragen, ſondern auch ſehr maͤßig ſind, und inſonderheit we- nig trinken, welches unumgaͤnglich noͤthig iſt, um eine Wuͤſte von mehr denn 200 Meilen zu durchreiſen, die man das Sandmeer nennet, und durch welche man faſt alles Waſſer, und ſchlechterdings alle, ſo wol fuͤr Menſchen als fuͤr Vieh noͤthige Le- bensmittel mit ſich fuͤhren muß. Dieſe Cafila langet erſt nach einer zweymonatlichen Reiſe zu Tombut an, weil ſie nur des Nachts reiſet, und ſich auf ihrem Wege bloß nach dem Compaſſe, und dem Auf- und Untergange der Sonne richtet. Das Sandmeer, durch welches dieſe Rei- ſe geht, faͤngt ſich 100 Meilen von Marocco an, und iſt 200 Meilen lang, und wenn man durch daſſelbe hindurch iſt, ſo hat man noch 100 Meilen zu reiſen, ehe man in das Koͤnigreich Gago koͤmmt. Mitten in dieſer großen Wuͤſte, findet man gleichſam durch ein Wunderwerk, verſchiedene Brunnen mit einem ſehr friſchen Waſſer, ohne welches ohnmoͤglich waͤre, ſie zu durchreiſen. Das Waſſer aus dieſen Brunnen, dienet die Cafila zu erfriſchen, und die Schlaͤuche oder Bockhaͤute an- zufuͤllen, deren man ſich bedienet, um dieſes Waſſer fort zu bringen. Unweit dieſer Brunnen befinden ſich auch einige Salzwerke, die ein ſehr weißes Salz liefern. Mit dieſem Salze werden von der Cafila ein Theil der Camele beladen, und es iſt ſolches die beſte und bisweilen die einzige Waare, die man zu Tom- but gegen Goldſtaub vertauſchet. Jedoch werden auch Tuͤcher, Sar- ſchen von verſchiedenen Farben, als blau, gruͤn, violet, gelb, und roth, Glasperlen, gearbeitete Corallen, Papier, Kupfer, Becken und andere Gefaͤße dahin gefuͤhret. Die Re- tourwaaren, welche die Kaufleute dieſer Cafila dafuͤr wieder mit zu- ruͤck nehmen, beſtehen in 3000 Cent- ner Datteln, welche ſie ihrem Lande fuͤr 2 Thaler den Centner verkaufen, 1200 Centner Senesblaͤttern zu 15 Thalern, Strausfedern fuͤr 15000 Thaler, 800 bis 1000 Sclaven, und 1000 Mark Gold, etwas Leinwand, und europaͤiſchen Eiſen- und Kram- waaren. Die Art, wie die Ara- ber aus Marocco und Sus, und die Negers von Tombut mit einander handeln, iſt gar zu artig, und gar zu beſonders, als daß wir nicht et- was davon ſagen ſollten. So bald die Cafila an demjenigen Orte an- gelanget iſt, wo beyde Nationen mit einander zu handeln pflegen; ſo ſchickt der Alcair, der an dieſem Orte zu befehlen hat, oder der Koͤ- nig ſelbſt, wann er zu gegen iſt, ihr Abgeordnete entgegen, die ſolche mit vielen Ceremonien empfangen muͤſſen, mit welchen Abgeordneten er zugleich einen unter den Negers wohnenden Araber mit ſchickt, der die Namen der mit dieſer Cafila ge- kommenen und mit Salz oder an- dern Waaren handelnden Kaufleute merken, und ihnen zugleich ſagen muß, daß der Handel, um allen Streit und Unordnung zu vermei- den, zwiſchen beyden Theilen, ohne mit einander zu reden, geſchehen ſolle, welches auch weit heiliger be- obachtet

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/100>, abgerufen am 28.11.2024.