"ist, ihm einige Dienste zu thun; ja er ist stumm "und tumm, und hat einen schlimmen Aussatz an "sich, so daß er sich zu den Edel-Knaben, die wei- "se, gelehrt, wohl erzogen und gesittet sind, nur "gar nicht schicket: Er wird den Spott zum Scha- "den kriegen, und bald wieder frohe seyn, wann "wir ihne wieder annehmen, und mit uns von un- "sern Rüben, Rinden und Kabis-Stortzen (wie "alles, was die sündhaffte Welt ist und hat, aufs "beste genommen, nicht einmahl so gut ist, in "Vergleichung dessen, was GOtt seinen Bunds- "Genossen zugetheilet) essen lassen."
f) Die allerwenigste wagen es, und dencken: "Wer weiß, ob nicht etwas an der Sache seye? "Wir wollen es probieren, es ist um einen Gang "zu thun; gerath es nicht, so verliere ich doch nichts "dabey; geräth es aber, so werde ich ein glückhaff- "ter Mensch: Wie mag es der Fürst an mich "zürnen, wann ich ihn für einen Biedermann hal- "te, und ihm glaube? Jst das Gerücht wahr von "ihm, so ist seines gleichen in der Freundlichkeit, "Glückhafftigkeit, Gütigkeit und liebreichen We- "sen unter der Sonnen nicht. Jch darff ihn wohl "selber fragen, ob ich es recht verstanden habe, "daß er mich Blut-armen Knaben (Mägdlein) "bey sich haben, und mir seine süsseste Niedlichkei- "ten. theuersten Schätze, Fürstliche Lustbar- und "Herrlichkeiten gemein machen wolle. Jsts nicht, "so wird er mich deswegen nicht tödten, daß ich "ein so gutes Zutrauen zu ihme, und demselben "gefolget habe; Jsts aber, so wird mein Zustand "trefflich ins Gute verändert, und ich komme auf
"die-
Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
“iſt, ihm einige Dienſte zu thun; ja er iſt ſtumm “und tumm, und hat einen ſchlimmen Auſſatz an “ſich, ſo daß er ſich zu den Edel-Knaben, die wei- “ſe, gelehrt, wohl erzogen und geſittet ſind, nur “gar nicht ſchicket: Er wird den Spott zum Scha- “den kriegen, und bald wieder frohe ſeyn, wann “wir ihne wieder annehmen, und mit uns von un- “ſern Ruͤben, Rinden und Kabis-Stortzen (wie “alles, was die ſuͤndhaffte Welt iſt und hat, aufs “beſte genommen, nicht einmahl ſo gut iſt, in “Vergleichung deſſen, was GOtt ſeinen Bunds- “Genoſſen zugetheilet) eſſen laſſen.”
f) Die allerwenigſte wagen es, und dencken: „Wer weiß, ob nicht etwas an der Sache ſeye? “Wir wollen es probieren, es iſt um einen Gang “zu thun; gerath es nicht, ſo verliere ich doch nichts “dabey; geraͤth es aber, ſo werde ich ein gluͤckhaff- “ter Menſch: Wie mag es der Fuͤrſt an mich “zuͤrnen, wann ich ihn fuͤr einen Biedermann hal- “te, und ihm glaube? Jſt das Geruͤcht wahr von “ihm, ſo iſt ſeines gleichen in der Freundlichkeit, “Gluͤckhafftigkeit, Guͤtigkeit und liebreichen We- “ſen unter der Sonnen nicht. Jch darff ihn wohl “ſelber fragen, ob ich es recht verſtanden habe, “daß er mich Blut-armen Knaben (Maͤgdlein) “bey ſich haben, und mir ſeine ſuͤſſeſte Niedlichkei- “ten. theuerſten Schaͤtze, Fuͤrſtliche Luſtbar- und “Herrlichkeiten gemein machen wolle. Jſts nicht, “ſo wird er mich deswegen nicht toͤdten, daß ich “ein ſo gutes Zutrauen zu ihme, und demſelben “gefolget habe; Jſts aber, ſo wird mein Zuſtand “trefflich ins Gute veraͤndert, und ich komme auf
“die-
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Cap. 5. Die fuͤnffte Quelle
“iſt, ihm einige Dienſte zu thun; ja er iſt ſtumm
“und tumm, und hat einen ſchlimmen Auſſatz an
“ſich, ſo daß er ſich zu den Edel-Knaben, die wei-
“ſe, gelehrt, wohl erzogen und geſittet ſind, nur
“gar nicht ſchicket: Er wird den Spott zum Scha-
“den kriegen, und bald wieder frohe ſeyn, wann
“wir ihne wieder annehmen, und mit uns von un-
“ſern Ruͤben, Rinden und Kabis-Stortzen (wie
“alles, was die ſuͤndhaffte Welt iſt und hat, aufs
“beſte genommen, nicht einmahl ſo gut iſt, in
“Vergleichung deſſen, was GOtt ſeinen Bunds-
“Genoſſen zugetheilet) eſſen laſſen.”
f) Die allerwenigſte wagen es, und dencken:
„Wer weiß, ob nicht etwas an der Sache ſeye?
“Wir wollen es probieren, es iſt um einen Gang
“zu thun; gerath es nicht, ſo verliere ich doch nichts
“dabey; geraͤth es aber, ſo werde ich ein gluͤckhaff-
“ter Menſch: Wie mag es der Fuͤrſt an mich
“zuͤrnen, wann ich ihn fuͤr einen Biedermann hal-
“te, und ihm glaube? Jſt das Geruͤcht wahr von
“ihm, ſo iſt ſeines gleichen in der Freundlichkeit,
“Gluͤckhafftigkeit, Guͤtigkeit und liebreichen We-
“ſen unter der Sonnen nicht. Jch darff ihn wohl
“ſelber fragen, ob ich es recht verſtanden habe,
“daß er mich Blut-armen Knaben (Maͤgdlein)
“bey ſich haben, und mir ſeine ſuͤſſeſte Niedlichkei-
“ten. theuerſten Schaͤtze, Fuͤrſtliche Luſtbar- und
“Herrlichkeiten gemein machen wolle. Jſts nicht,
“ſo wird er mich deswegen nicht toͤdten, daß ich
“ein ſo gutes Zutrauen zu ihme, und demſelben
“gefolget habe; Jſts aber, ſo wird mein Zuſtand
“trefflich ins Gute veraͤndert, und ich komme auf
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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/318>, abgerufen am 17.07.2024.
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