behalten, und nicht leichtsinnig zu verliehren, was wir erarbeitet haben: Non minor est virtus, quam quaerere parta tueri. Behal- te fleißig was du hast; Nothleyden ist ein böser Gast.
1. Man senckt sich schnell ins Meer, in tieffen Liebes-Grunde, Wann man nach manchem Schritt das Uffer hat erreicht; Doch brauchts nicht minder Ernst zu wachen jede Stunde, Weil sonst der arge Feind die schöne Perl erschleicht.
2. So bald die Morgen-Röth der Gnaden uns aufgehet, So steht die Seel geschmückt in JEsu Liberey. Doch wer den gantzen Tag nicht stäts in Sorgen stehn Deß Kleid ist Abends kaum von allen Flecken frey.
3. Der Feind wird leicht verjagt, die Vestung eingenommen. Der erste Buß-Kampf ist nie sonder grosse Krafft. Doch wie von vielen hat man hie und da vernommen, Daß sie verlohren den, der Sieg und Heyl geschafft.
4. Wer nur den edlen Schatz, ohn Schaden will heimbringen, Der muß behutsam seyn, beständig in dem Streit, Nur sehn auf JEsu Winck, durch alle Feinde tringen; So langt er sigend an im Reich der Ewigkeit.
§. 11. O wie bald ist so eine kleine Perl verlohren oder gestohlen, einDaß man kan leicht- lich zu Schaden kommen. Kleinod tragen die Räuber leicht davon. Die Filou und Spitzbuben so aus dem Paradieß kommen (ich meine die gefallene Engel) sind in ihren Kunst-Griffen weit behender, listiger und schädlicher, als die von Paris. Darum behalt was du hast, daß niemand deine Crone nehme und dir vorlauffe im Recht der Erstgeburt, wie Ja- cob dem Esau, und Perez dem Selah; Ja daß nicht du endlich als ein faul Glied von der Kirchen abgeschnitten und als ein verdorrter Rebe über die Maur hinaus geworffen werdest. O HErr! ich förchte mich vor deinen gerechten Gerichten, daß mir die Haut schauerta.
Wie leicht kan man durch die Länge der Zeit und eine verstellte Gleiß- nerey des Bößwichts unachtsam werden und JEsum um ein geringes
wieder
aPsal. CXIX. 120.
M m m m m 3
uͤber die himmliſche Perle.
behalten, und nicht leichtſinnig zu verliehren, was wir erarbeitet haben: Non minor eſt virtus, quàm quærere parta tueri. Behal- te fleißig was du haſt; Nothleyden iſt ein boͤſer Gaſt.
1. Man ſenckt ſich ſchnell ins Meer, in tieffen Liebes-Grunde, Wann man nach manchem Schritt das Uffer hat erreicht; Doch brauchts nicht minder Ernſt zu wachen jede Stunde, Weil ſonſt der arge Feind die ſchoͤne Perl erſchleicht.
2. So bald die Morgen-Roͤth der Gnaden uns aufgehet, So ſteht die Seel geſchmuͤckt in JEſu Liberey. Doch wer den gantzen Tag nicht ſtaͤts in Sorgen ſtehn Deß Kleid iſt Abends kaum von allen Flecken frey.
3. Der Feind wird leicht verjagt, die Veſtung eingenommen. Der erſte Buß-Kampf iſt nie ſonder groſſe Krafft. Doch wie von vielen hat man hie und da vernommen, Daß ſie verlohren den, der Sieg und Heyl geſchafft.
4. Wer nur den edlen Schatz, ohn Schaden will heimbringen, Der muß behutſam ſeyn, beſtaͤndig in dem Streit, Nur ſehn auf JEſu Winck, durch alle Feinde tringen; So langt er ſigend an im Reich der Ewigkeit.
§. 11. O wie bald iſt ſo eine kleine Perl verlohren oder geſtohlen, einDaß man kan leicht- lich zu Schaden kommen. Kleinod tragen die Raͤuber leicht davon. Die Filou und Spitzbuben ſo aus dem Paradieß kommen (ich meine die gefallene Engel) ſind in ihren Kunſt-Griffen weit behender, liſtiger und ſchaͤdlicher, als die von Paris. Darum behalt was du haſt, daß niemand deine Crone nehme und dir vorlauffe im Recht der Erſtgeburt, wie Ja- cob dem Eſau, und Perez dem Selah; Ja daß nicht du endlich als ein faul Glied von der Kirchen abgeſchnitten und als ein verdorrter Rebe uͤber die Maur hinaus geworffen werdeſt. O HErr! ich foͤrchte mich vor deinen gerechten Gerichten, daß mir die Haut ſchauerta.
Wie leicht kan man durch die Laͤnge der Zeit und eine verſtellte Gleiß- nerey des Boͤßwichts unachtſam werden und JEſum um ein geringes
wieder
aPſal. CXIX. 120.
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haben: Non minor eſt virtus, quàm quærere parta tueri. Behal-
te fleißig was du haſt; Nothleyden iſt ein boͤſer Gaſt.
1.
Man ſenckt ſich ſchnell ins Meer, in tieffen Liebes-Grunde,
Wann man nach manchem Schritt das Uffer hat erreicht;
Doch brauchts nicht minder Ernſt zu wachen jede Stunde,
Weil ſonſt der arge Feind die ſchoͤne Perl erſchleicht.
2.
So bald die Morgen-Roͤth der Gnaden uns aufgehet,
So ſteht die Seel geſchmuͤckt in JEſu Liberey.
Doch wer den gantzen Tag nicht ſtaͤts in Sorgen ſtehn
Deß Kleid iſt Abends kaum von allen Flecken frey.
3.
Der Feind wird leicht verjagt, die Veſtung eingenommen.
Der erſte Buß-Kampf iſt nie ſonder groſſe Krafft.
Doch wie von vielen hat man hie und da vernommen,
Daß ſie verlohren den, der Sieg und Heyl geſchafft.
4.
Wer nur den edlen Schatz, ohn Schaden will heimbringen,
Der muß behutſam ſeyn, beſtaͤndig in dem Streit,
Nur ſehn auf JEſu Winck, durch alle Feinde tringen;
So langt er ſigend an im Reich der Ewigkeit.
§. 11. O wie bald iſt ſo eine kleine Perl verlohren oder geſtohlen, ein
Kleinod tragen die Raͤuber leicht davon. Die Filou und Spitzbuben
ſo aus dem Paradieß kommen (ich meine die gefallene Engel) ſind in
ihren Kunſt-Griffen weit behender, liſtiger und ſchaͤdlicher, als die von
Paris. Darum behalt was du haſt, daß niemand deine
Crone nehme und dir vorlauffe im Recht der Erſtgeburt, wie Ja-
cob dem Eſau, und Perez dem Selah; Ja daß nicht du endlich als ein
faul Glied von der Kirchen abgeſchnitten und als ein verdorrter Rebe
uͤber die Maur hinaus geworffen werdeſt. O HErr! ich foͤrchte
mich vor deinen gerechten Gerichten, daß mir die Haut
ſchauert a.
Daß man
kan leicht-
lich zu
Schaden
kommen.
Wie leicht kan man durch die Laͤnge der Zeit und eine verſtellte Gleiß-
nerey des Boͤßwichts unachtſam werden und JEſum um ein geringes
wieder
a Pſal. CXIX. 120.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 829. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/925>, abgerufen am 21.11.2024.
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