lang gehet es offt, ehe das Sämlein des seligmachenden Glaubens im Hertzen Wurtzel gewinnet, und muß durch manchen harten Streit, Creutz und Ungewitter durchbrechen, ehe das Hertz den Glauben mit seiner friedseligen Krafft recht fühlet, und sich der Besitzung der Perl vor GOtt innig und gründlich erfreuen kan.
Weilen man das Erhandel- te eigen- thumlich besitzt,
§. 9. 3. Gleich wie man das Gekauffte und Erhandelte besitzt und genießt als das Seinige, also ist JEsus, nach recht hertzlicher Selbst- und Welt-Verlaugnung, warlich unser mit allen seinen Schätzen, wie froh wird die Seel darüber, wann sie die erblickt! Ja auch alles das Gute und die Gnaden, so in der streitenden und triumphierenden Kirch zu finden, werden unser, uns zu grosser Won- ne im Glauben und Liebe Christi vorgestellt, als ein Göttlicher Lust- Garten mit tausend mahl tausend Blumen und Gewächsen: O wun- derbahre Handlung! einer hat alle und alles, und alle haben eins! Und wie mag man wohl ein vergnügter Leben finden als in der Versi- cherung des Himmels; Jener fromme Parlaments-Herr in Engelland genose mehr als dreyßig Jahr die Gewißheit der ewigen Gnad GOt- tes unverruckt, in dem er fleißige Wacht über sein Hertz und seinen Wegen hielte, da er im fünffzehenden Jahr seines Alters von GOTT kräfftig gezogen und bekehrt ward, daß er von der Zeit an vornahm mit unserm weisen Kauffmann alles zu verkauffen um der köstlichen Perlen willen. Paulus ermahnet uns, daß wir nicht träg werden, sondern Nachfolger deren, die durch Gedult und Glauben die Verheissungen ererbeta. Allein man will ihnen lieber nachsehen als nachgehen, lieber nachschwätzen als nach- setzen; Doch ist diß noch ein Segen, wann man denen Heiligen als Besitzern der Perl, Liebe und Gunst erweiset, und sich dieselben zu Freunden macht, damit man durch sie aufgenommen werde in die ewi- gen Hütten, nach dem Rath des HErren JEsu b. Es ist unbegreiff- lich, was die gläubige Vorbitt eines Günstlings Christi schon hier auf Erden vor Segen bringt denen, die des Gnaden-Oels und der Lie- be GOttes begierig sind.
und wei- len man es sorgfäl- tig ver- wahren muß.
§. 10. 4. Gleichwie niemand gern verwarloset, woran er sein Haab und Gut gespendiert und Leib und Leben daran gewagt: Also sucht man mit heiliger Sorg und wachtsamer Forcht JEsum und sein Reich, sei- ne Freyheit, Ruh, Gemeinschafft zu verwahren, GOtt in Hulden zu
behalten
aHebr. VI. 12.
bLuc. XVI. 9.
Betrachtungen
lang gehet es offt, ehe das Saͤmlein des ſeligmachenden Glaubens im Hertzen Wurtzel gewinnet, und muß durch manchen harten Streit, Creutz und Ungewitter durchbrechen, ehe das Hertz den Glauben mit ſeiner friedſeligen Krafft recht fuͤhlet, und ſich der Beſitzung der Perl vor GOtt innig und gruͤndlich erfreuen kan.
Weilen man das Erhandel- te eigen- thumlich beſitzt,
§. 9. 3. Gleich wie man das Gekauffte und Erhandelte beſitzt und genießt als das Seinige, alſo iſt JEſus, nach recht hertzlicher Selbſt- und Welt-Verlaugnung, warlich unſer mit allen ſeinen Schaͤtzen, wie froh wird die Seel daruͤber, wann ſie die erblickt! Ja auch alles das Gute und die Gnaden, ſo in der ſtreitenden und triumphierenden Kirch zu finden, werden unſer, uns zu groſſer Won- ne im Glauben und Liebe Chriſti vorgeſtellt, als ein Goͤttlicher Luſt- Garten mit tauſend mahl tauſend Blumen und Gewaͤchſen: O wun- derbahre Handlung! einer hat alle und alles, und alle haben eins! Und wie mag man wohl ein vergnuͤgter Leben finden als in der Verſi- cherung des Himmels; Jener fromme Parlaments-Herr in Engelland genoſe mehr als dreyßig Jahr die Gewißheit der ewigen Gnad GOt- tes unverruckt, in dem er fleißige Wacht uͤber ſein Hertz und ſeinen Wegen hielte, da er im fuͤnffzehenden Jahr ſeines Alters von GOTT kraͤfftig gezogen und bekehrt ward, daß er von der Zeit an vornahm mit unſerm weiſen Kauffmann alles zu verkauffen um der koͤſtlichen Perlen willen. Paulus ermahnet uns, daß wir nicht traͤg werden, ſondern Nachfolger deren, die durch Gedult und Glauben die Verheiſſungen ererbeta. Allein man will ihnen lieber nachſehen als nachgehen, lieber nachſchwaͤtzen als nach- ſetzen; Doch iſt diß noch ein Segen, wann man denen Heiligen als Beſitzern der Perl, Liebe und Gunſt erweiſet, und ſich dieſelben zu Freunden macht, damit man durch ſie aufgenommen werde in die ewi- gen Huͤtten, nach dem Rath des HErren JEſu b. Es iſt unbegreiff- lich, was die glaͤubige Vorbitt eines Guͤnſtlings Chriſti ſchon hier auf Erden vor Segen bringt denen, die des Gnaden-Oels und der Lie- be GOttes begierig ſind.
und wei- len man es ſorgfaͤl- tig ver- wahren muß.
§. 10. 4. Gleichwie niemand gern verwarloſet, woran er ſein Haab und Gut geſpendiert und Leib und Leben daran gewagt: Alſo ſucht man mit heiliger Sorg und wachtſamer Forcht JEſum und ſein Reich, ſei- ne Freyheit, Ruh, Gemeinſchafft zu verwahren, GOtt in Hulden zu
behalten
aHebr. VI. 12.
bLuc. XVI. 9.
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Betrachtungen
lang gehet es offt, ehe das Saͤmlein des ſeligmachenden Glaubens
im Hertzen Wurtzel gewinnet, und muß durch manchen harten Streit,
Creutz und Ungewitter durchbrechen, ehe das Hertz den Glauben mit
ſeiner friedſeligen Krafft recht fuͤhlet, und ſich der Beſitzung der Perl
vor GOtt innig und gruͤndlich erfreuen kan.
§. 9. 3. Gleich wie man das Gekauffte und Erhandelte beſitzt
und genießt als das Seinige, alſo iſt JEſus, nach recht hertzlicher
Selbſt- und Welt-Verlaugnung, warlich unſer mit allen ſeinen
Schaͤtzen, wie froh wird die Seel daruͤber, wann ſie die erblickt!
Ja auch alles das Gute und die Gnaden, ſo in der ſtreitenden und
triumphierenden Kirch zu finden, werden unſer, uns zu groſſer Won-
ne im Glauben und Liebe Chriſti vorgeſtellt, als ein Goͤttlicher Luſt-
Garten mit tauſend mahl tauſend Blumen und Gewaͤchſen: O wun-
derbahre Handlung! einer hat alle und alles, und alle haben eins!
Und wie mag man wohl ein vergnuͤgter Leben finden als in der Verſi-
cherung des Himmels; Jener fromme Parlaments-Herr in Engelland
genoſe mehr als dreyßig Jahr die Gewißheit der ewigen Gnad GOt-
tes unverruckt, in dem er fleißige Wacht uͤber ſein Hertz und ſeinen
Wegen hielte, da er im fuͤnffzehenden Jahr ſeines Alters von GOTT
kraͤfftig gezogen und bekehrt ward, daß er von der Zeit an vornahm
mit unſerm weiſen Kauffmann alles zu verkauffen um der koͤſtlichen
Perlen willen. Paulus ermahnet uns, daß wir nicht traͤg
werden, ſondern Nachfolger deren, die durch Gedult
und Glauben die Verheiſſungen ererbet a. Allein man
will ihnen lieber nachſehen als nachgehen, lieber nachſchwaͤtzen als nach-
ſetzen; Doch iſt diß noch ein Segen, wann man denen Heiligen als
Beſitzern der Perl, Liebe und Gunſt erweiſet, und ſich dieſelben zu
Freunden macht, damit man durch ſie aufgenommen werde in die ewi-
gen Huͤtten, nach dem Rath des HErren JEſu b. Es iſt unbegreiff-
lich, was die glaͤubige Vorbitt eines Guͤnſtlings Chriſti ſchon hier
auf Erden vor Segen bringt denen, die des Gnaden-Oels und der Lie-
be GOttes begierig ſind.
§. 10. 4. Gleichwie niemand gern verwarloſet, woran er ſein Haab
und Gut geſpendiert und Leib und Leben daran gewagt: Alſo ſucht man
mit heiliger Sorg und wachtſamer Forcht JEſum und ſein Reich, ſei-
ne Freyheit, Ruh, Gemeinſchafft zu verwahren, GOtt in Hulden zu
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a Hebr. VI. 12.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/924>, abgerufen am 22.11.2024.
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