und die Gleichförmigkeit seines Todes mag wohl ein bitteres Saltz- Meer der Natur seyn, darinn der Mensch hinunter steigen muß.
§. 10. Und was hält die Welt vom Evangelio? Hält sie solches vorJa Er ists auch noch in der meisten Nahm- Christen Augen, die allerhöchste, nöthigste und nutzlichste Weißheit und Krafft GOt- tes zur Seeligkeit? Ach sie findt in der Predigt vom Creutz wenig Anmuth und Kostbarkeit, es ist ihr eine Aergernuß und Thorheit und wohl verdeckt, in dem der Fürst dieser Welt der Leuthen Sinn ver- blendet daß ihnen nicht scheine, als eine schöne Perl das Liecht des herrlichen Evangelii Christi. Man muß es als eins von den erstaunlich- sten Wunderen der Vorsehung des allmächtigen GOttes ansehen, daß in dieser Grund-Suppe der Welt niemand das Evangelium als un- göttlich und irrig schelten darff, ungeachtet dessen Sinn und Mey- nung unter uns ärger und gräulicher verworffen wird als unter Türcken und Heyden, die dieser Lehr nicht so schnur stracks entgegen wandlen als wie wir; so gar tieff ist und bleibt uns die darinn liegende Perl un- bekannt, also lange biß die Sonnen-Hitz der gnädigen Erleuchtung des Heil. Geistes in der Anfechtung macht, daß sich die Schaalen von einander thun.
§. 11. Und wie ein verächtlich Liechtlein sind Christi Brüder in denund ein gleiches widerfäh- ret seinen Gliedern. Gedancken der rohen, stoltzen, sicheren Welt: Sie kommen ihnen vor als elende, zerbrechliche irrdene Krüg a, weilen sie den hellen Per- len-Glantz, den Schatz der Erkanntnuß der Herrlichkeit GOttes, in ihnen nicht wissen noch sehen; Sie halten sie vor einfältige, schwach- sinnige Tropfen, als eine Kehrsal der Welt, wie Stuben-Wü- scheten b.
Sie scheinen von aussen die schlechteste Leute, Ein Schau-Spiel der Engel, ein Eckel der Welt, Und innerlich sind sie die lieblichsten Bräute, Der Zierath, die Crone, die JEsu gefällt. Das Wunder der Zeiten, Die hier sich bereiten, Den König, der unter den Lilien weydet, Zu küssen, in guldenen Stücken gekleidet.
Sie sind ein verschlossener Garten c, mit einer hohen Maur umfan- gen. Der muß den himmlischen Gärtner JEsum selbst in sich haben, von ihme bepflantzet und bearbeitet werden, und ein geistlicher Mensch
seyn,
a 2 Cor. IV. 7.
b 1 Cor. IV. 13.
c Hohel. IV. 12.
K k k k k 2
uͤber die himmliſche Perle.
und die Gleichfoͤrmigkeit ſeines Todes mag wohl ein bitteres Saltz- Meer der Natur ſeyn, darinn der Menſch hinunter ſteigen muß.
§. 10. Und was haͤlt die Welt vom Evangelio? Haͤlt ſie ſolches vorJa Er iſts auch noch in der meiſten Nahm- Chriſten Augen, die allerhoͤchſte, noͤthigſte und nutzlichſte Weißheit und Krafft GOt- tes zur Seeligkeit? Ach ſie findt in der Predigt vom Creutz wenig Anmuth und Koſtbarkeit, es iſt ihr eine Aergernuß und Thorheit und wohl verdeckt, in dem der Fuͤrſt dieſer Welt der Leuthen Sinn ver- blendet daß ihnen nicht ſcheine, als eine ſchoͤne Perl das Liecht des herrlichen Evangelii Chriſti. Man muß es als eins von den erſtaunlich- ſten Wunderen der Vorſehung des allmaͤchtigen GOttes anſehen, daß in dieſer Grund-Suppe der Welt niemand das Evangelium als un- goͤttlich und irrig ſchelten darff, ungeachtet deſſen Sinn und Mey- nung unter uns aͤrger und graͤulicher verworffen wird als unter Tuͤrcken und Heyden, die dieſer Lehr nicht ſo ſchnur ſtracks entgegen wandlen als wie wir; ſo gar tieff iſt und bleibt uns die darinn liegende Perl un- bekannt, alſo lange biß die Sonnen-Hitz der gnaͤdigen Erleuchtung des Heil. Geiſtes in der Anfechtung macht, daß ſich die Schaalen von einander thun.
§. 11. Und wie ein veraͤchtlich Liechtlein ſind Chriſti Bruͤder in denund ein gleiches widerfaͤh- ret ſeinen Gliedern. Gedancken der rohen, ſtoltzen, ſicheren Welt: Sie kommen ihnen vor als elende, zerbrechliche irrdene Kruͤg a, weilen ſie den hellen Per- len-Glantz, den Schatz der Erkanntnuß der Herrlichkeit GOttes, in ihnen nicht wiſſen noch ſehen; Sie halten ſie vor einfaͤltige, ſchwach- ſinnige Tropfen, als eine Kehrſal der Welt, wie Stuben-Wuͤ- ſcheten b.
Sie ſcheinen von auſſen die ſchlechteſte Leute, Ein Schau-Spiel der Engel, ein Eckel der Welt, Und innerlich ſind ſie die lieblichſten Braͤute, Der Zierath, die Crone, die JEſu gefaͤllt. Das Wunder der Zeiten, Die hier ſich bereiten, Den Koͤnig, der unter den Lilien weydet, Zu kuͤſſen, in guldenen Stuͤcken gekleidet.
Sie ſind ein verſchloſſener Garten c, mit einer hohen Maur umfan- gen. Der muß den himmliſchen Gaͤrtner JEſum ſelbſt in ſich haben, von ihme bepflantzet und bearbeitet werden, und ein geiſtlicher Menſch
ſeyn,
a 2 Cor. IV. 7.
b 1 Cor. IV. 13.
c Hohel. IV. 12.
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[811/0907]
uͤber die himmliſche Perle.
und die Gleichfoͤrmigkeit ſeines Todes mag wohl ein bitteres Saltz-
Meer der Natur ſeyn, darinn der Menſch hinunter ſteigen muß.
§. 10. Und was haͤlt die Welt vom Evangelio? Haͤlt ſie ſolches vor
die allerhoͤchſte, noͤthigſte und nutzlichſte Weißheit und Krafft GOt-
tes zur Seeligkeit? Ach ſie findt in der Predigt vom Creutz wenig
Anmuth und Koſtbarkeit, es iſt ihr eine Aergernuß und Thorheit und
wohl verdeckt, in dem der Fuͤrſt dieſer Welt der Leuthen Sinn ver-
blendet daß ihnen nicht ſcheine, als eine ſchoͤne Perl das Liecht des
herrlichen Evangelii Chriſti. Man muß es als eins von den erſtaunlich-
ſten Wunderen der Vorſehung des allmaͤchtigen GOttes anſehen, daß
in dieſer Grund-Suppe der Welt niemand das Evangelium als un-
goͤttlich und irrig ſchelten darff, ungeachtet deſſen Sinn und Mey-
nung unter uns aͤrger und graͤulicher verworffen wird als unter Tuͤrcken
und Heyden, die dieſer Lehr nicht ſo ſchnur ſtracks entgegen wandlen
als wie wir; ſo gar tieff iſt und bleibt uns die darinn liegende Perl un-
bekannt, alſo lange biß die Sonnen-Hitz der gnaͤdigen Erleuchtung
des Heil. Geiſtes in der Anfechtung macht, daß ſich die Schaalen von
einander thun.
Ja Er iſts
auch noch
in der
meiſten
Nahm-
Chriſten
Augen,
§. 11. Und wie ein veraͤchtlich Liechtlein ſind Chriſti Bruͤder in den
Gedancken der rohen, ſtoltzen, ſicheren Welt: Sie kommen ihnen
vor als elende, zerbrechliche irrdene Kruͤg a, weilen ſie den hellen Per-
len-Glantz, den Schatz der Erkanntnuß der Herrlichkeit GOttes, in
ihnen nicht wiſſen noch ſehen; Sie halten ſie vor einfaͤltige, ſchwach-
ſinnige Tropfen, als eine Kehrſal der Welt, wie Stuben-Wuͤ-
ſcheten b.
und ein
gleiches
widerfaͤh-
ret ſeinen
Gliedern.
Sie ſcheinen von auſſen die ſchlechteſte Leute,
Ein Schau-Spiel der Engel, ein Eckel der Welt,
Und innerlich ſind ſie die lieblichſten Braͤute,
Der Zierath, die Crone, die JEſu gefaͤllt.
Das Wunder der Zeiten,
Die hier ſich bereiten,
Den Koͤnig, der unter den Lilien weydet,
Zu kuͤſſen, in guldenen Stuͤcken gekleidet.
Sie ſind ein verſchloſſener Garten c, mit einer hohen Maur umfan-
gen. Der muß den himmliſchen Gaͤrtner JEſum ſelbſt in ſich haben,
von ihme bepflantzet und bearbeitet werden, und ein geiſtlicher Menſch
ſeyn,
a 2 Cor. IV. 7.
b 1 Cor. IV. 13.
c Hohel. IV. 12.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/907>, abgerufen am 24.11.2024.
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