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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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über die himmlische Perle.
ist wie ein Chrystall vor seinem Thron, daß er biß auf den Grund
alles deutlich erkennet, er ist auch selbst in allen Wirblen, tieffesten
Abgründen und Strudlen gewesen, hat mit Leviathan und allen sei-
nen Ungeheuren gestritten, und sie überwunden und ist versucht wor-
den in allen Dingen, gleich wie wir; Und hält alle ihme sich anver-
trauende Menschen am Seil seiner Liebes-Treue vest angemacht in
seiner Hand, und siehet jede Gefahr von weitem, und wann sie ver-
meinen zu ersauffen oder der Teufel ihnen zu nahe kommen will, so zie-
het er sie herauf, und blaset sie aufs neue an mit dem Trost des H. Gei-
stes, alldieweil der himmlische Wind solche durchtringende Tugend hat,
daß er auch eine in die tieffste Trangsals-Fluthen versunckene Seele
aufs neue beleben und anwehen kan; Uber diß vermag diese Perl den
Todten das Leben zu geben, sintemahl wer JEsum hat, der hat den
warhafftigen GOtt, und das ewige Leben, also daß wann ihn schon
der Tod und höllische Leviathan verschluckt hätten, sie ihn dennoch
nicht verdauen können, sondern müssen ihn schön frisch und gesund
wieder ausspeuen ans Land der Lebendigen. Fassest du nur die Perle
wohl, so hats keine Gefahr, sie fasset dich, als der Stärckere den
Schwächern, und führet dich mit sich durch Noth und Tod.

§. 8. Unser JEsus ist das wahre Manna a und Brod das vom Him-Gleichheit
zwischen
der Perle
und dem
Manna.

mel kommt und der Welt das Leben gibt, darum vom Manna Moses
schreibt b, daß es rund und weiß wie [fremdsprachliches Material - fehlt] welches die Arabische U-
bersetzung gibt Allulu eine Perl, sonst nennen die Araber ein Perl auch
Aljohar und Pharid und gleich wie von diesen die alte Natur-Kündiger
geschrieben, daß sie aus dem Thau der Morgen-Röthe ihre Nahrung
und Bewahrung sollen haben, so hatte auch das Manna unten und oben
Thau zu dessen Gedächtnuß die Juden ihr Brod zwischen zwey Tüchern
auf den Tisch legen. Das Manna, [fremdsprachliches Material - fehlt] hatte GOtt schon bereitet, ehe
Jsrael an einigen Hunger gedachte: Sorgen sind unnütz, besudlen
das Gewissen und beleydigen GOtt. Der goldene Krug c bedeutet
ein reines Hertz, das im Ofen der Anfechtung wohl geläutert. Das
Manna hatte ein Geschmack wie Honig, nichts ist süssers und voller
Lieblichkeit als JEsus. Der Glaube findt JEsum sehr anmuthig d, der
Glaube ist gar seltsam in unsern Zeiten. Das Manna ward gekocht

und
a Joh. VI.
b Exod. XVI. 14.
c Hebr. IX. 4.
d Weißheit
XVI. 20.
K k k k k

uͤber die himmliſche Perle.
iſt wie ein Chryſtall vor ſeinem Thron, daß er biß auf den Grund
alles deutlich erkennet, er iſt auch ſelbſt in allen Wirblen, tieffeſten
Abgruͤnden und Strudlen geweſen, hat mit Leviathan und allen ſei-
nen Ungeheuren geſtritten, und ſie uͤberwunden und iſt verſucht wor-
den in allen Dingen, gleich wie wir; Und haͤlt alle ihme ſich anver-
trauende Menſchen am Seil ſeiner Liebes-Treue veſt angemacht in
ſeiner Hand, und ſiehet jede Gefahr von weitem, und wann ſie ver-
meinen zu erſauffen oder der Teufel ihnen zu nahe kommen will, ſo zie-
het er ſie herauf, und blaſet ſie aufs neue an mit dem Troſt des H. Gei-
ſtes, alldieweil der himmliſche Wind ſolche durchtringende Tugend hat,
daß er auch eine in die tieffſte Trangſals-Fluthen verſunckene Seele
aufs neue beleben und anwehen kan; Uber diß vermag dieſe Perl den
Todten das Leben zu geben, ſintemahl wer JEſum hat, der hat den
warhafftigen GOtt, und das ewige Leben, alſo daß wann ihn ſchon
der Tod und hoͤlliſche Leviathan verſchluckt haͤtten, ſie ihn dennoch
nicht verdauen koͤnnen, ſondern muͤſſen ihn ſchoͤn friſch und geſund
wieder ausſpeuen ans Land der Lebendigen. Faſſeſt du nur die Perle
wohl, ſo hats keine Gefahr, ſie faſſet dich, als der Staͤrckere den
Schwaͤchern, und fuͤhret dich mit ſich durch Noth und Tod.

§. 8. Unſer JEſus iſt das wahre Manna a und Brod das vom Him-Gleichheit
zwiſchen
der Perle
und dem
Manna.

mel kommt und der Welt das Leben gibt, darum vom Manna Moſes
ſchreibt b, daß es rund und weiß wie [fremdsprachliches Material – fehlt] welches die Arabiſche U-
berſetzung gibt Allulu eine Perl, ſonſt nennen die Araber ein Perl auch
Aljohar und Pharid und gleich wie von dieſen die alte Natur-Kuͤndiger
geſchrieben, daß ſie aus dem Thau der Morgen-Roͤthe ihre Nahrung
und Bewahrung ſollen haben, ſo hatte auch das Manna unten und oben
Thau zu deſſen Gedaͤchtnuß die Juden ihr Brod zwiſchen zwey Tuͤchern
auf den Tiſch legen. Das Manna, [fremdsprachliches Material – fehlt] hatte GOtt ſchon bereitet, ehe
Jſrael an einigen Hunger gedachte: Sorgen ſind unnuͤtz, beſudlen
das Gewiſſen und beleydigen GOtt. Der goldene Krug c bedeutet
ein reines Hertz, das im Ofen der Anfechtung wohl gelaͤutert. Das
Manna hatte ein Geſchmack wie Honig, nichts iſt ſuͤſſers und voller
Lieblichkeit als JEſus. Der Glaube findt JEſum ſehr anmuthig d, der
Glaube iſt gar ſeltſam in unſern Zeiten. Das Manna ward gekocht

und
a Joh. VI.
b Exod. XVI. 14.
c Hebr. IX. 4.
d Weißheit
XVI. 20.
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[809/0905] uͤber die himmliſche Perle. iſt wie ein Chryſtall vor ſeinem Thron, daß er biß auf den Grund alles deutlich erkennet, er iſt auch ſelbſt in allen Wirblen, tieffeſten Abgruͤnden und Strudlen geweſen, hat mit Leviathan und allen ſei- nen Ungeheuren geſtritten, und ſie uͤberwunden und iſt verſucht wor- den in allen Dingen, gleich wie wir; Und haͤlt alle ihme ſich anver- trauende Menſchen am Seil ſeiner Liebes-Treue veſt angemacht in ſeiner Hand, und ſiehet jede Gefahr von weitem, und wann ſie ver- meinen zu erſauffen oder der Teufel ihnen zu nahe kommen will, ſo zie- het er ſie herauf, und blaſet ſie aufs neue an mit dem Troſt des H. Gei- ſtes, alldieweil der himmliſche Wind ſolche durchtringende Tugend hat, daß er auch eine in die tieffſte Trangſals-Fluthen verſunckene Seele aufs neue beleben und anwehen kan; Uber diß vermag dieſe Perl den Todten das Leben zu geben, ſintemahl wer JEſum hat, der hat den warhafftigen GOtt, und das ewige Leben, alſo daß wann ihn ſchon der Tod und hoͤlliſche Leviathan verſchluckt haͤtten, ſie ihn dennoch nicht verdauen koͤnnen, ſondern muͤſſen ihn ſchoͤn friſch und geſund wieder ausſpeuen ans Land der Lebendigen. Faſſeſt du nur die Perle wohl, ſo hats keine Gefahr, ſie faſſet dich, als der Staͤrckere den Schwaͤchern, und fuͤhret dich mit ſich durch Noth und Tod. §. 8. Unſer JEſus iſt das wahre Manna a und Brod das vom Him- mel kommt und der Welt das Leben gibt, darum vom Manna Moſes ſchreibt b, daß es rund und weiß wie _ welches die Arabiſche U- berſetzung gibt Allulu eine Perl, ſonſt nennen die Araber ein Perl auch Aljohar und Pharid und gleich wie von dieſen die alte Natur-Kuͤndiger geſchrieben, daß ſie aus dem Thau der Morgen-Roͤthe ihre Nahrung und Bewahrung ſollen haben, ſo hatte auch das Manna unten und oben Thau zu deſſen Gedaͤchtnuß die Juden ihr Brod zwiſchen zwey Tuͤchern auf den Tiſch legen. Das Manna, _ hatte GOtt ſchon bereitet, ehe Jſrael an einigen Hunger gedachte: Sorgen ſind unnuͤtz, beſudlen das Gewiſſen und beleydigen GOtt. Der goldene Krug c bedeutet ein reines Hertz, das im Ofen der Anfechtung wohl gelaͤutert. Das Manna hatte ein Geſchmack wie Honig, nichts iſt ſuͤſſers und voller Lieblichkeit als JEſus. Der Glaube findt JEſum ſehr anmuthig d, der Glaube iſt gar ſeltſam in unſern Zeiten. Das Manna ward gekocht und Gleichheit zwiſchen der Perle und dem Manna. a Joh. VI. b Exod. XVI. 14. c Hebr. IX. 4. d Weißheit XVI. 20. K k k k k

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/905>, abgerufen am 22.11.2024.