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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
ist kein Perle gäntzlich der anderen gleich, sie sind unterschieden an
Schönheit, Grösse, Ründe, Glattigkeit, Gewicht. etc.

Von we-
gen seiner
Schön-
heit,

§. 2. Wer ist schöner und heiliger als JESUS, er ist so heilig,
daß wann er nur einen Menschen unter seine Hände nimmt so wird er
durch seine Bewürckung weisser dann der Schnee an Unschuld und
Warheit, so gar kein Flecklein läßt er über in den Seelen, die ihm
nahe werden und seiner Vereinigung im Himmel und auf Erden be-
gierig sind, er reibet alle Befleckung deß Fleisches und Geistes mit
vielen Schmertzen ab, biß die Seele der Seele JESUS ähnlich
und rein ist wie sie a: Er ist die schönste Zierde Jerusalem, mit was
unersättlicher Lust und Wonne alle seelige Engel und Menschen ihn
anschauen, ist mit Worten nicht auszusprechen: Er ist die Brunn-
Quell aller Heiligkeit in dieser und jener Welt, was schön, anmu-
thig, göttlich, anständig ist in einigen Menschen, das ist ein Strahl
von der himmlischen Schönheit JEsu; ein Kiselstein mag lang neben
der schönsten Perle ligen, er ist und bleibet was er ist, aber diese
Perle hat solche Krafft und Tugend, daß, wer sich zu ihr hält b,
seiner sündhafften Häßlichkeit loß und der Art wird wie JESUS,
liebreich, friedselig, demüthig, keusch, gedultig und viel begieriger
nach GOttes Liebe-Meer, sich darein zu stürtzen, als irrdische See-
len nach Geld, Welt, Ehre und Lust immer seyn können; Man kan
gar nichts gutes, heiliges, lobreiches erdencken, keine Gnade, Tu-
gend, Weißheit, welche das Anschauen dieser verzuckenden Schöne
nicht einflösse c. Wann das Gemüth erhaben ist in die ewige Welt
und sich begierig erlustiget an der Heiligkeit dieses holdseligen Men-
schen Freund, so wird das Hertz so gar sehr davon mit Liebe und
Lust zur Gleichförmigkeit mit dem Leben, Sinn und Lehre Christi
als mit dem allerreinesten Gottheits-Glantz erfüllet, daß ihm alles
dagegen verdrießlich und eckelhafft vorkommt: O du edle Lieblichkeit
deß Heiligen, theile dich mit vielen tausenden.

Mächtigen
Grösse.

§. 3. Wer ist grösser als der HERR, er ist wie die Sonne unter
den Sternen, wie die Sonnenblum unter denen Margaritlein, oder
kleinen Masblümlein d. Er ist GOTT, alle Kräfften in der gantzen
Natur und Creatur sind geschaffen durch seinen Willen; O daß er
nur groß und herrlich wurde in uns, wie wären wir so kleine Stäubgen

in
a 1 Joh. III. 3. Joh. I. 14. Hohelied V. 10.
b 1 Cor. VI. 17.
c 2 Cor.
II.
18.
d Jerem. X. 6. 7. Esai. XL. 10-15.

Betrachtungen
iſt kein Perle gaͤntzlich der anderen gleich, ſie ſind unterſchieden an
Schoͤnheit, Groͤſſe, Ruͤnde, Glattigkeit, Gewicht. ꝛc.

Von we-
gen ſeiner
Schoͤn-
heit,

§. 2. Wer iſt ſchoͤner und heiliger als JESUS, er iſt ſo heilig,
daß wann er nur einen Menſchen unter ſeine Haͤnde nimmt ſo wird er
durch ſeine Bewuͤrckung weiſſer dann der Schnee an Unſchuld und
Warheit, ſo gar kein Flecklein laͤßt er uͤber in den Seelen, die ihm
nahe werden und ſeiner Vereinigung im Himmel und auf Erden be-
gierig ſind, er reibet alle Befleckung deß Fleiſches und Geiſtes mit
vielen Schmertzen ab, biß die Seele der Seele JESUS aͤhnlich
und rein iſt wie ſie a: Er iſt die ſchoͤnſte Zierde Jeruſalem, mit was
unerſaͤttlicher Luſt und Wonne alle ſeelige Engel und Menſchen ihn
anſchauen, iſt mit Worten nicht auszuſprechen: Er iſt die Brunn-
Quell aller Heiligkeit in dieſer und jener Welt, was ſchoͤn, anmu-
thig, goͤttlich, anſtaͤndig iſt in einigen Menſchen, das iſt ein Strahl
von der himmliſchen Schoͤnheit JEſu; ein Kiſelſtein mag lang neben
der ſchoͤnſten Perle ligen, er iſt und bleibet was er iſt, aber dieſe
Perle hat ſolche Krafft und Tugend, daß, wer ſich zu ihr haͤlt b,
ſeiner ſuͤndhafften Haͤßlichkeit loß und der Art wird wie JESUS,
liebreich, friedſelig, demuͤthig, keuſch, gedultig und viel begieriger
nach GOttes Liebe-Meer, ſich darein zu ſtuͤrtzen, als irrdiſche See-
len nach Geld, Welt, Ehre und Luſt immer ſeyn koͤnnen; Man kan
gar nichts gutes, heiliges, lobreiches erdencken, keine Gnade, Tu-
gend, Weißheit, welche das Anſchauen dieſer verzuckenden Schoͤne
nicht einfloͤſſe c. Wann das Gemuͤth erhaben iſt in die ewige Welt
und ſich begierig erluſtiget an der Heiligkeit dieſes holdſeligen Men-
ſchen Freund, ſo wird das Hertz ſo gar ſehr davon mit Liebe und
Luſt zur Gleichfoͤrmigkeit mit dem Leben, Sinn und Lehre Chriſti
als mit dem allerreineſten Gottheits-Glantz erfuͤllet, daß ihm alles
dagegen verdrießlich und eckelhafft vorkommt: O du edle Lieblichkeit
deß Heiligen, theile dich mit vielen tauſenden.

Maͤchtigen
Groͤſſe.

§. 3. Wer iſt groͤſſer als der HERR, er iſt wie die Sonne unter
den Sternen, wie die Sonnenblum unter denen Margaritlein, oder
kleinen Masbluͤmlein d. Er iſt GOTT, alle Kraͤfften in der gantzen
Natur und Creatur ſind geſchaffen durch ſeinen Willen; O daß er
nur groß und herrlich wurde in uns, wie waͤren wir ſo kleine Staͤubgen

in
a 1 Joh. III. 3. Joh. I. 14. Hohelied V. 10.
b 1 Cor. VI. 17.
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II.
18.
d Jerem. X. 6. 7. Eſai. XL. 10-15.
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[796/0892] Betrachtungen iſt kein Perle gaͤntzlich der anderen gleich, ſie ſind unterſchieden an Schoͤnheit, Groͤſſe, Ruͤnde, Glattigkeit, Gewicht. ꝛc. §. 2. Wer iſt ſchoͤner und heiliger als JESUS, er iſt ſo heilig, daß wann er nur einen Menſchen unter ſeine Haͤnde nimmt ſo wird er durch ſeine Bewuͤrckung weiſſer dann der Schnee an Unſchuld und Warheit, ſo gar kein Flecklein laͤßt er uͤber in den Seelen, die ihm nahe werden und ſeiner Vereinigung im Himmel und auf Erden be- gierig ſind, er reibet alle Befleckung deß Fleiſches und Geiſtes mit vielen Schmertzen ab, biß die Seele der Seele JESUS aͤhnlich und rein iſt wie ſie a: Er iſt die ſchoͤnſte Zierde Jeruſalem, mit was unerſaͤttlicher Luſt und Wonne alle ſeelige Engel und Menſchen ihn anſchauen, iſt mit Worten nicht auszuſprechen: Er iſt die Brunn- Quell aller Heiligkeit in dieſer und jener Welt, was ſchoͤn, anmu- thig, goͤttlich, anſtaͤndig iſt in einigen Menſchen, das iſt ein Strahl von der himmliſchen Schoͤnheit JEſu; ein Kiſelſtein mag lang neben der ſchoͤnſten Perle ligen, er iſt und bleibet was er iſt, aber dieſe Perle hat ſolche Krafft und Tugend, daß, wer ſich zu ihr haͤlt b, ſeiner ſuͤndhafften Haͤßlichkeit loß und der Art wird wie JESUS, liebreich, friedſelig, demuͤthig, keuſch, gedultig und viel begieriger nach GOttes Liebe-Meer, ſich darein zu ſtuͤrtzen, als irrdiſche See- len nach Geld, Welt, Ehre und Luſt immer ſeyn koͤnnen; Man kan gar nichts gutes, heiliges, lobreiches erdencken, keine Gnade, Tu- gend, Weißheit, welche das Anſchauen dieſer verzuckenden Schoͤne nicht einfloͤſſe c. Wann das Gemuͤth erhaben iſt in die ewige Welt und ſich begierig erluſtiget an der Heiligkeit dieſes holdſeligen Men- ſchen Freund, ſo wird das Hertz ſo gar ſehr davon mit Liebe und Luſt zur Gleichfoͤrmigkeit mit dem Leben, Sinn und Lehre Chriſti als mit dem allerreineſten Gottheits-Glantz erfuͤllet, daß ihm alles dagegen verdrießlich und eckelhafft vorkommt: O du edle Lieblichkeit deß Heiligen, theile dich mit vielen tauſenden. §. 3. Wer iſt groͤſſer als der HERR, er iſt wie die Sonne unter den Sternen, wie die Sonnenblum unter denen Margaritlein, oder kleinen Masbluͤmlein d. Er iſt GOTT, alle Kraͤfften in der gantzen Natur und Creatur ſind geſchaffen durch ſeinen Willen; O daß er nur groß und herrlich wurde in uns, wie waͤren wir ſo kleine Staͤubgen in a 1 Joh. III. 3. Joh. I. 14. Hohelied V. 10. b 1 Cor. VI. 17. c 2 Cor. II. 18. d Jerem. X. 6. 7. Eſai. XL. 10-15.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/892>, abgerufen am 26.06.2024.