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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
Jubelierer sonderbar zu sehen muß, daß er nicht falsche, nachge-
machte Perlen vor rechte nehme, zumahl sie einander fast gleichen.

Er läßt also herrliche Waare nicht gern fahren, ist rechtschaffen
darein verliebt, es dauret ihn nichts darum zu geben, koste es auch
was es wolle, es freuet ihn heimlich alles, was er darob missen muß,
alle Ausgaben kommen ihn leicht an a.

Jst ge-
winnsich-
tig,

§. 8. Ein Christ ist wie ein Kauffmann auf Gewinn erpicht, ver-
tauschet gern in seiner Handelschafft das Schlechteste um das Be-
ste; Ein Linsenmuß um das Recht der Erstgeburt, Jrrdisches um
Himmlisches, Zeitliches um Ewiges, Sünd um Heiligkeit, Trau-
rigkeit um ewige unendliche Freud.

hält gute
Buchhal-
tung,

§. 9. Er haltet auch nette und richtige Buchhaltung im Gewissen,
mercket wohl ob die Sünden-Schulden durchgestrichen im Blut
JESU, ob die innige Gemeinschafft mit GOtt immermehr eintra-
ge, ob keine Aengstlichkeit mehr da seye, ob das Hertz nicht mit Zit-
teren, sonderen frölichen Muths einen guten Ausgang der Hand-
lung erwarte.

hat eine
gute
Schatz-
Kammer,
die er an-
zufüllen
trachtet.

§. 10. Ein Christ hat ein sicher Cabinet, ein vestes Packhauß,
da er seine erhandlete Waare einschließt, das ist die Hand und das
Hertz JESU, sintemahl es ihm lieb ist, daß niemand von seiner
Reichthum, Gaben, Wercken, Gehorsam, Verlaugnung, Gedult
etwas wisse als GOTT allein, dem will er eintzig gefallen aus lau-
terer Liebe und hefftiger Begierde seiner Seelen, und ist des Wil-
lens Christi von Hertzen froh, daß alles ins Verborgene in des
Vatters Schatz-Kammer beygelegt werde.

Mit der Weise handlet ein Kauffmann, damit er dem künfftigen
Mangel vorbiege, eigenthumliche Schätze habe, nicht andern ins
Maul sehen müsse und im Alter des gesammleten Reichthums mit
Ruh, Freud und Wonne ohne fernere Sorg und Kummer genies-
sen könne, zu welchem End er nicht gern einige Gelegenheit verab-
saumet seine Güter und Einkünfften zu vermehren; Schickt auch das
in der Fremde Erworbene vor sich hin seinen Freunden und nächsten
Anverwandten, daraus sie ihm Aecker und Weinberge kauffen, Lust-
Gärten pflantzen, Palläste bauen, und wann er heim kommt, ihn mit
Frolocken auffnehmen. Gleicher massen machts der Christlich Kauff-

mann,
a Phil. III. 7. 8.

Betrachtungen
Jubelierer ſonderbar zu ſehen muß, daß er nicht falſche, nachge-
machte Perlen vor rechte nehme, zumahl ſie einander faſt gleichen.

Er laͤßt alſo herrliche Waare nicht gern fahren, iſt rechtſchaffen
darein verliebt, es dauret ihn nichts darum zu geben, koſte es auch
was es wolle, es freuet ihn heimlich alles, was er darob miſſen muß,
alle Ausgaben kommen ihn leicht an a.

Jſt ge-
winnſich-
tig,

§. 8. Ein Chriſt iſt wie ein Kauffmann auf Gewinn erpicht, ver-
tauſchet gern in ſeiner Handelſchafft das Schlechteſte um das Be-
ſte; Ein Linſenmuß um das Recht der Erſtgeburt, Jrrdiſches um
Himmliſches, Zeitliches um Ewiges, Suͤnd um Heiligkeit, Trau-
rigkeit um ewige unendliche Freud.

haͤlt gute
Buchhal-
tung,

§. 9. Er haltet auch nette und richtige Buchhaltung im Gewiſſen,
mercket wohl ob die Suͤnden-Schulden durchgeſtrichen im Blut
JESU, ob die innige Gemeinſchafft mit GOtt immermehr eintra-
ge, ob keine Aengſtlichkeit mehr da ſeye, ob das Hertz nicht mit Zit-
teren, ſonderen froͤlichen Muths einen guten Ausgang der Hand-
lung erwarte.

hat eine
gute
Schatz-
Kammer,
die er an-
zufuͤllen
trachtet.

§. 10. Ein Chriſt hat ein ſicher Cabinet, ein veſtes Packhauß,
da er ſeine erhandlete Waare einſchließt, das iſt die Hand und das
Hertz JESU, ſintemahl es ihm lieb iſt, daß niemand von ſeiner
Reichthum, Gaben, Wercken, Gehorſam, Verlaugnung, Gedult
etwas wiſſe als GOTT allein, dem will er eintzig gefallen aus lau-
terer Liebe und hefftiger Begierde ſeiner Seelen, und iſt des Wil-
lens Chriſti von Hertzen froh, daß alles ins Verborgene in des
Vatters Schatz-Kammer beygelegt werde.

Mit der Weiſe handlet ein Kauffmann, damit er dem kuͤnfftigen
Mangel vorbiege, eigenthumliche Schaͤtze habe, nicht andern ins
Maul ſehen muͤſſe und im Alter des geſammleten Reichthums mit
Ruh, Freud und Wonne ohne fernere Sorg und Kummer genieſ-
ſen koͤnne, zu welchem End er nicht gern einige Gelegenheit verab-
ſaumet ſeine Guͤter und Einkuͤnfften zu vermehren; Schickt auch das
in der Fremde Erworbene vor ſich hin ſeinen Freunden und naͤchſten
Anverwandten, daraus ſie ihm Aecker und Weinberge kauffen, Luſt-
Gaͤrten pflantzen, Pallaͤſte bauen, und wann er heim kommt, ihn mit
Frolocken auffnehmen. Gleicher maſſen machts der Chriſtlich Kauff-

mann,
a Phil. III. 7. 8.
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[792/0888] Betrachtungen Jubelierer ſonderbar zu ſehen muß, daß er nicht falſche, nachge- machte Perlen vor rechte nehme, zumahl ſie einander faſt gleichen. Er laͤßt alſo herrliche Waare nicht gern fahren, iſt rechtſchaffen darein verliebt, es dauret ihn nichts darum zu geben, koſte es auch was es wolle, es freuet ihn heimlich alles, was er darob miſſen muß, alle Ausgaben kommen ihn leicht an a. §. 8. Ein Chriſt iſt wie ein Kauffmann auf Gewinn erpicht, ver- tauſchet gern in ſeiner Handelſchafft das Schlechteſte um das Be- ſte; Ein Linſenmuß um das Recht der Erſtgeburt, Jrrdiſches um Himmliſches, Zeitliches um Ewiges, Suͤnd um Heiligkeit, Trau- rigkeit um ewige unendliche Freud. §. 9. Er haltet auch nette und richtige Buchhaltung im Gewiſſen, mercket wohl ob die Suͤnden-Schulden durchgeſtrichen im Blut JESU, ob die innige Gemeinſchafft mit GOtt immermehr eintra- ge, ob keine Aengſtlichkeit mehr da ſeye, ob das Hertz nicht mit Zit- teren, ſonderen froͤlichen Muths einen guten Ausgang der Hand- lung erwarte. §. 10. Ein Chriſt hat ein ſicher Cabinet, ein veſtes Packhauß, da er ſeine erhandlete Waare einſchließt, das iſt die Hand und das Hertz JESU, ſintemahl es ihm lieb iſt, daß niemand von ſeiner Reichthum, Gaben, Wercken, Gehorſam, Verlaugnung, Gedult etwas wiſſe als GOTT allein, dem will er eintzig gefallen aus lau- terer Liebe und hefftiger Begierde ſeiner Seelen, und iſt des Wil- lens Chriſti von Hertzen froh, daß alles ins Verborgene in des Vatters Schatz-Kammer beygelegt werde. Mit der Weiſe handlet ein Kauffmann, damit er dem kuͤnfftigen Mangel vorbiege, eigenthumliche Schaͤtze habe, nicht andern ins Maul ſehen muͤſſe und im Alter des geſammleten Reichthums mit Ruh, Freud und Wonne ohne fernere Sorg und Kummer genieſ- ſen koͤnne, zu welchem End er nicht gern einige Gelegenheit verab- ſaumet ſeine Guͤter und Einkuͤnfften zu vermehren; Schickt auch das in der Fremde Erworbene vor ſich hin ſeinen Freunden und naͤchſten Anverwandten, daraus ſie ihm Aecker und Weinberge kauffen, Luſt- Gaͤrten pflantzen, Pallaͤſte bauen, und wann er heim kommt, ihn mit Frolocken auffnehmen. Gleicher maſſen machts der Chriſtlich Kauff- mann, a Phil. III. 7. 8.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/888>, abgerufen am 23.11.2024.