treiben, und von dem einigen guten Hirten an die sanffte Wasser des unzerstörlichen stillen Geistes a, welcher für GOTT köstlich ist, führen zu lassen b? Es muß seyn, daß du davor haltest, die giff- tige Kräuter des Neids, Grolls und so ferner, neben denen stincken- den Frösch-Weyeren des zänckischen, hadersüchtigen Gequäcks, seyen besser für dich: Dann es ist gleichwohl jedermann lieber gesund als kranck. Allein der natürliche Mensch ist leyder! also geartet, daß er das gute Hertz CHristi und die tieffe Weißheit, sammt der un- beschreiblichen Seeligkeit, so in denen Evangelischen Anweisungen, Räthen und Liebes-Handleitungen verborgen sind, nicht erkennen will, biß es zu spat ist; sonst hätte er heimlich solche grosse Freude daran, als kein Goldmacher oder Artzt an dem allerbewärtesten Kunst-Mittel oder Natur-Geheimniß haben könnte.
§. 13. Jndessen (O des unendlichen unaussprechlichen Scha-da inson- derheit der Scha- den und Nutzen so man da- bey hat in Betrach- tung kom- men solle. dens! Wo der Mensch nicht allzu tumm wäre und tüchtig ihn zu ermessen, wurde er wohl vor Schrecken vergehen, oder sich diesen Augenblick bekehren, und alle Boßheit lassen,) muß er GOttes entbähren; dann wie wollte doch der GOTT der Liebe immermehr können in einem Hertzen ruhen, darinn der Teufel nistet, und häs- sige, raachgierige Gedancken ausheckt! Du kanst ja eben daran se- hen, wie deine Sach mit GOTT stehe; dann wie du gegen dem Nächsten bist, so ist GOTT gegen dir, und erfüllet dich mit den Schätzen Christi, und mit den Gaaben des heiligen Geistes, wo- fern diese Himmels-Königin, die Liebe, in dir regieren kan. Jst deine Liebe gegen dem Beleidiger zur reiffen, milten Frucht wor- den, so wird dir GOTT die Süßigkeit der Vergebung deiner Sünden so seeliglich zu schmecken geben, daß sich keine Herbigkeit der Angst darunter mengen wird; dazu du hingegen nicht kommen kanst, so lang du dem Nächsten daß geringste nachtragst. O HErr deine Reden sind durchleutert Silber, siebenmahl gesäuberet; du gehest mit einem jeden um, wie du ihn findest, du Gerechter!
§. 14. Jm Jahr Christi 258. geschahe unter der Verfolgung des
Kay-
aPs. XXIII.
b 1 Petr. III. 4.
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
treiben, und von dem einigen guten Hirten an die ſanffte Waſſer des unzerſtoͤrlichen ſtillen Geiſtes a, welcher fuͤr GOTT koͤſtlich iſt, fuͤhren zu laſſen b? Es muß ſeyn, daß du davor halteſt, die giff- tige Kraͤuter des Neids, Grolls und ſo ferner, neben denen ſtincken- den Froͤſch-Weyeren des zaͤnckiſchen, haderſuͤchtigen Gequaͤcks, ſeyen beſſer fuͤr dich: Dann es iſt gleichwohl jedermann lieber geſund als kranck. Allein der natuͤrliche Menſch iſt leyder! alſo geartet, daß er das gute Hertz CHriſti und die tieffe Weißheit, ſammt der un- beſchreiblichen Seeligkeit, ſo in denen Evangeliſchen Anweiſungen, Raͤthen und Liebes-Handleitungen verborgen ſind, nicht erkennen will, biß es zu ſpat iſt; ſonſt haͤtte er heimlich ſolche groſſe Freude daran, als kein Goldmacher oder Artzt an dem allerbewaͤrteſten Kunſt-Mittel oder Natur-Geheimniß haben koͤnnte.
§. 13. Jndeſſen (O des unendlichen unausſprechlichen Scha-da inſon- derheit der Scha- den und Nutzen ſo man da- bey hat in Betrach- tung kom- men ſolle. dens! Wo der Menſch nicht allzu tumm waͤre und tuͤchtig ihn zu ermeſſen, wurde er wohl vor Schrecken vergehen, oder ſich dieſen Augenblick bekehren, und alle Boßheit laſſen,) muß er GOttes entbaͤhren; dann wie wollte doch der GOTT der Liebe immermehr koͤnnen in einem Hertzen ruhen, darinn der Teufel niſtet, und haͤſ- ſige, raachgierige Gedancken ausheckt! Du kanſt ja eben daran ſe- hen, wie deine Sach mit GOTT ſtehe; dann wie du gegen dem Naͤchſten biſt, ſo iſt GOTT gegen dir, und erfuͤllet dich mit den Schaͤtzen Chriſti, und mit den Gaaben des heiligen Geiſtes, wo- fern dieſe Himmels-Koͤnigin, die Liebe, in dir regieren kan. Jſt deine Liebe gegen dem Beleidiger zur reiffen, milten Frucht wor- den, ſo wird dir GOTT die Suͤßigkeit der Vergebung deiner Suͤnden ſo ſeeliglich zu ſchmecken geben, daß ſich keine Herbigkeit der Angſt darunter mengen wird; dazu du hingegen nicht kommen kanſt, ſo lang du dem Naͤchſten daß geringſte nachtragſt. O HErr deine Reden ſind durchleutert Silber, ſiebenmahl geſaͤuberet; du geheſt mit einem jeden um, wie du ihn findeſt, du Gerechter!
§. 14. Jm Jahr Chriſti 258. geſchahe unter der Verfolgung des
Kay-
aPſ. XXIII.
b 1 Petr. III. 4.
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fuͤhren zu laſſen b? Es muß ſeyn, daß du davor halteſt, die giff-
tige Kraͤuter des Neids, Grolls und ſo ferner, neben denen ſtincken-
den Froͤſch-Weyeren des zaͤnckiſchen, haderſuͤchtigen Gequaͤcks, ſeyen
beſſer fuͤr dich: Dann es iſt gleichwohl jedermann lieber geſund als
kranck. Allein der natuͤrliche Menſch iſt leyder! alſo geartet, daß
er das gute Hertz CHriſti und die tieffe Weißheit, ſammt der un-
beſchreiblichen Seeligkeit, ſo in denen Evangeliſchen Anweiſungen,
Raͤthen und Liebes-Handleitungen verborgen ſind, nicht erkennen
will, biß es zu ſpat iſt; ſonſt haͤtte er heimlich ſolche groſſe Freude
daran, als kein Goldmacher oder Artzt an dem allerbewaͤrteſten
Kunſt-Mittel oder Natur-Geheimniß haben koͤnnte.
§. 13. Jndeſſen (O des unendlichen unausſprechlichen Scha-
dens! Wo der Menſch nicht allzu tumm waͤre und tuͤchtig ihn zu
ermeſſen, wurde er wohl vor Schrecken vergehen, oder ſich dieſen
Augenblick bekehren, und alle Boßheit laſſen,) muß er GOttes
entbaͤhren; dann wie wollte doch der GOTT der Liebe immermehr
koͤnnen in einem Hertzen ruhen, darinn der Teufel niſtet, und haͤſ-
ſige, raachgierige Gedancken ausheckt! Du kanſt ja eben daran ſe-
hen, wie deine Sach mit GOTT ſtehe; dann wie du gegen dem
Naͤchſten biſt, ſo iſt GOTT gegen dir, und erfuͤllet dich mit den
Schaͤtzen Chriſti, und mit den Gaaben des heiligen Geiſtes, wo-
fern dieſe Himmels-Koͤnigin, die Liebe, in dir regieren kan. Jſt
deine Liebe gegen dem Beleidiger zur reiffen, milten Frucht wor-
den, ſo wird dir GOTT die Suͤßigkeit der Vergebung deiner
Suͤnden ſo ſeeliglich zu ſchmecken geben, daß ſich keine Herbigkeit
der Angſt darunter mengen wird; dazu du hingegen nicht kommen
kanſt, ſo lang du dem Naͤchſten daß geringſte nachtragſt. O HErr
deine Reden ſind durchleutert Silber, ſiebenmahl geſaͤuberet; du
geheſt mit einem jeden um, wie du ihn findeſt, du Gerechter!
da inſon-
derheit
der Scha-
den und
Nutzen ſo
man da-
bey hat in
Betrach-
tung kom-
men ſolle.
§. 14. Jm Jahr Chriſti 258. geſchahe unter der Verfolgung des
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a Pſ. XXIII.
b 1 Petr. III. 4.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/839>, abgerufen am 23.11.2024.
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