Vermah- nung, dem Feind in Ablegung des Grol- lens vor- zukommener nicht der Erste seyn wolle, dir zuvor kommen, und eher als du die Dornen des Grolls sich ausziehen lassen, und den Königlichen Purpur der Göttlichen Liebe anziehen? Warum greiffest du nicht viel mehr ohne Verweilen zu, in entbrannter Begierd den anmu- thigen Thron Salomons des Friedens-Königs in dir vest gegrün- det zu sehen? Willt du nicht aufhören ab der Teuflen Tisch zu essen, und aus ihrem Trinck-Geschir zu trincken, so lang du deinen feind- seeligen Widersächer daran sitzen siehest? Ey! Sey du der Weisere; lasse aus dem Schwein-Trog schnurflen, wer es nicht besser haben will; setze du dich an JESU Tafel, und isse die safftige Seelen- Speise, seine himmlische Liebe in dich; und glaube sicher, daß Bö- ses mit Gutem vergelten, und den Haß in sich und anderen mit gottseeliger Liebe überwinden, eine Freyheit und ein Vorrecht seye der Printzen von Königlichem Geblüt, das nicht jedwedem Stall- Knecht zu theil werde, welche freylich dem Satan seine Zorn-Thier müssen futteren im Stall ihres Hertzens.
und in Sanfft- muth und Gedult ih- me entge- gen zu ge- hen.
§. 11. Der greuliche Mord-Geist behalt die armen Seelen in seinem Schellenwerck, daß sie seine unseelige Zorn-Ketten nicht können von sich werffen, da hingegen ein Mensch voll Glaubens und Heiligen Geistes, als ein freygemachter Christi JESU in de- nen guldenen Ketten und Ritter-Zeichen der Sanfftmuth und Ge- dult seinem König entgegen gehet; welche über-Englische Zierathen der Seelen nicht können verderbt oder zerbrochen werden, ob schon böse Leute von allen Seiten mit grausamem Grimm, Steine auf den Leib zu werffen, in massen der sanfftmüthige, in die Hand JE- SU des Lamms GOttes übergebene Geist mitten unter der heff- tigsten Marter mit lauter Stimme rufft; HERR! rechne ihnen diese Sünd nicht zu!
Aufmun- terung mit Grün- den allen Grollen abzule- gen,
§. 12. Was besinnest du dich lang vom Engel-Brod der heiligen Liebe GOttes zu essen? Trauest du deinem Seeligmacher nicht? Meynst du etwann, er wolle dich vergifften, daß du es so kaum wa- gen willt deine Einbildungs-Krafft, deine Sinnen, Gedancken und alle Kräfften, deiner Seelen, als das dir von GOTT anvertraute, guldene Schaaf auf die gnadenreiche Weyde der ewigen Liebe zu
treiben,
Der unter den Stech-Diſteln
Vermah- nung, dem Feind in Ablegung des Grol- lens vor- zukommener nicht der Erſte ſeyn wolle, dir zuvor kommen, und eher als du die Dornen des Grolls ſich ausziehen laſſen, und den Koͤniglichen Purpur der Goͤttlichen Liebe anziehen? Warum greiffeſt du nicht viel mehr ohne Verweilen zu, in entbrannter Begierd den anmu- thigen Thron Salomons des Friedens-Koͤnigs in dir veſt gegruͤn- det zu ſehen? Willt du nicht aufhoͤren ab der Teuflen Tiſch zu eſſen, und aus ihrem Trinck-Geſchir zu trincken, ſo lang du deinen feind- ſeeligen Widerſaͤcher daran ſitzen ſieheſt? Ey! Sey du der Weiſere; laſſe aus dem Schwein-Trog ſchnurflen, wer es nicht beſſer haben will; ſetze du dich an JESU Tafel, und iſſe die ſafftige Seelen- Speiſe, ſeine himmliſche Liebe in dich; und glaube ſicher, daß Boͤ- ſes mit Gutem vergelten, und den Haß in ſich und anderen mit gottſeeliger Liebe uͤberwinden, eine Freyheit und ein Vorrecht ſeye der Printzen von Koͤniglichem Gebluͤt, das nicht jedwedem Stall- Knecht zu theil werde, welche freylich dem Satan ſeine Zorn-Thier muͤſſen futteren im Stall ihres Hertzens.
und in Sanfft- muth und Gedult ih- me entge- gen zu ge- hen.
§. 11. Der greuliche Mord-Geiſt behalt die armen Seelen in ſeinem Schellenwerck, daß ſie ſeine unſeelige Zorn-Ketten nicht koͤnnen von ſich werffen, da hingegen ein Menſch voll Glaubens und Heiligen Geiſtes, als ein freygemachter Chriſti JESU in de- nen guldenen Ketten und Ritter-Zeichen der Sanfftmuth und Ge- dult ſeinem Koͤnig entgegen gehet; welche uͤber-Engliſche Zierathen der Seelen nicht koͤnnen verderbt oder zerbrochen werden, ob ſchon boͤſe Leute von allen Seiten mit grauſamem Grimm, Steine auf den Leib zu werffen, in maſſen der ſanfftmuͤthige, in die Hand JE- SU des Lamms GOttes uͤbergebene Geiſt mitten unter der heff- tigſten Marter mit lauter Stimme rufft; HERR! rechne ihnen dieſe Suͤnd nicht zu!
Aufmun- terung mit Gruͤn- den allen Grollen abzule- gen,
§. 12. Was beſinneſt du dich lang vom Engel-Brod der heiligen Liebe GOttes zu eſſen? Traueſt du deinem Seeligmacher nicht? Meynſt du etwann, er wolle dich vergifften, daß du es ſo kaum wa- gen willt deine Einbildungs-Krafft, deine Sinnen, Gedancken und alle Kraͤfften, deiner Seelen, als das dir von GOTT anvertraute, guldene Schaaf auf die gnadenreiche Weyde der ewigen Liebe zu
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Der unter den Stech-Diſteln
er nicht der Erſte ſeyn wolle, dir zuvor kommen, und eher als du
die Dornen des Grolls ſich ausziehen laſſen, und den Koͤniglichen
Purpur der Goͤttlichen Liebe anziehen? Warum greiffeſt du nicht
viel mehr ohne Verweilen zu, in entbrannter Begierd den anmu-
thigen Thron Salomons des Friedens-Koͤnigs in dir veſt gegruͤn-
det zu ſehen? Willt du nicht aufhoͤren ab der Teuflen Tiſch zu eſſen,
und aus ihrem Trinck-Geſchir zu trincken, ſo lang du deinen feind-
ſeeligen Widerſaͤcher daran ſitzen ſieheſt? Ey! Sey du der Weiſere;
laſſe aus dem Schwein-Trog ſchnurflen, wer es nicht beſſer haben
will; ſetze du dich an JESU Tafel, und iſſe die ſafftige Seelen-
Speiſe, ſeine himmliſche Liebe in dich; und glaube ſicher, daß Boͤ-
ſes mit Gutem vergelten, und den Haß in ſich und anderen mit
gottſeeliger Liebe uͤberwinden, eine Freyheit und ein Vorrecht ſeye
der Printzen von Koͤniglichem Gebluͤt, das nicht jedwedem Stall-
Knecht zu theil werde, welche freylich dem Satan ſeine Zorn-Thier
muͤſſen futteren im Stall ihres Hertzens.
Vermah-
nung, dem
Feind in
Ablegung
des Grol-
lens vor-
zukommen
§. 11. Der greuliche Mord-Geiſt behalt die armen Seelen in
ſeinem Schellenwerck, daß ſie ſeine unſeelige Zorn-Ketten nicht
koͤnnen von ſich werffen, da hingegen ein Menſch voll Glaubens
und Heiligen Geiſtes, als ein freygemachter Chriſti JESU in de-
nen guldenen Ketten und Ritter-Zeichen der Sanfftmuth und Ge-
dult ſeinem Koͤnig entgegen gehet; welche uͤber-Engliſche Zierathen
der Seelen nicht koͤnnen verderbt oder zerbrochen werden, ob ſchon
boͤſe Leute von allen Seiten mit grauſamem Grimm, Steine auf
den Leib zu werffen, in maſſen der ſanfftmuͤthige, in die Hand JE-
SU des Lamms GOttes uͤbergebene Geiſt mitten unter der heff-
tigſten Marter mit lauter Stimme rufft; HERR! rechne ihnen
dieſe Suͤnd nicht zu!
§. 12. Was beſinneſt du dich lang vom Engel-Brod der heiligen
Liebe GOttes zu eſſen? Traueſt du deinem Seeligmacher nicht?
Meynſt du etwann, er wolle dich vergifften, daß du es ſo kaum wa-
gen willt deine Einbildungs-Krafft, deine Sinnen, Gedancken und
alle Kraͤfften, deiner Seelen, als das dir von GOTT anvertraute,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/838>, abgerufen am 23.11.2024.
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