gesehen zu werden, der sich selbst überwinden, und das Herbste, harteste verdauen könne; aber wer will alle Tücke des gleißnerischen alten Adams erzehlen? Diese allzumahl haben ihren Lohn dahin; dann was JESUS, sein Glaube, sein Blut, sein Heil. Geist nicht würckt, gehört nicht in die künfftige neue Welt; es bleibt in dieser alten Welt, und vergehet mit derselben, und wird mit allen ihren Geschlechteren vergraben und vergessen. Nichts kommt in Himmel, als was aus dem Himmel herab kommet von JESU dem Sohn des Menschen a.
und dabey JEsum niemahlen aus den Augen las- sen,
§. 2. Darum willt du recht im Grund gütig, süß, mitleidig, brüderlich, barmhertzig, freundlich seyn; So lasse deinen HErren JESUM niemahl aus der Acht, richte dein Aug in allen Bege- benheiten auf die Ewigkeit; dann es kommt doch alles vor Gericht, es wird sein Verbleiben nicht haben bey dem Ausspruch der Men- schen, GOTT wird seine Meynung auch wollen dazu sagen. Men- schen vermögen weder grossen Schaden noch vieles Guts zu thun; aber o was vor eine Seeligkeit! Was vor eine Pein erfolget plötz- lich auf GOttes Urtheil! Darum lebe du nur ihme, halte dich ge- nau nach seinem Willen, wandle vor und mit ihm in seiner Gegen- wart, wie Enoch, Noah b. Wann zwey Kinder miteinander zan- cken auf der Gassen, und eines erblickt den Vatter unter dem Fen- ster, so erschrickts und gibt gleich nach.
auch die Drohun- gen GOt- tes auf Sinai wohl vor- stellen.
§. 3. Ach! so offt du gereitzt wirst, so lasse dir seyn, du stehest unten am Berg Sinai, und sehest das brennende Feur, den Rauch, das Tunckle, die Finsterniß und Ungewitter, und hörest den Schall der Possaunen, und die donnerende Stimm GOttes aus den Wol- cken: Du sollt nicht tödten, nicht zörnen, nicht has- sen, nicht neiden; ich bin ein starcker Eiferer, der ich straffe die Missethat der Vätteren an den Kinderen, biß ins vierte Geschlecht deren die mich hassen, und Barmhertzigkeit beweise in die tausend, deren die mich lieben und meine Gebott halten. Als welche Dro-
hung
aJoh. III. 13.
bGen. V. 24.
Der unter den Stech-Diſteln
geſehen zu werden, der ſich ſelbſt uͤberwinden, und das Herbſte, harteſte verdauen koͤnne; aber wer will alle Tuͤcke des gleißneriſchen alten Adams erzehlen? Dieſe allzumahl haben ihren Lohn dahin; dann was JESUS, ſein Glaube, ſein Blut, ſein Heil. Geiſt nicht wuͤrckt, gehoͤrt nicht in die kuͤnfftige neue Welt; es bleibt in dieſer alten Welt, und vergehet mit derſelben, und wird mit allen ihren Geſchlechteren vergraben und vergeſſen. Nichts kommt in Himmel, als was aus dem Himmel herab kommet von JESU dem Sohn des Menſchen a.
und dabey JEſum niemahlen aus den Augen laſ- ſen,
§. 2. Darum willt du recht im Grund guͤtig, ſuͤß, mitleidig, bruͤderlich, barmhertzig, freundlich ſeyn; So laſſe deinen HErren JESUM niemahl aus der Acht, richte dein Aug in allen Bege- benheiten auf die Ewigkeit; dann es kommt doch alles vor Gericht, es wird ſein Verbleiben nicht haben bey dem Ausſpruch der Men- ſchen, GOTT wird ſeine Meynung auch wollen dazu ſagen. Men- ſchen vermoͤgen weder groſſen Schaden noch vieles Guts zu thun; aber o was vor eine Seeligkeit! Was vor eine Pein erfolget ploͤtz- lich auf GOttes Urtheil! Darum lebe du nur ihme, halte dich ge- nau nach ſeinem Willen, wandle vor und mit ihm in ſeiner Gegen- wart, wie Enoch, Noah b. Wann zwey Kinder miteinander zan- cken auf der Gaſſen, und eines erblickt den Vatter unter dem Fen- ſter, ſo erſchrickts und gibt gleich nach.
auch die Drohun- gen GOt- tes auf Sinai wohl vor- ſtellen.
§. 3. Ach! ſo offt du gereitzt wirſt, ſo laſſe dir ſeyn, du ſteheſt unten am Berg Sinai, und ſeheſt das brennende Feur, den Rauch, das Tunckle, die Finſterniß und Ungewitter, und hoͤreſt den Schall der Poſſaunen, und die donnerende Stimm GOttes aus den Wol- cken: Du ſollt nicht toͤdten, nicht zoͤrnen, nicht haſ- ſen, nicht neiden; ich bin ein ſtarcker Eiferer, der ich ſtraffe die Miſſethat der Vaͤtteren an den Kinderen, biß ins vierte Geſchlecht deren die mich haſſen, und Barmhertzigkeit beweiſe in die tauſend, deren die mich lieben und meine Gebott halten. Als welche Dro-
hung
aJoh. III. 13.
bGen. V. 24.
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Der unter den Stech-Diſteln
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harteſte verdauen koͤnne; aber wer will alle Tuͤcke des gleißneriſchen
alten Adams erzehlen? Dieſe allzumahl haben ihren Lohn dahin;
dann was JESUS, ſein Glaube, ſein Blut, ſein Heil. Geiſt
nicht wuͤrckt, gehoͤrt nicht in die kuͤnfftige neue Welt; es bleibt in
dieſer alten Welt, und vergehet mit derſelben, und wird mit allen
ihren Geſchlechteren vergraben und vergeſſen. Nichts kommt in
Himmel, als was aus dem Himmel herab kommet von JESU
dem Sohn des Menſchen a.
§. 2. Darum willt du recht im Grund guͤtig, ſuͤß, mitleidig,
bruͤderlich, barmhertzig, freundlich ſeyn; So laſſe deinen HErren
JESUM niemahl aus der Acht, richte dein Aug in allen Bege-
benheiten auf die Ewigkeit; dann es kommt doch alles vor Gericht,
es wird ſein Verbleiben nicht haben bey dem Ausſpruch der Men-
ſchen, GOTT wird ſeine Meynung auch wollen dazu ſagen. Men-
ſchen vermoͤgen weder groſſen Schaden noch vieles Guts zu thun;
aber o was vor eine Seeligkeit! Was vor eine Pein erfolget ploͤtz-
lich auf GOttes Urtheil! Darum lebe du nur ihme, halte dich ge-
nau nach ſeinem Willen, wandle vor und mit ihm in ſeiner Gegen-
wart, wie Enoch, Noah b. Wann zwey Kinder miteinander zan-
cken auf der Gaſſen, und eines erblickt den Vatter unter dem Fen-
ſter, ſo erſchrickts und gibt gleich nach.
§. 3. Ach! ſo offt du gereitzt wirſt, ſo laſſe dir ſeyn, du ſteheſt
unten am Berg Sinai, und ſeheſt das brennende Feur, den Rauch,
das Tunckle, die Finſterniß und Ungewitter, und hoͤreſt den Schall
der Poſſaunen, und die donnerende Stimm GOttes aus den Wol-
cken: Du ſollt nicht toͤdten, nicht zoͤrnen, nicht haſ-
ſen, nicht neiden; ich bin ein ſtarcker Eiferer, der ich ſtraffe
die Miſſethat der Vaͤtteren an den Kinderen, biß
ins vierte Geſchlecht deren die mich haſſen, und
Barmhertzigkeit beweiſe in die tauſend, deren die
mich lieben und meine Gebott halten. Als welche Dro-
hung
a Joh. III. 13.
b Gen. V. 24.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/830>, abgerufen am 21.11.2024.
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