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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
und die schon geschehene Erlösung bekannt und empfindlich macht.
Aber die Liebe der freundlichen Offenbahrung und mit-
theiligen Gemeinschafft
GOttes, da nunmehr GOTT seine
Lust und Freud an seinem Geschöpf wieder hat, und selbiges zum Ge-
nuß und Besitz seiner selbst als des höchsten Guts hinzu lasset, begeg-
net denen Geheiligten. Dann dieser dritte Grad der Liebe entsprin-
get aus der geistlichen Geburt und Gestalt-Gewinnung dieses Kinds
in uns a; Wann GOTT den Sinn, Leben, Wandel aufmercksa-
me Nachartung dieses Sohns seiner Liebe in uns siehet, so hat seine
Heiligkeit keinen Eckel mehr an uns b, wegen der Einwohnung, Herr-
schafft und Verklärung des Heylands c, des Gesalbeten im Hertzen
und Affecten: je besser wir diesem Kind gleichen, je lieblicher sind wir
in GOttes Augen.

GOTT
theilet die
Krafft sei-
nes Reichs
in JESU
mit.

§. 8. Jn dieser unergründlichen Quell des Gott-Menschen will sich
der seelige Schöpfer uns armen Kinderen zu erkennen geben, und die
verborgene Krafft seines himmlischen Reichs würcklich mittheilen d,
nach dem Maaß, als unsere Begierden gereiniget, und unsere Her-
tzen fähig gemachet sind e, dieses hohe Gut anzunehmen in der Man-
nigfaltigkeit der vielerley Wunderen, Gaben und Kräfften f, so von
dieser Quell des Heiligthums in die gantze Menschheit auszufliessen
bestimmet sind, und die sich theils offenbahren zur Reinigung unserer
Hertzen g, theils aber das grosse Heyl GOttes in diesem Kind zu ver-
klären suchen, in der wahren Mittheilung der erworbenen Gnaden-
Schätzen h, so in der Wiederbringung des verlohrnen Ebenbilds
GOttes bestehen, in welchem die Herrlichkeit, Ehre und Majestät i
des höchsten Wesens, des Ursprungs der Geister in den Menschen
wieder hervorbrechen und ausgrünen soll.

Welches
deswegen
eines je-
den für-
nehmster
Wunsch
seyn
solle.

§. 9. Warum sollen wir dann betten, als mit Salomo um diese
himmlische Weißheit, daß unser Leib, Seel und Geist von der Be-
würckung und Belebung dieses allerglorwürdigsten GOtt-Menschen
in dem Heyl-werthesten Krafft-Nahmen JESU möchte überall
durchdrungen und rein abgewaschen werden k? Abraham betrübte
sich, weilen er vermeynt, er müsse sterben ohne Kinder l: Aber o

unseliger
a 2 Cor. XI. 2.
b Cant. IV. 7.
c Joh. XVI. 17.
d Ps. XXXVII. 4. &
XXIII.
1-6.
e Matth. V. 8.
f Hebr. II. 4. Eph. IV. 7.
g Zach. XIII. 9.
h Esai.
LII.
10.
i Es. LXI. 10.
k 1 Thess. V. 23. Eph. V. 27.
l Gen. XV. 2.

Weyhnachts-Gedancken.
und die ſchon geſchehene Erloͤſung bekannt und empfindlich macht.
Aber die Liebe der freundlichen Offenbahrung und mit-
theiligen Gemeinſchafft
GOttes, da nunmehr GOTT ſeine
Luſt und Freud an ſeinem Geſchoͤpf wieder hat, und ſelbiges zum Ge-
nuß und Beſitz ſeiner ſelbſt als des hoͤchſten Guts hinzu laſſet, begeg-
net denen Geheiligten. Dann dieſer dritte Grad der Liebe entſprin-
get aus der geiſtlichen Geburt und Geſtalt-Gewinnung dieſes Kinds
in uns a; Wann GOTT den Sinn, Leben, Wandel aufmerckſa-
me Nachartung dieſes Sohns ſeiner Liebe in uns ſiehet, ſo hat ſeine
Heiligkeit keinen Eckel mehr an uns b, wegen der Einwohnung, Herr-
ſchafft und Verklaͤrung des Heylands c, des Geſalbeten im Hertzen
und Affecten: je beſſer wir dieſem Kind gleichen, je lieblicher ſind wir
in GOttes Augen.

GOTT
theilet die
Krafft ſei-
nes Reichs
in JESU
mit.

§. 8. Jn dieſer unergruͤndlichen Quell des Gott-Menſchen will ſich
der ſeelige Schoͤpfer uns armen Kinderen zu erkennen geben, und die
verborgene Krafft ſeines himmliſchen Reichs wuͤrcklich mittheilen d,
nach dem Maaß, als unſere Begierden gereiniget, und unſere Her-
tzen faͤhig gemachet ſind e, dieſes hohe Gut anzunehmen in der Man-
nigfaltigkeit der vielerley Wunderen, Gaben und Kraͤfften f, ſo von
dieſer Quell des Heiligthums in die gantze Menſchheit auszuflieſſen
beſtimmet ſind, und die ſich theils offenbahren zur Reinigung unſerer
Hertzen g, theils aber das groſſe Heyl GOttes in dieſem Kind zu ver-
klaͤren ſuchen, in der wahren Mittheilung der erworbenen Gnaden-
Schaͤtzen h, ſo in der Wiederbringung des verlohrnen Ebenbilds
GOttes beſtehen, in welchem die Herrlichkeit, Ehre und Majeſtaͤt i
des hoͤchſten Weſens, des Urſprungs der Geiſter in den Menſchen
wieder hervorbrechen und ausgruͤnen ſoll.

Welches
deswegen
eines je-
den fuͤr-
nehmſter
Wunſch
ſeyn
ſolle.

§. 9. Warum ſollen wir dann betten, als mit Salomo um dieſe
himmliſche Weißheit, daß unſer Leib, Seel und Geiſt von der Be-
wuͤrckung und Belebung dieſes allerglorwuͤrdigſten GOtt-Menſchen
in dem Heyl-wertheſten Krafft-Nahmen JESU moͤchte uͤberall
durchdrungen und rein abgewaſchen werden k? Abraham betruͤbte
ſich, weilen er vermeynt, er muͤſſe ſterben ohne Kinder l: Aber o

unſeliger
a 2 Cor. XI. 2.
b Cant. IV. 7.
c Joh. XVI. 17.
d Pſ. XXXVII. 4. &
XXIII.
1-6.
e Matth. V. 8.
f Hebr. II. 4. Eph. IV. 7.
g Zach. XIII. 9.
h Eſai.
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[620/0716] Weyhnachts-Gedancken. und die ſchon geſchehene Erloͤſung bekannt und empfindlich macht. Aber die Liebe der freundlichen Offenbahrung und mit- theiligen Gemeinſchafft GOttes, da nunmehr GOTT ſeine Luſt und Freud an ſeinem Geſchoͤpf wieder hat, und ſelbiges zum Ge- nuß und Beſitz ſeiner ſelbſt als des hoͤchſten Guts hinzu laſſet, begeg- net denen Geheiligten. Dann dieſer dritte Grad der Liebe entſprin- get aus der geiſtlichen Geburt und Geſtalt-Gewinnung dieſes Kinds in uns a; Wann GOTT den Sinn, Leben, Wandel aufmerckſa- me Nachartung dieſes Sohns ſeiner Liebe in uns ſiehet, ſo hat ſeine Heiligkeit keinen Eckel mehr an uns b, wegen der Einwohnung, Herr- ſchafft und Verklaͤrung des Heylands c, des Geſalbeten im Hertzen und Affecten: je beſſer wir dieſem Kind gleichen, je lieblicher ſind wir in GOttes Augen. §. 8. Jn dieſer unergruͤndlichen Quell des Gott-Menſchen will ſich der ſeelige Schoͤpfer uns armen Kinderen zu erkennen geben, und die verborgene Krafft ſeines himmliſchen Reichs wuͤrcklich mittheilen d, nach dem Maaß, als unſere Begierden gereiniget, und unſere Her- tzen faͤhig gemachet ſind e, dieſes hohe Gut anzunehmen in der Man- nigfaltigkeit der vielerley Wunderen, Gaben und Kraͤfften f, ſo von dieſer Quell des Heiligthums in die gantze Menſchheit auszuflieſſen beſtimmet ſind, und die ſich theils offenbahren zur Reinigung unſerer Hertzen g, theils aber das groſſe Heyl GOttes in dieſem Kind zu ver- klaͤren ſuchen, in der wahren Mittheilung der erworbenen Gnaden- Schaͤtzen h, ſo in der Wiederbringung des verlohrnen Ebenbilds GOttes beſtehen, in welchem die Herrlichkeit, Ehre und Majeſtaͤt i des hoͤchſten Weſens, des Urſprungs der Geiſter in den Menſchen wieder hervorbrechen und ausgruͤnen ſoll. §. 9. Warum ſollen wir dann betten, als mit Salomo um dieſe himmliſche Weißheit, daß unſer Leib, Seel und Geiſt von der Be- wuͤrckung und Belebung dieſes allerglorwuͤrdigſten GOtt-Menſchen in dem Heyl-wertheſten Krafft-Nahmen JESU moͤchte uͤberall durchdrungen und rein abgewaſchen werden k? Abraham betruͤbte ſich, weilen er vermeynt, er muͤſſe ſterben ohne Kinder l: Aber o unſeliger a 2 Cor. XI. 2. b Cant. IV. 7. c Joh. XVI. 17. d Pſ. XXXVII. 4. & XXIII. 1-6. e Matth. V. 8. f Hebr. II. 4. Eph. IV. 7. g Zach. XIII. 9. h Eſai. LII. 10. i Eſ. LXI. 10. k 1 Theſſ. V. 23. Eph. V. 27. l Gen. XV. 2.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/716>, abgerufen am 23.11.2024.