Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Weyhnachts-Gedancken.
flohen und zitterten, vermeynend sie wären des Todes eigen, wann
sie GOtt länger hören müßten, und baten es ab durch Mosen;
Der HErr hiesse es auch recht und sprach: Sie haben alle wohl ge-
redt, und verkündigte ihnen eben darauf JEsum.

§. 8. Paulus macht einen so trefflichen Unterscheid zwischen demUnter-
scheid der
Reden
GOttes
auf Sinai
und Sion.

Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdisch,
(wie Könige der Erden mit ihrem prächtigen Aufzug den Untertha-
nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieses Himmlisch, aus der
stillen Ewigkeit durch den Mund des grossen Propheten der zugleich
redete als ein Bruder, sanfft fliessend aus denen tieffen Lebens-Quel-
len der GOttheit. GOTT beweiset sich nirgend innen mercklicher
ein GOtt allein gut zu seyn, als in der Leutseeligkeit und Men-
schen-Liebe. Jm Himmel ist das alles im höchsten Grad, der aller-
höchste Namen Jehovah [fremdsprachliches Material - fehlt] der keinem Geschöpff niemahls gege-
ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von [fremdsprachliches Material - fehlt] (wie [fremdsprachliches Material - fehlt]
von [fremdsprachliches Material - fehlt]) welches in Aethiopischer Sprach heisset sanfft, liebreich,
leutseelig, gütig, gnädig seyn; und nicht anderst erkläret auch Mo-
ses diesen hochheiligen Namen [fremdsprachliches Material - fehlt]. Christi Menschwerdung ist eine
so übersteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und
Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an-
derst darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eröffnungen kein
GOTT und kein Himmel wäre zugegen gewesen. Biß dahin hält
Paulus alles vor irrdisch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann
die meisten Offenbahrungen, so wohl der Gnad, als des Zorns,
geschahen mit Erschütterung irrdischer sichtbahrer Geschöpffen der
Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felsen, mit Zer-
schmetterung der Städten und Völckern. Jetzt aber, da ein stil-
les sanfftes Sausen aus dem verborgensten Heiligthum durch die hei-
ligste Menschheit auswähet, da verhüllet er seine Vernunffts-Au-
gen, sieht aber nur desto klärer im Geist den Himmel offen, und
JEsum in die Abgründe der Klarheit GOttes versencket. Es
dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him-
mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Häuseren, auf
den Strassen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken sind nicht
unsere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja

auf
a Hebr. XII. 52.
b Jes. LV. 8. 9.

Weyhnachts-Gedancken.
flohen und zitterten, vermeynend ſie waͤren des Todes eigen, wann
ſie GOtt laͤnger hoͤren muͤßten, und baten es ab durch Moſen;
Der HErr hieſſe es auch recht und ſprach: Sie haben alle wohl ge-
redt, und verkuͤndigte ihnen eben darauf JEſum.

§. 8. Paulus macht einen ſo trefflichen Unterſcheid zwiſchen demUnter-
ſcheid der
Reden
GOttes
auf Sinai
und Sion.

Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdiſch,
(wie Koͤnige der Erden mit ihrem praͤchtigen Aufzug den Untertha-
nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieſes Himmliſch, aus der
ſtillen Ewigkeit durch den Mund des groſſen Propheten der zugleich
redete als ein Bruder, ſanfft flieſſend aus denen tieffen Lebens-Quel-
len der GOttheit. GOTT beweiſet ſich nirgend innen mercklicher
ein GOtt allein gut zu ſeyn, als in der Leutſeeligkeit und Men-
ſchen-Liebe. Jm Himmel iſt das alles im hoͤchſten Grad, der aller-
hoͤchſte Namen Jehovah [fremdsprachliches Material – fehlt] der keinem Geſchoͤpff niemahls gege-
ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von [fremdsprachliches Material – fehlt] (wie [fremdsprachliches Material – fehlt]
von [fremdsprachliches Material – fehlt]) welches in Aethiopiſcher Sprach heiſſet ſanfft, liebreich,
leutſeelig, guͤtig, gnaͤdig ſeyn; und nicht anderſt erklaͤret auch Mo-
ſes dieſen hochheiligen Namen [fremdsprachliches Material – fehlt]. Chriſti Menſchwerdung iſt eine
ſo uͤberſteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und
Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an-
derſt darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eroͤffnungen kein
GOTT und kein Himmel waͤre zugegen geweſen. Biß dahin haͤlt
Paulus alles vor irrdiſch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann
die meiſten Offenbahrungen, ſo wohl der Gnad, als des Zorns,
geſchahen mit Erſchuͤtterung irrdiſcher ſichtbahrer Geſchoͤpffen der
Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felſen, mit Zer-
ſchmetterung der Staͤdten und Voͤlckern. Jetzt aber, da ein ſtil-
les ſanfftes Sauſen aus dem verborgenſten Heiligthum durch die hei-
ligſte Menſchheit auswaͤhet, da verhuͤllet er ſeine Vernunffts-Au-
gen, ſieht aber nur deſto klaͤrer im Geiſt den Himmel offen, und
JEſum in die Abgruͤnde der Klarheit GOttes verſencket. Es
dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him-
mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Haͤuſeren, auf
den Straſſen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken ſind nicht
unſere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja

auf
a Hebr. XII. 52.
b Jeſ. LV. 8. 9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0703" n="607"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi></fw><lb/>
flohen und zitterten, vermeynend &#x017F;ie wa&#x0364;ren des Todes eigen, wann<lb/>
&#x017F;ie GOtt la&#x0364;nger ho&#x0364;ren mu&#x0364;ßten, und baten es ab durch Mo&#x017F;en;<lb/>
Der HErr hie&#x017F;&#x017F;e es auch recht und &#x017F;prach: Sie haben alle wohl ge-<lb/>
redt, und verku&#x0364;ndigte ihnen eben darauf JE&#x017F;um.</p><lb/>
          <p>§. 8. Paulus macht einen &#x017F;o trefflichen Unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen dem<note place="right">Unter-<lb/>
&#x017F;cheid der<lb/>
Reden<lb/>
GOttes<lb/>
auf Sinai<lb/>
und Sion.</note><lb/>
Reden GOttes auf Sinai und auf Sion <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Hebr. XII.</hi> 52.</note>, daß er jenes irrdi&#x017F;ch,<lb/>
(wie Ko&#x0364;nige der Erden mit ihrem pra&#x0364;chtigen Aufzug den Untertha-<lb/>
nen eine Forcht einjagen) nennet, und die&#x017F;es Himmli&#x017F;ch, aus der<lb/>
&#x017F;tillen Ewigkeit durch den Mund des gro&#x017F;&#x017F;en Propheten der zugleich<lb/>
redete als ein Bruder, &#x017F;anfft flie&#x017F;&#x017F;end aus denen tieffen Lebens-Quel-<lb/>
len der GOttheit. GOTT bewei&#x017F;et &#x017F;ich nirgend innen mercklicher<lb/>
ein GOtt allein gut zu &#x017F;eyn, als in der Leut&#x017F;eeligkeit und Men-<lb/>
&#x017F;chen-Liebe. Jm Himmel i&#x017F;t das alles im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad, der aller-<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Namen Jehovah <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> der keinem Ge&#x017F;cho&#x0364;pff niemahls gege-<lb/>
ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> (wie <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign><lb/>
von <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>) welches in Aethiopi&#x017F;cher Sprach hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;anfft, liebreich,<lb/>
leut&#x017F;eelig, gu&#x0364;tig, gna&#x0364;dig &#x017F;eyn; und nicht ander&#x017F;t erkla&#x0364;ret auch Mo-<lb/>
&#x017F;es die&#x017F;en hochheiligen Namen <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>. Chri&#x017F;ti Men&#x017F;chwerdung i&#x017F;t eine<lb/>
&#x017F;o u&#x0364;ber&#x017F;teigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und<lb/>
Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an-<lb/>
der&#x017F;t darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Ero&#x0364;ffnungen kein<lb/>
GOTT und kein Himmel wa&#x0364;re zugegen gewe&#x017F;en. Biß dahin ha&#x0364;lt<lb/>
Paulus alles vor irrdi&#x017F;ch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann<lb/>
die mei&#x017F;ten Offenbahrungen, &#x017F;o wohl der Gnad, als des Zorns,<lb/>
ge&#x017F;chahen mit Er&#x017F;chu&#x0364;tterung irrdi&#x017F;cher &#x017F;ichtbahrer Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen der<lb/>
Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Fel&#x017F;en, mit Zer-<lb/>
&#x017F;chmetterung der Sta&#x0364;dten und Vo&#x0364;lckern. Jetzt aber, da ein &#x017F;til-<lb/>
les &#x017F;anfftes Sau&#x017F;en aus dem verborgen&#x017F;ten Heiligthum durch die hei-<lb/>
lig&#x017F;te Men&#x017F;chheit auswa&#x0364;het, da verhu&#x0364;llet er &#x017F;eine Vernunffts-Au-<lb/>
gen, &#x017F;ieht aber nur de&#x017F;to kla&#x0364;rer im Gei&#x017F;t den Himmel offen, und<lb/>
JE&#x017F;um in die Abgru&#x0364;nde der Klarheit GOttes ver&#x017F;encket. Es<lb/>
dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him-<lb/>
mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Ha&#x0364;u&#x017F;eren, auf<lb/>
den Stra&#x017F;&#x017F;en und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken &#x017F;ind nicht<lb/>
un&#x017F;ere Gedancken <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. LV.</hi> 8. 9.</note>. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[607/0703] Weyhnachts-Gedancken. flohen und zitterten, vermeynend ſie waͤren des Todes eigen, wann ſie GOtt laͤnger hoͤren muͤßten, und baten es ab durch Moſen; Der HErr hieſſe es auch recht und ſprach: Sie haben alle wohl ge- redt, und verkuͤndigte ihnen eben darauf JEſum. §. 8. Paulus macht einen ſo trefflichen Unterſcheid zwiſchen dem Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdiſch, (wie Koͤnige der Erden mit ihrem praͤchtigen Aufzug den Untertha- nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieſes Himmliſch, aus der ſtillen Ewigkeit durch den Mund des groſſen Propheten der zugleich redete als ein Bruder, ſanfft flieſſend aus denen tieffen Lebens-Quel- len der GOttheit. GOTT beweiſet ſich nirgend innen mercklicher ein GOtt allein gut zu ſeyn, als in der Leutſeeligkeit und Men- ſchen-Liebe. Jm Himmel iſt das alles im hoͤchſten Grad, der aller- hoͤchſte Namen Jehovah _ der keinem Geſchoͤpff niemahls gege- ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von _ (wie _ von _ ) welches in Aethiopiſcher Sprach heiſſet ſanfft, liebreich, leutſeelig, guͤtig, gnaͤdig ſeyn; und nicht anderſt erklaͤret auch Mo- ſes dieſen hochheiligen Namen _ . Chriſti Menſchwerdung iſt eine ſo uͤberſteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an- derſt darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eroͤffnungen kein GOTT und kein Himmel waͤre zugegen geweſen. Biß dahin haͤlt Paulus alles vor irrdiſch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann die meiſten Offenbahrungen, ſo wohl der Gnad, als des Zorns, geſchahen mit Erſchuͤtterung irrdiſcher ſichtbahrer Geſchoͤpffen der Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felſen, mit Zer- ſchmetterung der Staͤdten und Voͤlckern. Jetzt aber, da ein ſtil- les ſanfftes Sauſen aus dem verborgenſten Heiligthum durch die hei- ligſte Menſchheit auswaͤhet, da verhuͤllet er ſeine Vernunffts-Au- gen, ſieht aber nur deſto klaͤrer im Geiſt den Himmel offen, und JEſum in die Abgruͤnde der Klarheit GOttes verſencket. Es dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him- mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Haͤuſeren, auf den Straſſen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken ſind nicht unſere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja auf Unter- ſcheid der Reden GOttes auf Sinai und Sion. a Hebr. XII. 52. b Jeſ. LV. 8. 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/703
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/703>, abgerufen am 28.07.2024.