und Ansehen a: ja gedultiges, getrost gelassenes Erwarten der freu- denreichen Stund der Erlösung vom HErrn in allen Finsternussen, Aengsten, Dürre und gefährlichen Verfolgungen vom Gesetz, Ge- wissen, Sünd, Teufel, Tod und Höll; endlich das Stillschweigen in allen äusseren und inneren Bedrangnussen, damit GOtt allein die Ehr habe unsere Noth zu kennen, und uns im Verborgenen mit sich selbst zu erfreuen: Alle diese unvergleiche und ungemeine Gna- den fliessen aus dem stillen Glaubens-Schauen des gecreutzigten See- ligmachers; und ist immer und ewig Schad, daß uns GOtt gleichsam bey den Haaren herbey ziehen, und die Augen aufsperren muß, daß wir zugreiffen; und nur etwas weniges nehmen von diesen unaussprech- lichen vor uns liegenden Gnaden-Schätzen.
welch glückseelig Land Tog- genburg alsdann seyn wür- de.
§. 13. Werdet ihr, theurste Freunde! diesen Creutzes-Berg be- steigen, und viel Zeit unter dem Schatten dieses Baums zubringen; So wird Toggenburg eine von den lustbarsten Gegenden des Erd- bodens seyn, voller geistlicher, safftiger Oel-Bäumen, Wein-Stö- cken, Feigen und Granat-Aepfel-Bäumen; da JEsus seine Freude haben wird, da die Rede in andere Länder erschallen wird: Es ist in dem Toggenburgischen Galiläa ein grosses Licht aufgangen, und GOtt hat dieses Volck heimgesucht; da die himmlischen Heerschaa- ren singen werden, Ehre sey GOtt in der Höhe, Friede in diesem Lande, unter den Menschen ein Wohlgefallen. Und wann ihr in Christo so reich und satt durch den Glauben worden seydt, o wie geneigt wird dann euer Hertz seyn jederman mit Sanfft- und De- muth zu begegnen, nachzugeben, auch die Römisch-Catholische hertz- innig wohlmeynend zu segnen, Guts zu thun, mit tausend Liebes- Thränen zu benetzen, alle Verurtheilung und Widersprechung ge- dultig zu ertragen, die Evangelische Lehr in allen Stücken also zu zieren, um des Reichs GOttes willen gern Schaden zu leiden, und auf diese Weise viele Menschen ohne Wort und vieles Disputieren blos durch einen liebseeligen, keuschen, heiligen, himmlischgesinnten Wandel nicht euch, sondern dem guten glorwürdigsten GOtt zu ge- winnen. O daß in kurtzem Prediger und Zuhörer, Obere und Untere, Eltern und Kinder voll wurden des H. Geistes, und der Krafft JEsu in ewigem Jubel-Schall! Hallelujah!
Vorbericht.
aJac. I. 10. 11.
Zuſchrifft.
und Anſehen a: ja gedultiges, getroſt gelaſſenes Erwarten der freu- denreichen Stund der Erloͤſung vom HErrn in allen Finſternuſſen, Aengſten, Duͤrre und gefaͤhrlichen Verfolgungen vom Geſetz, Ge- wiſſen, Suͤnd, Teufel, Tod und Hoͤll; endlich das Stillſchweigen in allen aͤuſſeren und inneren Bedrangnuſſen, damit GOtt allein die Ehr habe unſere Noth zu kennen, und uns im Verborgenen mit ſich ſelbſt zu erfreuen: Alle dieſe unvergleiche und ungemeine Gna- den flieſſen aus dem ſtillen Glaubens-Schauen des gecreutzigten See- ligmachers; und iſt immer und ewig Schad, daß uns GOtt gleichſam bey den Haaren herbey ziehen, und die Augen aufſperren muß, daß wir zugreiffen; und nur etwas weniges nehmen von dieſen unausſprech- lichen vor uns liegenden Gnaden-Schaͤtzen.
welch gluͤckſeelig Land Tog- genburg alsdann ſeyn wuͤr- de.
§. 13. Werdet ihr, theurſte Freunde! dieſen Creutzes-Berg be- ſteigen, und viel Zeit unter dem Schatten dieſes Baums zubringen; So wird Toggenburg eine von den luſtbarſten Gegenden des Erd- bodens ſeyn, voller geiſtlicher, ſafftiger Oel-Baͤumen, Wein-Stoͤ- cken, Feigen und Granat-Aepfel-Baͤumen; da JEſus ſeine Freude haben wird, da die Rede in andere Laͤnder erſchallen wird: Es iſt in dem Toggenburgiſchen Galilaͤa ein groſſes Licht aufgangen, und GOtt hat dieſes Volck heimgeſucht; da die himmliſchen Heerſchaa- ren ſingen werden, Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe, Friede in dieſem Lande, unter den Menſchen ein Wohlgefallen. Und wann ihr in Chriſto ſo reich und ſatt durch den Glauben worden ſeydt, o wie geneigt wird dann euer Hertz ſeyn jederman mit Sanfft- und De- muth zu begegnen, nachzugeben, auch die Roͤmiſch-Catholiſche hertz- innig wohlmeynend zu ſegnen, Guts zu thun, mit tauſend Liebes- Thraͤnen zu benetzen, alle Verurtheilung und Widerſprechung ge- dultig zu ertragen, die Evangeliſche Lehr in allen Stuͤcken alſo zu zieren, um des Reichs GOttes willen gern Schaden zu leiden, und auf dieſe Weiſe viele Menſchen ohne Wort und vieles Diſputieren blos durch einen liebſeeligen, keuſchen, heiligen, himmliſchgeſinnten Wandel nicht euch, ſondern dem guten glorwuͤrdigſten GOtt zu ge- winnen. O daß in kurtzem Prediger und Zuhoͤrer, Obere und Untere, Eltern und Kinder voll wurden des H. Geiſtes, und der Krafft JEſu in ewigem Jubel-Schall! Hallelujah!
Vorbericht.
aJac. I. 10. 11.
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[578/0674]
Zuſchrifft.
und Anſehen a: ja gedultiges, getroſt gelaſſenes Erwarten der freu-
denreichen Stund der Erloͤſung vom HErrn in allen Finſternuſſen,
Aengſten, Duͤrre und gefaͤhrlichen Verfolgungen vom Geſetz, Ge-
wiſſen, Suͤnd, Teufel, Tod und Hoͤll; endlich das Stillſchweigen
in allen aͤuſſeren und inneren Bedrangnuſſen, damit GOtt allein
die Ehr habe unſere Noth zu kennen, und uns im Verborgenen mit
ſich ſelbſt zu erfreuen: Alle dieſe unvergleiche und ungemeine Gna-
den flieſſen aus dem ſtillen Glaubens-Schauen des gecreutzigten See-
ligmachers; und iſt immer und ewig Schad, daß uns GOtt gleichſam
bey den Haaren herbey ziehen, und die Augen aufſperren muß, daß wir
zugreiffen; und nur etwas weniges nehmen von dieſen unausſprech-
lichen vor uns liegenden Gnaden-Schaͤtzen.
§. 13. Werdet ihr, theurſte Freunde! dieſen Creutzes-Berg be-
ſteigen, und viel Zeit unter dem Schatten dieſes Baums zubringen;
So wird Toggenburg eine von den luſtbarſten Gegenden des Erd-
bodens ſeyn, voller geiſtlicher, ſafftiger Oel-Baͤumen, Wein-Stoͤ-
cken, Feigen und Granat-Aepfel-Baͤumen; da JEſus ſeine Freude
haben wird, da die Rede in andere Laͤnder erſchallen wird: Es iſt
in dem Toggenburgiſchen Galilaͤa ein groſſes Licht aufgangen, und
GOtt hat dieſes Volck heimgeſucht; da die himmliſchen Heerſchaa-
ren ſingen werden, Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe, Friede in dieſem
Lande, unter den Menſchen ein Wohlgefallen. Und wann ihr in
Chriſto ſo reich und ſatt durch den Glauben worden ſeydt, o wie
geneigt wird dann euer Hertz ſeyn jederman mit Sanfft- und De-
muth zu begegnen, nachzugeben, auch die Roͤmiſch-Catholiſche hertz-
innig wohlmeynend zu ſegnen, Guts zu thun, mit tauſend Liebes-
Thraͤnen zu benetzen, alle Verurtheilung und Widerſprechung ge-
dultig zu ertragen, die Evangeliſche Lehr in allen Stuͤcken alſo zu
zieren, um des Reichs GOttes willen gern Schaden zu leiden, und
auf dieſe Weiſe viele Menſchen ohne Wort und vieles Diſputieren
blos durch einen liebſeeligen, keuſchen, heiligen, himmliſchgeſinnten
Wandel nicht euch, ſondern dem guten glorwuͤrdigſten GOtt zu ge-
winnen. O daß in kurtzem Prediger und Zuhoͤrer, Obere und
Untere, Eltern und Kinder voll wurden des H. Geiſtes, und der
Krafft JEſu in ewigem Jubel-Schall! Hallelujah!
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a Jac. I. 10. 11.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/674>, abgerufen am 24.11.2024.
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