wider protestierten; allein ihre Reden kamen denen fleischlich gewor- denen, hart verstopften Christen-Ohren so unverständlich und tieff- sinnig vor, als wären es Böhmische Dörffer, sie wurden von der Menge übermaulet, und aberwitzig gehalten a; Das Bild behielte das Feld, und truge so viel Nutzung ein, daß in kurtzer Zeit tau- send mahl tausend daraus wurden b; Auch wurden die Leute so heff- tig darein verliebt, daß einer sagte, wann er nur eine Hand voll Bluts im Leib hätte, so wollte ers vor den Bilder-Dienst hingeben: Solch eine Egyptische Finsternuß bedeckete die Völcker c, daß die alle Bilder unendlich übersteigende Herrlichkeit GOttes nicht mehr angesehen würde, und man sich weiters kein Bedencken machte Chri- sti Majestät auf eine gar zu ungereimte Weise zu verkleineren. Al- so ist die äussere Kirch durch Annehmung Heydnischer Sitten und Gebräuchen zum Vorhof worden, der den Heyden zu zertretten ge- geben ist d.
§. 22. Erlaubet mir aber, liebste Freunde! euch zu fragen, obMan solle sich allein an JEsum halten, ihr dann ein lauter Glaubens-Aug habet, und GOtt in Christo mit unendlichem Glauben und Liebe anhanget durch den Heiligen Geist, und GOtt hoch preisete? Ob ihr, wann ihr bettet, euch nicht ein Bild von ihm im Kopf machet, daß der Seelen wenig Leben, Lie- be und Hochachtung vor JEsum giebet? Ach! ein Christ muß nicht mit Bilderen spielen, sondern den lebendig-machenden, schmack- hafften Christum als das Himmels-Manna und Erlösungs-Trauben und Lebens-Balsam aus innwendigem Geniessen und Erfahren seiner Güte und herrlichen Krafft erkennen lernen.
§. 23. Es sollte gar leicht seyn zu zeigen, wie der Saurteig deswird ge- zeigt, wie der subtile Sauerteig des Pabst- thums, in die Prote- stierende Kirchen sich einge- drungen, subtilen Pabstthums als die Erb-Sünde die Protestierende Kirch überall durchdrungen; allein das wäre vor diß mahl zu weitläuffig; will also nur melden, was mir zu Freyburg im Durchreisen begeg- net, bey einer Gesellschafft von dem Ort. Es fienge ein Geistli- cher an und sagte: wie daß ihre Religion weit schwärer seye als die unserige, und hiemit der schmale Himmels-Weg; ich antwor- e
tete
aJes. LIX. 15.
bJer. II. 17.
cJes. LX. 2.
dApoc. XI. 2.
eJoh. VI. 40.
B b b b 2
Zuſchrifft.
wider proteſtierten; allein ihre Reden kamen denen fleiſchlich gewor- denen, hart verſtopften Chriſten-Ohren ſo unverſtaͤndlich und tieff- ſinnig vor, als waͤren es Boͤhmiſche Doͤrffer, ſie wurden von der Menge uͤbermaulet, und aberwitzig gehalten a; Das Bild behielte das Feld, und truge ſo viel Nutzung ein, daß in kurtzer Zeit tau- ſend mahl tauſend daraus wurden b; Auch wurden die Leute ſo heff- tig darein verliebt, daß einer ſagte, wann er nur eine Hand voll Bluts im Leib haͤtte, ſo wollte ers vor den Bilder-Dienſt hingeben: Solch eine Egyptiſche Finſternuß bedeckete die Voͤlcker c, daß die alle Bilder unendlich uͤberſteigende Herrlichkeit GOttes nicht mehr angeſehen wuͤrde, und man ſich weiters kein Bedencken machte Chri- ſti Majeſtaͤt auf eine gar zu ungereimte Weiſe zu verkleineren. Al- ſo iſt die aͤuſſere Kirch durch Annehmung Heydniſcher Sitten und Gebraͤuchen zum Vorhof worden, der den Heyden zu zertretten ge- geben iſt d.
§. 22. Erlaubet mir aber, liebſte Freunde! euch zu fragen, obMan ſolle ſich allein an JEſum halten, ihr dann ein lauter Glaubens-Aug habet, und GOtt in Chriſto mit unendlichem Glauben und Liebe anhanget durch den Heiligen Geiſt, und GOtt hoch preiſete? Ob ihr, wann ihr bettet, euch nicht ein Bild von ihm im Kopf machet, daß der Seelen wenig Leben, Lie- be und Hochachtung vor JEſum giebet? Ach! ein Chriſt muß nicht mit Bilderen ſpielen, ſondern den lebendig-machenden, ſchmack- hafften Chriſtum als das Himmels-Manna und Erloͤſungs-Trauben und Lebens-Balſam aus innwendigem Genieſſen und Erfahren ſeiner Guͤte und herrlichen Krafft erkennen lernen.
§. 23. Es ſollte gar leicht ſeyn zu zeigen, wie der Saurteig deswird ge- zeigt, wie der ſubtile Sauerteig des Pabſt- thums, in die Prote- ſtierende Kirchen ſich einge- drungen, ſubtilen Pabſtthums als die Erb-Suͤnde die Proteſtierende Kirch uͤberall durchdrungen; allein das waͤre vor diß mahl zu weitlaͤuffig; will alſo nur melden, was mir zu Freyburg im Durchreiſen begeg- net, bey einer Geſellſchafft von dem Ort. Es fienge ein Geiſtli- cher an und ſagte: wie daß ihre Religion weit ſchwaͤrer ſeye als die unſerige, und hiemit der ſchmale Himmels-Weg; ich antwor- e
tete
aJeſ. LIX. 15.
bJer. II. 17.
cJeſ. LX. 2.
dApoc. XI. 2.
eJoh. VI. 40.
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Zuſchrifft.
wider proteſtierten; allein ihre Reden kamen denen fleiſchlich gewor-
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ſinnig vor, als waͤren es Boͤhmiſche Doͤrffer, ſie wurden von der
Menge uͤbermaulet, und aberwitzig gehalten a; Das Bild behielte
das Feld, und truge ſo viel Nutzung ein, daß in kurtzer Zeit tau-
ſend mahl tauſend daraus wurden b; Auch wurden die Leute ſo heff-
tig darein verliebt, daß einer ſagte, wann er nur eine Hand voll
Bluts im Leib haͤtte, ſo wollte ers vor den Bilder-Dienſt hingeben:
Solch eine Egyptiſche Finſternuß bedeckete die Voͤlcker c, daß die
alle Bilder unendlich uͤberſteigende Herrlichkeit GOttes nicht mehr
angeſehen wuͤrde, und man ſich weiters kein Bedencken machte Chri-
ſti Majeſtaͤt auf eine gar zu ungereimte Weiſe zu verkleineren. Al-
ſo iſt die aͤuſſere Kirch durch Annehmung Heydniſcher Sitten und
Gebraͤuchen zum Vorhof worden, der den Heyden zu zertretten ge-
geben iſt d.
§. 22. Erlaubet mir aber, liebſte Freunde! euch zu fragen, ob
ihr dann ein lauter Glaubens-Aug habet, und GOtt in Chriſto mit
unendlichem Glauben und Liebe anhanget durch den Heiligen Geiſt,
und GOtt hoch preiſete? Ob ihr, wann ihr bettet, euch nicht ein
Bild von ihm im Kopf machet, daß der Seelen wenig Leben, Lie-
be und Hochachtung vor JEſum giebet? Ach! ein Chriſt muß nicht
mit Bilderen ſpielen, ſondern den lebendig-machenden, ſchmack-
hafften Chriſtum als das Himmels-Manna und Erloͤſungs-Trauben
und Lebens-Balſam aus innwendigem Genieſſen und Erfahren ſeiner
Guͤte und herrlichen Krafft erkennen lernen.
Man ſolle
ſich allein
an JEſum
halten,
§. 23. Es ſollte gar leicht ſeyn zu zeigen, wie der Saurteig des
ſubtilen Pabſtthums als die Erb-Suͤnde die Proteſtierende Kirch
uͤberall durchdrungen; allein das waͤre vor diß mahl zu weitlaͤuffig;
will alſo nur melden, was mir zu Freyburg im Durchreiſen begeg-
net, bey einer Geſellſchafft von dem Ort. Es fienge ein Geiſtli-
cher an und ſagte: wie daß ihre Religion weit ſchwaͤrer ſeye als
die unſerige, und hiemit der ſchmale Himmels-Weg; ich antwor-
tete
e
wird ge-
zeigt, wie
der ſubtile
Sauerteig
des Pabſt-
thums, in
die Prote-
ſtierende
Kirchen
ſich einge-
drungen,
a Jeſ. LIX. 15.
b Jer. II. 17.
c Jeſ. LX. 2.
d Apoc. XI. 2.
e Joh. VI. 40.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/659>, abgerufen am 23.11.2024.
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