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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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gen laßt, und darüber etwan ein süsse Rührung und innerliche Freud
empfindet, etc. Ach er ist bey dem allem nur noch ein Heyd und nichts
weiters; (ohne daß er ihm etwan wegen der heiteren Offenbahrung
des Worts gar viel lieblichere Gedancken von dem lustigen Ort des
himmlischen Paradieses selbst machen kan.) Du meinst, du wissest
wohl, wie herrlich und seelig der Mensch vor seinem Fall gewesen,
und wie verderbt und elendig er nunmehr sey; Aber ich frage dich,
hast du auch mehr Empfindung, Zerknirschung und Beschämung dar-
über, als wohl ein Heyd? Manche bilden sich ein, wie fromm sie
seyen, wann sie etwan klagen, wie schwach und elend sie seyen, wie
alles so verderbt, wie die Welt von einer Zeit zur andern ärger wird,
wie die Sünd, Hoffart, Falschheit, Untreu, Unbarmhertzigkeit
steige, und überall überhand nehme, etc. sind aber nicht besser als Hey-
den, die fast eben dergleichen Klagen in ihren Büchern geführt, etc.
Aber wie fein sie Adams Fall kennen, siehet man bald, wann man
ihnen sagt, sie seyen unter GOttes Zorn, seine Feind, Höllen-Kin-
der, Satans Gefangene, etc. und mit allen ihren Wercken zum ewi-
gen Feur verdammt, etc. da gruntzen sie greulich und zeigen, daß sie
auch unter dem Evangelio Heyden seyen, die wohl einige Verdorben-
heit und Verkehrtheit an sich gestehen, aber Christo nimmermehr die
Ehr geben zu bekennen, daß sie böß und unselig seyen.

§. 7. Du rühmest dich, der lebendige GOtt lasse sich nicht unbe-Göttliche
Wohltha-
ten, Züch-
tigungen,
Gewis-
sens-
Stich kei-
ne Be-
weiß-
Gründe
vom Chri-
stenthum.

zeuget gegen dir, er erhöre dich, thue dir viel Guts an Leib und
Seel; Denck aber, wie viel Güter GOTT über die Heyden habe
ausgeschüttet, Act. 14. und 17. Matth. 5. Ja, sprichst du, aber
er sucht mich auch mit Creutz heim; Hat er nicht auch Gericht geü-
bet an so vielen Heyden, Länderen, und gantzen Monarchien?

Aber ich werde, sprichst du, im Gewissen bestrafft, wann ich Bö-
ses thue, hiemit hab ich den heiligen Geist und bin ein Christ. Ant-
wort. Gleiches zeuget die heilige Schrifft von den Heyden, Rom.
2. Psal. 94. Dann welchen ihr Gewissen mit Brandmahlen ge-
zeichnet ist, zu thun, was sie nur gelustet, die sind nicht einmahl
fromme ehrbare Heyden, sondern gar eingefleischte Teufel; ja wohl
ärger, weil die Teufel nicht wider Barmhertzigkeit, Gnad und
Blut sündigen.

§. 8.

gen laßt, und daruͤber etwan ein ſuͤſſe Ruͤhrung und innerliche Freud
empfindet, ꝛc. Ach er iſt bey dem allem nur noch ein Heyd und nichts
weiters; (ohne daß er ihm etwan wegen der heiteren Offenbahrung
des Worts gar viel lieblichere Gedancken von dem luſtigen Ort des
himmliſchen Paradieſes ſelbſt machen kan.) Du meinſt, du wiſſeſt
wohl, wie herrlich und ſeelig der Menſch vor ſeinem Fall geweſen,
und wie verderbt und elendig er nunmehr ſey; Aber ich frage dich,
haſt du auch mehr Empfindung, Zerknirſchung und Beſchaͤmung dar-
uͤber, als wohl ein Heyd? Manche bilden ſich ein, wie fromm ſie
ſeyen, wann ſie etwan klagen, wie ſchwach und elend ſie ſeyen, wie
alles ſo verderbt, wie die Welt von einer Zeit zur andern aͤrger wird,
wie die Suͤnd, Hoffart, Falſchheit, Untreu, Unbarmhertzigkeit
ſteige, und uͤberall uͤberhand nehme, ꝛc. ſind aber nicht beſſer als Hey-
den, die faſt eben dergleichen Klagen in ihren Buͤchern gefuͤhrt, ꝛc.
Aber wie fein ſie Adams Fall kennen, ſiehet man bald, wann man
ihnen ſagt, ſie ſeyen unter GOttes Zorn, ſeine Feind, Hoͤllen-Kin-
der, Satans Gefangene, ꝛc. und mit allen ihren Wercken zum ewi-
gen Feur verdammt, ꝛc. da gruntzen ſie greulich und zeigen, daß ſie
auch unter dem Evangelio Heyden ſeyen, die wohl einige Verdorben-
heit und Verkehrtheit an ſich geſtehen, aber Chriſto nimmermehr die
Ehr geben zu bekennen, daß ſie boͤß und unſelig ſeyen.

§. 7. Du ruͤhmeſt dich, der lebendige GOtt laſſe ſich nicht unbe-Goͤttliche
Wohltha-
ten, Zuͤch-
tigungen,
Gewiſ-
ſens-
Stich kei-
ne Be-
weiß-
Gruͤnde
vom Chri-
ſtenthum.

zeuget gegen dir, er erhoͤre dich, thue dir viel Guts an Leib und
Seel; Denck aber, wie viel Guͤter GOTT uͤber die Heyden habe
ausgeſchuͤttet, Act. 14. und 17. Matth. 5. Ja, ſprichſt du, aber
er ſucht mich auch mit Creutz heim; Hat er nicht auch Gericht geuͤ-
bet an ſo vielen Heyden, Laͤnderen, und gantzen Monarchien?

Aber ich werde, ſprichſt du, im Gewiſſen beſtrafft, wann ich Boͤ-
ſes thue, hiemit hab ich den heiligen Geiſt und bin ein Chriſt. Ant-
wort. Gleiches zeuget die heilige Schrifft von den Heyden, Rom.
2. Pſal. 94. Dann welchen ihr Gewiſſen mit Brandmahlen ge-
zeichnet iſt, zu thun, was ſie nur geluſtet, die ſind nicht einmahl
fromme ehrbare Heyden, ſondern gar eingefleiſchte Teufel; ja wohl
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Blut ſuͤndigen.

§. 8.
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[7/0063] gen laßt, und daruͤber etwan ein ſuͤſſe Ruͤhrung und innerliche Freud empfindet, ꝛc. Ach er iſt bey dem allem nur noch ein Heyd und nichts weiters; (ohne daß er ihm etwan wegen der heiteren Offenbahrung des Worts gar viel lieblichere Gedancken von dem luſtigen Ort des himmliſchen Paradieſes ſelbſt machen kan.) Du meinſt, du wiſſeſt wohl, wie herrlich und ſeelig der Menſch vor ſeinem Fall geweſen, und wie verderbt und elendig er nunmehr ſey; Aber ich frage dich, haſt du auch mehr Empfindung, Zerknirſchung und Beſchaͤmung dar- uͤber, als wohl ein Heyd? Manche bilden ſich ein, wie fromm ſie ſeyen, wann ſie etwan klagen, wie ſchwach und elend ſie ſeyen, wie alles ſo verderbt, wie die Welt von einer Zeit zur andern aͤrger wird, wie die Suͤnd, Hoffart, Falſchheit, Untreu, Unbarmhertzigkeit ſteige, und uͤberall uͤberhand nehme, ꝛc. ſind aber nicht beſſer als Hey- den, die faſt eben dergleichen Klagen in ihren Buͤchern gefuͤhrt, ꝛc. Aber wie fein ſie Adams Fall kennen, ſiehet man bald, wann man ihnen ſagt, ſie ſeyen unter GOttes Zorn, ſeine Feind, Hoͤllen-Kin- der, Satans Gefangene, ꝛc. und mit allen ihren Wercken zum ewi- gen Feur verdammt, ꝛc. da gruntzen ſie greulich und zeigen, daß ſie auch unter dem Evangelio Heyden ſeyen, die wohl einige Verdorben- heit und Verkehrtheit an ſich geſtehen, aber Chriſto nimmermehr die Ehr geben zu bekennen, daß ſie boͤß und unſelig ſeyen. §. 7. Du ruͤhmeſt dich, der lebendige GOtt laſſe ſich nicht unbe- zeuget gegen dir, er erhoͤre dich, thue dir viel Guts an Leib und Seel; Denck aber, wie viel Guͤter GOTT uͤber die Heyden habe ausgeſchuͤttet, Act. 14. und 17. Matth. 5. Ja, ſprichſt du, aber er ſucht mich auch mit Creutz heim; Hat er nicht auch Gericht geuͤ- bet an ſo vielen Heyden, Laͤnderen, und gantzen Monarchien? Goͤttliche Wohltha- ten, Zuͤch- tigungen, Gewiſ- ſens- Stich kei- ne Be- weiß- Gruͤnde vom Chri- ſtenthum. Aber ich werde, ſprichſt du, im Gewiſſen beſtrafft, wann ich Boͤ- ſes thue, hiemit hab ich den heiligen Geiſt und bin ein Chriſt. Ant- wort. Gleiches zeuget die heilige Schrifft von den Heyden, Rom. 2. Pſal. 94. Dann welchen ihr Gewiſſen mit Brandmahlen ge- zeichnet iſt, zu thun, was ſie nur geluſtet, die ſind nicht einmahl fromme ehrbare Heyden, ſondern gar eingefleiſchte Teufel; ja wohl aͤrger, weil die Teufel nicht wider Barmhertzigkeit, Gnad und Blut ſuͤndigen. §. 8.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/63>, abgerufen am 02.05.2024.