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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
unsern verborgenen Hochmuth, kennt unser Eigen-Liebe und übrige
Unlauterkeiten, und daß wir auch dem H. Geist, wann er uns darü-
ber züchtiget, nicht genug Gehör und Platz geben, so findet sein Vat-
ter-Hertz gut, uns in die Hände der Satans-Engel kommen zu lassen,
daß sie uns Pantzer fegen, aus dem Schlummer erwecken, in ängstli-
chen Kampf treiben, die Waffen des Gebetts zu ergreiffen, und den
Trost der Schrifften hervor zu suchen. Siehe Exempel an Hiob c. I.
2. 3. und an Paulo. 2 Cor. XII. 7. 8. und an David, hin und her in
seinen Psalmen Ps. XVIII. 7. Ps. CXVIII. 5. conf. Jes. XXVI. 16.

Den
Glauben
zu läutern,

§. 3. (2.) Jns besonders wird da der Wahnglauben beschämet, die
Werckheiligkeit weggebrannt, der unlautere Glauben geläutert, der
schwache Glauben geübet, und durch Ubung gehärtnet und gesteiffet.

dem Bild
JEsu ähn-
lich zu
machen,

§. 4. (3.) Der fromme GOtt will uns nur dem Ebenbilde seines ge-
liebten Sohnes ähnlich machen, den die Höllen-Geister sehr versuchet,
geängstet und erschrecket. Matth. c. IV. und c. XXVI. ist uns also diß
eine Ehre und eine Seeligkeit, nicht aber Schande noch Schaden.

die Welt zu
erlaiden,

§. 5. (4.) Dergleichen Seelen-Aengsten verleiden einem die Welt
Freude, da siehet man, wie Gold und Geld in solchen Umständen
nichts vermögen nichts helffen. Da gehen einem die Augen auf, zu se-
hen wo man ist, mitten unter den bösen Geistern, die in der Lufft schwe-
ben, und uns allenthalben umgeben wie Mucken und Fliegen. Da ersie-
het man die Nothwendigkeit zu wachen und zu betten, die Welt-Freud
für Thorheit und Unsinnigkeit zu achten, und ein ernstlich Christen-
thum anzufangen, wo wir nicht wollen verschlungen werden.

zu Forcht
GOttes
zu bringen,

§. 6. (5.) Dergleichen Seelen-Aengsten lehren uns den heiligen GOtt
recht förchten, an der Heiligung arbeiten in der Furcht GOttes 2 Cor.
VII. 1. ja unsere Seeligkeit würcken mit heiliger Furcht und Zittern
Phil. II. 12. diese heilige Furcht ist entgegen gesetzt unserer natürlichen
Leichtsinnigkeit, so wohl in Erlangung als Bewahrung des himmli-
schen Kleinods. Ach wie tragen wir unser Perlin in den Händen,
und spielen damit wie die Kinder. Da muß denn ein höllischer Räu-
ber kommen, und uns den Frieden GOttes rauben, und die göttliche
Freude, und das göttliche Gnaden-Licht etc. da lernen wir die Psal-
men und den Jeremiam verstehen, und klagen: der HERR hat mich
ins Finsterniß geführet und nicht ins Licht. Meine Seele ist aus dem
Frieden vertrieben,
ich muß des Guten vergessen etc. klagt Jer. III. 2.
17. Da müssen wir denn wieder mit Aengsten suchen, was wir ver-
liederlichet, Christum abermahls mit Aengsten gebähren etc. damit wir

lernen,

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
unſern verborgenen Hochmuth, kennt unſer Eigen-Liebe und uͤbrige
Unlauterkeiten, und daß wir auch dem H. Geiſt, wann er uns daruͤ-
ber zuͤchtiget, nicht genug Gehoͤr und Platz geben, ſo findet ſein Vat-
ter-Hertz gut, uns in die Haͤnde der Satans-Engel kommen zu laſſen,
daß ſie uns Pantzer fegen, aus dem Schlummer erwecken, in aͤngſtli-
chen Kampf treiben, die Waffen des Gebetts zu ergreiffen, und den
Troſt der Schrifften hervor zu ſuchen. Siehe Exempel an Hiob c. I.
2. 3. und an Paulo. 2 Cor. XII. 7. 8. und an David, hin und her in
ſeinen Pſalmen Pſ. XVIII. 7. Pſ. CXVIII. 5. conf. Jeſ. XXVI. 16.

Den
Glauben
zu laͤuteꝛn,

§. 3. (2.) Jns beſonders wird da der Wahnglauben beſchaͤmet, die
Werckheiligkeit weggebrannt, der unlautere Glauben gelaͤutert, der
ſchwache Glauben geuͤbet, und durch Ubung gehaͤrtnet und geſteiffet.

dem Bild
JEſu aͤhn-
lich zu
machen,

§. 4. (3.) Der fromme GOtt will uns nur dem Ebenbilde ſeines ge-
liebten Sohnes aͤhnlich machen, den die Hoͤllen-Geiſter ſehr verſuchet,
geaͤngſtet und erſchrecket. Matth. c. IV. und c. XXVI. iſt uns alſo diß
eine Ehre und eine Seeligkeit, nicht aber Schande noch Schaden.

die Welt zu
erlaiden,

§. 5. (4.) Dergleichen Seelen-Aengſten verleiden einem die Welt
Freude, da ſiehet man, wie Gold und Geld in ſolchen Umſtaͤnden
nichts vermoͤgen nichts helffen. Da gehen einem die Augen auf, zu ſe-
hen wo man iſt, mitten unter den boͤſen Geiſtern, die in der Lufft ſchwe-
ben, und uns allenthalben umgeben wie Mucken und Fliegen. Da erſie-
het man die Nothwendigkeit zu wachen und zu betten, die Welt-Freud
fuͤr Thorheit und Unſinnigkeit zu achten, und ein ernſtlich Chriſten-
thum anzufangen, wo wir nicht wollen verſchlungen werden.

zu Forcht
GOttes
zu bꝛingen,

§. 6. (5.) Dergleichen Seelen-Aengſten lehren uns den heiligen GOtt
recht foͤrchten, an der Heiligung arbeiten in der Furcht GOttes 2 Cor.
VII. 1. ja unſere Seeligkeit wuͤrcken mit heiliger Furcht und Zittern
Phil. II. 12. dieſe heilige Furcht iſt entgegen geſetzt unſerer natuͤrlichen
Leichtſinnigkeit, ſo wohl in Erlangung als Bewahrung des himmli-
ſchen Kleinods. Ach wie tragen wir unſer Perlin in den Haͤnden,
und ſpielen damit wie die Kinder. Da muß denn ein hoͤlliſcher Raͤu-
ber kommen, und uns den Frieden GOttes rauben, und die goͤttliche
Freude, und das goͤttliche Gnaden-Licht ꝛc. da lernen wir die Pſal-
men und den Jeremiam verſtehen, und klagen: der HERR hat mich
ins Finſterniß gefuͤhret und nicht ins Licht. Meine Seele iſt aus dem
Frieden vertrieben,
ich muß des Guten vergeſſen ꝛc. klagt Jer. III. 2.
17. Da muͤſſen wir denn wieder mit Aengſten ſuchen, was wir ver-
liederlichet, Chriſtum abermahls mit Aengſten gebaͤhren ꝛc. damit wir

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[506/0602] Gedancken von den Seelen-Aengſten. unſern verborgenen Hochmuth, kennt unſer Eigen-Liebe und uͤbrige Unlauterkeiten, und daß wir auch dem H. Geiſt, wann er uns daruͤ- ber zuͤchtiget, nicht genug Gehoͤr und Platz geben, ſo findet ſein Vat- ter-Hertz gut, uns in die Haͤnde der Satans-Engel kommen zu laſſen, daß ſie uns Pantzer fegen, aus dem Schlummer erwecken, in aͤngſtli- chen Kampf treiben, die Waffen des Gebetts zu ergreiffen, und den Troſt der Schrifften hervor zu ſuchen. Siehe Exempel an Hiob c. I. 2. 3. und an Paulo. 2 Cor. XII. 7. 8. und an David, hin und her in ſeinen Pſalmen Pſ. XVIII. 7. Pſ. CXVIII. 5. conf. Jeſ. XXVI. 16. §. 3. (2.) Jns beſonders wird da der Wahnglauben beſchaͤmet, die Werckheiligkeit weggebrannt, der unlautere Glauben gelaͤutert, der ſchwache Glauben geuͤbet, und durch Ubung gehaͤrtnet und geſteiffet. §. 4. (3.) Der fromme GOtt will uns nur dem Ebenbilde ſeines ge- liebten Sohnes aͤhnlich machen, den die Hoͤllen-Geiſter ſehr verſuchet, geaͤngſtet und erſchrecket. Matth. c. IV. und c. XXVI. iſt uns alſo diß eine Ehre und eine Seeligkeit, nicht aber Schande noch Schaden. §. 5. (4.) Dergleichen Seelen-Aengſten verleiden einem die Welt Freude, da ſiehet man, wie Gold und Geld in ſolchen Umſtaͤnden nichts vermoͤgen nichts helffen. Da gehen einem die Augen auf, zu ſe- hen wo man iſt, mitten unter den boͤſen Geiſtern, die in der Lufft ſchwe- ben, und uns allenthalben umgeben wie Mucken und Fliegen. Da erſie- het man die Nothwendigkeit zu wachen und zu betten, die Welt-Freud fuͤr Thorheit und Unſinnigkeit zu achten, und ein ernſtlich Chriſten- thum anzufangen, wo wir nicht wollen verſchlungen werden. §. 6. (5.) Dergleichen Seelen-Aengſten lehren uns den heiligen GOtt recht foͤrchten, an der Heiligung arbeiten in der Furcht GOttes 2 Cor. VII. 1. ja unſere Seeligkeit wuͤrcken mit heiliger Furcht und Zittern Phil. II. 12. dieſe heilige Furcht iſt entgegen geſetzt unſerer natuͤrlichen Leichtſinnigkeit, ſo wohl in Erlangung als Bewahrung des himmli- ſchen Kleinods. Ach wie tragen wir unſer Perlin in den Haͤnden, und ſpielen damit wie die Kinder. Da muß denn ein hoͤlliſcher Raͤu- ber kommen, und uns den Frieden GOttes rauben, und die goͤttliche Freude, und das goͤttliche Gnaden-Licht ꝛc. da lernen wir die Pſal- men und den Jeremiam verſtehen, und klagen: der HERR hat mich ins Finſterniß gefuͤhret und nicht ins Licht. Meine Seele iſt aus dem Frieden vertrieben, ich muß des Guten vergeſſen ꝛc. klagt Jer. III. 2. 17. Da muͤſſen wir denn wieder mit Aengſten ſuchen, was wir ver- liederlichet, Chriſtum abermahls mit Aengſten gebaͤhren ꝛc. damit wir lernen,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/602>, abgerufen am 21.11.2024.