zu ermunteren 1 Petr. V. 8. 9. so wohl als Paulus Eph. VI. 11. 18. welche Schrifft-Oerter eine Auslegung der Worten Christi seyn könnten. Da man hingegen sich keines Spruchs zu entsinnen weißt, da auf eine so nöthige ernsthaffte Vermahnung zum wachen wider die innstehende Versuchungs-Stund, alsobald unmittelbar eine Entschul- digung der Schläfferigkeit, wegen Willigkeit des Geistes und Schwachheit des Fleisches angehenckt seye.
Wäre hiemit dieses der Sinn Christi, seine ernste Vermahnung zum wachen und betten mit einem doppelten Grund zu begleiten, nemlich: Es seye Gefahr von aussen; dann da seye der Teufel, der als ein brüllender Löw herum schleiche, der Seelen tödtliche Wun- den zu versetzen; die Stund und die Macht der Finsternuß seye vorhanden; Satanas seye heiß-hungerig nach ihren Seelen; dann weilen sie ihme und seinen Wercken abgesagt, von ihme ausgegan- gen, und sich zu ihme, als dem Heyland gewendet, um von ihme nicht nur die Vergebung der Sünden, sondern auch deren Tilgung und Ausfegung zu erhalten; so werde folglich der Teufel an ihnen, als Ausreisser aus seinem Reich, nichts spahren, sie zu sichten, und dabey dieses und jenes zu probieren, ob etwas angehen wolle, sie zum Fall zu bringen; sintemal er der Bößwicht und Schaden-froh viel eine grössere Freude habe, wann er einem Pilgrim nach der Ewig- keit eines versetzen, und einen Heiligen mit höllischem Koth bespritzen könne, als wann er zwey tausend Welt-Schwein in die Pfütze von allerhand Befleckungen und Sünden hinein stürtzet; darum, wann sie nicht wachen, so sey er gar willig und fertig ihnen an der Seelig- keit zu schaden, und sie der Cron zu berauben; Es seye ein starcker listiger und grausamer Feind für der Thür, deßwegen sollen sie Ach- tung geben, daß er sie nicht unversehens und plötzlich überrumpele.
Zu deme, so seye auch Gefahr von innen; die menschliche Natur seye dem Fürsten der Finsternuß bey weitem nicht gewachsen genug; müsse also nothwendig eine Macht-Hülff von GOTT haben; deß- wegen sie ihne dann um seine Hülff und Beystand ersuchen müssen; so seye auch sehr viel in dem Menschen, das mit dem Feind unter dem Hut spiele, die Seel zu verkauffen, der Verräther seye im Hertzen, der dem Feind das Thor öffne, und den Sieg in die Händ spiele; deßwegen dann die Burgerschafft nicht nur wacker auf der Hut seyn, sondern auch darneben ihren König unabläßig um Hülff anflehen müsse.
§. 9.
P p p
Anhang.
zu ermunteren 1 Petr. V. 8. 9. ſo wohl als Paulus Eph. VI. 11. 18. welche Schrifft-Oerter eine Auslegung der Worten Chriſti ſeyn koͤnnten. Da man hingegen ſich keines Spruchs zu entſinnen weißt, da auf eine ſo noͤthige ernſthaffte Vermahnung zum wachen wider die innſtehende Verſuchungs-Stund, alſobald unmittelbar eine Entſchul- digung der Schlaͤfferigkeit, wegen Willigkeit des Geiſtes und Schwachheit des Fleiſches angehenckt ſeye.
Waͤre hiemit dieſes der Sinn Chriſti, ſeine ernſte Vermahnung zum wachen und betten mit einem doppelten Grund zu begleiten, nemlich: Es ſeye Gefahr von auſſen; dann da ſeye der Teufel, der als ein bruͤllender Loͤw herum ſchleiche, der Seelen toͤdtliche Wun- den zu verſetzen; die Stund und die Macht der Finſternuß ſeye vorhanden; Satanas ſeye heiß-hungerig nach ihren Seelen; dann weilen ſie ihme und ſeinen Wercken abgeſagt, von ihme ausgegan- gen, und ſich zu ihme, als dem Heyland gewendet, um von ihme nicht nur die Vergebung der Suͤnden, ſondern auch deren Tilgung und Ausfegung zu erhalten; ſo werde folglich der Teufel an ihnen, als Ausreiſſer aus ſeinem Reich, nichts ſpahren, ſie zu ſichten, und dabey dieſes und jenes zu probieren, ob etwas angehen wolle, ſie zum Fall zu bringen; ſintemal er der Boͤßwicht und Schaden-froh viel eine groͤſſere Freude habe, wann er einem Pilgrim nach der Ewig- keit eines verſetzen, und einen Heiligen mit hoͤlliſchem Koth beſpritzen koͤnne, als wann er zwey tauſend Welt-Schwein in die Pfuͤtze von allerhand Befleckungen und Suͤnden hinein ſtuͤrtzet; darum, wann ſie nicht wachen, ſo ſey er gar willig und fertig ihnen an der Seelig- keit zu ſchaden, und ſie der Cron zu berauben; Es ſeye ein ſtarcker liſtiger und grauſamer Feind fuͤr der Thuͤr, deßwegen ſollen ſie Ach- tung geben, daß er ſie nicht unverſehens und ploͤtzlich uͤberrumpele.
Zu deme, ſo ſeye auch Gefahr von innen; die menſchliche Natur ſeye dem Fuͤrſten der Finſternuß bey weitem nicht gewachſen genug; muͤſſe alſo nothwendig eine Macht-Huͤlff von GOTT haben; deß- wegen ſie ihne dann um ſeine Huͤlff und Beyſtand erſuchen muͤſſen; ſo ſeye auch ſehr viel in dem Menſchen, das mit dem Feind unter dem Hut ſpiele, die Seel zu verkauffen, der Verraͤther ſeye im Hertzen, der dem Feind das Thor oͤffne, und den Sieg in die Haͤnd ſpiele; deßwegen dann die Burgerſchafft nicht nur wacker auf der Hut ſeyn, ſondern auch darneben ihren Koͤnig unablaͤßig um Huͤlff anflehen muͤſſe.
§. 9.
P p p
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0577"n="481"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang.</hi></fw><lb/>
zu ermunteren 1 Petr. <hirendition="#aq">V.</hi> 8. 9. ſo wohl als Paulus Eph. <hirendition="#aq">VI.</hi> 11. 18.<lb/>
welche Schrifft-Oerter eine Auslegung der Worten Chriſti ſeyn<lb/>
koͤnnten. Da man hingegen ſich keines Spruchs zu entſinnen weißt,<lb/>
da auf eine ſo noͤthige ernſthaffte Vermahnung zum wachen wider die<lb/>
innſtehende Verſuchungs-Stund, alſobald unmittelbar eine Entſchul-<lb/>
digung der Schlaͤfferigkeit, wegen Willigkeit des Geiſtes und<lb/>
Schwachheit des Fleiſches angehenckt ſeye.</p><lb/><p>Waͤre hiemit dieſes der Sinn Chriſti, ſeine ernſte Vermahnung<lb/>
zum wachen und betten mit einem doppelten Grund zu begleiten,<lb/>
nemlich: Es ſeye Gefahr von auſſen; dann da ſeye der Teufel, der<lb/>
als ein bruͤllender Loͤw herum ſchleiche, der Seelen toͤdtliche Wun-<lb/>
den zu verſetzen; die Stund und die Macht der Finſternuß ſeye<lb/>
vorhanden; Satanas ſeye heiß-hungerig nach ihren Seelen; dann<lb/>
weilen ſie ihme und ſeinen Wercken abgeſagt, von ihme ausgegan-<lb/>
gen, und ſich zu ihme, als dem Heyland gewendet, um von ihme<lb/>
nicht nur die Vergebung der Suͤnden, ſondern auch deren Tilgung<lb/>
und Ausfegung zu erhalten; ſo werde folglich der Teufel an ihnen,<lb/>
als Ausreiſſer aus ſeinem Reich, nichts ſpahren, ſie zu ſichten, und<lb/>
dabey dieſes und jenes zu probieren, ob etwas angehen wolle, ſie<lb/>
zum Fall zu bringen; ſintemal er der Boͤßwicht und Schaden-froh<lb/>
viel eine groͤſſere Freude habe, wann er einem Pilgrim nach der Ewig-<lb/>
keit eines verſetzen, und einen Heiligen mit hoͤlliſchem Koth beſpritzen<lb/>
koͤnne, als wann er zwey tauſend Welt-Schwein in die Pfuͤtze von<lb/>
allerhand Befleckungen und Suͤnden hinein ſtuͤrtzet; darum, wann<lb/>ſie nicht wachen, ſo ſey er gar willig und fertig ihnen an der Seelig-<lb/>
keit zu ſchaden, und ſie der Cron zu berauben; Es ſeye ein ſtarcker<lb/>
liſtiger und grauſamer Feind fuͤr der Thuͤr, deßwegen ſollen ſie Ach-<lb/>
tung geben, daß er ſie nicht unverſehens und ploͤtzlich uͤberrumpele.</p><lb/><p>Zu deme, ſo ſeye auch Gefahr von innen; die menſchliche Natur<lb/>ſeye dem Fuͤrſten der Finſternuß bey weitem nicht gewachſen genug;<lb/>
muͤſſe alſo nothwendig eine Macht-Huͤlff von GOTT haben; deß-<lb/>
wegen ſie ihne dann um ſeine Huͤlff und Beyſtand erſuchen muͤſſen;<lb/>ſo ſeye auch ſehr viel in dem Menſchen, das mit dem Feind unter dem<lb/>
Hut ſpiele, die Seel zu verkauffen, der Verraͤther ſeye im Hertzen,<lb/>
der dem Feind das Thor oͤffne, und den Sieg in die Haͤnd ſpiele;<lb/>
deßwegen dann die Burgerſchafft nicht nur wacker auf der Hut ſeyn,<lb/>ſondern auch darneben ihren Koͤnig unablaͤßig um Huͤlff anflehen muͤſſe.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p p</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#i">§.</hi> 9.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[481/0577]
Anhang.
zu ermunteren 1 Petr. V. 8. 9. ſo wohl als Paulus Eph. VI. 11. 18.
welche Schrifft-Oerter eine Auslegung der Worten Chriſti ſeyn
koͤnnten. Da man hingegen ſich keines Spruchs zu entſinnen weißt,
da auf eine ſo noͤthige ernſthaffte Vermahnung zum wachen wider die
innſtehende Verſuchungs-Stund, alſobald unmittelbar eine Entſchul-
digung der Schlaͤfferigkeit, wegen Willigkeit des Geiſtes und
Schwachheit des Fleiſches angehenckt ſeye.
Waͤre hiemit dieſes der Sinn Chriſti, ſeine ernſte Vermahnung
zum wachen und betten mit einem doppelten Grund zu begleiten,
nemlich: Es ſeye Gefahr von auſſen; dann da ſeye der Teufel, der
als ein bruͤllender Loͤw herum ſchleiche, der Seelen toͤdtliche Wun-
den zu verſetzen; die Stund und die Macht der Finſternuß ſeye
vorhanden; Satanas ſeye heiß-hungerig nach ihren Seelen; dann
weilen ſie ihme und ſeinen Wercken abgeſagt, von ihme ausgegan-
gen, und ſich zu ihme, als dem Heyland gewendet, um von ihme
nicht nur die Vergebung der Suͤnden, ſondern auch deren Tilgung
und Ausfegung zu erhalten; ſo werde folglich der Teufel an ihnen,
als Ausreiſſer aus ſeinem Reich, nichts ſpahren, ſie zu ſichten, und
dabey dieſes und jenes zu probieren, ob etwas angehen wolle, ſie
zum Fall zu bringen; ſintemal er der Boͤßwicht und Schaden-froh
viel eine groͤſſere Freude habe, wann er einem Pilgrim nach der Ewig-
keit eines verſetzen, und einen Heiligen mit hoͤlliſchem Koth beſpritzen
koͤnne, als wann er zwey tauſend Welt-Schwein in die Pfuͤtze von
allerhand Befleckungen und Suͤnden hinein ſtuͤrtzet; darum, wann
ſie nicht wachen, ſo ſey er gar willig und fertig ihnen an der Seelig-
keit zu ſchaden, und ſie der Cron zu berauben; Es ſeye ein ſtarcker
liſtiger und grauſamer Feind fuͤr der Thuͤr, deßwegen ſollen ſie Ach-
tung geben, daß er ſie nicht unverſehens und ploͤtzlich uͤberrumpele.
Zu deme, ſo ſeye auch Gefahr von innen; die menſchliche Natur
ſeye dem Fuͤrſten der Finſternuß bey weitem nicht gewachſen genug;
muͤſſe alſo nothwendig eine Macht-Huͤlff von GOTT haben; deß-
wegen ſie ihne dann um ſeine Huͤlff und Beyſtand erſuchen muͤſſen;
ſo ſeye auch ſehr viel in dem Menſchen, das mit dem Feind unter dem
Hut ſpiele, die Seel zu verkauffen, der Verraͤther ſeye im Hertzen,
der dem Feind das Thor oͤffne, und den Sieg in die Haͤnd ſpiele;
deßwegen dann die Burgerſchafft nicht nur wacker auf der Hut ſeyn,
ſondern auch darneben ihren Koͤnig unablaͤßig um Huͤlff anflehen muͤſſe.
§. 9.
P p p
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/577>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.