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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes.
es ist dir ja nicht wohl daselbst! komm ein wenig zu der Krippen in
Bethlehem, und in den Garten des Oel-Bergs! trachte deiner
selbst und deiner Sünden zu vergessen, und nur JEsu Liebe einge-
denck zu seyn, so wird dir das Hertz gegen JEsu süß, und deine
Zuversicht gegen ihme starck werden.

Er muß
GOtt im
Angst-vol-
len JESU
zu erst

§. 21. 2. Schaue GOtt nicht an in seiner hohen Majestät und
Heiligkeit, sonderen in dem Angst-vollen JEsu; da siehest du sein
gutes lieb-volles Vatter-Hertz, wie freundlich Er gegen dir geneigt
ist, daß Er hat wollen, daß dir sein eingebohrener Sohn solche
Güte und Hülff erzeige; und wann dann dein Hertz einmahlen ge-
stärckt ist in Christi Gnad, so ist dann Zeit den Glantz der Göttli-
chen Heiligkeit anzuschauen, damit du immer in der Demuth und im
Ernst bleibest, in Heil. Scheu und Ehren-Forcht beständig lebest,
und alle deine Dinge thust, daß du die Liebes-Glut JEsu, und die
Krafft seines H. Geistes, durch gläubiges Sehnen immer tieffer in
dein sündig Hertz hinein ziehest, und also deine Seeligkeit mit Forcht
und Zitteren würckest; und ja nimmermehr diese unermessene Gunst
deines GOttes so grob mißbrauchest, daß du dardurch solltest träg
und sorgloß werden, um von deinem Gebett und Seufftzen nachzu-
lassen; dann die Süssigkeit der Liebe des Vatters und des Sohns,
und ein so grosses, umsonst dir geschencktes Heyl, soll dich ja weit
kräfftiger verbinden, zu ernstem Betten und Ringen, als deine vori-
ge Angst gethan hat; darvon dich nunmehro JEsu Blut erlößt ha-
ben wird.

und her-
nach in sei-
ner Herr-
lichkeit an-
schauen,

§. 22. GOttes Herrlichkeit soll dich ja mächtiger bewegen, als dei-
ne eigene Seeligkeit; daß weilen du nun durch JEsum selig worden
bist, du eben darum desto eyferiger werdest, einen so getreuen Erlö-
ser, wie auch den, der dir ihn zu deiner Freud gegeben und geoffen-
bahret hat, je mehr und mehr zu verklären. Vorhin zapletest, wei-
netest und heuletest du, enthieltest dich von der Uppigkeit, suchtest
Erquickung in der Schrifft, weil du vor GOttes wohl-verdientem
Gericht erschrocken warest; da war es dir allein um deine eigene See-
ligkeit zu thun, der Verdammnuß zu entgehen, die du vor dir sa-
hest; jetz aber, da du hast was du gesucht hast, nehmlich Besänffti-
gung deiner Seelen-Schmertzen, Trost und Erquickung in JEsu Lie-
be durch den Glauben in seinem Blut, so solt du nun vielmehr darüber
bekümmeret seyn, daß solcher grosser Schatz nicht vergebens an dich

gewendet

Die unter der Kelter des Zorns GOttes.
es iſt dir ja nicht wohl daſelbſt! komm ein wenig zu der Krippen in
Bethlehem, und in den Garten des Oel-Bergs! trachte deiner
ſelbſt und deiner Suͤnden zu vergeſſen, und nur JEſu Liebe einge-
denck zu ſeyn, ſo wird dir das Hertz gegen JEſu ſuͤß, und deine
Zuverſicht gegen ihme ſtarck werden.

Er muß
GOtt im
Angſt-vol-
len JESU
zu erſt

§. 21. 2. Schaue GOtt nicht an in ſeiner hohen Majeſtaͤt und
Heiligkeit, ſonderen in dem Angſt-vollen JEſu; da ſieheſt du ſein
gutes lieb-volles Vatter-Hertz, wie freundlich Er gegen dir geneigt
iſt, daß Er hat wollen, daß dir ſein eingebohrener Sohn ſolche
Guͤte und Huͤlff erzeige; und wann dann dein Hertz einmahlen ge-
ſtaͤrckt iſt in Chriſti Gnad, ſo iſt dann Zeit den Glantz der Goͤttli-
chen Heiligkeit anzuſchauen, damit du immer in der Demuth und im
Ernſt bleibeſt, in Heil. Scheu und Ehren-Forcht beſtaͤndig lebeſt,
und alle deine Dinge thuſt, daß du die Liebes-Glut JEſu, und die
Krafft ſeines H. Geiſtes, durch glaͤubiges Sehnen immer tieffer in
dein ſuͤndig Hertz hinein zieheſt, und alſo deine Seeligkeit mit Forcht
und Zitteren wuͤrckeſt; und ja nimmermehr dieſe unermeſſene Gunſt
deines GOttes ſo grob mißbraucheſt, daß du dardurch ſollteſt traͤg
und ſorgloß werden, um von deinem Gebett und Seufftzen nachzu-
laſſen; dann die Suͤſſigkeit der Liebe des Vatters und des Sohns,
und ein ſo groſſes, umſonſt dir geſchencktes Heyl, ſoll dich ja weit
kraͤfftiger verbinden, zu ernſtem Betten und Ringen, als deine vori-
ge Angſt gethan hat; darvon dich nunmehro JEſu Blut erloͤßt ha-
ben wird.

und her-
nach in ſei-
ner Herr-
lichkeit an-
ſchauen,

§. 22. GOttes Herrlichkeit ſoll dich ja maͤchtiger bewegen, als dei-
ne eigene Seeligkeit; daß weilen du nun durch JEſum ſelig worden
biſt, du eben darum deſto eyferiger werdeſt, einen ſo getreuen Erloͤ-
ſer, wie auch den, der dir ihn zu deiner Freud gegeben und geoffen-
bahret hat, je mehr und mehr zu verklaͤren. Vorhin zapleteſt, wei-
neteſt und heuleteſt du, enthielteſt dich von der Uppigkeit, ſuchteſt
Erquickung in der Schrifft, weil du vor GOttes wohl-verdientem
Gericht erſchrocken wareſt; da war es dir allein um deine eigene See-
ligkeit zu thun, der Verdammnuß zu entgehen, die du vor dir ſa-
heſt; jetz aber, da du haſt was du geſucht haſt, nehmlich Beſaͤnffti-
gung deiner Seelen-Schmertzen, Troſt und Erquickung in JEſu Lie-
be durch den Glauben in ſeinem Blut, ſo ſolt du nun vielmehr daruͤber
bekuͤmmeret ſeyn, daß ſolcher groſſer Schatz nicht vergebens an dich

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[466/0562] Die unter der Kelter des Zorns GOttes. es iſt dir ja nicht wohl daſelbſt! komm ein wenig zu der Krippen in Bethlehem, und in den Garten des Oel-Bergs! trachte deiner ſelbſt und deiner Suͤnden zu vergeſſen, und nur JEſu Liebe einge- denck zu ſeyn, ſo wird dir das Hertz gegen JEſu ſuͤß, und deine Zuverſicht gegen ihme ſtarck werden. §. 21. 2. Schaue GOtt nicht an in ſeiner hohen Majeſtaͤt und Heiligkeit, ſonderen in dem Angſt-vollen JEſu; da ſieheſt du ſein gutes lieb-volles Vatter-Hertz, wie freundlich Er gegen dir geneigt iſt, daß Er hat wollen, daß dir ſein eingebohrener Sohn ſolche Guͤte und Huͤlff erzeige; und wann dann dein Hertz einmahlen ge- ſtaͤrckt iſt in Chriſti Gnad, ſo iſt dann Zeit den Glantz der Goͤttli- chen Heiligkeit anzuſchauen, damit du immer in der Demuth und im Ernſt bleibeſt, in Heil. Scheu und Ehren-Forcht beſtaͤndig lebeſt, und alle deine Dinge thuſt, daß du die Liebes-Glut JEſu, und die Krafft ſeines H. Geiſtes, durch glaͤubiges Sehnen immer tieffer in dein ſuͤndig Hertz hinein zieheſt, und alſo deine Seeligkeit mit Forcht und Zitteren wuͤrckeſt; und ja nimmermehr dieſe unermeſſene Gunſt deines GOttes ſo grob mißbraucheſt, daß du dardurch ſollteſt traͤg und ſorgloß werden, um von deinem Gebett und Seufftzen nachzu- laſſen; dann die Suͤſſigkeit der Liebe des Vatters und des Sohns, und ein ſo groſſes, umſonſt dir geſchencktes Heyl, ſoll dich ja weit kraͤfftiger verbinden, zu ernſtem Betten und Ringen, als deine vori- ge Angſt gethan hat; darvon dich nunmehro JEſu Blut erloͤßt ha- ben wird. §. 22. GOttes Herrlichkeit ſoll dich ja maͤchtiger bewegen, als dei- ne eigene Seeligkeit; daß weilen du nun durch JEſum ſelig worden biſt, du eben darum deſto eyferiger werdeſt, einen ſo getreuen Erloͤ- ſer, wie auch den, der dir ihn zu deiner Freud gegeben und geoffen- bahret hat, je mehr und mehr zu verklaͤren. Vorhin zapleteſt, wei- neteſt und heuleteſt du, enthielteſt dich von der Uppigkeit, ſuchteſt Erquickung in der Schrifft, weil du vor GOttes wohl-verdientem Gericht erſchrocken wareſt; da war es dir allein um deine eigene See- ligkeit zu thun, der Verdammnuß zu entgehen, die du vor dir ſa- heſt; jetz aber, da du haſt was du geſucht haſt, nehmlich Beſaͤnffti- gung deiner Seelen-Schmertzen, Troſt und Erquickung in JEſu Lie- be durch den Glauben in ſeinem Blut, ſo ſolt du nun vielmehr daruͤber bekuͤmmeret ſeyn, daß ſolcher groſſer Schatz nicht vergebens an dich gewendet

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/562>, abgerufen am 22.11.2024.