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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.
heuren Sünden, und dem derentwegen auf seiner Seelen ligenden
Zorn, und daß hiemit ihme gar nichts diese Angst benehmen oder lin-
deren könne, als der einige GOtt sein Vatter, gegen deme er sich
unsertwegen verbürget; darum wendet er sich in seiner Angst zum
Gebett, als dem besten und sichersten Mittel die Seelen-Angst zu
linderen.

§. 12. Mercke lieber Mensch zu deiner Nachricht! Wann dichwie nö-
thig es in
der Angst
seye zu
betten.

auch eine Angst überfallet, daß du nicht weist wo aus noch ein; so
werden dir die weltliche Lustbarkeiten dieselbe gar nicht benehmen kön-
nen; die Artzneyen, deren rechtmäßiger Gebrauch dir zwar niemand
untersagen wird, seynd gewißlich auch nicht zulänglich dieselbe zu ver-
jagen, als nur allein das Gebett, dann wie die fremden Sünden
JEsum geängstiget, so ängstigen dich deine eigene Sünden, die du
in grosser Menge von Jugend auf begangen, und noch nie dafür
Buß gethan, noch mit Ernst bey GOtt um Vergebung derselben
angehalten; diese, und der liebe JEsus, der gern bey dir einkehren
wollte, erwecket dir diese Angst; derowegen kanst du lieber Mensch!
gewißlich nichts bessers thun, als du bettest, wie es JEsus der Sohn
GOttes selbsten gethan, du hasts ja unendlich nöthiger als Er.

§. 13. Wir besehen aber bey des HErren JEsu Gebett: (1.) Des-Bey dem
Gebett
JEsu ist
zu besehen
dessen
Jnnhalt.

sen Jnnhalt; der dahin gehet: daß der Kelch vorüber gehe, das
ist: daß das unaussprechliche Leiden ein wenig gelinderet werde.
JEsus besorgte, Er werde schon an dem Oelberg sterben müssen,
und also das Werck der Erlösung nicht können vollenden, darum
opfferte er Gebett und Flehen zu deme, der ihne von dem Tod könn-
te erretten, mit starckem Geschrey und Thränen; wovon auch der
sechste Psalm weissaget; Dann JEsus förchtete, Er müsse vor un-
säglicher Bangigkeit ersticken und vergehen, darum bate Er GOtt
seinen Vatter um ein wenig Auslüfftung und Jnnhalten, damit Er
sich ein Augenblick erhohlen, und folglich alle seine Leiden vollenden,
den Fluch durch den schmächlichen Creutzes-Tod abthun und austil-
gen könnte.

§. 14. (2.) Und darinnen ist unser allerheiligste Erlöser in seinemDessen
Erhö-
rung.

blutigen Todes-Kampf erhöret, und von einem Engel aus dem Him-
mel gestärcket worden, durch Vorhaltung des unendlichen Gewichts
der Herrlichkeit, so auf sein kurtzes Leiden erfolgen würde; mit dabey
gethaner Versicherung der Seeligkeit so vieler unzehlicher Menschen,

die
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liegende Wein-Trauben.
heuren Suͤnden, und dem derentwegen auf ſeiner Seelen ligenden
Zorn, und daß hiemit ihme gar nichts dieſe Angſt benehmen oder lin-
deren koͤnne, als der einige GOtt ſein Vatter, gegen deme er ſich
unſertwegen verbuͤrget; darum wendet er ſich in ſeiner Angſt zum
Gebett, als dem beſten und ſicherſten Mittel die Seelen-Angſt zu
linderen.

§. 12. Mercke lieber Menſch zu deiner Nachricht! Wann dichwie noͤ-
thig es in
der Angſt
ſeye zu
betten.

auch eine Angſt uͤberfallet, daß du nicht weiſt wo aus noch ein; ſo
werden dir die weltliche Luſtbarkeiten dieſelbe gar nicht benehmen koͤn-
nen; die Artzneyen, deren rechtmaͤßiger Gebrauch dir zwar niemand
unterſagen wird, ſeynd gewißlich auch nicht zulaͤnglich dieſelbe zu ver-
jagen, als nur allein das Gebett, dann wie die fremden Suͤnden
JEſum geaͤngſtiget, ſo aͤngſtigen dich deine eigene Suͤnden, die du
in groſſer Menge von Jugend auf begangen, und noch nie dafuͤr
Buß gethan, noch mit Ernſt bey GOtt um Vergebung derſelben
angehalten; dieſe, und der liebe JEſus, der gern bey dir einkehren
wollte, erwecket dir dieſe Angſt; derowegen kanſt du lieber Menſch!
gewißlich nichts beſſers thun, als du betteſt, wie es JEſus der Sohn
GOttes ſelbſten gethan, du haſts ja unendlich noͤthiger als Er.

§. 13. Wir beſehen aber bey des HErren JEſu Gebett: (1.) Deſ-Bey dem
Gebett
JEſu iſt
zu beſehen
deſſen
Jnnhalt.

ſen Jnnhalt; der dahin gehet: daß der Kelch voruͤber gehe, das
iſt: daß das unausſprechliche Leiden ein wenig gelinderet werde.
JEſus beſorgte, Er werde ſchon an dem Oelberg ſterben muͤſſen,
und alſo das Werck der Erloͤſung nicht koͤnnen vollenden, darum
opfferte er Gebett und Flehen zu deme, der ihne von dem Tod koͤnn-
te erretten, mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen; wovon auch der
ſechste Pſalm weiſſaget; Dann JEſus foͤrchtete, Er muͤſſe vor un-
ſaͤglicher Bangigkeit erſticken und vergehen, darum bate Er GOtt
ſeinen Vatter um ein wenig Ausluͤfftung und Jnnhalten, damit Er
ſich ein Augenblick erhohlen, und folglich alle ſeine Leiden vollenden,
den Fluch durch den ſchmaͤchlichen Creutzes-Tod abthun und austil-
gen koͤnnte.

§. 14. (2.) Und darinnen iſt unſer allerheiligſte Erloͤſer in ſeinemDeſſen
Erhoͤ-
rung.

blutigen Todes-Kampf erhoͤret, und von einem Engel aus dem Him-
mel geſtaͤrcket worden, durch Vorhaltung des unendlichen Gewichts
der Herrlichkeit, ſo auf ſein kurtzes Leiden erfolgen wuͤrde; mit dabey
gethaner Verſicherung der Seeligkeit ſo vieler unzehlicher Menſchen,

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[429/0525] liegende Wein-Trauben. heuren Suͤnden, und dem derentwegen auf ſeiner Seelen ligenden Zorn, und daß hiemit ihme gar nichts dieſe Angſt benehmen oder lin- deren koͤnne, als der einige GOtt ſein Vatter, gegen deme er ſich unſertwegen verbuͤrget; darum wendet er ſich in ſeiner Angſt zum Gebett, als dem beſten und ſicherſten Mittel die Seelen-Angſt zu linderen. §. 12. Mercke lieber Menſch zu deiner Nachricht! Wann dich auch eine Angſt uͤberfallet, daß du nicht weiſt wo aus noch ein; ſo werden dir die weltliche Luſtbarkeiten dieſelbe gar nicht benehmen koͤn- nen; die Artzneyen, deren rechtmaͤßiger Gebrauch dir zwar niemand unterſagen wird, ſeynd gewißlich auch nicht zulaͤnglich dieſelbe zu ver- jagen, als nur allein das Gebett, dann wie die fremden Suͤnden JEſum geaͤngſtiget, ſo aͤngſtigen dich deine eigene Suͤnden, die du in groſſer Menge von Jugend auf begangen, und noch nie dafuͤr Buß gethan, noch mit Ernſt bey GOtt um Vergebung derſelben angehalten; dieſe, und der liebe JEſus, der gern bey dir einkehren wollte, erwecket dir dieſe Angſt; derowegen kanſt du lieber Menſch! gewißlich nichts beſſers thun, als du betteſt, wie es JEſus der Sohn GOttes ſelbſten gethan, du haſts ja unendlich noͤthiger als Er. wie noͤ- thig es in der Angſt ſeye zu betten. §. 13. Wir beſehen aber bey des HErren JEſu Gebett: (1.) Deſ- ſen Jnnhalt; der dahin gehet: daß der Kelch voruͤber gehe, das iſt: daß das unausſprechliche Leiden ein wenig gelinderet werde. JEſus beſorgte, Er werde ſchon an dem Oelberg ſterben muͤſſen, und alſo das Werck der Erloͤſung nicht koͤnnen vollenden, darum opfferte er Gebett und Flehen zu deme, der ihne von dem Tod koͤnn- te erretten, mit ſtarckem Geſchrey und Thraͤnen; wovon auch der ſechste Pſalm weiſſaget; Dann JEſus foͤrchtete, Er muͤſſe vor un- ſaͤglicher Bangigkeit erſticken und vergehen, darum bate Er GOtt ſeinen Vatter um ein wenig Ausluͤfftung und Jnnhalten, damit Er ſich ein Augenblick erhohlen, und folglich alle ſeine Leiden vollenden, den Fluch durch den ſchmaͤchlichen Creutzes-Tod abthun und austil- gen koͤnnte. Bey dem Gebett JEſu iſt zu beſehen deſſen Jnnhalt. §. 14. (2.) Und darinnen iſt unſer allerheiligſte Erloͤſer in ſeinem blutigen Todes-Kampf erhoͤret, und von einem Engel aus dem Him- mel geſtaͤrcket worden, durch Vorhaltung des unendlichen Gewichts der Herrlichkeit, ſo auf ſein kurtzes Leiden erfolgen wuͤrde; mit dabey gethaner Verſicherung der Seeligkeit ſo vieler unzehlicher Menſchen, die Deſſen Erhoͤ- rung. H h h 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/525>, abgerufen am 22.11.2024.