Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

liegende Wein-Trauben.
Er: Es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl/ es habey mich mei-
ne Sünden ergriffen/
welche nehmlich ihne, als den Bürgen ge-
peiniget hatten, daß ich nicht lehen kan vor Rauch, Dampff,
Angst und Quaal, ihrer seynd mehr als Haar auf meinem Haupt/
und mein Hertz hat mich verlassen/
Jch sincke in Ohnmacht, laß
dirs gefallen HErr, daß du mich errettest/ eile HErr mir zu helf-
fen
a.

§. 21. JEsus war in seiner Leidens-Kelter erfunden eine himmlischDaß ein
Uberfluß
von süß
Göttli-
chem Saft
in ihme
gewesen.

Honig-süsse Trauben, da wurden alle Beer an ihme gantz und gar
zertrucket, aber da ware überall nirgend nicht ein Tröpfgen saur-
lechten Saffts zu finden, alles, alles ware von so unaussprechlicher,
Göttlicher Süßigkeit, daß es nicht nur von keiner Säure angestecket
werden mag, sondern wann auch die allerherbste, säuerste Seel mit
diesem Safft vermenget und durchdrungen wird, so wird alles nach
und nach in ein Englisches Süß verwandlet; Ach wie wurde nicht
alles an JEsu vernichtet, zerhacket, verlästert, die Beer seiner Wun-
derwercken, die Beer seines heiligen Lebens, die Beer seiner himm-
lischen Lehr, und alle die Beer seiner Göttlichen Tugenden wurden
sehr zerquetschet, aber was vor süsse, Hertz-beruhigende Bächlein da-
von geflossen seyen und noch fliessen, das erfahren und kosten alle die
zu JEsu nahen, und mit ihme allein zu frieden seyn wollen:

§. 22. O theurster JEsu! wann unsere Seel sich durch deine gros-Dringen-
des Gebet
zu JEsu.

se Güte befindet in der Liebes-Flammen deines reinigenden Feur-Ei-
fers, deiner gerechten Barmhertzigkeit, und deiner erbarmenden Ge-
rechtigkeit und Heiligkeit, und dein sanfftes Liebes-Feur ob uns
waltet, darbey dann unsere blöde eigenliebige Natur, Angst und
Bangigkeit fühlet, und gern des Leidens loß wäre; so gib, daß wir
an diesen deinen hefftigen Kampff und Durchbruch durch GOttes
Zorn, Tod, Teufel, Sünd und Hölle gedencken, und also nicht
hinter dir abweichen, biß wir dir nach an dir hangende, in deiner
von dir uns erworbenen und dargereichten Glaubens-Krafft in das
von dir geöffnete Paradieß hinein dringen, und uns gern von dem
flammenden Schwerdt deiner eiferigen Liebe, alles was der alten Geburt
anhängig ist, abschneiden lassen, und es als die alleredelste Frucht die-
ses deines Leidens annehmen; wann wir über unsere geheimste Ge-

dancken
a Ps. XL. 13. 14.

liegende Wein-Trauben.
Er: Es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl/ es habey mich mei-
ne Suͤnden ergriffen/
welche nehmlich ihne, als den Buͤrgen ge-
peiniget hatten, daß ich nicht lehen kan vor Rauch, Dampff,
Angſt und Quaal, ihrer ſeynd mehr als Haar auf meinem Haupt/
und mein Hertz hat mich verlaſſen/
Jch ſincke in Ohnmacht, laß
dirs gefallen HErr, daß du mich erretteſt/ eile HErr mir zu helf-
fen
a.

§. 21. JEſus war in ſeiner Leidens-Kelter erfunden eine himmliſchDaß ein
Uberfluß
von ſuͤß
Goͤttli-
chem Saft
in ihme
geweſen.

Honig-ſuͤſſe Trauben, da wurden alle Beer an ihme gantz und gar
zertrucket, aber da ware uͤberall nirgend nicht ein Troͤpfgen ſaur-
lechten Saffts zu finden, alles, alles ware von ſo unausſprechlicher,
Goͤttlicher Suͤßigkeit, daß es nicht nur von keiner Saͤure angeſtecket
werden mag, ſondern wann auch die allerherbſte, ſaͤuerſte Seel mit
dieſem Safft vermenget und durchdrungen wird, ſo wird alles nach
und nach in ein Engliſches Suͤß verwandlet; Ach wie wurde nicht
alles an JEſu vernichtet, zerhacket, verlaͤſtert, die Beer ſeiner Wun-
derwercken, die Beer ſeines heiligen Lebens, die Beer ſeiner himm-
liſchen Lehr, und alle die Beer ſeiner Goͤttlichen Tugenden wurden
ſehr zerquetſchet, aber was vor ſuͤſſe, Hertz-beruhigende Baͤchlein da-
von gefloſſen ſeyen und noch flieſſen, das erfahren und koſten alle die
zu JEſu nahen, und mit ihme allein zu frieden ſeyn wollen:

§. 22. O theurſter JEſu! wann unſere Seel ſich durch deine groſ-Dringen-
des Gebet
zu JEſu.

ſe Guͤte befindet in der Liebes-Flammen deines reinigenden Feur-Ei-
fers, deiner gerechten Barmhertzigkeit, und deiner erbarmenden Ge-
rechtigkeit und Heiligkeit, und dein ſanfftes Liebes-Feur ob uns
waltet, darbey dann unſere bloͤde eigenliebige Natur, Angſt und
Bangigkeit fuͤhlet, und gern des Leidens loß waͤre; ſo gib, daß wir
an dieſen deinen hefftigen Kampff und Durchbruch durch GOttes
Zorn, Tod, Teufel, Suͤnd und Hoͤlle gedencken, und alſo nicht
hinter dir abweichen, biß wir dir nach an dir hangende, in deiner
von dir uns erworbenen und dargereichten Glaubens-Krafft in das
von dir geoͤffnete Paradieß hinein dringen, und uns gern von dem
flammenden Schwerdt deiner eiferigen Liebe, alles was der alten Geburt
anhaͤngig iſt, abſchneiden laſſen, und es als die alleredelſte Frucht die-
ſes deines Leidens annehmen; wann wir uͤber unſere geheimſte Ge-

dancken
a Pſ. XL. 13. 14.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0519" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">liegende Wein-Trauben.</hi></fw><lb/>
Er: <hi rendition="#fr">Es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl/ es habey mich mei-<lb/>
ne Su&#x0364;nden ergriffen/</hi> welche nehmlich ihne, als den Bu&#x0364;rgen ge-<lb/>
peiniget hatten, <hi rendition="#fr">daß ich nicht lehen kan</hi> vor Rauch, Dampff,<lb/>
Ang&#x017F;t und Quaal, <hi rendition="#fr">ihrer &#x017F;eynd mehr als Haar auf meinem Haupt/<lb/>
und mein Hertz hat mich verla&#x017F;&#x017F;en/</hi> Jch &#x017F;incke in Ohnmacht, <hi rendition="#fr">laß<lb/>
dirs gefallen HErr, daß du mich errette&#x017F;t/ eile HErr mir zu helf-<lb/>
fen</hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. XL.</hi> 13. 14.</note>.</p><lb/>
          <p>§. 21. JE&#x017F;us war in &#x017F;einer Leidens-Kelter erfunden eine himmli&#x017F;ch<note place="right">Daß ein<lb/>
Uberfluß<lb/>
von &#x017F;u&#x0364;ß<lb/>
Go&#x0364;ttli-<lb/>
chem Saft<lb/>
in ihme<lb/>
gewe&#x017F;en.</note><lb/>
Honig-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Trauben, da wurden alle Beer an ihme gantz und gar<lb/>
zertrucket, aber da ware u&#x0364;berall nirgend nicht ein Tro&#x0364;pfgen &#x017F;aur-<lb/>
lechten Saffts zu finden, alles, alles ware von &#x017F;o unaus&#x017F;prechlicher,<lb/>
Go&#x0364;ttlicher Su&#x0364;ßigkeit, daß es nicht nur von keiner Sa&#x0364;ure ange&#x017F;tecket<lb/>
werden mag, &#x017F;ondern wann auch die allerherb&#x017F;te, &#x017F;a&#x0364;uer&#x017F;te Seel mit<lb/>
die&#x017F;em Safft vermenget und durchdrungen wird, &#x017F;o wird alles nach<lb/>
und nach in ein Engli&#x017F;ches Su&#x0364;ß verwandlet; Ach wie wurde nicht<lb/>
alles an JE&#x017F;u vernichtet, zerhacket, verla&#x0364;&#x017F;tert, die Beer &#x017F;einer Wun-<lb/>
derwercken, die Beer &#x017F;eines heiligen Lebens, die Beer &#x017F;einer himm-<lb/>
li&#x017F;chen Lehr, und alle die Beer &#x017F;einer Go&#x0364;ttlichen Tugenden wurden<lb/>
&#x017F;ehr zerquet&#x017F;chet, aber was vor &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Hertz-beruhigende Ba&#x0364;chlein da-<lb/>
von geflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyen und noch flie&#x017F;&#x017F;en, das erfahren und ko&#x017F;ten alle die<lb/>
zu JE&#x017F;u nahen, und mit ihme allein zu frieden &#x017F;eyn wollen:</p><lb/>
          <p>§. 22. O theur&#x017F;ter JE&#x017F;u! wann un&#x017F;ere Seel &#x017F;ich durch deine gro&#x017F;-<note place="right">Dringen-<lb/>
des Gebet<lb/>
zu JE&#x017F;u.</note><lb/>
&#x017F;e Gu&#x0364;te befindet in der Liebes-Flammen deines reinigenden Feur-Ei-<lb/>
fers, deiner gerechten Barmhertzigkeit, und deiner erbarmenden Ge-<lb/>
rechtigkeit und Heiligkeit, und dein &#x017F;anfftes Liebes-Feur ob uns<lb/>
waltet, darbey dann un&#x017F;ere blo&#x0364;de eigenliebige Natur, Ang&#x017F;t und<lb/>
Bangigkeit fu&#x0364;hlet, und gern des Leidens loß wa&#x0364;re; &#x017F;o gib, daß wir<lb/>
an die&#x017F;en deinen hefftigen Kampff und Durchbruch durch GOttes<lb/>
Zorn, Tod, Teufel, Su&#x0364;nd und Ho&#x0364;lle gedencken, und al&#x017F;o nicht<lb/>
hinter dir abweichen, biß wir dir nach an dir hangende, in deiner<lb/>
von dir uns erworbenen und dargereichten Glaubens-Krafft in das<lb/>
von dir geo&#x0364;ffnete Paradieß hinein dringen, und uns gern von dem<lb/>
flammenden Schwerdt deiner eiferigen Liebe, alles was der alten Geburt<lb/>
anha&#x0364;ngig i&#x017F;t, ab&#x017F;chneiden la&#x017F;&#x017F;en, und es als die alleredel&#x017F;te Frucht die-<lb/>
&#x017F;es deines Leidens annehmen; wann wir u&#x0364;ber un&#x017F;ere geheim&#x017F;te Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dancken</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0519] liegende Wein-Trauben. Er: Es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl/ es habey mich mei- ne Suͤnden ergriffen/ welche nehmlich ihne, als den Buͤrgen ge- peiniget hatten, daß ich nicht lehen kan vor Rauch, Dampff, Angſt und Quaal, ihrer ſeynd mehr als Haar auf meinem Haupt/ und mein Hertz hat mich verlaſſen/ Jch ſincke in Ohnmacht, laß dirs gefallen HErr, daß du mich erretteſt/ eile HErr mir zu helf- fen a. §. 21. JEſus war in ſeiner Leidens-Kelter erfunden eine himmliſch Honig-ſuͤſſe Trauben, da wurden alle Beer an ihme gantz und gar zertrucket, aber da ware uͤberall nirgend nicht ein Troͤpfgen ſaur- lechten Saffts zu finden, alles, alles ware von ſo unausſprechlicher, Goͤttlicher Suͤßigkeit, daß es nicht nur von keiner Saͤure angeſtecket werden mag, ſondern wann auch die allerherbſte, ſaͤuerſte Seel mit dieſem Safft vermenget und durchdrungen wird, ſo wird alles nach und nach in ein Engliſches Suͤß verwandlet; Ach wie wurde nicht alles an JEſu vernichtet, zerhacket, verlaͤſtert, die Beer ſeiner Wun- derwercken, die Beer ſeines heiligen Lebens, die Beer ſeiner himm- liſchen Lehr, und alle die Beer ſeiner Goͤttlichen Tugenden wurden ſehr zerquetſchet, aber was vor ſuͤſſe, Hertz-beruhigende Baͤchlein da- von gefloſſen ſeyen und noch flieſſen, das erfahren und koſten alle die zu JEſu nahen, und mit ihme allein zu frieden ſeyn wollen: Daß ein Uberfluß von ſuͤß Goͤttli- chem Saft in ihme geweſen. §. 22. O theurſter JEſu! wann unſere Seel ſich durch deine groſ- ſe Guͤte befindet in der Liebes-Flammen deines reinigenden Feur-Ei- fers, deiner gerechten Barmhertzigkeit, und deiner erbarmenden Ge- rechtigkeit und Heiligkeit, und dein ſanfftes Liebes-Feur ob uns waltet, darbey dann unſere bloͤde eigenliebige Natur, Angſt und Bangigkeit fuͤhlet, und gern des Leidens loß waͤre; ſo gib, daß wir an dieſen deinen hefftigen Kampff und Durchbruch durch GOttes Zorn, Tod, Teufel, Suͤnd und Hoͤlle gedencken, und alſo nicht hinter dir abweichen, biß wir dir nach an dir hangende, in deiner von dir uns erworbenen und dargereichten Glaubens-Krafft in das von dir geoͤffnete Paradieß hinein dringen, und uns gern von dem flammenden Schwerdt deiner eiferigen Liebe, alles was der alten Geburt anhaͤngig iſt, abſchneiden laſſen, und es als die alleredelſte Frucht die- ſes deines Leidens annehmen; wann wir uͤber unſere geheimſte Ge- dancken Dringen- des Gebet zu JEſu. a Pſ. XL. 13. 14.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/519
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/519>, abgerufen am 20.05.2024.