der bey jeder Versuchungs-Prob abtrünnig gewordenen zu GOttes Reich gantz untüchtigen Heuchleren.
§. 15. Wer ein Granat-Apfel seyn will, muß gegen sich selbst hartWie ein recht be- kehrter Christ be- schaffen seyn müs- se. und scharff, gegen den Armen mitleidig, erquickend, besänfftigend, ab- kühlend, im Blut JEsu umfassend, und gegen GOttes Majestät immer tieff niedergebeugt seyn, sonst zerbricht er den Stengel und verderbt die Frucht; Alle Unruh und Kaltsinnigkeit kommt her, wann man sich vor lieb und ehrwürdig hält, und es dann nicht wiederfah- ret! Wann man Christi Exempel und Befelch nicht zu Hertzen nimmt, und nur auf des Nächsten Fehler gaffet, wann man GOttes Gegen- wart vergisset und nicht dran sinnet, daß man vor seinem Richter- Stul erscheinen müsse, welcher bedenckliche Tag starck heran rucket. Wer um kein Ding in der Welt bekümmeret ist, als wie er die aller- edelste Frucht seinem JEsu werde, und eben zu dem End die gulde- ne Sommers-Zeit der anschauenden Sonn wohl zu Ehren zeucht, daß er nicht gern ein Minuten darvon zu schanden gehen laßt, an dem wird GOttes Gebott an Abraham erfüllt, da er zu ihm sprach: Jch bin der allgenugsame GOtt, wandle stets vor meinem Angesicht und sey vollkommen a! Stets zu der schönsten Lebens-Sonne gekehrt seyn, dringt und bringt zur Vollkommenheit.
§. 16. Mancher bildet sich ein er habe wunderschöne Früchte,Wie schlechte Früchten die meisten tragen, wenn er aber andere siehet, wie sie noch zehenmahl grösser, schöner, edler und weit besser ausgezeitiget und gewürtzt sind, so schämt er sich so sehr, daß er mit seiner Frucht wohl in Herd schleuffen möchte, vor Scham und Reue wegen Nachläßigkeit und Eiferloßheit; Ach es ist noch frey gar nichts mit uns! Wie groß Ursach hat JEsus zu verzeihen mit dem Jüngsten Tag! Den einten aus der Welt von dem unzehlichen gifftigen Geschmeiß wegzunehmen ins Paradieß allda zu versetzen, was so viele hinderliche Umstände am Wachsthum aufge- halten; den anderen viele Lebens-Jahre beyzulegen, sie offt vom To- de zu erretten, vielfältig zu warnen, damit sie nicht dahinten blei- ben, und das Ziel noch erreichen können;
§. 17. Wie in der Natur die einten Frücht erst im Speicher gelb,Die man- cherley Früchten bilden ab süß und eßbar werden, nachdem sie eine Zeitlang gelegen als Win- ter-Früchte; Andere sind am besten frisch ab dem Baum, diß sind Ge-
heimnis-
aGen. XVII. 1.
B b b
Der geiſtliche Fruͤhling.
der bey jeder Verſuchungs-Prob abtruͤnnig gewordenen zu GOttes Reich gantz untuͤchtigen Heuchleren.
§. 15. Wer ein Granat-Apfel ſeyn will, muß gegen ſich ſelbſt hartWie ein recht be- kehrter Chriſt be- ſchaffen ſeyn muͤſ- ſe. und ſcharff, gegen den Armen mitleidig, erquickend, beſaͤnfftigend, ab- kuͤhlend, im Blut JEſu umfaſſend, und gegen GOttes Majeſtaͤt immer tieff niedergebeugt ſeyn, ſonſt zerbricht er den Stengel und verderbt die Frucht; Alle Unruh und Kaltſinnigkeit kommt her, wann man ſich vor lieb und ehrwuͤrdig haͤlt, und es dann nicht wiederfah- ret! Wann man Chriſti Exempel und Befelch nicht zu Hertzen nim̃t, und nur auf des Naͤchſten Fehler gaffet, wann man GOttes Gegen- wart vergiſſet und nicht dran ſinnet, daß man vor ſeinem Richter- Stul erſcheinen muͤſſe, welcher bedenckliche Tag ſtarck heran rucket. Wer um kein Ding in der Welt bekuͤmmeret iſt, als wie er die aller- edelſte Frucht ſeinem JEſu werde, und eben zu dem End die gulde- ne Sommers-Zeit der anſchauenden Sonn wohl zu Ehren zeucht, daß er nicht gern ein Minuten darvon zu ſchanden gehen laßt, an dem wird GOttes Gebott an Abraham erfuͤllt, da er zu ihm ſprach: Jch bin der allgenugſame GOtt, wandle ſtets vor meinem Angeſicht und ſey vollkommen a! Stets zu der ſchoͤnſten Lebens-Sonne gekehrt ſeyn, dringt und bringt zur Vollkommenheit.
§. 16. Mancher bildet ſich ein er habe wunderſchoͤne Fruͤchte,Wie ſchlechte Fruͤchten die meiſten tragen, wenn er aber andere ſiehet, wie ſie noch zehenmahl groͤſſer, ſchoͤner, edler und weit beſſer ausgezeitiget und gewuͤrtzt ſind, ſo ſchaͤmt er ſich ſo ſehr, daß er mit ſeiner Frucht wohl in Herd ſchleuffen moͤchte, vor Scham und Reue wegen Nachlaͤßigkeit und Eiferloßheit; Ach es iſt noch frey gar nichts mit uns! Wie groß Urſach hat JEſus zu verzeihen mit dem Juͤngſten Tag! Den einten aus der Welt von dem unzehlichen gifftigen Geſchmeiß wegzunehmen ins Paradieß allda zu verſetzen, was ſo viele hinderliche Umſtaͤnde am Wachsthum aufge- halten; den anderen viele Lebens-Jahre beyzulegen, ſie offt vom To- de zu erretten, vielfaͤltig zu warnen, damit ſie nicht dahinten blei- ben, und das Ziel noch erreichen koͤnnen;
§. 17. Wie in der Natur die einten Fruͤcht erſt im Speicher gelb,Die man- cherley Fruͤchten bilden ab ſuͤß und eßbar werden, nachdem ſie eine Zeitlang gelegen als Win- ter-Fruͤchte; Andere ſind am beſten friſch ab dem Baum, diß ſind Ge-
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aGen. XVII. 1.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
der bey jeder Verſuchungs-Prob abtruͤnnig gewordenen zu GOttes
Reich gantz untuͤchtigen Heuchleren.
§. 15. Wer ein Granat-Apfel ſeyn will, muß gegen ſich ſelbſt hart
und ſcharff, gegen den Armen mitleidig, erquickend, beſaͤnfftigend, ab-
kuͤhlend, im Blut JEſu umfaſſend, und gegen GOttes Majeſtaͤt
immer tieff niedergebeugt ſeyn, ſonſt zerbricht er den Stengel und
verderbt die Frucht; Alle Unruh und Kaltſinnigkeit kommt her, wann
man ſich vor lieb und ehrwuͤrdig haͤlt, und es dann nicht wiederfah-
ret! Wann man Chriſti Exempel und Befelch nicht zu Hertzen nim̃t,
und nur auf des Naͤchſten Fehler gaffet, wann man GOttes Gegen-
wart vergiſſet und nicht dran ſinnet, daß man vor ſeinem Richter-
Stul erſcheinen muͤſſe, welcher bedenckliche Tag ſtarck heran rucket.
Wer um kein Ding in der Welt bekuͤmmeret iſt, als wie er die aller-
edelſte Frucht ſeinem JEſu werde, und eben zu dem End die gulde-
ne Sommers-Zeit der anſchauenden Sonn wohl zu Ehren zeucht,
daß er nicht gern ein Minuten darvon zu ſchanden gehen laßt, an
dem wird GOttes Gebott an Abraham erfuͤllt, da er zu ihm ſprach:
Jch bin der allgenugſame GOtt, wandle ſtets vor meinem Angeſicht
und ſey vollkommen a! Stets zu der ſchoͤnſten Lebens-Sonne gekehrt
ſeyn, dringt und bringt zur Vollkommenheit.
Wie ein
recht be-
kehrter
Chriſt be-
ſchaffen
ſeyn muͤſ-
ſe.
§. 16. Mancher bildet ſich ein er habe wunderſchoͤne Fruͤchte,
wenn er aber andere ſiehet, wie ſie noch zehenmahl groͤſſer, ſchoͤner,
edler und weit beſſer ausgezeitiget und gewuͤrtzt ſind, ſo ſchaͤmt er ſich
ſo ſehr, daß er mit ſeiner Frucht wohl in Herd ſchleuffen moͤchte,
vor Scham und Reue wegen Nachlaͤßigkeit und Eiferloßheit; Ach
es iſt noch frey gar nichts mit uns! Wie groß Urſach hat JEſus zu
verzeihen mit dem Juͤngſten Tag! Den einten aus der Welt von dem
unzehlichen gifftigen Geſchmeiß wegzunehmen ins Paradieß allda zu
verſetzen, was ſo viele hinderliche Umſtaͤnde am Wachsthum aufge-
halten; den anderen viele Lebens-Jahre beyzulegen, ſie offt vom To-
de zu erretten, vielfaͤltig zu warnen, damit ſie nicht dahinten blei-
ben, und das Ziel noch erreichen koͤnnen;
Wie
ſchlechte
Fruͤchten
die meiſten
tragen,
§. 17. Wie in der Natur die einten Fruͤcht erſt im Speicher gelb,
ſuͤß und eßbar werden, nachdem ſie eine Zeitlang gelegen als Win-
ter-Fruͤchte; Andere ſind am beſten friſch ab dem Baum, diß ſind Ge-
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Die man-
cherley
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bilden ab
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/473>, abgerufen am 21.11.2024.
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