selbst, und Welt-Verlaugnung, ihr Glaube, Liebe, Gedult ihr völliger Ausgang aus der Eitelkeit, ihre stäte Einkehr zu GOtt, ihre Anbettung im Geist und der Wahrheit, ihre Abgeschiedenheit von allen Clinquan und hell-gläntzender Eitelkeit der Erden, ja so gar von allem, was auch unschuldige Erquickung heissen mag, als da sind erbauliche Reden vom Reich GOttes um nur zu mercken auf den Gnaden-Zug in sich und den sonderbahren Willen GOttes an sich, dem HErren eine heilige Sabbath-Feyr stäts im innwendigen zu halten, ihre heroische Gleichmüthigkeit in allen Zufällen, da sie durch kein Leiden und Unfall, Verfolgung oder Widerwertigkeit in Unruh und Verwirrung gebracht werden konnten, sondern unter allen Stürmen in stillem, seeligem Aufschauen auf GOtt geblieben, zur Verwunderung und Beschämung aller deren so sie sahen und da- von höreten, weit und breit ausgebrochen, also daß das Gerücht ihrer Gottseeligkeit in die Ferne erschallen, gleich wie ein Nachtigall durch den weiten Wald hinklinget, daß man wohl vermeynt hätte, sie sollten Capellenmeister und Vorsinger unter denen Philadelphi- schen Harpfenschlägeren abgeben.
von der höllischen Schlange berücket.
§. 6. Aber weil sie nicht tief genug zu Hertzen gezogen die Ermah- nung Christi: gedencket an das Weib Lothsa; so hat die Schlang ein Schlupff-Loch gefunden, durch eine ungetödtete Neigung ihnen beykommen können; indem sie unvermuthet in solche Umstände, Oer- ter und Personen geführt worden, da des Teufels magische Zau- ber-Krafft sie hat feßlen können, sie in ihrem himmlischen Leben und Göttlichen Genuß gestört, ihren lieblichen Gesang gehemmet und ge- schwächt, und wenigstens etliche Federlein ausgerupfft, etliche Gei- stes-Kräfften entzogen und wo nicht ein grosser Held und Erretter darzu kommen wäre, gar ungebracht hätte.
Wahr ists, daß denen welche GOtt lieben, alles zur Seeligkeit mitwürcken muß, und freylich reinigen dergleichen unachtsame Thor- heiten und Fehltritte von eigener Heiligkeit, verleiden allen Men- schen-Ruhm, machen JEsu treu, auserwehlet und köstlich demüthi- gen mehr als sonst nichts und bereiten alle solche Prüffungen, Fegun- gen, Läuterungen den Menschen zu reineren, herrlicheren und seeli- geren Gnaden; Also daß ihr Umgang auch lieblicher, sanfftmüthi-
ger
aLuc. XVI[I]. 32.
Der geiſtliche Fruͤhling.
ſelbſt, und Welt-Verlaugnung, ihr Glaube, Liebe, Gedult ihr voͤlliger Ausgang aus der Eitelkeit, ihre ſtaͤte Einkehr zu GOtt, ihre Anbettung im Geiſt und der Wahrheit, ihre Abgeſchiedenheit von allen Clinquan und hell-glaͤntzender Eitelkeit der Erden, ja ſo gar von allem, was auch unſchuldige Erquickung heiſſen mag, als da ſind erbauliche Reden vom Reich GOttes um nur zu mercken auf den Gnaden-Zug in ſich und den ſonderbahren Willen GOttes an ſich, dem HErren eine heilige Sabbath-Feyr ſtaͤts im innwendigen zu halten, ihre heroiſche Gleichmuͤthigkeit in allen Zufaͤllen, da ſie durch kein Leiden und Unfall, Verfolgung oder Widerwertigkeit in Unruh und Verwirrung gebracht werden konnten, ſondern unter allen Stuͤrmen in ſtillem, ſeeligem Aufſchauen auf GOtt geblieben, zur Verwunderung und Beſchaͤmung aller deren ſo ſie ſahen und da- von hoͤreten, weit und breit ausgebrochen, alſo daß das Geruͤcht ihrer Gottſeeligkeit in die Ferne erſchallen, gleich wie ein Nachtigall durch den weiten Wald hinklinget, daß man wohl vermeynt haͤtte, ſie ſollten Capellenmeiſter und Vorſinger unter denen Philadelphi- ſchen Harpfenſchlaͤgeren abgeben.
von der hoͤlliſchen Schlange beruͤcket.
§. 6. Aber weil ſie nicht tief genug zu Hertzen gezogen die Ermah- nung Chriſti: gedencket an das Weib Lothsa; ſo hat die Schlang ein Schlupff-Loch gefunden, durch eine ungetoͤdtete Neigung ihnen beykommen koͤnnen; indem ſie unvermuthet in ſolche Umſtaͤnde, Oer- ter und Perſonen gefuͤhrt worden, da des Teufels magiſche Zau- ber-Krafft ſie hat feßlen koͤnnen, ſie in ihrem himmliſchen Leben und Goͤttlichen Genuß geſtoͤrt, ihren lieblichen Geſang gehemmet und ge- ſchwaͤcht, und wenigſtens etliche Federlein ausgerupfft, etliche Gei- ſtes-Kraͤfften entzogen und wo nicht ein groſſer Held und Erretter darzu kommen waͤre, gar ungebracht haͤtte.
Wahr iſts, daß denen welche GOtt lieben, alles zur Seeligkeit mitwuͤrcken muß, und freylich reinigen dergleichen unachtſame Thor- heiten und Fehltritte von eigener Heiligkeit, verleiden allen Men- ſchen-Ruhm, machen JEſu treu, auserwehlet und koͤſtlich demuͤthi- gen mehr als ſonſt nichts und bereiten alle ſolche Pruͤffungen, Fegun- gen, Laͤuterungen den Menſchen zu reineren, herrlicheren und ſeeli- geren Gnaden; Alſo daß ihr Umgang auch lieblicher, ſanfftmuͤthi-
ger
aLuc. XVI[I]. 32.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
ſelbſt, und Welt-Verlaugnung, ihr Glaube, Liebe, Gedult ihr
voͤlliger Ausgang aus der Eitelkeit, ihre ſtaͤte Einkehr zu GOtt,
ihre Anbettung im Geiſt und der Wahrheit, ihre Abgeſchiedenheit
von allen Clinquan und hell-glaͤntzender Eitelkeit der Erden, ja ſo
gar von allem, was auch unſchuldige Erquickung heiſſen mag, als
da ſind erbauliche Reden vom Reich GOttes um nur zu mercken auf
den Gnaden-Zug in ſich und den ſonderbahren Willen GOttes an
ſich, dem HErren eine heilige Sabbath-Feyr ſtaͤts im innwendigen
zu halten, ihre heroiſche Gleichmuͤthigkeit in allen Zufaͤllen, da ſie
durch kein Leiden und Unfall, Verfolgung oder Widerwertigkeit in
Unruh und Verwirrung gebracht werden konnten, ſondern unter
allen Stuͤrmen in ſtillem, ſeeligem Aufſchauen auf GOtt geblieben,
zur Verwunderung und Beſchaͤmung aller deren ſo ſie ſahen und da-
von hoͤreten, weit und breit ausgebrochen, alſo daß das Geruͤcht
ihrer Gottſeeligkeit in die Ferne erſchallen, gleich wie ein Nachtigall
durch den weiten Wald hinklinget, daß man wohl vermeynt haͤtte,
ſie ſollten Capellenmeiſter und Vorſinger unter denen Philadelphi-
ſchen Harpfenſchlaͤgeren abgeben.
§. 6. Aber weil ſie nicht tief genug zu Hertzen gezogen die Ermah-
nung Chriſti: gedencket an das Weib Loths a; ſo hat die Schlang
ein Schlupff-Loch gefunden, durch eine ungetoͤdtete Neigung ihnen
beykommen koͤnnen; indem ſie unvermuthet in ſolche Umſtaͤnde, Oer-
ter und Perſonen gefuͤhrt worden, da des Teufels magiſche Zau-
ber-Krafft ſie hat feßlen koͤnnen, ſie in ihrem himmliſchen Leben und
Goͤttlichen Genuß geſtoͤrt, ihren lieblichen Geſang gehemmet und ge-
ſchwaͤcht, und wenigſtens etliche Federlein ausgerupfft, etliche Gei-
ſtes-Kraͤfften entzogen und wo nicht ein groſſer Held und Erretter
darzu kommen waͤre, gar ungebracht haͤtte.
Wahr iſts, daß denen welche GOtt lieben, alles zur Seeligkeit
mitwuͤrcken muß, und freylich reinigen dergleichen unachtſame Thor-
heiten und Fehltritte von eigener Heiligkeit, verleiden allen Men-
ſchen-Ruhm, machen JEſu treu, auserwehlet und koͤſtlich demuͤthi-
gen mehr als ſonſt nichts und bereiten alle ſolche Pruͤffungen, Fegun-
gen, Laͤuterungen den Menſchen zu reineren, herrlicheren und ſeeli-
geren Gnaden; Alſo daß ihr Umgang auch lieblicher, ſanfftmuͤthi-
ger
a Luc. XVII. 32.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/460>, abgerufen am 24.11.2024.
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