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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
lein, das dieser Gärtner gepflantzet, da Lust und Wonne zu finden
im H. Geist, da grünen die Gnaden-Blümlein hervor; Wann ein
Knecht Christi in eine solche Stadt und Ort kommt, da viele Er-
weckungen und Bekehrungen junger Leuten und auch andere gesche-
hen, da hat er ein so inniges und wohlthuendes Gefühl von der Ge-
schäfftigkeit und Gegenwart der H. Englen und von dem Gnaden-
Geruch in denen Heyls-begierigen Seelen daß kein Fürstlicher Gar-
ten, einem Kind so groß, und anmuthige Freude machen kan. Ach
was wirds dann seyn, wann so viel tausend Heilige GOttes aus
der Erden herfür kommen mit ihren verklärten Leiberen, wann die
Frühlings-Zeit der Erquickung kommen wird vom Angesicht des
HErren; da sie zwar alle GOtt schauen, und des unendlichen Gött-
lichen Wesens Wunder-Schein geniessen werden, doch wird jeder
Heilige mit den Wercken, die der H. Geist durch und in ihme auf
Erden ausgerichtet hat, bezeichnet seyn, und seine sonderbahre Si-
gnatur und Zeichen haben, als zum Exempel die ausbündige Seelig-
keit Josephs von Arimathea, welche er aus lauter GOttes-Gnad,
und Christi Blut empfangen, wird noch aus dem Werck des Glau-
bens, daß er Christi allerheiligsten Leib vom Creutz genommen, und
in sein eigen neu Grab gelegt, einen unvergleichlich erhöheten, son-
derbahren, und von anderen Seeligen verschiedenen Glantz empfa-
hen a; Gleich wie ein Blum grösser, schöner, köstlicher ist als die
ander; die man doch alle mit Namen kennet, wie sie heissen: O un-
aussprechlich herrlicher Leib, der immer frisch und jung bleibt, und
in alle Ewigkeiten nicht verwelcken wird auf dem Berg Zion.

Uns soll es genug seyn, daß wir ein Prob des Glaubens daraus
nehmen vor unseren unsterblichen Geist, daß der GOtt der kein Gräß-
lein oder Blättlein unbekleidet, und mit seinem Sonnenschein, Thau
und Regen unbesuchet lasset, dich vielweniger vergessen, noch dein
Geist, der ihm so nahe verwandt ist, verabsaumen wird.

§. 1. Nun haben wir Blumen gesucht im Garten der KirchenWie die
Raben
gleichende
Christen,

und Gemeinden, und etwelche, wiewohlen sehr wenige, und schlech-
te gefunden, unter tausend Neßlen, Dorn und Distlen; Jetz wol-
len wir aufmercken, was wir vor Vögelein hören singen; Ey! Ey!
Welch ein Raben-Geschrey ist da, um und um, deren, die am Tod-

ten-
a 1 Cor. XV. 40. 43. Phil. III. 21. & 1 Joh. III. 2.
Z z

Der geiſtliche Fruͤhling.
lein, das dieſer Gaͤrtner gepflantzet, da Luſt und Wonne zu finden
im H. Geiſt, da gruͤnen die Gnaden-Bluͤmlein hervor; Wann ein
Knecht Chriſti in eine ſolche Stadt und Ort kommt, da viele Er-
weckungen und Bekehrungen junger Leuten und auch andere geſche-
hen, da hat er ein ſo inniges und wohlthuendes Gefuͤhl von der Ge-
ſchaͤfftigkeit und Gegenwart der H. Englen und von dem Gnaden-
Geruch in denen Heyls-begierigen Seelen daß kein Fuͤrſtlicher Gar-
ten, einem Kind ſo groß, und anmuthige Freude machen kan. Ach
was wirds dann ſeyn, wann ſo viel tauſend Heilige GOttes aus
der Erden herfuͤr kommen mit ihren verklaͤrten Leiberen, wann die
Fruͤhlings-Zeit der Erquickung kommen wird vom Angeſicht des
HErren; da ſie zwar alle GOtt ſchauen, und des unendlichen Goͤtt-
lichen Weſens Wunder-Schein genieſſen werden, doch wird jeder
Heilige mit den Wercken, die der H. Geiſt durch und in ihme auf
Erden ausgerichtet hat, bezeichnet ſeyn, und ſeine ſonderbahre Si-
gnatur und Zeichen haben, als zum Exempel die ausbuͤndige Seelig-
keit Joſephs von Arimathea, welche er aus lauter GOttes-Gnad,
und Chriſti Blut empfangen, wird noch aus dem Werck des Glau-
bens, daß er Chriſti allerheiligſten Leib vom Creutz genommen, und
in ſein eigen neu Grab gelegt, einen unvergleichlich erhoͤheten, ſon-
derbahren, und von anderen Seeligen verſchiedenen Glantz empfa-
hen a; Gleich wie ein Blum groͤſſer, ſchoͤner, koͤſtlicher iſt als die
ander; die man doch alle mit Namen kennet, wie ſie heiſſen: O un-
ausſprechlich herrlicher Leib, der immer friſch und jung bleibt, und
in alle Ewigkeiten nicht verwelcken wird auf dem Berg Zion.

Uns ſoll es genug ſeyn, daß wir ein Prob des Glaubens daraus
nehmen vor unſeren unſterblichen Geiſt, daß der GOtt der kein Graͤß-
lein oder Blaͤttlein unbekleidet, und mit ſeinem Sonnenſchein, Thau
und Regen unbeſuchet laſſet, dich vielweniger vergeſſen, noch dein
Geiſt, der ihm ſo nahe verwandt iſt, verabſaumen wird.

§. 1. Nun haben wir Blumen geſucht im Garten der KirchenWie die
Raben
gleichende
Chriſten,

und Gemeinden, und etwelche, wiewohlen ſehr wenige, und ſchlech-
te gefunden, unter tauſend Neßlen, Dorn und Diſtlen; Jetz wol-
len wir aufmercken, was wir vor Voͤgelein hoͤren ſingen; Ey! Ey!
Welch ein Raben-Geſchrey iſt da, um und um, deren, die am Tod-

ten-
a 1 Cor. XV. 40. 43. Phil. III. 21. & 1 Joh. III. 2.
Z z
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[361/0457] Der geiſtliche Fruͤhling. lein, das dieſer Gaͤrtner gepflantzet, da Luſt und Wonne zu finden im H. Geiſt, da gruͤnen die Gnaden-Bluͤmlein hervor; Wann ein Knecht Chriſti in eine ſolche Stadt und Ort kommt, da viele Er- weckungen und Bekehrungen junger Leuten und auch andere geſche- hen, da hat er ein ſo inniges und wohlthuendes Gefuͤhl von der Ge- ſchaͤfftigkeit und Gegenwart der H. Englen und von dem Gnaden- Geruch in denen Heyls-begierigen Seelen daß kein Fuͤrſtlicher Gar- ten, einem Kind ſo groß, und anmuthige Freude machen kan. Ach was wirds dann ſeyn, wann ſo viel tauſend Heilige GOttes aus der Erden herfuͤr kommen mit ihren verklaͤrten Leiberen, wann die Fruͤhlings-Zeit der Erquickung kommen wird vom Angeſicht des HErren; da ſie zwar alle GOtt ſchauen, und des unendlichen Goͤtt- lichen Weſens Wunder-Schein genieſſen werden, doch wird jeder Heilige mit den Wercken, die der H. Geiſt durch und in ihme auf Erden ausgerichtet hat, bezeichnet ſeyn, und ſeine ſonderbahre Si- gnatur und Zeichen haben, als zum Exempel die ausbuͤndige Seelig- keit Joſephs von Arimathea, welche er aus lauter GOttes-Gnad, und Chriſti Blut empfangen, wird noch aus dem Werck des Glau- bens, daß er Chriſti allerheiligſten Leib vom Creutz genommen, und in ſein eigen neu Grab gelegt, einen unvergleichlich erhoͤheten, ſon- derbahren, und von anderen Seeligen verſchiedenen Glantz empfa- hen a; Gleich wie ein Blum groͤſſer, ſchoͤner, koͤſtlicher iſt als die ander; die man doch alle mit Namen kennet, wie ſie heiſſen: O un- ausſprechlich herrlicher Leib, der immer friſch und jung bleibt, und in alle Ewigkeiten nicht verwelcken wird auf dem Berg Zion. Uns ſoll es genug ſeyn, daß wir ein Prob des Glaubens daraus nehmen vor unſeren unſterblichen Geiſt, daß der GOtt der kein Graͤß- lein oder Blaͤttlein unbekleidet, und mit ſeinem Sonnenſchein, Thau und Regen unbeſuchet laſſet, dich vielweniger vergeſſen, noch dein Geiſt, der ihm ſo nahe verwandt iſt, verabſaumen wird. §. 1. Nun haben wir Blumen geſucht im Garten der Kirchen und Gemeinden, und etwelche, wiewohlen ſehr wenige, und ſchlech- te gefunden, unter tauſend Neßlen, Dorn und Diſtlen; Jetz wol- len wir aufmercken, was wir vor Voͤgelein hoͤren ſingen; Ey! Ey! Welch ein Raben-Geſchrey iſt da, um und um, deren, die am Tod- ten- Wie die Raben gleichende Chriſten, a 1 Cor. XV. 40. 43. Phil. III. 21. & 1 Joh. III. 2. Z z

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/457>, abgerufen am 20.05.2024.