Das neunte Capitel. Die Pflantzen lehren uns, wie man zu und in JEsum kommen solle und könne.
Pflantzen ein Bild der wah- ren Gliede- ren der Kirchen Christi.
§. 1. Hier können dann auch die Blumen verstanden werden, wel- che sonderlich vornehmer Leute Gärten einen anmuthigen Glantz ge- ben; GOtt siehet recht holdselige Blümlein im Land Christi, wohl kräfftige Kräutlein, Ehrenpreiß, Gottesgnad, Wohlgemuth, Pa- tientia, Angelica, Hertzblümlein, je länger je Lieber, Grundheil, Vergiß nicht mein, Tausendschön, Engelsüß, diese werden in der Busse gesäet oder gesetzt, in die Erbarmungen Christi als die Wur- tzel a, durch wahre Demuth und Verläugnung in die Erde eingesencket, da es sehr gut eine Zeitlang verborgen zu bleiben, und eben nicht viel Geräusch zu machen, es schadt auch nicht, wann schon alles er- storben scheint. Der Glaube wird bey Vermehrung der Krafft Chri- sti in der Liebe blühen, biß die dem Saamen bestimmte, eigene Blum im Reich GOttes erscheinet b. Dann ob sie schon alle eine Boden haben, nehmlich die ewige Liebe des Vatters, von einem Sonnen- schein der Gnade des Mittlers, als dem Licht vom Licht beleuchtet, von einem Regen der gnaden-reichen Einflüssen des H. Geistes durchs Evangelium befeuchtet werden, so ist dennoch ihrer Verschiedenheit merckwürdig und wunderbar, eine Blume ist grösser, schöner, köst- licher als die andere, ja es siehet kein Blat dem anderen durchaus ähnlich, also leuchten sie in verschiedenen Gnaden, Gaben, Quali- täten und Eigenschafften, als Farben, Geruch und Krafft, Lilien der Reinigkeit, Rosen der Gedult, Violen der Demuth, Hya- cinth der himmlisch Gesinntheit, Narcissen der Leutseligkeit, Son- nenblumen der Andacht, Sammlung und Einkehr; Jeder Gläubi- ger hat in seiner Art etwas fürtreffliches, und diese oder jene Tu- gend, die an anderen nicht also hervor leuchtet.
Verglei- chung JEsu mit einer Rose.
§. 2. Es mag uns je wohl erlaubt seyn hier die Königinnen unter den Blumen zu betrachten verhoffentlich wirds niemand übel aufneh- men, indem uns die H. Schrifft hierinn vorgehet und mehr als an einem Ort die Rose anzeucht. Welche beydes JEsum und seine
Braut
aRom. XI. 18.
bMarc. IV. 27.
Der geiſtliche Fruͤhling.
Das neunte Capitel. Die Pflantzen lehren uns, wie man zu und in JEſum kommen ſolle und koͤnne.
Pflantzen ein Bild der wah- ren Gliede- ren der Kirchen Chriſti.
§. 1. Hier koͤnnen dann auch die Blumen verſtanden werden, wel- che ſonderlich vornehmer Leute Gaͤrten einen anmuthigen Glantz ge- ben; GOtt ſiehet recht holdſelige Bluͤmlein im Land Chriſti, wohl kraͤfftige Kraͤutlein, Ehrenpreiß, Gottesgnad, Wohlgemuth, Pa- tientia, Angelica, Hertzbluͤmlein, je laͤnger je Lieber, Grundheil, Vergiß nicht mein, Tauſendſchoͤn, Engelſuͤß, dieſe werden in der Buſſe geſaͤet oder geſetzt, in die Erbarmungen Chriſti als die Wur- tzel a, durch wahre Demuth und Verlaͤugnung in die Erde eingeſencket, da es ſehr gut eine Zeitlang verborgen zu bleiben, und eben nicht viel Geraͤuſch zu machen, es ſchadt auch nicht, wann ſchon alles er- ſtorben ſcheint. Der Glaube wird bey Vermehrung der Krafft Chri- ſti in der Liebe bluͤhen, biß die dem Saamen beſtimmte, eigene Blum im Reich GOttes erſcheinet b. Dann ob ſie ſchon alle eine Boden haben, nehmlich die ewige Liebe des Vatters, von einem Sonnen- ſchein der Gnade des Mittlers, als dem Licht vom Licht beleuchtet, von einem Regen der gnaden-reichen Einfluͤſſen des H. Geiſtes durchs Evangelium befeuchtet werden, ſo iſt dennoch ihrer Verſchiedenheit merckwuͤrdig und wunderbar, eine Blume iſt groͤſſer, ſchoͤner, koͤſt- licher als die andere, ja es ſiehet kein Blat dem anderen durchaus aͤhnlich, alſo leuchten ſie in verſchiedenen Gnaden, Gaben, Quali- taͤten und Eigenſchafften, als Farben, Geruch und Krafft, Lilien der Reinigkeit, Roſen der Gedult, Violen der Demuth, Hya- cinth der himmliſch Geſinntheit, Narciſſen der Leutſeligkeit, Son- nenblumen der Andacht, Sammlung und Einkehr; Jeder Glaͤubi- ger hat in ſeiner Art etwas fuͤrtreffliches, und dieſe oder jene Tu- gend, die an anderen nicht alſo hervor leuchtet.
Verglei- chung JEſu mit einer Roſe.
§. 2. Es mag uns je wohl erlaubt ſeyn hier die Koͤniginnen unter den Blumen zu betrachten verhoffentlich wirds niemand uͤbel aufneh- men, indem uns die H. Schrifft hierinn vorgehet und mehr als an einem Ort die Roſe anzeucht. Welche beydes JEſum und ſeine
Braut
aRom. XI. 18.
bMarc. IV. 27.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
Das neunte Capitel.
Die Pflantzen lehren uns, wie man zu und in JEſum kommen ſolle
und koͤnne.
§. 1. Hier koͤnnen dann auch die Blumen verſtanden werden, wel-
che ſonderlich vornehmer Leute Gaͤrten einen anmuthigen Glantz ge-
ben; GOtt ſiehet recht holdſelige Bluͤmlein im Land Chriſti, wohl
kraͤfftige Kraͤutlein, Ehrenpreiß, Gottesgnad, Wohlgemuth, Pa-
tientia, Angelica, Hertzbluͤmlein, je laͤnger je Lieber, Grundheil,
Vergiß nicht mein, Tauſendſchoͤn, Engelſuͤß, dieſe werden in der
Buſſe geſaͤet oder geſetzt, in die Erbarmungen Chriſti als die Wur-
tzel a, durch wahre Demuth und Verlaͤugnung in die Erde eingeſencket,
da es ſehr gut eine Zeitlang verborgen zu bleiben, und eben nicht
viel Geraͤuſch zu machen, es ſchadt auch nicht, wann ſchon alles er-
ſtorben ſcheint. Der Glaube wird bey Vermehrung der Krafft Chri-
ſti in der Liebe bluͤhen, biß die dem Saamen beſtimmte, eigene Blum
im Reich GOttes erſcheinet b. Dann ob ſie ſchon alle eine Boden
haben, nehmlich die ewige Liebe des Vatters, von einem Sonnen-
ſchein der Gnade des Mittlers, als dem Licht vom Licht beleuchtet,
von einem Regen der gnaden-reichen Einfluͤſſen des H. Geiſtes durchs
Evangelium befeuchtet werden, ſo iſt dennoch ihrer Verſchiedenheit
merckwuͤrdig und wunderbar, eine Blume iſt groͤſſer, ſchoͤner, koͤſt-
licher als die andere, ja es ſiehet kein Blat dem anderen durchaus
aͤhnlich, alſo leuchten ſie in verſchiedenen Gnaden, Gaben, Quali-
taͤten und Eigenſchafften, als Farben, Geruch und Krafft, Lilien
der Reinigkeit, Roſen der Gedult, Violen der Demuth, Hya-
cinth der himmliſch Geſinntheit, Narciſſen der Leutſeligkeit, Son-
nenblumen der Andacht, Sammlung und Einkehr; Jeder Glaͤubi-
ger hat in ſeiner Art etwas fuͤrtreffliches, und dieſe oder jene Tu-
gend, die an anderen nicht alſo hervor leuchtet.
§. 2. Es mag uns je wohl erlaubt ſeyn hier die Koͤniginnen unter
den Blumen zu betrachten verhoffentlich wirds niemand uͤbel aufneh-
men, indem uns die H. Schrifft hierinn vorgehet und mehr als an
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Braut
a Rom. XI. 18.
b Marc. IV. 27.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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