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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
Herrschafften, Fürstenthum und Königreiche a also wohl bestellet seyn,
als jetz hin und her eintzele Gläubige, der Welt unbekannte, und von
Christo wohl verwahrete Zioniten.

Kräfftige
Ermah-
nung sich
unter JE-
sus Sonne
erwärmen
zu lassen.

§. 8. O wer sollte nicht gelustig werden über den Liebes-Schein
und Gnaden-Wärme o heiliger JEsu! Wie schön bluthroth bist du
nicht untergangen am Creutz, in das dunckele Todtes-Thal, zum
Zeichen, daß ein schöner Tag darauf erfolgen werde unsere Versöh-
nung mit GOtt, und wie hell und rein bist du hervorgebrochen aus
dem Grab, und o wie seelig werden die Zeiten deiner Verklärung
seyn auf die Laodiceische Trübsals-Nacht! O daß wir die Gnade doch
nicht verschwendeten. Ja meine Liebste! lasset uns täglich der Sünd
und Welt absterben, und die liebliche Gnaden-Zeit mit zitterender
Freude bedencken; GOtt hätte uns ja können von Juden und Hey-
den oder Türcken lassen gebohren werden, da wir des lieblichsten und
süssesten in unserem gantzen Leben hätten entbähren müssen, ihr wis-
set wohl was ich meyne; O JEsu du Freuden-Meer! Dich meyne
ich. Nun sehet, lieben Freunde, dieser JEsus ist uns als ein groß Liecht
aufgangen, da so viele Völcker um uns her, und so viele Menschen
neben uns im Finsteren wandlen, diese Sonne scheinet uns auch im
schrecklich finsteren Lande b: Wir haben nicht einen abwesenden und
im Himmel verschlossenen JEsum, nein er ist uns näher als jemah-
len, also daß wir sein alle Augenblicklich geniessen können c; wir sind
nicht mehr entfremdet von denen Bunds-Verheissungen ohne Hoff-
nung und ohne GOtt; sondern wir sind nahe worden durch das
Blut Christi, Mit-Burger der Heiligen, und GOttes Haußgenos-
sen d: Sein Evangelium leuchtet uns Sonnen-klar; Solten wir
dann am hellen Mittag der Gnaden bey so reichen Heyls-Mittlen
eißkalt, erstorben und unfruchtbar bleiben? Eh! wie wurdest du
dich verwunderen wann dein Land im heissesten Sommer allezeit win-
terig bliebe! Ach wann die Erd also gegen uns wäre wie wir gegen
GOtt, wie gstablete nicht alles! wenn der Frühling und Sommer
nur ein eintzig Jahr gantz ausblieben, welch ein Jammer wäre es
nicht im Land! und der geistliche Winter ligt schon über alle 10, 20,
30, ja 40. Jahr so schwer auf deiner Seelen, und es will sich noch

zu
a Esaj. LX. 22.
b Esaj. IX. 4. Mal. IV. 2.
c Rom. X. 6. 8.
d Eph. II.

Der geiſtliche Fruͤhling.
Herrſchafften, Fuͤrſtenthum und Koͤnigreiche a alſo wohl beſtellet ſeyn,
als jetz hin und her eintzele Glaͤubige, der Welt unbekannte, und von
Chriſto wohl verwahrete Zioniten.

Kraͤfftige
Ermah-
nung ſich
unter JE-
ſus Sonne
erwaͤrmen
zu laſſen.

§. 8. O wer ſollte nicht geluſtig werden uͤber den Liebes-Schein
und Gnaden-Waͤrme o heiliger JEſu! Wie ſchoͤn bluthroth biſt du
nicht untergangen am Creutz, in das dunckele Todtes-Thal, zum
Zeichen, daß ein ſchoͤner Tag darauf erfolgen werde unſere Verſoͤh-
nung mit GOtt, und wie hell und rein biſt du hervorgebrochen aus
dem Grab, und o wie ſeelig werden die Zeiten deiner Verklaͤrung
ſeyn auf die Laodiceiſche Truͤbſals-Nacht! O daß wir die Gnade doch
nicht verſchwendeten. Ja meine Liebſte! laſſet uns taͤglich der Suͤnd
und Welt abſterben, und die liebliche Gnaden-Zeit mit zitterender
Freude bedencken; GOtt haͤtte uns ja koͤnnen von Juden und Hey-
den oder Tuͤrcken laſſen gebohren werden, da wir des lieblichſten und
ſuͤſſeſten in unſerem gantzen Leben haͤtten entbaͤhren muͤſſen, ihr wiſ-
ſet wohl was ich meyne; O JEſu du Freuden-Meer! Dich meyne
ich. Nun ſehet, lieben Freunde, dieſer JEſus iſt uns als ein groß Liecht
aufgangen, da ſo viele Voͤlcker um uns her, und ſo viele Menſchen
neben uns im Finſteren wandlen, dieſe Sonne ſcheinet uns auch im
ſchrecklich finſteren Lande b: Wir haben nicht einen abweſenden und
im Himmel verſchloſſenen JEſum, nein er iſt uns naͤher als jemah-
len, alſo daß wir ſein alle Augenblicklich genieſſen koͤnnen c; wir ſind
nicht mehr entfremdet von denen Bunds-Verheiſſungen ohne Hoff-
nung und ohne GOtt; ſondern wir ſind nahe worden durch das
Blut Chriſti, Mit-Burger der Heiligen, und GOttes Haußgenoſ-
ſen d: Sein Evangelium leuchtet uns Sonnen-klar; Solten wir
dann am hellen Mittag der Gnaden bey ſo reichen Heyls-Mittlen
eißkalt, erſtorben und unfruchtbar bleiben? Eh! wie wurdeſt du
dich verwunderen wann dein Land im heiſſeſten Sommer allezeit win-
terig bliebe! Ach wann die Erd alſo gegen uns waͤre wie wir gegen
GOtt, wie gſtablete nicht alles! wenn der Fruͤhling und Sommer
nur ein eintzig Jahr gantz ausblieben, welch ein Jammer waͤre es
nicht im Land! und der geiſtliche Winter ligt ſchon uͤber alle 10, 20,
30, ja 40. Jahr ſo ſchwer auf deiner Seelen, und es will ſich noch

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a Eſaj. LX. 22.
b Eſaj. IX. 4. Mal. IV. 2.
c Rom. X. 6. 8.
d Eph. II.
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[336/0432] Der geiſtliche Fruͤhling. Herrſchafften, Fuͤrſtenthum und Koͤnigreiche a alſo wohl beſtellet ſeyn, als jetz hin und her eintzele Glaͤubige, der Welt unbekannte, und von Chriſto wohl verwahrete Zioniten. §. 8. O wer ſollte nicht geluſtig werden uͤber den Liebes-Schein und Gnaden-Waͤrme o heiliger JEſu! Wie ſchoͤn bluthroth biſt du nicht untergangen am Creutz, in das dunckele Todtes-Thal, zum Zeichen, daß ein ſchoͤner Tag darauf erfolgen werde unſere Verſoͤh- nung mit GOtt, und wie hell und rein biſt du hervorgebrochen aus dem Grab, und o wie ſeelig werden die Zeiten deiner Verklaͤrung ſeyn auf die Laodiceiſche Truͤbſals-Nacht! O daß wir die Gnade doch nicht verſchwendeten. Ja meine Liebſte! laſſet uns taͤglich der Suͤnd und Welt abſterben, und die liebliche Gnaden-Zeit mit zitterender Freude bedencken; GOtt haͤtte uns ja koͤnnen von Juden und Hey- den oder Tuͤrcken laſſen gebohren werden, da wir des lieblichſten und ſuͤſſeſten in unſerem gantzen Leben haͤtten entbaͤhren muͤſſen, ihr wiſ- ſet wohl was ich meyne; O JEſu du Freuden-Meer! Dich meyne ich. Nun ſehet, lieben Freunde, dieſer JEſus iſt uns als ein groß Liecht aufgangen, da ſo viele Voͤlcker um uns her, und ſo viele Menſchen neben uns im Finſteren wandlen, dieſe Sonne ſcheinet uns auch im ſchrecklich finſteren Lande b: Wir haben nicht einen abweſenden und im Himmel verſchloſſenen JEſum, nein er iſt uns naͤher als jemah- len, alſo daß wir ſein alle Augenblicklich genieſſen koͤnnen c; wir ſind nicht mehr entfremdet von denen Bunds-Verheiſſungen ohne Hoff- nung und ohne GOtt; ſondern wir ſind nahe worden durch das Blut Chriſti, Mit-Burger der Heiligen, und GOttes Haußgenoſ- ſen d: Sein Evangelium leuchtet uns Sonnen-klar; Solten wir dann am hellen Mittag der Gnaden bey ſo reichen Heyls-Mittlen eißkalt, erſtorben und unfruchtbar bleiben? Eh! wie wurdeſt du dich verwunderen wann dein Land im heiſſeſten Sommer allezeit win- terig bliebe! Ach wann die Erd alſo gegen uns waͤre wie wir gegen GOtt, wie gſtablete nicht alles! wenn der Fruͤhling und Sommer nur ein eintzig Jahr gantz ausblieben, welch ein Jammer waͤre es nicht im Land! und der geiſtliche Winter ligt ſchon uͤber alle 10, 20, 30, ja 40. Jahr ſo ſchwer auf deiner Seelen, und es will ſich noch zu a Eſaj. LX. 22. b Eſaj. IX. 4. Mal. IV. 2. c Rom. X. 6. 8. d Eph. II.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/432>, abgerufen am 10.05.2024.