Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der geistliche Frühling.
und sammleten sich ins innwendige Gebett, und sehnen nach der Of-
fenbahrung der Herrlichkeit JEsu Christi, auf Erden; Welches
auch nicht ohne gewaltsame Umwendung des Gemüths geschehen, da
alle die einfallende Predig-Gedancken abgeleitet werden müßten, um
dem einfältigen sanfftruhigen Geist des Gebetts eintzig Platz zu machen;
Sehet da muß ich unerwartet aus diesem süssen Wohl aufstehen,
hervor tretten, ein Wort der Seeligkeit eueren Hertzen vorzutra-
gen. Was mag uns gegenwärtig anständiger seyn, als zu verneh-
men, was uns auch die so schön verneuerte Natur jetzt überal leh-
ret; Es ist sehr gut unsere Seel zu weyden mit Göttlichen Wahr-
heiten, es ist ein köstlich Ding sich fleißig darinn zu üben, dann ein
jegliche Seel findet Nahrung darinn nach ihrem Zustand; wie wirs
aus unserem Text werden sehen.

§. 2. Ach daß du unser Seelen-Bräutigam uns so ernstlich undWunsch.
kräfftig zusprechest, daß deine Stimm unser Jnnerstes durchdringe,
und bewege unserm Eigenwillen überall abzusterben, die bestscheinen-
desten Ding auf deinen Winck zu verlassen; Ach lasse doch durch
die anscheinende Gnaden-Wärme eine so seelige, Aenderung unter
den Leuten aufgehen, daß das todte Sardische Winter-Land zum
lieblich grünenden, fruchtreichen, Philadelphischen Lust-Geländ
werde!

Ach GOTT vom Himmel sieh darein
Und laß dich das erbarmen.
Wie wenig sind der Heiligen dein
Verlassen sind wir Armen
Dein Wort laßt man nicht haben wahr
Der Glaub ist auch verloschen gar
Bey allen Menschenkinderen.

§. 3. Das Hohe Lied Salomons haltet wohl die allertieffsten Ge-Haupt-
Jnnhalt
des Hohen
Liedes und

heimnussen und Verborgenheiten des Königreichs der Himmlen in
sich, und lehret der H. Geist der Weissagung als das Zeugnuß von
JEsu die vornehmsten Begebenheiten, welche sich in denen 7. Zeit-
läufften von Christi Himmelfahrt an biß an den Jüngsten Tag zutra-
gen sollten; Wir wollen euch aber dißmahlen nichts Prophetisches
vorbringen; Sondern nur die einfältigsten Wahrheiten, welche leicht
von einer Heilsbegierigen Seel verstanden und zu ihrem Nutzen und

Wachs-
M m 3

Der geiſtliche Fruͤhling.
und ſammleten ſich ins innwendige Gebett, und ſehnen nach der Of-
fenbahrung der Herrlichkeit JEſu Chriſti, auf Erden; Welches
auch nicht ohne gewaltſame Umwendung des Gemuͤths geſchehen, da
alle die einfallende Predig-Gedancken abgeleitet werden muͤßten, um
dem einfaͤltigen ſanfftruhigen Geiſt des Gebetts eintzig Platz zu machen;
Sehet da muß ich unerwartet aus dieſem ſuͤſſen Wohl aufſtehen,
hervor tretten, ein Wort der Seeligkeit eueren Hertzen vorzutra-
gen. Was mag uns gegenwaͤrtig anſtaͤndiger ſeyn, als zu verneh-
men, was uns auch die ſo ſchoͤn verneuerte Natur jetzt uͤberal leh-
ret; Es iſt ſehr gut unſere Seel zu weyden mit Goͤttlichen Wahr-
heiten, es iſt ein koͤſtlich Ding ſich fleißig darinn zu uͤben, dann ein
jegliche Seel findet Nahrung darinn nach ihrem Zuſtand; wie wirs
aus unſerem Text werden ſehen.

§. 2. Ach daß du unſer Seelen-Braͤutigam uns ſo ernſtlich undWunſch.
kraͤfftig zuſprecheſt, daß deine Stimm unſer Jnnerſtes durchdringe,
und bewege unſerm Eigenwillen uͤberall abzuſterben, die beſtſcheinen-
deſten Ding auf deinen Winck zu verlaſſen; Ach laſſe doch durch
die anſcheinende Gnaden-Waͤrme eine ſo ſeelige, Aenderung unter
den Leuten aufgehen, daß das todte Sardiſche Winter-Land zum
lieblich gruͤnenden, fruchtreichen, Philadelphiſchen Luſt-Gelaͤnd
werde!

Ach GOTT vom Himmel ſieh darein
Und laß dich das erbarmen.
Wie wenig ſind der Heiligen dein
Verlaſſen ſind wir Armen
Dein Wort laßt man nicht haben wahr
Der Glaub iſt auch verloſchen gar
Bey allen Menſchenkinderen.

§. 3. Das Hohe Lied Salomons haltet wohl die allertieffſten Ge-Haupt-
Jnnhalt
des Hohen
Liedes und

heimnuſſen und Verborgenheiten des Koͤnigreichs der Himmlen in
ſich, und lehret der H. Geiſt der Weiſſagung als das Zeugnuß von
JEſu die vornehmſten Begebenheiten, welche ſich in denen 7. Zeit-
laͤufften von Chriſti Himmelfahrt an biß an den Juͤngſten Tag zutra-
gen ſollten; Wir wollen euch aber dißmahlen nichts Prophetiſches
vorbringen; Sondern nur die einfaͤltigſten Wahrheiten, welche leicht
von einer Heilsbegierigen Seel verſtanden und zu ihrem Nutzen und

Wachs-
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0373" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gei&#x017F;tliche Fru&#x0364;hling.</hi></fw><lb/>
und &#x017F;ammleten &#x017F;ich ins innwendige Gebett, und &#x017F;ehnen nach der Of-<lb/>
fenbahrung der Herrlichkeit JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti, auf Erden; Welches<lb/>
auch nicht ohne gewalt&#x017F;ame Umwendung des Gemu&#x0364;ths ge&#x017F;chehen, da<lb/>
alle die einfallende Predig-Gedancken abgeleitet werden mu&#x0364;ßten, um<lb/>
dem einfa&#x0364;ltigen &#x017F;anfftruhigen Gei&#x017F;t des Gebetts eintzig Platz zu machen;<lb/>
Sehet da muß ich unerwartet aus die&#x017F;em &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Wohl auf&#x017F;tehen,<lb/>
hervor tretten, ein Wort der Seeligkeit eueren Hertzen vorzutra-<lb/>
gen. Was mag uns gegenwa&#x0364;rtig an&#x017F;ta&#x0364;ndiger &#x017F;eyn, als zu verneh-<lb/>
men, was uns auch die &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n verneuerte Natur jetzt u&#x0364;beral leh-<lb/>
ret; Es i&#x017F;t &#x017F;ehr gut un&#x017F;ere Seel zu weyden mit Go&#x0364;ttlichen Wahr-<lb/>
heiten, es i&#x017F;t ein ko&#x0364;&#x017F;tlich Ding &#x017F;ich fleißig darinn zu u&#x0364;ben, dann ein<lb/>
jegliche Seel findet Nahrung darinn nach ihrem Zu&#x017F;tand; wie wirs<lb/>
aus un&#x017F;erem Text werden &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>§. 2. Ach daß du un&#x017F;er Seelen-Bra&#x0364;utigam uns &#x017F;o ern&#x017F;tlich und<note place="right">Wun&#x017F;ch.</note><lb/>
kra&#x0364;fftig zu&#x017F;preche&#x017F;t, daß deine Stimm un&#x017F;er Jnner&#x017F;tes durchdringe,<lb/>
und bewege un&#x017F;erm Eigenwillen u&#x0364;berall abzu&#x017F;terben, die be&#x017F;t&#x017F;cheinen-<lb/>
de&#x017F;ten Ding auf deinen Winck zu verla&#x017F;&#x017F;en; Ach la&#x017F;&#x017F;e doch durch<lb/>
die an&#x017F;cheinende Gnaden-Wa&#x0364;rme eine &#x017F;o &#x017F;eelige, Aenderung unter<lb/>
den Leuten aufgehen, daß das todte Sardi&#x017F;che Winter-Land zum<lb/>
lieblich gru&#x0364;nenden, fruchtreichen, Philadelphi&#x017F;chen Lu&#x017F;t-Gela&#x0364;nd<lb/>
werde!</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ach GOTT vom Himmel &#x017F;ieh darein</l><lb/>
            <l>Und laß dich das erbarmen.</l><lb/>
            <l>Wie wenig &#x017F;ind der Heiligen dein</l><lb/>
            <l>Verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind wir Armen</l><lb/>
            <l>Dein Wort laßt man nicht haben wahr</l><lb/>
            <l>Der Glaub i&#x017F;t auch verlo&#x017F;chen gar</l><lb/>
            <l>Bey allen Men&#x017F;chenkinderen.</l>
          </lg><lb/>
          <p>§. 3. Das Hohe Lied Salomons haltet wohl die allertieff&#x017F;ten Ge-<note place="right">Haupt-<lb/>
Jnnhalt<lb/>
des Hohen<lb/>
Liedes und</note><lb/>
heimnu&#x017F;&#x017F;en und Verborgenheiten des Ko&#x0364;nigreichs der Himmlen in<lb/>
&#x017F;ich, und lehret der H. Gei&#x017F;t der Wei&#x017F;&#x017F;agung als das Zeugnuß von<lb/>
JE&#x017F;u die vornehm&#x017F;ten Begebenheiten, welche &#x017F;ich in denen 7. Zeit-<lb/>
la&#x0364;ufften von Chri&#x017F;ti Himmelfahrt an biß an den Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag zutra-<lb/>
gen &#x017F;ollten; Wir wollen euch aber dißmahlen nichts Propheti&#x017F;ches<lb/>
vorbringen; Sondern nur die einfa&#x0364;ltig&#x017F;ten Wahrheiten, welche leicht<lb/>
von einer Heilsbegierigen Seel ver&#x017F;tanden und zu ihrem Nutzen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Wachs-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0373] Der geiſtliche Fruͤhling. und ſammleten ſich ins innwendige Gebett, und ſehnen nach der Of- fenbahrung der Herrlichkeit JEſu Chriſti, auf Erden; Welches auch nicht ohne gewaltſame Umwendung des Gemuͤths geſchehen, da alle die einfallende Predig-Gedancken abgeleitet werden muͤßten, um dem einfaͤltigen ſanfftruhigen Geiſt des Gebetts eintzig Platz zu machen; Sehet da muß ich unerwartet aus dieſem ſuͤſſen Wohl aufſtehen, hervor tretten, ein Wort der Seeligkeit eueren Hertzen vorzutra- gen. Was mag uns gegenwaͤrtig anſtaͤndiger ſeyn, als zu verneh- men, was uns auch die ſo ſchoͤn verneuerte Natur jetzt uͤberal leh- ret; Es iſt ſehr gut unſere Seel zu weyden mit Goͤttlichen Wahr- heiten, es iſt ein koͤſtlich Ding ſich fleißig darinn zu uͤben, dann ein jegliche Seel findet Nahrung darinn nach ihrem Zuſtand; wie wirs aus unſerem Text werden ſehen. §. 2. Ach daß du unſer Seelen-Braͤutigam uns ſo ernſtlich und kraͤfftig zuſprecheſt, daß deine Stimm unſer Jnnerſtes durchdringe, und bewege unſerm Eigenwillen uͤberall abzuſterben, die beſtſcheinen- deſten Ding auf deinen Winck zu verlaſſen; Ach laſſe doch durch die anſcheinende Gnaden-Waͤrme eine ſo ſeelige, Aenderung unter den Leuten aufgehen, daß das todte Sardiſche Winter-Land zum lieblich gruͤnenden, fruchtreichen, Philadelphiſchen Luſt-Gelaͤnd werde! Wunſch. Ach GOTT vom Himmel ſieh darein Und laß dich das erbarmen. Wie wenig ſind der Heiligen dein Verlaſſen ſind wir Armen Dein Wort laßt man nicht haben wahr Der Glaub iſt auch verloſchen gar Bey allen Menſchenkinderen. §. 3. Das Hohe Lied Salomons haltet wohl die allertieffſten Ge- heimnuſſen und Verborgenheiten des Koͤnigreichs der Himmlen in ſich, und lehret der H. Geiſt der Weiſſagung als das Zeugnuß von JEſu die vornehmſten Begebenheiten, welche ſich in denen 7. Zeit- laͤufften von Chriſti Himmelfahrt an biß an den Juͤngſten Tag zutra- gen ſollten; Wir wollen euch aber dißmahlen nichts Prophetiſches vorbringen; Sondern nur die einfaͤltigſten Wahrheiten, welche leicht von einer Heilsbegierigen Seel verſtanden und zu ihrem Nutzen und Wachs- Haupt- Jnnhalt des Hohen Liedes und M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/373
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/373>, abgerufen am 12.05.2024.