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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und die Pforte des Himmels.
nicht? Glaubst du es nicht, so bist du kein Christ, glaubst du es
aber, wie kan es dann seyn daß du dich darob so wenig bekümme-
rest, als ob es dich gar nicht angienge? Dann du befindest vielleicht
gar wohl, du seyest noch nicht wiedergebohren und must es gestehen;
und nun schwöret Christus: So du nicht ein solcher seyest, so ste-
hest du in der Gefahr der ewigen Verdamnuß und werdest nicht in
das Himmelreich kommen.

§. 3. Bildet er sich 2. mit seiner Sect vermessentlich ein, er kön-Der zwey-
te.

ne von sich selbst GOttes Gebott bewahren, ja wohl auf der Pha-
risäer Manier, dann Eigenlieb und Ruhmgierigkeit bringt den Men-
schen weit, aber aus eigenen Kräfften kommt man nimmer zu GOtt
gefälliger Buß und wahrer Heiligkeit.

§. 4. Hatten die Juden 3. einen fleischlichen Begriff vom ReichDer drit-
te.

Meßias und aller seiner Zugehörd, obschon sie es nennen [fremdsprachliches Material - fehlt]
[fremdsprachliches Material - fehlt] zu ihrer grossen Schand, dann warum soll das irrdisch
seyn, was aus dem Himmel kommt? Daher kommt die gar zu kin-
dische Rede, vers. 3. daß er meynte, wer dieses Reich besitzen wol-
le, der müsse wieder in Mutterleib kehren.

§. 5. Was aber den Nicodemum sonderbar angieng, so war es 4.Der vier-
te.

seine Menschen-Forcht, er scheute die weisen, hohen, gewaltigen
Feind der Glori JEsu Christi sie möchten übel mit ihm umgehen:
O Jammer! O Elend! daß ein schlechter Federbusch, Cardinal-
Hut, Pfaffen-Cappen und faurer Blick mehr giltet als JEsu Chri-
sti Glauben und Liebe, ein Paret, Pereussen mehr Ehr hat als GOt-
tes Reich und Cron, diese Zaghafftigkeit; Es nicht wagen dörffen
vor den Leuten sich unter JEsu Anführung in sein Reich zu begeben,
schlosse ihn darvon gantz augenscheinlich aus.

§. 6. Diesem allem begegnet JEsus sehr herrlich: 1. NicodemoDeswe-
gen unter-
terweiset
ihn JEsus
von der
Wiederge-
burt.

zu zeigen, daß man gantz geänderet werden müsse, so man in eine
wahre und solide Gemeinschafft mit GOtt tretten wolle, so redt er
ihm von wiedergebohren werden a. Eine Red-Art so bey Juden
und Heyden gebräuchlich wann einer Stand, Religion und Leben
änderet, und seinen eigenen Paßionen widerspricht, heissen sie ihne
eine neue Creatur, die Philosophi sagten man fange an zu leben, wie
ein neu-gebohrnes Kind, wann man in ihre Schul gehe, aber es kan

Christus
a Vid. Buxtorf. Syn. Jud. c. 49.
B b

und die Pforte des Himmels.
nicht? Glaubſt du es nicht, ſo biſt du kein Chriſt, glaubſt du es
aber, wie kan es dann ſeyn daß du dich darob ſo wenig bekuͤmme-
reſt, als ob es dich gar nicht angienge? Dann du befindeſt vielleicht
gar wohl, du ſeyeſt noch nicht wiedergebohren und muſt es geſtehen;
und nun ſchwoͤret Chriſtus: So du nicht ein ſolcher ſeyeſt, ſo ſte-
heſt du in der Gefahr der ewigen Verdamnuß und werdeſt nicht in
das Himmelreich kommen.

§. 3. Bildet er ſich 2. mit ſeiner Sect vermeſſentlich ein, er koͤn-Der zwey-
te.

ne von ſich ſelbſt GOttes Gebott bewahren, ja wohl auf der Pha-
riſaͤer Manier, dann Eigenlieb und Ruhmgierigkeit bringt den Men-
ſchen weit, aber aus eigenen Kraͤfften kommt man nimmer zu GOtt
gefaͤlliger Buß und wahrer Heiligkeit.

§. 4. Hatten die Juden 3. einen fleiſchlichen Begriff vom ReichDer drit-
te.

Meßias und aller ſeiner Zugehoͤrd, obſchon ſie es nennen [fremdsprachliches Material – fehlt]
[fremdsprachliches Material – fehlt] zu ihrer groſſen Schand, dann warum ſoll das irrdiſch
ſeyn, was aus dem Himmel kommt? Daher kommt die gar zu kin-
diſche Rede, verſ. 3. daß er meynte, wer dieſes Reich beſitzen wol-
le, der muͤſſe wieder in Mutterleib kehren.

§. 5. Was aber den Nicodemum ſonderbar angieng, ſo war es 4.Der vier-
te.

ſeine Menſchen-Forcht, er ſcheute die weiſen, hohen, gewaltigen
Feind der Glori JEſu Chriſti ſie moͤchten uͤbel mit ihm umgehen:
O Jammer! O Elend! daß ein ſchlechter Federbuſch, Cardinal-
Hut, Pfaffen-Cappen und faurer Blick mehr giltet als JEſu Chri-
ſti Glauben und Liebe, ein Paret, Pereuſſen mehr Ehr hat als GOt-
tes Reich und Cron, dieſe Zaghafftigkeit; Es nicht wagen doͤrffen
vor den Leuten ſich unter JEſu Anfuͤhrung in ſein Reich zu begeben,
ſchloſſe ihn darvon gantz augenſcheinlich aus.

§. 6. Dieſem allem begegnet JEſus ſehr herrlich: 1. NicodemoDeswe-
gen unter-
terweiſet
ihn JEſus
von der
Wiederge-
burt.

zu zeigen, daß man gantz geaͤnderet werden muͤſſe, ſo man in eine
wahre und ſolide Gemeinſchafft mit GOtt tretten wolle, ſo redt er
ihm von wiedergebohren werden a. Eine Red-Art ſo bey Juden
und Heyden gebraͤuchlich wann einer Stand, Religion und Leben
aͤnderet, und ſeinen eigenen Paßionen widerſpricht, heiſſen ſie ihne
eine neue Creatur, die Philoſophi ſagten man fange an zu leben, wie
ein neu-gebohrnes Kind, wann man in ihre Schul gehe, aber es kan

Chriſtus
a Vid. Buxtorf. Syn. Jud. c. 49.
B b
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[193/0289] und die Pforte des Himmels. nicht? Glaubſt du es nicht, ſo biſt du kein Chriſt, glaubſt du es aber, wie kan es dann ſeyn daß du dich darob ſo wenig bekuͤmme- reſt, als ob es dich gar nicht angienge? Dann du befindeſt vielleicht gar wohl, du ſeyeſt noch nicht wiedergebohren und muſt es geſtehen; und nun ſchwoͤret Chriſtus: So du nicht ein ſolcher ſeyeſt, ſo ſte- heſt du in der Gefahr der ewigen Verdamnuß und werdeſt nicht in das Himmelreich kommen. §. 3. Bildet er ſich 2. mit ſeiner Sect vermeſſentlich ein, er koͤn- ne von ſich ſelbſt GOttes Gebott bewahren, ja wohl auf der Pha- riſaͤer Manier, dann Eigenlieb und Ruhmgierigkeit bringt den Men- ſchen weit, aber aus eigenen Kraͤfften kommt man nimmer zu GOtt gefaͤlliger Buß und wahrer Heiligkeit. Der zwey- te. §. 4. Hatten die Juden 3. einen fleiſchlichen Begriff vom Reich Meßias und aller ſeiner Zugehoͤrd, obſchon ſie es nennen _ _ zu ihrer groſſen Schand, dann warum ſoll das irrdiſch ſeyn, was aus dem Himmel kommt? Daher kommt die gar zu kin- diſche Rede, verſ. 3. daß er meynte, wer dieſes Reich beſitzen wol- le, der muͤſſe wieder in Mutterleib kehren. Der drit- te. §. 5. Was aber den Nicodemum ſonderbar angieng, ſo war es 4. ſeine Menſchen-Forcht, er ſcheute die weiſen, hohen, gewaltigen Feind der Glori JEſu Chriſti ſie moͤchten uͤbel mit ihm umgehen: O Jammer! O Elend! daß ein ſchlechter Federbuſch, Cardinal- Hut, Pfaffen-Cappen und faurer Blick mehr giltet als JEſu Chri- ſti Glauben und Liebe, ein Paret, Pereuſſen mehr Ehr hat als GOt- tes Reich und Cron, dieſe Zaghafftigkeit; Es nicht wagen doͤrffen vor den Leuten ſich unter JEſu Anfuͤhrung in ſein Reich zu begeben, ſchloſſe ihn darvon gantz augenſcheinlich aus. Der vier- te. §. 6. Dieſem allem begegnet JEſus ſehr herrlich: 1. Nicodemo zu zeigen, daß man gantz geaͤnderet werden muͤſſe, ſo man in eine wahre und ſolide Gemeinſchafft mit GOtt tretten wolle, ſo redt er ihm von wiedergebohren werden a. Eine Red-Art ſo bey Juden und Heyden gebraͤuchlich wann einer Stand, Religion und Leben aͤnderet, und ſeinen eigenen Paßionen widerſpricht, heiſſen ſie ihne eine neue Creatur, die Philoſophi ſagten man fange an zu leben, wie ein neu-gebohrnes Kind, wann man in ihre Schul gehe, aber es kan Chriſtus Deswe- gen unter- terweiſet ihn JEſus von der Wiederge- burt. a Vid. Buxtorf. Syn. Jud. c. 49. B b

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/289>, abgerufen am 22.11.2024.