sie nur das Zeitliche gesuchet.aller Heiligen zu werden, und das Himmelreich zu dir zu reissen, diese lassest du unachtsamer Weise vorbey streichen.
Sie suchen wohl die Schärr- mäuß: aber nicht die Mäuß ihrer Schoos- Sünden auf:
§. 7. Es thut dir wehe und kan dich irren, wann du nur ein Schärr-Hauffen auf deinem Grunde siehest: suchest aber die Mäuse der verborgenen Listen, heimlicher Busen-Sünden, und fleischlicher Absichten nicht auf, so bey nahem alle Würtzlein der zartesten Be- weg- und Regungen der Gnade GOttes in dir zernagen, daß man sich verwunderen muß, woher es komme, daß bey so grossem Schein der Frommkeit, so wenig grünende geistliche Freud und Fruchtbar- keit zu sehen.
§. 8. Die Bäum und Rebstöck beschneidest und bedüngest du, aber dein rechtes Aug, das dich ärgeret, deine lüsterende Curiosität, Sie be- schneiden ihre Reb- stöck: aber nicht ihre Glieder.willt du nicht ausreissen, die rechte gewinnsüchtige Hand, willt du nicht abhauen a, deine überhäuffte Welt-Händel nicht verminderen, obschon du siehest, daß diese zum Himmelreich unnöthige Ding, dir als wie geile Nebenschoß alle Zeit und Krafft verzehren, und dir allen Safft, Geist und Leben aussaugen, daß dir fast nichts über- bleibet, recht reiffe, schmackhaffte, schöne, vollkommene Früchten hervor zu bringen, die du in der süssen Ewigkeit geniessen könntest; Ach! wie manchen Baum und Weinstock hast du also lassen zuberei- ten, und deiner Seelen hast du darbey vergessen, ja wie manchen Baum hast du gezweiget, hast aber dein Hertz niemahlen dem himm- schen Vatter geöffnet, noch mit vielem Flehen bey ihm angehalten, daß er sich über dich unfruchtbaren, wilden, ausgedörrten Stock er- barme, den edlen Lebens-Zweig JEsum in dich einpfroffe, damit du dich mit andern grünen, lebhafften, zahmen Bäumen in GOttes Die Früch- ten ihrer Gärten, haben ih- nen Freu- de: Sie aber GOtt keine ge- macht.Garten erfreuen könnest.
§. 9. Es waren Zeiten, da du deine Augen weydetest in deinen Baum- und Wein-Gärten an der Menge der lieblichen Früchten, die dich von allen Seiten her anlachten; Und es ist dir nie in Sinn kommen, wie unendliche Ursachen du habest, deinen GOTT mit Früchten der Gerechtigkeit zu erfreuen und zu verherrlichen, damit sich JEsu Hertz auch an dir ergötzen, und dir, wie dort im ewigen Himmel-May mit Wollust beywohnen könne.
§. 10. Niemahlen hast du unterlassen dein Korn und Most einzu-
sammlen,
aMarc. IX. 43-47.
Geiſtliche Sonnen-Wende
ſie nur das Zeitliche geſuchet.aller Heiligen zu werden, und das Himmelreich zu dir zu reiſſen, dieſe laſſeſt du unachtſamer Weiſe vorbey ſtreichen.
Sie ſuchen wohl die Schaͤrr- maͤuß: aber nicht die Maͤuß ihrer Schoos- Suͤnden auf:
§. 7. Es thut dir wehe und kan dich irren, wann du nur ein Schaͤrr-Hauffen auf deinem Grunde ſieheſt: ſucheſt aber die Maͤuſe der verborgenen Liſten, heimlicher Buſen-Suͤnden, und fleiſchlicher Abſichten nicht auf, ſo bey nahem alle Wuͤrtzlein der zarteſten Be- weg- und Regungen der Gnade GOttes in dir zernagen, daß man ſich verwunderen muß, woher es komme, daß bey ſo groſſem Schein der Frommkeit, ſo wenig gruͤnende geiſtliche Freud und Fruchtbar- keit zu ſehen.
§. 8. Die Baͤum und Rebſtoͤck beſchneideſt und beduͤngeſt du, aber dein rechtes Aug, das dich aͤrgeret, deine luͤſterende Curioſitaͤt, Sie be- ſchneiden ihre Reb- ſtoͤck: aber nicht ihre Glieder.willt du nicht ausreiſſen, die rechte gewinnſuͤchtige Hand, willt du nicht abhauen a, deine uͤberhaͤuffte Welt-Haͤndel nicht verminderen, obſchon du ſieheſt, daß dieſe zum Himmelreich unnoͤthige Ding, dir als wie geile Nebenſchoß alle Zeit und Krafft verzehren, und dir allen Safft, Geiſt und Leben ausſaugen, daß dir faſt nichts uͤber- bleibet, recht reiffe, ſchmackhaffte, ſchoͤne, vollkommene Fruͤchten hervor zu bringen, die du in der ſuͤſſen Ewigkeit genieſſen koͤnnteſt; Ach! wie manchen Baum und Weinſtock haſt du alſo laſſen zuberei- ten, und deiner Seelen haſt du darbey vergeſſen, ja wie manchen Baum haſt du gezweiget, haſt aber dein Hertz niemahlen dem himm- ſchen Vatter geoͤffnet, noch mit vielem Flehen bey ihm angehalten, daß er ſich uͤber dich unfruchtbaren, wilden, ausgedoͤrrten Stock er- barme, den edlen Lebens-Zweig JEſum in dich einpfroffe, damit du dich mit andern gruͤnen, lebhafften, zahmen Baͤumen in GOttes Die Fruͤch- ten ihrer Gaͤrten, haben ih- nen Freu- de: Sie aber GOtt keine ge- macht.Garten erfreuen koͤnneſt.
§. 9. Es waren Zeiten, da du deine Augen weydeteſt in deinen Baum- und Wein-Gaͤrten an der Menge der lieblichen Fruͤchten, die dich von allen Seiten her anlachten; Und es iſt dir nie in Sinn kommen, wie unendliche Urſachen du habeſt, deinen GOTT mit Fruͤchten der Gerechtigkeit zu erfreuen und zu verherrlichen, damit ſich JEſu Hertz auch an dir ergoͤtzen, und dir, wie dort im ewigen Himmel-May mit Wolluſt beywohnen koͤnne.
§. 10. Niemahlen haſt du unterlaſſen dein Korn und Moſt einzu-
ſammlen,
aMarc. IX. 43-47.
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Geiſtliche Sonnen-Wende
aller Heiligen zu werden, und das Himmelreich zu dir zu reiſſen,
dieſe laſſeſt du unachtſamer Weiſe vorbey ſtreichen.
ſie nur das
Zeitliche
geſuchet.
§. 7. Es thut dir wehe und kan dich irren, wann du nur ein
Schaͤrr-Hauffen auf deinem Grunde ſieheſt: ſucheſt aber die Maͤuſe
der verborgenen Liſten, heimlicher Buſen-Suͤnden, und fleiſchlicher
Abſichten nicht auf, ſo bey nahem alle Wuͤrtzlein der zarteſten Be-
weg- und Regungen der Gnade GOttes in dir zernagen, daß man
ſich verwunderen muß, woher es komme, daß bey ſo groſſem Schein
der Frommkeit, ſo wenig gruͤnende geiſtliche Freud und Fruchtbar-
keit zu ſehen.
§. 8. Die Baͤum und Rebſtoͤck beſchneideſt und beduͤngeſt du,
aber dein rechtes Aug, das dich aͤrgeret, deine luͤſterende Curioſitaͤt,
willt du nicht ausreiſſen, die rechte gewinnſuͤchtige Hand, willt du
nicht abhauen a, deine uͤberhaͤuffte Welt-Haͤndel nicht verminderen,
obſchon du ſieheſt, daß dieſe zum Himmelreich unnoͤthige Ding,
dir als wie geile Nebenſchoß alle Zeit und Krafft verzehren, und dir
allen Safft, Geiſt und Leben ausſaugen, daß dir faſt nichts uͤber-
bleibet, recht reiffe, ſchmackhaffte, ſchoͤne, vollkommene Fruͤchten
hervor zu bringen, die du in der ſuͤſſen Ewigkeit genieſſen koͤnnteſt;
Ach! wie manchen Baum und Weinſtock haſt du alſo laſſen zuberei-
ten, und deiner Seelen haſt du darbey vergeſſen, ja wie manchen
Baum haſt du gezweiget, haſt aber dein Hertz niemahlen dem himm-
ſchen Vatter geoͤffnet, noch mit vielem Flehen bey ihm angehalten,
daß er ſich uͤber dich unfruchtbaren, wilden, ausgedoͤrrten Stock er-
barme, den edlen Lebens-Zweig JEſum in dich einpfroffe, damit du
dich mit andern gruͤnen, lebhafften, zahmen Baͤumen in GOttes
Garten erfreuen koͤnneſt.
Sie be-
ſchneiden
ihre Reb-
ſtoͤck: aber
nicht ihre
Glieder.
Die Fruͤch-
ten ihrer
Gaͤrten,
haben ih-
nen Freu-
de: Sie
aber GOtt
keine ge-
macht.
§. 9. Es waren Zeiten, da du deine Augen weydeteſt in deinen
Baum- und Wein-Gaͤrten an der Menge der lieblichen Fruͤchten,
die dich von allen Seiten her anlachten; Und es iſt dir nie in Sinn
kommen, wie unendliche Urſachen du habeſt, deinen GOTT mit
Fruͤchten der Gerechtigkeit zu erfreuen und zu verherrlichen, damit
ſich JEſu Hertz auch an dir ergoͤtzen, und dir, wie dort im ewigen
Himmel-May mit Wolluſt beywohnen koͤnne.
§. 10. Niemahlen haſt du unterlaſſen dein Korn und Moſt einzu-
ſammlen,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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