Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Geistliche Sonnen-Wende
wie windete er sich am Oelberge, wie ein armes Würmlein! wie hat sie
ihme den blutigen Schweiß aus seinem Leib herausgetrieben! wie ist
sie ihme eine Centner-Last auf seinem Hertzen gelegen? Wie hat sie
ihn auf die Erden darnieder geworffen? wie angst und bang hat sie
ihme gemacht? Wende dich, und siehe, wie der HErr der Herrlich-
keit mit Ruthen gestrichen, das Lamm GOttes durch die Geißlung
gleichsam lebendig geschunden, am Feuer des Zorns GOttes in höl-
lischen Angst-Flammen, und an der heissen Glut seiner brennenden
Liebe gebraten; Siehe wie bitter sie ihm an dem Creutz worden, dar-
an er so kläglich, so erbärmlich, nackend, an Händen und Füssen
hart angehefftet, hat hangen müssen.

Welches
denn einen
zur Buß
einladet,

§. 13. Und jetzt bittet er dich bey seinen Wunden, bey seinem
zerfleischten Leichnam, bey seiner unaussprechlichen Höllen-Angst, so
seine brausende Liebe etwas an dir vermöge, daß du dich selbst ver-
laugnest, die Sünd hassest, deinen Willen mit seiner Krafft und
Geist vermählest, und nach seiner Liebes-Quell dürstest, alldieweil
die Gnaden-Zeit noch währet; Die himmlische Gluck-Henne locket
dich a, ihr hülff- und rathloses Hünlein mit jämmeriger Stimm:
Kehre wieder du abtrünnige Jsrael, spricht der
HERR, so will ich mein Antlitz gegen euch nicht
verstellen, dann ich bin barmhertzig, spricht der
HERR, und will nicht ewiglich zörnen
b; Jch will
rein Wasser über euch sprengen, daß ihr rein wer-
det von aller euerer Unreinigkeit
c; Ja es ist seine Lust dir
Gutes zu thun; Suche ihn nur weil er zu finden, ruffe
ihn an weil er nahe ist
d. Ergreiffe JEsum im Heiligen
Geist, im Glauben und in der Wahrheit, ehe es um dich ge-
schehen sey, dann wer jetzt noch kommet, den wird er nicht hinaus
stossen e.

Wider-
hohlung
dessen was
es mit al-
len Spöt-
tern für

§. 14. Aber siehe o Mensch! das achtest du alles nichts, du fin-
dest dannoch deine Lust noch allezeit im sündigen; aber ich sage dir
noch einmahl zu deiner Uberzeugung, daß es sich mit GOTT, der
Sünd und Höll, nicht schimpffen noch schertzen lasse; Du wirst erfah-

ren,
a Matth. XXIII. 37.
b Jer. III. 12.
c Ezech. XXXVI. 25.
d Jes.
LV.
6.
e Joh. VI. 37.

Geiſtliche Sonnen-Wende
wie windete er ſich am Oelberge, wie ein armes Wuͤrmlein! wie hat ſie
ihme den blutigen Schweiß aus ſeinem Leib herausgetrieben! wie iſt
ſie ihme eine Centner-Laſt auf ſeinem Hertzen gelegen? Wie hat ſie
ihn auf die Erden darnieder geworffen? wie angſt und bang hat ſie
ihme gemacht? Wende dich, und ſiehe, wie der HErr der Herrlich-
keit mit Ruthen geſtrichen, das Lamm GOttes durch die Geißlung
gleichſam lebendig geſchunden, am Feuer des Zorns GOttes in hoͤl-
liſchen Angſt-Flammen, und an der heiſſen Glut ſeiner brennenden
Liebe gebraten; Siehe wie bitter ſie ihm an dem Creutz worden, dar-
an er ſo klaͤglich, ſo erbaͤrmlich, nackend, an Haͤnden und Fuͤſſen
hart angehefftet, hat hangen muͤſſen.

Welches
denn einen
zur Buß
einladet,

§. 13. Und jetzt bittet er dich bey ſeinen Wunden, bey ſeinem
zerfleiſchten Leichnam, bey ſeiner unausſprechlichen Hoͤllen-Angſt, ſo
ſeine brauſende Liebe etwas an dir vermoͤge, daß du dich ſelbſt ver-
laugneſt, die Suͤnd haſſeſt, deinen Willen mit ſeiner Krafft und
Geiſt vermaͤhleſt, und nach ſeiner Liebes-Quell duͤrſteſt, alldieweil
die Gnaden-Zeit noch waͤhret; Die himmliſche Gluck-Henne locket
dich a, ihr huͤlff- und rathloſes Huͤnlein mit jaͤmmeriger Stimm:
Kehre wieder du abtruͤnnige Jſrael, ſpricht der
HERR, ſo will ich mein Antlitz gegen euch nicht
verſtellen, dann ich bin barmhertzig, ſpricht der
HERR, und will nicht ewiglich zoͤrnen
b; Jch will
rein Waſſer uͤber euch ſprengen, daß ihr rein wer-
det von aller euerer Unreinigkeit
c; Ja es iſt ſeine Luſt dir
Gutes zu thun; Suche ihn nur weil er zu finden, ruffe
ihn an weil er nahe iſt
d. Ergreiffe JEſum im Heiligen
Geiſt, im Glauben und in der Wahrheit, ehe es um dich ge-
ſchehen ſey, dann wer jetzt noch kommet, den wird er nicht hinaus
ſtoſſen e.

Wider-
hohlung
deſſen was
es mit al-
len Spoͤt-
tern fuͤr

§. 14. Aber ſiehe o Menſch! das achteſt du alles nichts, du fin-
deſt dannoch deine Luſt noch allezeit im ſuͤndigen; aber ich ſage dir
noch einmahl zu deiner Uberzeugung, daß es ſich mit GOTT, der
Suͤnd und Hoͤll, nicht ſchimpffen noch ſchertzen laſſe; Du wirſt erfah-

ren,
a Matth. XXIII. 37.
b Jer. III. 12.
c Ezech. XXXVI. 25.
d Jeſ.
LV.
6.
e Joh. VI. 37.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0226" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gei&#x017F;tliche Sonnen-Wende</hi></fw><lb/>
wie windete er &#x017F;ich am Oelberge, wie ein armes Wu&#x0364;rmlein! wie hat &#x017F;ie<lb/>
ihme den blutigen Schweiß aus &#x017F;einem Leib herausgetrieben! wie i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie ihme eine Centner-La&#x017F;t auf &#x017F;einem Hertzen gelegen? Wie hat &#x017F;ie<lb/>
ihn auf die Erden darnieder geworffen? wie ang&#x017F;t und bang hat &#x017F;ie<lb/>
ihme gemacht? Wende dich, und &#x017F;iehe, wie der HErr der Herrlich-<lb/>
keit mit Ruthen ge&#x017F;trichen, das Lamm GOttes durch die Geißlung<lb/>
gleich&#x017F;am lebendig ge&#x017F;chunden, am Feuer des Zorns GOttes in ho&#x0364;l-<lb/>
li&#x017F;chen Ang&#x017F;t-Flammen, und an der hei&#x017F;&#x017F;en Glut &#x017F;einer brennenden<lb/>
Liebe gebraten; Siehe wie bitter &#x017F;ie ihm an dem Creutz worden, dar-<lb/>
an er &#x017F;o kla&#x0364;glich, &#x017F;o erba&#x0364;rmlich, nackend, an Ha&#x0364;nden und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hart angehefftet, hat hangen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="left">Welches<lb/>
denn einen<lb/>
zur Buß<lb/>
einladet,</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 13. Und jetzt bittet er dich bey &#x017F;einen Wunden, bey &#x017F;einem<lb/>
zerflei&#x017F;chten Leichnam, bey &#x017F;einer unaus&#x017F;prechlichen Ho&#x0364;llen-Ang&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;eine brau&#x017F;ende Liebe etwas an dir vermo&#x0364;ge, daß du dich &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
laugne&#x017F;t, die Su&#x0364;nd ha&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t, deinen Willen mit &#x017F;einer Krafft und<lb/>
Gei&#x017F;t verma&#x0364;hle&#x017F;t, und nach &#x017F;einer Liebes-Quell du&#x0364;r&#x017F;te&#x017F;t, alldieweil<lb/>
die Gnaden-Zeit noch wa&#x0364;hret; Die himmli&#x017F;che Gluck-Henne locket<lb/>
dich <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Matth. XXIII.</hi> 37.</note>, ihr hu&#x0364;lff- und rathlo&#x017F;es Hu&#x0364;nlein mit ja&#x0364;mmeriger Stimm:<lb/><hi rendition="#fr">Kehre wieder du abtru&#x0364;nnige J&#x017F;rael, &#x017F;pricht der<lb/>
HERR, &#x017F;o will ich mein Antlitz gegen euch nicht<lb/>
ver&#x017F;tellen, dann ich bin barmhertzig, &#x017F;pricht der<lb/>
HERR, und will nicht ewiglich zo&#x0364;rnen</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Jer. III.</hi> 12.</note>; <hi rendition="#fr">Jch will<lb/>
rein Wa&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber euch &#x017F;prengen, daß ihr rein wer-<lb/>
det von aller euerer Unreinigkeit</hi> <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Ezech. XXXVI.</hi> 25.</note>; Ja es i&#x017F;t &#x017F;eine Lu&#x017F;t dir<lb/>
Gutes zu thun; <hi rendition="#fr">Suche ihn nur weil er zu finden, ruffe<lb/>
ihn an weil er nahe i&#x017F;t</hi> <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;.<lb/>
LV.</hi> 6.</note>. Ergreiffe JE&#x017F;um im Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;t, im Glauben und in der Wahrheit, ehe es um dich ge-<lb/>
&#x017F;chehen &#x017F;ey, dann wer jetzt noch kommet, den wird er nicht hinaus<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Joh. VI.</hi> 37.</note>.</p><lb/>
          <note place="left">Wider-<lb/>
hohlung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en was<lb/>
es mit al-<lb/>
len Spo&#x0364;t-<lb/>
tern fu&#x0364;r</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 14. Aber &#x017F;iehe o Men&#x017F;ch! das achte&#x017F;t du alles nichts, du fin-<lb/>
de&#x017F;t dannoch deine Lu&#x017F;t noch allezeit im &#x017F;u&#x0364;ndigen; aber ich &#x017F;age dir<lb/>
noch einmahl zu deiner Uberzeugung, daß es &#x017F;ich mit GOTT, der<lb/>
Su&#x0364;nd und Ho&#x0364;ll, nicht &#x017F;chimpffen noch &#x017F;chertzen la&#x017F;&#x017F;e; Du wir&#x017F;t erfah-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0226] Geiſtliche Sonnen-Wende wie windete er ſich am Oelberge, wie ein armes Wuͤrmlein! wie hat ſie ihme den blutigen Schweiß aus ſeinem Leib herausgetrieben! wie iſt ſie ihme eine Centner-Laſt auf ſeinem Hertzen gelegen? Wie hat ſie ihn auf die Erden darnieder geworffen? wie angſt und bang hat ſie ihme gemacht? Wende dich, und ſiehe, wie der HErr der Herrlich- keit mit Ruthen geſtrichen, das Lamm GOttes durch die Geißlung gleichſam lebendig geſchunden, am Feuer des Zorns GOttes in hoͤl- liſchen Angſt-Flammen, und an der heiſſen Glut ſeiner brennenden Liebe gebraten; Siehe wie bitter ſie ihm an dem Creutz worden, dar- an er ſo klaͤglich, ſo erbaͤrmlich, nackend, an Haͤnden und Fuͤſſen hart angehefftet, hat hangen muͤſſen. §. 13. Und jetzt bittet er dich bey ſeinen Wunden, bey ſeinem zerfleiſchten Leichnam, bey ſeiner unausſprechlichen Hoͤllen-Angſt, ſo ſeine brauſende Liebe etwas an dir vermoͤge, daß du dich ſelbſt ver- laugneſt, die Suͤnd haſſeſt, deinen Willen mit ſeiner Krafft und Geiſt vermaͤhleſt, und nach ſeiner Liebes-Quell duͤrſteſt, alldieweil die Gnaden-Zeit noch waͤhret; Die himmliſche Gluck-Henne locket dich a, ihr huͤlff- und rathloſes Huͤnlein mit jaͤmmeriger Stimm: Kehre wieder du abtruͤnnige Jſrael, ſpricht der HERR, ſo will ich mein Antlitz gegen euch nicht verſtellen, dann ich bin barmhertzig, ſpricht der HERR, und will nicht ewiglich zoͤrnen b; Jch will rein Waſſer uͤber euch ſprengen, daß ihr rein wer- det von aller euerer Unreinigkeit c; Ja es iſt ſeine Luſt dir Gutes zu thun; Suche ihn nur weil er zu finden, ruffe ihn an weil er nahe iſt d. Ergreiffe JEſum im Heiligen Geiſt, im Glauben und in der Wahrheit, ehe es um dich ge- ſchehen ſey, dann wer jetzt noch kommet, den wird er nicht hinaus ſtoſſen e. §. 14. Aber ſiehe o Menſch! das achteſt du alles nichts, du fin- deſt dannoch deine Luſt noch allezeit im ſuͤndigen; aber ich ſage dir noch einmahl zu deiner Uberzeugung, daß es ſich mit GOTT, der Suͤnd und Hoͤll, nicht ſchimpffen noch ſchertzen laſſe; Du wirſt erfah- ren, a Matth. XXIII. 37. b Jer. III. 12. c Ezech. XXXVI. 25. d Jeſ. LV. 6. e Joh. VI. 37.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/226
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/226>, abgerufen am 22.11.2024.