Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistliche Sonnen-Wende

Wo nun die Seel also gar von sich abgekehret, und in JEsum
Christum hineingeschloffen, da geths wohl, und weißt sie alsdann,
was die in Heiliger Schrifft so hochberühmte Seeligkeit und ewi-
ges Leben seye, sie empfindet auch die Freude Christi, und aller sei-
ner himmlischen Hausgenossen über ihrer Bekehrung, als dem recht
eigentlichen Werck Göttlicher Barmhertzigkeit.

Es mögen sich weder Christus noch die heiligen Engel in unseren
Wercken freuen, ja auch wir selbst nicht recht, es ist nur ein Kützel
in der Haut, der weder Geist noch Leben ins Hertz bringt, und am
bösen Tag nur bange macht; Aber wo man seine Hoffnung auf GOtt
setzt, sein Hertz gar zu ihm wendet, und ihme freye Hand lasset, da
kommt die ewige Seeligkeit mit grossen Schritten daher.

JEsus ist unser GOtt, der uns geschaffen hat, zu dem sollen wir
flehen, daß er uns von neuem schaffe, auf daß sich der Herr freue
im Werck seiner, und nicht unserer Händen a.

Es ist zwar wahr, JEsus hat uns viel heylsamer Gebotten gege-
ben, und viel köstliche Verheissungen gethan, aber, ohne seine stets
anscheinende Gnaden-Hülff, mag von allem nicht eines erfüllet wer-
den: Höret hievon seine eigene Wort: Sie werden mein Volck
seyn, ich aber will ihr GOtt seyn und ich will ihnen
ein Hertz und einen Weg geben, daß sie mich förchten ihr
Lebenlang, auf daß es ihnen, und ihren Kindern nach
ihnen wohl gehe; Und ich will einen ewigen Bund
mit ihnen machen, daß ich mich nicht hinter ihnen
will abwenden, ihnen Gutes zu thun; und will mei-
ne Forcht in ihr Hertz geben, daß sie nicht von mir
welchen: Und ich will mich über ihnen erfreuen ih-
nen Guts zu thun, und will sie in diesem Lande pflan-
tzen treulich von meinem gantzen Hertzen, und von
meiner gantzen Seelen
b; Ohne mich könnnet ihr
nichts thun
c; Alle seeligende, GOtt-reiche Gedancken, Be-
gierden und Wercke, wachsen auf dem Weinstock Christo, dessen
Einäugung von rechtschaffen Bekehrten mit Ernst gesucht wird, weil

sie
a Jes. XXIX. 16.
b Jer. XXXII. 38. 41.
c Joh. XV. 5.
Geiſtliche Sonnen-Wende

Wo nun die Seel alſo gar von ſich abgekehret, und in JEſum
Chriſtum hineingeſchloffen, da geths wohl, und weißt ſie alsdann,
was die in Heiliger Schrifft ſo hochberuͤhmte Seeligkeit und ewi-
ges Leben ſeye, ſie empfindet auch die Freude Chriſti, und aller ſei-
ner himmliſchen Hausgenoſſen uͤber ihrer Bekehrung, als dem recht
eigentlichen Werck Goͤttlicher Barmhertzigkeit.

Es moͤgen ſich weder Chriſtus noch die heiligen Engel in unſeren
Wercken freuen, ja auch wir ſelbſt nicht recht, es iſt nur ein Kuͤtzel
in der Haut, der weder Geiſt noch Leben ins Hertz bringt, und am
boͤſen Tag nur bange macht; Aber wo man ſeine Hoffnung auf GOtt
ſetzt, ſein Hertz gar zu ihm wendet, und ihme freye Hand laſſet, da
kommt die ewige Seeligkeit mit groſſen Schritten daher.

JEſus iſt unſer GOtt, der uns geſchaffen hat, zu dem ſollen wir
flehen, daß er uns von neuem ſchaffe, auf daß ſich der Herr freue
im Werck ſeiner, und nicht unſerer Haͤnden a.

Es iſt zwar wahr, JEſus hat uns viel heylſamer Gebotten gege-
ben, und viel koͤſtliche Verheiſſungen gethan, aber, ohne ſeine ſtets
anſcheinende Gnaden-Huͤlff, mag von allem nicht eines erfuͤllet wer-
den: Hoͤret hievon ſeine eigene Wort: Sie werden mein Volck
ſeyn, ich aber will ihr GOtt ſeyn und ich will ihnen
ein Hertz und einen Weg geben, daß ſie mich foͤrchten ihr
Lebenlang, auf daß es ihnen, und ihren Kindern nach
ihnen wohl gehe; Und ich will einen ewigen Bund
mit ihnen machen, daß ich mich nicht hinter ihnen
will abwenden, ihnen Gutes zu thun; und will mei-
ne Forcht in ihr Hertz geben, daß ſie nicht von mir
welchen: Und ich will mich uͤber ihnen erfreuen ih-
nen Guts zu thun, und will ſie in dieſem Lande pflan-
tzen treulich von meinem gantzen Hertzen, und von
meiner gantzen Seelen
b; Ohne mich koͤnnnet ihr
nichts thun
c; Alle ſeeligende, GOtt-reiche Gedancken, Be-
gierden und Wercke, wachſen auf dem Weinſtock Chriſto, deſſen
Einaͤugung von rechtſchaffen Bekehrten mit Ernſt geſucht wird, weil

ſie
a Jeſ. XXIX. 16.
b Jer. XXXII. 38. 41.
c Joh. XV. 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0202" n="106"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tliche Sonnen-Wende</hi> </fw><lb/>
          <p>Wo nun die Seel al&#x017F;o gar von &#x017F;ich abgekehret, und in JE&#x017F;um<lb/>
Chri&#x017F;tum hineinge&#x017F;chloffen, da geths wohl, und weißt &#x017F;ie alsdann,<lb/>
was die in Heiliger Schrifft &#x017F;o hochberu&#x0364;hmte Seeligkeit und ewi-<lb/>
ges Leben &#x017F;eye, &#x017F;ie empfindet auch die Freude Chri&#x017F;ti, und aller &#x017F;ei-<lb/>
ner himmli&#x017F;chen Hausgeno&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;ber ihrer Bekehrung, als dem recht<lb/>
eigentlichen Werck Go&#x0364;ttlicher Barmhertzigkeit.</p><lb/>
          <p>Es mo&#x0364;gen &#x017F;ich weder Chri&#x017F;tus noch die heiligen Engel in un&#x017F;eren<lb/>
Wercken freuen, ja auch wir &#x017F;elb&#x017F;t nicht recht, es i&#x017F;t nur ein Ku&#x0364;tzel<lb/>
in der Haut, der weder Gei&#x017F;t noch Leben ins Hertz bringt, und am<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Tag nur bange macht; Aber wo man &#x017F;eine Hoffnung auf GOtt<lb/>
&#x017F;etzt, &#x017F;ein Hertz gar zu ihm wendet, und ihme freye Hand la&#x017F;&#x017F;et, da<lb/>
kommt die ewige Seeligkeit mit gro&#x017F;&#x017F;en Schritten daher.</p><lb/>
          <p>JE&#x017F;us i&#x017F;t un&#x017F;er GOtt, der uns ge&#x017F;chaffen hat, zu dem &#x017F;ollen wir<lb/>
flehen, daß er uns von neuem &#x017F;chaffe, auf daß &#x017F;ich der Herr freue<lb/>
im Werck &#x017F;einer, und nicht un&#x017F;erer Ha&#x0364;nden <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Je&#x017F;. XXIX.</hi> 16.</note>.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t zwar wahr, JE&#x017F;us hat uns viel heyl&#x017F;amer Gebotten gege-<lb/>
ben, und viel ko&#x0364;&#x017F;tliche Verhei&#x017F;&#x017F;ungen gethan, aber, ohne &#x017F;eine &#x017F;tets<lb/>
an&#x017F;cheinende Gnaden-Hu&#x0364;lff, mag von allem nicht eines erfu&#x0364;llet wer-<lb/>
den: Ho&#x0364;ret hievon &#x017F;eine eigene Wort: <hi rendition="#fr">Sie werden mein Volck<lb/>
&#x017F;eyn, ich aber will ihr GOtt &#x017F;eyn und ich will ihnen<lb/>
ein Hertz und einen Weg geben, daß &#x017F;ie mich fo&#x0364;rchten ihr<lb/>
Lebenlang, auf daß es ihnen, und ihren Kindern nach<lb/>
ihnen wohl gehe; Und ich will einen ewigen Bund<lb/>
mit ihnen machen, daß ich mich nicht hinter ihnen<lb/>
will abwenden, ihnen Gutes zu thun; und will mei-<lb/>
ne Forcht in ihr Hertz geben, daß &#x017F;ie nicht von mir<lb/>
welchen: Und ich will mich u&#x0364;ber ihnen erfreuen ih-<lb/>
nen Guts zu thun, und will &#x017F;ie in die&#x017F;em Lande pflan-<lb/>
tzen treulich von meinem gantzen Hertzen, und von<lb/>
meiner gantzen Seelen</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Jer. XXXII.</hi> 38. 41.</note>; <hi rendition="#fr">Ohne mich ko&#x0364;nnnet ihr<lb/>
nichts thun</hi> <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Joh. XV.</hi> 5.</note>; Alle &#x017F;eeligende, GOtt-reiche Gedancken, Be-<lb/>
gierden und Wercke, wach&#x017F;en auf dem Wein&#x017F;tock Chri&#x017F;to, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Eina&#x0364;ugung von recht&#x017F;chaffen Bekehrten mit Ern&#x017F;t ge&#x017F;ucht wird, weil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0202] Geiſtliche Sonnen-Wende Wo nun die Seel alſo gar von ſich abgekehret, und in JEſum Chriſtum hineingeſchloffen, da geths wohl, und weißt ſie alsdann, was die in Heiliger Schrifft ſo hochberuͤhmte Seeligkeit und ewi- ges Leben ſeye, ſie empfindet auch die Freude Chriſti, und aller ſei- ner himmliſchen Hausgenoſſen uͤber ihrer Bekehrung, als dem recht eigentlichen Werck Goͤttlicher Barmhertzigkeit. Es moͤgen ſich weder Chriſtus noch die heiligen Engel in unſeren Wercken freuen, ja auch wir ſelbſt nicht recht, es iſt nur ein Kuͤtzel in der Haut, der weder Geiſt noch Leben ins Hertz bringt, und am boͤſen Tag nur bange macht; Aber wo man ſeine Hoffnung auf GOtt ſetzt, ſein Hertz gar zu ihm wendet, und ihme freye Hand laſſet, da kommt die ewige Seeligkeit mit groſſen Schritten daher. JEſus iſt unſer GOtt, der uns geſchaffen hat, zu dem ſollen wir flehen, daß er uns von neuem ſchaffe, auf daß ſich der Herr freue im Werck ſeiner, und nicht unſerer Haͤnden a. Es iſt zwar wahr, JEſus hat uns viel heylſamer Gebotten gege- ben, und viel koͤſtliche Verheiſſungen gethan, aber, ohne ſeine ſtets anſcheinende Gnaden-Huͤlff, mag von allem nicht eines erfuͤllet wer- den: Hoͤret hievon ſeine eigene Wort: Sie werden mein Volck ſeyn, ich aber will ihr GOtt ſeyn und ich will ihnen ein Hertz und einen Weg geben, daß ſie mich foͤrchten ihr Lebenlang, auf daß es ihnen, und ihren Kindern nach ihnen wohl gehe; Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen machen, daß ich mich nicht hinter ihnen will abwenden, ihnen Gutes zu thun; und will mei- ne Forcht in ihr Hertz geben, daß ſie nicht von mir welchen: Und ich will mich uͤber ihnen erfreuen ih- nen Guts zu thun, und will ſie in dieſem Lande pflan- tzen treulich von meinem gantzen Hertzen, und von meiner gantzen Seelen b; Ohne mich koͤnnnet ihr nichts thun c; Alle ſeeligende, GOtt-reiche Gedancken, Be- gierden und Wercke, wachſen auf dem Weinſtock Chriſto, deſſen Einaͤugung von rechtſchaffen Bekehrten mit Ernſt geſucht wird, weil ſie a Jeſ. XXIX. 16. b Jer. XXXII. 38. 41. c Joh. XV. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/202
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/202>, abgerufen am 27.04.2024.