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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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und Seeligkeit.
Höll wo ist dein Sieg? GOTT sey Danck der uns den Sieg gibt/
durch unseren HErrn JEsum Christum.
1 Cor. 15. 57. JEsus
ist die Anferstehung und das Leben.
Joh. 11. 15. Der Tod wird
dir ein Thürhüter seyn, die Wespe hat seinen Angel verlohren an
JEsu dem Felsen des Heils, sie kan dich nicht mehr stechen, der Löw
ist zerrissen, und seine Zähne zerbrochen, je grösser dein Glaube ist,
je schwächer ist Teufel, Tod, Gesätz und Sünd; Jndessen meide
die Bücher, die dich einen Umweg zu Christo lehren wollen, und
in den Holtzweg führen; Gerade zu JEsu in aller deiner Noth.
Lise nicht viel gesetzliche Bücher, die dir nur von Schrecken, Zorn
und Gesatz-Pflichten predigen, und den einigen wahren Grund Chri-
stum, daraus das Göttliche Leben fließt, verschweigen, die kind-
liche Forcht in dem Geist der Freyheit dämpffen, welche alle mit
Vorsichtigkeit zu rathen und zu lesen.

§. 4. Einwurff: Ja es wäre wohl gut glauben, wann nur nichtOb er ih-
nen we-
gen den
noch viel
ankleben-
den Sünd
zur Heili-
gung.

die sündlichen Begierden noch so starck in mir wären, und den Gräu-
el der Boßheit. Aber wie soll ich glauben, daß JEsus meine Ge-
rechtigkeit sey, so lang Er nicht auch meine Heiligung worden ist?

Antw. 1. Eben das ist ein Zeichen der Gegenwart des Heil.
Geistes, dessen Werck ist die Welt straffen, und der Sünd überzeu-
gen. Joh. 16. Welches die Welt weder achtet noch fühlet, son-
dern in Sünden tobt, üppig und sicher ist. 2. Willt du in der
Heiligung wachsen, so bleibe unter der Himmel-breiten Gnad GOt-
tes durch Christum; JEsus rottet die Feind nicht in einem Huy aus,
das Werck GOttes gehet allgemach zu seiner Vollendung von Grad
zu Grad, es gibt verschiedene Alter und Zuständ: Durch die Wie-
dergeburt wird in diesem Leben der Sünd nur ihre Herrschafft ge-
brochen, offt muß der Mensch blos aus dem Glauben leben lernen,
aber GOtt wird das angefangene gute Werck auch vollenden, Phil.
1. 6. und die theure Beylag bewahren. 2 Tim. 1. 12. Du wirst
endlich mit Freuden sehen, was GOtt thun wird, aus dessen Krafft
du zubereitet wirst zur Herrlichkeit. 3. GOtt wird dich seiner Hei-
ligkeit theilhafftig machen, nach seiner gewissen Maas der Gnaden,
die jedwederem Gläubigen bestimmet sind, dann wir sind sein Ge-
schöpff, erschaffen in Christo JEsu zu guten Wercken, welche GOtt
zuvor bereitet hat, auf daß wir in denselben wandleten, ja eben da-

rum
M 3

und Seeligkeit.
Hoͤll wo iſt dein Sieg? GOTT ſey Danck der uns den Sieg gibt/
durch unſeren HErrn JEſum Chriſtum.
1 Cor. 15. 57. JEſus
iſt die Anferſtehung und das Leben.
Joh. 11. 15. Der Tod wird
dir ein Thuͤrhuͤter ſeyn, die Weſpe hat ſeinen Angel verlohren an
JEſu dem Felſen des Heils, ſie kan dich nicht mehr ſtechen, der Loͤw
iſt zerriſſen, und ſeine Zaͤhne zerbrochen, je groͤſſer dein Glaube iſt,
je ſchwaͤcher iſt Teufel, Tod, Geſaͤtz und Suͤnd; Jndeſſen meide
die Buͤcher, die dich einen Umweg zu Chriſto lehren wollen, und
in den Holtzweg fuͤhren; Gerade zu JEſu in aller deiner Noth.
Liſe nicht viel geſetzliche Buͤcher, die dir nur von Schrecken, Zorn
und Geſatz-Pflichten predigen, und den einigen wahren Grund Chri-
ſtum, daraus das Goͤttliche Leben fließt, verſchweigen, die kind-
liche Forcht in dem Geiſt der Freyheit daͤmpffen, welche alle mit
Vorſichtigkeit zu rathen und zu leſen.

§. 4. Einwurff: Ja es waͤre wohl gut glauben, wann nur nichtOb er ih-
nen we-
gen den
noch viel
ankleben-
den Suͤnd
zur Heili-
gung.

die ſuͤndlichen Begierden noch ſo ſtarck in mir waͤren, und den Graͤu-
el der Boßheit. Aber wie ſoll ich glauben, daß JEſus meine Ge-
rechtigkeit ſey, ſo lang Er nicht auch meine Heiligung worden iſt?

Antw. 1. Eben das iſt ein Zeichen der Gegenwart des Heil.
Geiſtes, deſſen Werck iſt die Welt ſtraffen, und der Suͤnd uͤberzeu-
gen. Joh. 16. Welches die Welt weder achtet noch fuͤhlet, ſon-
dern in Suͤnden tobt, uͤppig und ſicher iſt. 2. Willt du in der
Heiligung wachſen, ſo bleibe unter der Himmel-breiten Gnad GOt-
tes durch Chriſtum; JEſus rottet die Feind nicht in einem Huy aus,
das Werck GOttes gehet allgemach zu ſeiner Vollendung von Grad
zu Grad, es gibt verſchiedene Alter und Zuſtaͤnd: Durch die Wie-
dergeburt wird in dieſem Leben der Suͤnd nur ihre Herrſchafft ge-
brochen, offt muß der Menſch blos aus dem Glauben leben lernen,
aber GOtt wird das angefangene gute Werck auch vollenden, Phil.
1. 6. und die theure Beylag bewahren. 2 Tim. 1. 12. Du wirſt
endlich mit Freuden ſehen, was GOtt thun wird, aus deſſen Krafft
du zubereitet wirſt zur Herrlichkeit. 3. GOtt wird dich ſeiner Hei-
ligkeit theilhafftig machen, nach ſeiner gewiſſen Maas der Gnaden,
die jedwederem Glaͤubigen beſtimmet ſind, dann wir ſind ſein Ge-
ſchoͤpff, erſchaffen in Chriſto JEſu zu guten Wercken, welche GOtt
zuvor bereitet hat, auf daß wir in denſelben wandleten, ja eben da-

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M 3
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[93/0189] und Seeligkeit. Hoͤll wo iſt dein Sieg? GOTT ſey Danck der uns den Sieg gibt/ durch unſeren HErrn JEſum Chriſtum. 1 Cor. 15. 57. JEſus iſt die Anferſtehung und das Leben. Joh. 11. 15. Der Tod wird dir ein Thuͤrhuͤter ſeyn, die Weſpe hat ſeinen Angel verlohren an JEſu dem Felſen des Heils, ſie kan dich nicht mehr ſtechen, der Loͤw iſt zerriſſen, und ſeine Zaͤhne zerbrochen, je groͤſſer dein Glaube iſt, je ſchwaͤcher iſt Teufel, Tod, Geſaͤtz und Suͤnd; Jndeſſen meide die Buͤcher, die dich einen Umweg zu Chriſto lehren wollen, und in den Holtzweg fuͤhren; Gerade zu JEſu in aller deiner Noth. Liſe nicht viel geſetzliche Buͤcher, die dir nur von Schrecken, Zorn und Geſatz-Pflichten predigen, und den einigen wahren Grund Chri- ſtum, daraus das Goͤttliche Leben fließt, verſchweigen, die kind- liche Forcht in dem Geiſt der Freyheit daͤmpffen, welche alle mit Vorſichtigkeit zu rathen und zu leſen. §. 4. Einwurff: Ja es waͤre wohl gut glauben, wann nur nicht die ſuͤndlichen Begierden noch ſo ſtarck in mir waͤren, und den Graͤu- el der Boßheit. Aber wie ſoll ich glauben, daß JEſus meine Ge- rechtigkeit ſey, ſo lang Er nicht auch meine Heiligung worden iſt? Ob er ih- nen we- gen den noch viel ankleben- den Suͤnd zur Heili- gung. Antw. 1. Eben das iſt ein Zeichen der Gegenwart des Heil. Geiſtes, deſſen Werck iſt die Welt ſtraffen, und der Suͤnd uͤberzeu- gen. Joh. 16. Welches die Welt weder achtet noch fuͤhlet, ſon- dern in Suͤnden tobt, uͤppig und ſicher iſt. 2. Willt du in der Heiligung wachſen, ſo bleibe unter der Himmel-breiten Gnad GOt- tes durch Chriſtum; JEſus rottet die Feind nicht in einem Huy aus, das Werck GOttes gehet allgemach zu ſeiner Vollendung von Grad zu Grad, es gibt verſchiedene Alter und Zuſtaͤnd: Durch die Wie- dergeburt wird in dieſem Leben der Suͤnd nur ihre Herrſchafft ge- brochen, offt muß der Menſch blos aus dem Glauben leben lernen, aber GOtt wird das angefangene gute Werck auch vollenden, Phil. 1. 6. und die theure Beylag bewahren. 2 Tim. 1. 12. Du wirſt endlich mit Freuden ſehen, was GOtt thun wird, aus deſſen Krafft du zubereitet wirſt zur Herrlichkeit. 3. GOtt wird dich ſeiner Hei- ligkeit theilhafftig machen, nach ſeiner gewiſſen Maas der Gnaden, die jedwederem Glaͤubigen beſtimmet ſind, dann wir ſind ſein Ge- ſchoͤpff, erſchaffen in Chriſto JEſu zu guten Wercken, welche GOtt zuvor bereitet hat, auf daß wir in denſelben wandleten, ja eben da- rum M 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/189>, abgerufen am 02.05.2024.