§. 4. 2. Verlasse die Welt und ihre Maximen, alle dem Reich JE-Daß man die Welt und ihren Maximen absage, und die Lehr des Evangelii anneh- me su hinderliche, und Sein Leben schwächende Menschen-Gefälligkei- ten; Vergisse das theure Wort des HErrn JEsu niemalen, wann Er bey Johanne sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welta. Noch was Sein Schoos-Jünger in schon angezogenen Worten uns einschärffet: Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat/ in deme ist nicht die Liebe des Vat- ters/ etc.b. Jtem, wornach Jacobus vermahnet: Jhr Ehebrecher und Ehebrecherin/ wisset ihr nicht/ daß der Welt Freundfchafft GOttes Feindschafft ist? Wer nun der Welt Freund seyn will/ der wird GOttes Feind seync. Und Paulus: Wer dem HErrn an- hanget/ der ist ein Geist mit Jhme. Fliehet die Hurerey. Wis- set ihr nicht/ daß euer Leib ein Tempel des H. Geistes ist/ der in euch ist/ welchen ihr habt von GOtt/ und seyd nicht euer selbst'd. Einmal es ist gewiß; Wer GOtt in Zion schauen will, kan nicht in Egypten bleiben, er muß eines von beyden aufgeben; Nun besinne du dich, welches sicherer seye?
§. 5. Ob nicht sicherer seye, JESU diese Freude zu gönnen, daßMassen das letzte viel siche- rer ist. du Seiner Lehre eintzig nachzuleben begehrest; daß dein Hertz von der Seele zerschmeltzenden Glut Seiner Liebe angeflammet, und in der Betrachtung Seiner verzuckenden Schönheit verschlungen werde; Daß du, wo du immer gehest und stehest, es sey im Hauß oder unter dem freyen Himmel, bey anderen, oder allein, stäts, wie ein klein Schul-Kind, an der Hand deines süssen Lehrmeisters JEsu hangest; daß du allezeit, als eine mit Christi Blut besprengte rothe Rosen be- gierig seyest nach Seinem Licht und Krafft, als demselben Himmels- Thau, der am reichlichsten in der Morgen-Röthe der Jugend fallet. Daß du nichts redest, nichts schaffest, ehe du einen Blick der An- dacht auf JEsum gethan, denckende: Ob es Jhm angenehm seyn werde, oder aber nicht? Du hast ja wohl so viel Verstand, daß du sehen könnest, ob dieses nicht sicherer seye, als aber die Wahrheiten des Evangelii verspotten; Diejenigen, welche von GOtt mit Christi Erkänntnuß begnadiget, und mit Seiner huldreichen Liebe beseeliget werden, auslachen, wegen ihres einfältigen Wesens gering schätzen, und sich vom Fürsten der Finsterniß in eiteler Welt-Freude, üppiger Boß- heit und kurtzer Sünden-Lust herum weltzen lassen, und zuletzt im ewi- gen Pfuhl mit Leib und Seele verderben.
§. 6.
aJoh. XVIII. 36.
b 1 Joh. II. 15-17.
cJac. IV. 4.
d 1 Cor. VI. 17-19.
Evangelii JESU.
§. 4. 2. Verlaſſe die Welt und ihre Maximen, alle dem Reich JE-Daß man die Welt und ihren Maximen abſage, und die Lehr des Evangelii anneh- me ſu hinderliche, und Sein Leben ſchwaͤchende Menſchen-Gefaͤlligkei- ten; Vergiſſe das theure Wort des HErrn JEſu niemalen, wann Er bey Johanne ſagt: Mein Reich iſt nicht von dieſer Welta. Noch was Sein Schoos-Juͤnger in ſchon angezogenen Worten uns einſchaͤrffet: Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt iſt. So jemand die Welt lieb hat/ in deme iſt nicht die Liebe des Vat- ters/ ꝛc.b. Jtem, wornach Jacobus vermahnet: Jhr Ehebrecher und Ehebrecherin/ wiſſet ihr nicht/ daß der Welt Freundfchafft GOttes Feindſchafft iſt? Wer nun der Welt Freund ſeyn will/ der wird GOttes Feind ſeync. Und Paulus: Wer dem HErrn an- hanget/ der iſt ein Geiſt mit Jhme. Fliehet die Hurerey. Wiſ- ſet ihr nicht/ daß euer Leib ein Tempel des H. Geiſtes iſt/ der in euch iſt/ welchen ihr habt von GOtt/ und ſeyd nicht euer ſelbſt’d. Einmal es iſt gewiß; Wer GOtt in Zion ſchauen will, kan nicht in Egypten bleiben, er muß eines von beyden aufgeben; Nun beſinne du dich, welches ſicherer ſeye?
§. 5. Ob nicht ſicherer ſeye, JESU dieſe Freude zu goͤnnen, daßMaſſen das letzte viel ſiche- rer iſt. du Seiner Lehre eintzig nachzuleben begehreſt; daß dein Hertz von der Seele zerſchmeltzenden Glut Seiner Liebe angeflammet, und in der Betrachtung Seiner verzuckenden Schoͤnheit verſchlungen werde; Daß du, wo du immer geheſt und ſteheſt, es ſey im Hauß oder unter dem freyen Himmel, bey anderen, oder allein, ſtaͤts, wie ein klein Schul-Kind, an der Hand deines ſuͤſſen Lehrmeiſters JEſu hangeſt; daß du allezeit, als eine mit Chriſti Blut beſprengte rothe Roſen be- gierig ſeyeſt nach Seinem Licht und Krafft, als demſelben Himmels- Thau, der am reichlichſten in der Morgen-Roͤthe der Jugend fallet. Daß du nichts redeſt, nichts ſchaffeſt, ehe du einen Blick der An- dacht auf JEſum gethan, denckende: Ob es Jhm angenehm ſeyn werde, oder aber nicht? Du haſt ja wohl ſo viel Verſtand, daß du ſehen koͤnneſt, ob dieſes nicht ſicherer ſeye, als aber die Wahrheiten des Evangelii verſpotten; Diejenigen, welche von GOtt mit Chriſti Erkaͤnntnuß begnadiget, und mit Seiner huldreichen Liebe beſeeliget werden, auslachen, wegen ihres einfaͤltigen Weſens gering ſchaͤtzen, und ſich vom Fuͤrſten der Finſterniß in eiteler Welt-Freude, uͤppiger Boß- heit und kurtzer Suͤnden-Luſt herum weltzen laſſen, und zuletzt im ewi- gen Pfuhl mit Leib und Seele verderben.
§. 6.
aJoh. XVIII. 36.
b 1 Joh. II. 15-17.
cJac. IV. 4.
d 1 Cor. VI. 17-19.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0159"n="63"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Evangelii <hirendition="#g">JESU.</hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 4. 2. Verlaſſe die Welt und ihre Maximen, alle dem Reich JE-<noteplace="right">Daß man<lb/>
die Welt<lb/>
und ihren<lb/>
Maximen<lb/>
abſage,<lb/>
und die<lb/>
Lehr des<lb/>
Evangelii<lb/>
anneh-<lb/>
me</note><lb/>ſu hinderliche, und Sein Leben ſchwaͤchende Menſchen-Gefaͤlligkei-<lb/>
ten; Vergiſſe das theure Wort des HErrn JEſu niemalen, wann<lb/>
Er bey Johanne ſagt: <hirendition="#fr">Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Joh. XVIII.</hi> 36.</note>.<lb/>
Noch was Sein Schoos-Juͤnger in ſchon angezogenen Worten uns<lb/>
einſchaͤrffet: <hirendition="#fr">Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt iſt.<lb/>
So jemand die Welt lieb hat/ in deme iſt nicht die Liebe des Vat-<lb/>
ters/ ꝛc.</hi><noteplace="foot"n="b">1 <hirendition="#aq">Joh. II.</hi> 15-17.</note>. Jtem, wornach Jacobus vermahnet: <hirendition="#fr">Jhr Ehebrecher<lb/>
und Ehebrecherin/ wiſſet ihr nicht/ daß der Welt Freundfchafft<lb/>
GOttes Feindſchafft iſt? Wer nun der Welt Freund ſeyn will/ der<lb/>
wird GOttes Feind ſeyn</hi><noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Jac. IV.</hi> 4.</note>. Und Paulus: <hirendition="#fr">Wer dem HErrn an-<lb/>
hanget/ der iſt ein Geiſt mit Jhme. Fliehet die Hurerey. Wiſ-<lb/>ſet ihr nicht/ daß euer Leib ein Tempel des H. Geiſtes iſt/ der in<lb/>
euch iſt/ welchen ihr habt von GOtt/ und ſeyd nicht euer ſelbſt’</hi><noteplace="foot"n="d">1 <hirendition="#aq">Cor. VI.</hi> 17-19.</note>.<lb/>
Einmal es iſt gewiß; Wer GOtt in Zion ſchauen will, kan nicht in<lb/>
Egypten bleiben, er muß eines von beyden aufgeben; Nun beſinne<lb/>
du dich, welches ſicherer ſeye?</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 5. Ob nicht ſicherer ſeye, JESU dieſe Freude zu goͤnnen, daß<noteplace="right">Maſſen<lb/>
das letzte<lb/>
viel ſiche-<lb/>
rer iſt.</note><lb/>
du Seiner Lehre eintzig nachzuleben begehreſt; daß dein Hertz von<lb/>
der Seele zerſchmeltzenden Glut Seiner Liebe angeflammet, und in<lb/>
der Betrachtung Seiner verzuckenden Schoͤnheit verſchlungen werde;<lb/>
Daß du, wo du immer geheſt und ſteheſt, es ſey im Hauß oder unter<lb/>
dem freyen Himmel, bey anderen, oder allein, ſtaͤts, wie ein klein<lb/>
Schul-Kind, an der Hand deines ſuͤſſen Lehrmeiſters JEſu hangeſt;<lb/>
daß du allezeit, als eine mit Chriſti Blut beſprengte rothe Roſen be-<lb/>
gierig ſeyeſt nach Seinem Licht und Krafft, als demſelben Himmels-<lb/>
Thau, der am reichlichſten in der Morgen-Roͤthe der Jugend fallet.<lb/>
Daß du nichts redeſt, nichts ſchaffeſt, ehe du einen Blick der An-<lb/>
dacht auf JEſum gethan, denckende: Ob es Jhm angenehm ſeyn<lb/>
werde, oder aber nicht? Du haſt ja wohl ſo viel Verſtand, daß du<lb/>ſehen koͤnneſt, ob dieſes nicht ſicherer ſeye, als aber die Wahrheiten<lb/>
des Evangelii verſpotten; Diejenigen, welche von GOtt mit Chriſti<lb/>
Erkaͤnntnuß begnadiget, und mit Seiner huldreichen Liebe beſeeliget<lb/>
werden, auslachen, wegen ihres einfaͤltigen Weſens gering ſchaͤtzen, und<lb/>ſich vom Fuͤrſten der Finſterniß in eiteler Welt-Freude, uͤppiger Boß-<lb/>
heit und kurtzer Suͤnden-Luſt herum weltzen laſſen, und zuletzt im ewi-<lb/>
gen Pfuhl mit Leib und Seele verderben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#i">§.</hi> 6.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[63/0159]
Evangelii JESU.
§. 4. 2. Verlaſſe die Welt und ihre Maximen, alle dem Reich JE-
ſu hinderliche, und Sein Leben ſchwaͤchende Menſchen-Gefaͤlligkei-
ten; Vergiſſe das theure Wort des HErrn JEſu niemalen, wann
Er bey Johanne ſagt: Mein Reich iſt nicht von dieſer Welt a.
Noch was Sein Schoos-Juͤnger in ſchon angezogenen Worten uns
einſchaͤrffet: Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt iſt.
So jemand die Welt lieb hat/ in deme iſt nicht die Liebe des Vat-
ters/ ꝛc. b. Jtem, wornach Jacobus vermahnet: Jhr Ehebrecher
und Ehebrecherin/ wiſſet ihr nicht/ daß der Welt Freundfchafft
GOttes Feindſchafft iſt? Wer nun der Welt Freund ſeyn will/ der
wird GOttes Feind ſeyn c. Und Paulus: Wer dem HErrn an-
hanget/ der iſt ein Geiſt mit Jhme. Fliehet die Hurerey. Wiſ-
ſet ihr nicht/ daß euer Leib ein Tempel des H. Geiſtes iſt/ der in
euch iſt/ welchen ihr habt von GOtt/ und ſeyd nicht euer ſelbſt’ d.
Einmal es iſt gewiß; Wer GOtt in Zion ſchauen will, kan nicht in
Egypten bleiben, er muß eines von beyden aufgeben; Nun beſinne
du dich, welches ſicherer ſeye?
Daß man
die Welt
und ihren
Maximen
abſage,
und die
Lehr des
Evangelii
anneh-
me
§. 5. Ob nicht ſicherer ſeye, JESU dieſe Freude zu goͤnnen, daß
du Seiner Lehre eintzig nachzuleben begehreſt; daß dein Hertz von
der Seele zerſchmeltzenden Glut Seiner Liebe angeflammet, und in
der Betrachtung Seiner verzuckenden Schoͤnheit verſchlungen werde;
Daß du, wo du immer geheſt und ſteheſt, es ſey im Hauß oder unter
dem freyen Himmel, bey anderen, oder allein, ſtaͤts, wie ein klein
Schul-Kind, an der Hand deines ſuͤſſen Lehrmeiſters JEſu hangeſt;
daß du allezeit, als eine mit Chriſti Blut beſprengte rothe Roſen be-
gierig ſeyeſt nach Seinem Licht und Krafft, als demſelben Himmels-
Thau, der am reichlichſten in der Morgen-Roͤthe der Jugend fallet.
Daß du nichts redeſt, nichts ſchaffeſt, ehe du einen Blick der An-
dacht auf JEſum gethan, denckende: Ob es Jhm angenehm ſeyn
werde, oder aber nicht? Du haſt ja wohl ſo viel Verſtand, daß du
ſehen koͤnneſt, ob dieſes nicht ſicherer ſeye, als aber die Wahrheiten
des Evangelii verſpotten; Diejenigen, welche von GOtt mit Chriſti
Erkaͤnntnuß begnadiget, und mit Seiner huldreichen Liebe beſeeliget
werden, auslachen, wegen ihres einfaͤltigen Weſens gering ſchaͤtzen, und
ſich vom Fuͤrſten der Finſterniß in eiteler Welt-Freude, uͤppiger Boß-
heit und kurtzer Suͤnden-Luſt herum weltzen laſſen, und zuletzt im ewi-
gen Pfuhl mit Leib und Seele verderben.
Maſſen
das letzte
viel ſiche-
rer iſt.
§. 6.
a Joh. XVIII. 36.
b 1 Joh. II. 15-17.
c Jac. IV. 4.
d 1 Cor. VI. 17-19.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/159>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.