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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Wunder-Geheimnuß des
blick macht eurem gantzen Spiel ein Ende, und trittet euer Geist,
wie er ist, nackend, voll Sünden-Schlamm und Gewissens-Wun-
den ins Licht der Ewigkeit: Und so gehet einer nach dem andern von
euch hin, schleicht und macht sich heimlich davon, biß endlich die
gantze Welt-Comödie aus ist. Und danu wohin? Ach darum ist
nichts sicherers, als bey Zeiten zu JEsu zu gehen.

Das neunte Capitel.
Unter-
weisung.

Der Zwei-
fel ob es
möglich
seye daß
man zu
JEsu
kommen
könne.
Wird be-
antwortet
und gezei-
get.,

§. 1. IV. Zur Unterweisung. Fr. Denckest du: Ja es wäre mir
eine grosse Freude, wann ich von GOtt dem Vatter zu JEsu ge-
führet werden, und also seiner Gegenwart und Unterweisung alle-
zeit geniessen sollte; aber ich förchte, Er werde mich nicht annehmen;
neben dem, so seynd meine Begierden zu mächtig; meine böse Un-
art überwältigen mich; Satan haltet mich im Fleisch und Sünden
gefangen, daß ich also nicht zu JEsu kommen kan?

§. 2. Antw. Sollte JEsus die Gab Seines Vatters verschmä-
hen, Sein Erbtheil, Sein Eigenthum, das Jhn Sein eigen Le-
ben gekostet, Sein Schaaf, das Er mit seinem Blut erkaufft, fah-
ren lassen? Sollte Er Seinen Liedlohn, um welchen Seine Seele
biß in den Tod gearbeitet, dahinten lassen? Nein! Wer zu JEsu
kommt/ den will Er nicht hinaus stossen
a.

Die Mittel
dazu als
daß man
sich wohl
vorstelle
wie unver-
antwort-
lich die so
schnöde
Verach-
tung des
Vatters
so wohl
als des
Sohns
seye.

§. 3. Fr. Sagst du: Ey! wie kan ich aber zu Jhme kommen?

Antw. 1. Bedencke, wie unverantwortlich es seye, daß du
GOttes des Vatters Liebe, und Seines Sohnes Gnade so lange
Zeit also schnöd verachtet, und wiewohl du verdienet hättest, daß
dich JEsus ausstosse, und kein Gnaden-Blick mehr gönne; Ver-
wundere dich über Seine Langmuth, daß alldieweil du Jhne auf das
allerempfindlichste affrontiert und beschimpffet, und dem Satan,
GOttes und deinem abgesagten Feind mehr Gehör gegeben, als
JEsu dem lieben Kind GOttes, und deinem allergetreuesten Erlö-
ser, Er dennoch das beste für dich geredt, und Seinen Vatter für
dich gebetten b, Er solle dich noch diß Jahr stehen lassen, und er-
kenne, daß du die gröste Ursache habest, GOtt zu dancken, daß du
noch nicht von der Hölle verschlungen worden.

§. 4. Ver-
a Joh. VI. 37.
b Luc. XIII. 8.

Wunder-Geheimnuß des
blick macht eurem gantzen Spiel ein Ende, und trittet euer Geiſt,
wie er iſt, nackend, voll Suͤnden-Schlamm und Gewiſſens-Wun-
den ins Licht der Ewigkeit: Und ſo gehet einer nach dem andern von
euch hin, ſchleicht und macht ſich heimlich davon, biß endlich die
gantze Welt-Comoͤdie aus iſt. Und danu wohin? Ach darum iſt
nichts ſicherers, als bey Zeiten zu JEſu zu gehen.

Das neunte Capitel.
Unter-
weiſung.

Der Zwei-
fel ob es
moͤglich
ſeye daß
man zu
JEſu
kommen
koͤnne.
Wird be-
antwortet
und gezei-
get.,

§. 1. IV. Zur Unterweiſung. Fr. Denckeſt du: Ja es waͤre mir
eine groſſe Freude, wann ich von GOtt dem Vatter zu JEſu ge-
fuͤhret werden, und alſo ſeiner Gegenwart und Unterweiſung alle-
zeit genieſſen ſollte; aber ich foͤrchte, Er werde mich nicht annehmen;
neben dem, ſo ſeynd meine Begierden zu maͤchtig; meine boͤſe Un-
art uͤberwaͤltigen mich; Satan haltet mich im Fleiſch und Suͤnden
gefangen, daß ich alſo nicht zu JEſu kommen kan?

§. 2. Antw. Sollte JEſus die Gab Seines Vatters verſchmaͤ-
hen, Sein Erbtheil, Sein Eigenthum, das Jhn Sein eigen Le-
ben gekoſtet, Sein Schaaf, das Er mit ſeinem Blut erkaufft, fah-
ren laſſen? Sollte Er Seinen Liedlohn, um welchen Seine Seele
biß in den Tod gearbeitet, dahinten laſſen? Nein! Wer zu JEſu
kommt/ den will Er nicht hinaus ſtoſſen
a.

Die Mittel
dazu als
daß man
ſich wohl
vorſtelle
wie unver-
antwort-
lich die ſo
ſchnoͤde
Verach-
tung des
Vatters
ſo wohl
als des
Sohns
ſeye.

§. 3. Fr. Sagſt du: Ey! wie kan ich aber zu Jhme kommen?

Antw. 1. Bedencke, wie unverantwortlich es ſeye, daß du
GOttes des Vatters Liebe, und Seines Sohnes Gnade ſo lange
Zeit alſo ſchnoͤd verachtet, und wiewohl du verdienet haͤtteſt, daß
dich JEſus ausſtoſſe, und kein Gnaden-Blick mehr goͤnne; Ver-
wundere dich uͤber Seine Langmuth, daß alldieweil du Jhne auf das
allerempfindlichſte affrontiert und beſchimpffet, und dem Satan,
GOttes und deinem abgeſagten Feind mehr Gehoͤr gegeben, als
JEſu dem lieben Kind GOttes, und deinem allergetreueſten Erloͤ-
ſer, Er dennoch das beſte fuͤr dich geredt, und Seinen Vatter fuͤr
dich gebetten b, Er ſolle dich noch diß Jahr ſtehen laſſen, und er-
kenne, daß du die groͤſte Urſache habeſt, GOtt zu dancken, daß du
noch nicht von der Hoͤlle verſchlungen worden.

§. 4. Ver-
a Joh. VI. 37.
b Luc. XIII. 8.
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[62/0158] Wunder-Geheimnuß des blick macht eurem gantzen Spiel ein Ende, und trittet euer Geiſt, wie er iſt, nackend, voll Suͤnden-Schlamm und Gewiſſens-Wun- den ins Licht der Ewigkeit: Und ſo gehet einer nach dem andern von euch hin, ſchleicht und macht ſich heimlich davon, biß endlich die gantze Welt-Comoͤdie aus iſt. Und danu wohin? Ach darum iſt nichts ſicherers, als bey Zeiten zu JEſu zu gehen. Das neunte Capitel. §. 1. IV. Zur Unterweiſung. Fr. Denckeſt du: Ja es waͤre mir eine groſſe Freude, wann ich von GOtt dem Vatter zu JEſu ge- fuͤhret werden, und alſo ſeiner Gegenwart und Unterweiſung alle- zeit genieſſen ſollte; aber ich foͤrchte, Er werde mich nicht annehmen; neben dem, ſo ſeynd meine Begierden zu maͤchtig; meine boͤſe Un- art uͤberwaͤltigen mich; Satan haltet mich im Fleiſch und Suͤnden gefangen, daß ich alſo nicht zu JEſu kommen kan? §. 2. Antw. Sollte JEſus die Gab Seines Vatters verſchmaͤ- hen, Sein Erbtheil, Sein Eigenthum, das Jhn Sein eigen Le- ben gekoſtet, Sein Schaaf, das Er mit ſeinem Blut erkaufft, fah- ren laſſen? Sollte Er Seinen Liedlohn, um welchen Seine Seele biß in den Tod gearbeitet, dahinten laſſen? Nein! Wer zu JEſu kommt/ den will Er nicht hinaus ſtoſſen a. §. 3. Fr. Sagſt du: Ey! wie kan ich aber zu Jhme kommen? Antw. 1. Bedencke, wie unverantwortlich es ſeye, daß du GOttes des Vatters Liebe, und Seines Sohnes Gnade ſo lange Zeit alſo ſchnoͤd verachtet, und wiewohl du verdienet haͤtteſt, daß dich JEſus ausſtoſſe, und kein Gnaden-Blick mehr goͤnne; Ver- wundere dich uͤber Seine Langmuth, daß alldieweil du Jhne auf das allerempfindlichſte affrontiert und beſchimpffet, und dem Satan, GOttes und deinem abgeſagten Feind mehr Gehoͤr gegeben, als JEſu dem lieben Kind GOttes, und deinem allergetreueſten Erloͤ- ſer, Er dennoch das beſte fuͤr dich geredt, und Seinen Vatter fuͤr dich gebetten b, Er ſolle dich noch diß Jahr ſtehen laſſen, und er- kenne, daß du die groͤſte Urſache habeſt, GOtt zu dancken, daß du noch nicht von der Hoͤlle verſchlungen worden. §. 4. Ver- a Joh. VI. 37. b Luc. XIII. 8.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/158>, abgerufen am 22.11.2024.