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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
1.
O wie sollt ich mich nicht freuen
Weil mich der zur Braut erkießt,
Der den Himmel benedeyet
Und der Welt das Leben giebt,
Der mir so viel Guts gethan,
Und mich nimmer hassen kan.
2.
Jch hab funden meine Wonne,
Die mir Heyl und Gnade gibt,
Meine Freude, meine Sonne,
O wie wohl hab ich geliebt,
Meiner Liebe Lohn und Cron,
Jst des Höchsten GOttes Sohn.

O laß nicht nach, biß Christi Bild auch in dir ausgegraben ist,
sollt es auch nicht anderst seyn können als unter tausend Schmertzen,
Leyden, Bangigkeiten und unzehlichen Hertzens-Stichen und Be-
druckungen; ringe in allen Anfechtungen eintzig darnach, daß die al-
te Natur vergehe und Christi in GOTT vergnügtes, ihm gantz er-
gebenes, Lieb-strahlendes Bild in dir erscheine, also daß weder Lust
noch Furcht, weder Tod noch Höll dich von denen Geläisen seines
Gnaden-Zugs abtreibe. Es heisse bey dir in auffrichtiger Wahrheit:

1.
O reiche Lebens-Quelle! O JESU süsse Ruh!
Du treuer Creutz-Geselle, schlag nach Belieben zu!
Jch will gedultig leyden, und soll mich keine Pein,
Von deiner Liebe scheiden, noch mir beschwärlich seyn.
2.
Mein Hertze bleibt ergeben dir immer für und für,
Zu sterben und zu leben, und will vielmehr mit dir,
Jm tieffsten Feuer schwitzen, als Schönster ohne dich
Jm Paradiese sitzen, veracht und jämmerlich.

Bring dein erfroren, erstorben Hertz an diese Lebens-Sonne mit
heiligen, Lieb-sehnenden Betrachtungen, biß es von ders Straalen
durchdrungen erwärmet; Schaue an das Marter-Bild deines HEr-
ren, der vor dich Wurm ein Wurm worden; Siehe er hat dich als

ein
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
1.
O wie ſollt ich mich nicht freuen
Weil mich der zur Braut erkießt,
Der den Himmel benedeyet
Und der Welt das Leben giebt,
Der mir ſo viel Guts gethan,
Und mich nimmer haſſen kan.
2.
Jch hab funden meine Wonne,
Die mir Heyl und Gnade gibt,
Meine Freude, meine Sonne,
O wie wohl hab ich geliebt,
Meiner Liebe Lohn und Cron,
Jſt des Hoͤchſten GOttes Sohn.

O laß nicht nach, biß Chriſti Bild auch in dir ausgegraben iſt,
ſollt es auch nicht anderſt ſeyn koͤnnen als unter tauſend Schmertzen,
Leyden, Bangigkeiten und unzehlichen Hertzens-Stichen und Be-
druckungen; ringe in allen Anfechtungen eintzig darnach, daß die al-
te Natur vergehe und Chriſti in GOTT vergnuͤgtes, ihm gantz er-
gebenes, Lieb-ſtrahlendes Bild in dir erſcheine, alſo daß weder Luſt
noch Furcht, weder Tod noch Hoͤll dich von denen Gelaͤiſen ſeines
Gnaden-Zugs abtreibe. Es heiſſe bey dir in auffrichtiger Wahrheit:

1.
O reiche Lebens-Quelle! O JESU ſuͤſſe Ruh!
Du treuer Creutz-Geſelle, ſchlag nach Belieben zu!
Jch will gedultig leyden, und ſoll mich keine Pein,
Von deiner Liebe ſcheiden, noch mir beſchwaͤrlich ſeyn.
2.
Mein Hertze bleibt ergeben dir immer fuͤr und fuͤr,
Zu ſterben und zu leben, und will vielmehr mit dir,
Jm tieffſten Feuer ſchwitzen, als Schoͤnſter ohne dich
Jm Paradieſe ſitzen, veracht und jaͤmmerlich.

Bring dein erfroren, erſtorben Hertz an dieſe Lebens-Sonne mit
heiligen, Lieb-ſehnenden Betrachtungen, biß es von ders Straalen
durchdrungen erwaͤrmet; Schaue an das Marter-Bild deines HEr-
ren, der vor dich Wurm ein Wurm worden; Siehe er hat dich als

ein
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[1312/1408] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu 1. O wie ſollt ich mich nicht freuen Weil mich der zur Braut erkießt, Der den Himmel benedeyet Und der Welt das Leben giebt, Der mir ſo viel Guts gethan, Und mich nimmer haſſen kan. 2. Jch hab funden meine Wonne, Die mir Heyl und Gnade gibt, Meine Freude, meine Sonne, O wie wohl hab ich geliebt, Meiner Liebe Lohn und Cron, Jſt des Hoͤchſten GOttes Sohn. O laß nicht nach, biß Chriſti Bild auch in dir ausgegraben iſt, ſollt es auch nicht anderſt ſeyn koͤnnen als unter tauſend Schmertzen, Leyden, Bangigkeiten und unzehlichen Hertzens-Stichen und Be- druckungen; ringe in allen Anfechtungen eintzig darnach, daß die al- te Natur vergehe und Chriſti in GOTT vergnuͤgtes, ihm gantz er- gebenes, Lieb-ſtrahlendes Bild in dir erſcheine, alſo daß weder Luſt noch Furcht, weder Tod noch Hoͤll dich von denen Gelaͤiſen ſeines Gnaden-Zugs abtreibe. Es heiſſe bey dir in auffrichtiger Wahrheit: 1. O reiche Lebens-Quelle! O JESU ſuͤſſe Ruh! Du treuer Creutz-Geſelle, ſchlag nach Belieben zu! Jch will gedultig leyden, und ſoll mich keine Pein, Von deiner Liebe ſcheiden, noch mir beſchwaͤrlich ſeyn. 2. Mein Hertze bleibt ergeben dir immer fuͤr und fuͤr, Zu ſterben und zu leben, und will vielmehr mit dir, Jm tieffſten Feuer ſchwitzen, als Schoͤnſter ohne dich Jm Paradieſe ſitzen, veracht und jaͤmmerlich. Bring dein erfroren, erſtorben Hertz an dieſe Lebens-Sonne mit heiligen, Lieb-ſehnenden Betrachtungen, biß es von ders Straalen durchdrungen erwaͤrmet; Schaue an das Marter-Bild deines HEr- ren, der vor dich Wurm ein Wurm worden; Siehe er hat dich als ein

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1408>, abgerufen am 10.05.2024.