Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
mit seiner Braut der Kirche.

§. 6. Bist du demnach GOttes Braut, so trachte aus Liebe zuDie Braut
JEsu solle
trachten
ihrem
Bräuti-
gam
gleichför-
mig zu
werden.
deinem GOTT 1. heilig, rein, unsträfflich zu seyn wie JESUS
ihm gantz gleichförmig aus der alleinigen lautern Absicht ihm Ehre und
Freud zu machen.

Dein Wunsch seye Hertz-innigst, daß du deinem liebsten JESU
möchtest aller Schönheit Ausbund seyn, und dem Unbefleckten noch
hier auf Erden aufs reinest geschmückt entgegen gehen,

Jch wünsche, daß ich ihn erfreue, wie dort Jerusalem das
neue
Wie das verwahrte Paradeiß, das nie von einiger Unruh
weiß,
Und wie der schöne Himmels-Saal,
Voll Liecht und Wonne, Glantz und Straal.

Vergnüge dich nicht mit einem und andern Buß- und Glaubens-
Kämpfen, und daß du viele Verfolgungen von Sünd, Satan und
Welt erlitten, auch wohl die Süssigkeit des Nahmens JESU
mannichmahl geschmecket, und viele scharffe Läuterungen durchge-
gangen; stehe nicht dabey still, ringe aber noch hefftiger wie die liebe
Sulamith mit anhaltendem Betten und Flehen nach einer noch weit
genauern Gemeinschafft mit Christo; biß du als ein Sigelring in
sein Hertz und auf seinen Arm eingegraben bist, ja selbst an dieser
flammigen Liebe-Sonn wie Wachs eingeschmoltzen, das deutlichste
Präg und lebendigsten Eindruck von deß Bräutigams Bild in dein
Hertz und gantzes Leben zu empfahen, aus seinem Hertzens-Brunnen
den Himmels-süssen Liebes-Most zu saugen, und in seinen Armen zu
erwarmen; ruhe nicht biß dich JESUS wie seiner Liebe Abschilde-
rung an seinen Hals hänget, und mit dem Arm seiner alles Heyl-
würckenden und belebenden Krafft seiner Auferstehung und Herr-
lichkeit innigst verbindet, mithin deine Seeligkeit in eine ewig be-
ständige Sicherheit setzt, also daß du mit gutem Muth singen
könnest:

O wie
mit ſeiner Braut der Kirche.

§. 6. Biſt du demnach GOttes Braut, ſo trachte aus Liebe zuDie Braut
JEſu ſolle
trachten
ihrem
Braͤuti-
gam
gleichfoͤr-
mig zu
werden.
deinem GOTT 1. heilig, rein, unſtraͤfflich zu ſeyn wie JESUS
ihm gantz gleichfoͤrmig aus der alleinigen lautern Abſicht ihm Ehre und
Freud zu machen.

Dein Wunſch ſeye Hertz-innigſt, daß du deinem liebſten JESU
moͤchteſt aller Schoͤnheit Ausbund ſeyn, und dem Unbefleckten noch
hier auf Erden aufs reineſt geſchmuͤckt entgegen gehen,

Jch wuͤnſche, daß ich ihn erfreue, wie dort Jeruſalem das
neue
Wie das verwahrte Paradeiß, das nie von einiger Unruh
weiß,
Und wie der ſchoͤne Himmels-Saal,
Voll Liecht und Wonne, Glantz und Straal.

Vergnuͤge dich nicht mit einem und andern Buß- und Glaubens-
Kaͤmpfen, und daß du viele Verfolgungen von Suͤnd, Satan und
Welt erlitten, auch wohl die Suͤſſigkeit des Nahmens JESU
mannichmahl geſchmecket, und viele ſcharffe Laͤuterungen durchge-
gangen; ſtehe nicht dabey ſtill, ringe aber noch hefftiger wie die liebe
Sulamith mit anhaltendem Betten und Flehen nach einer noch weit
genauern Gemeinſchafft mit Chriſto; biß du als ein Sigelring in
ſein Hertz und auf ſeinen Arm eingegraben biſt, ja ſelbſt an dieſer
flammigen Liebe-Sonn wie Wachs eingeſchmoltzen, das deutlichſte
Praͤg und lebendigſten Eindruck von deß Braͤutigams Bild in dein
Hertz und gantzes Leben zu empfahen, aus ſeinem Hertzens-Brunnen
den Himmels-ſuͤſſen Liebes-Moſt zu ſaugen, und in ſeinen Armen zu
erwarmen; ruhe nicht biß dich JESUS wie ſeiner Liebe Abſchilde-
rung an ſeinen Hals haͤnget, und mit dem Arm ſeiner alles Heyl-
wuͤrckenden und belebenden Krafft ſeiner Auferſtehung und Herr-
lichkeit innigſt verbindet, mithin deine Seeligkeit in eine ewig be-
ſtaͤndige Sicherheit ſetzt, alſo daß du mit gutem Muth ſingen
koͤnneſt:

O wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f1407" n="1311"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 6. Bi&#x017F;t du demnach GOttes Braut, &#x017F;o trachte aus Liebe zu<note place="right">Die Braut<lb/>
JE&#x017F;u &#x017F;olle<lb/>
trachten<lb/>
ihrem<lb/>
Bra&#x0364;uti-<lb/>
gam<lb/>
gleichfo&#x0364;r-<lb/>
mig zu<lb/>
werden.</note><lb/>
deinem GOTT 1. heilig, rein, un&#x017F;tra&#x0364;fflich zu &#x017F;eyn wie JESUS<lb/>
ihm gantz gleichfo&#x0364;rmig aus der alleinigen lautern Ab&#x017F;icht ihm Ehre und<lb/>
Freud zu machen.</p><lb/>
          <p>Dein Wun&#x017F;ch &#x017F;eye Hertz-innig&#x017F;t, daß du deinem lieb&#x017F;ten JESU<lb/>
mo&#x0364;chte&#x017F;t aller Scho&#x0364;nheit Ausbund &#x017F;eyn, und dem Unbefleckten noch<lb/>
hier auf Erden aufs reine&#x017F;t ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt entgegen gehen,</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;che, daß ich ihn erfreue, wie dort Jeru&#x017F;alem das</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">neue</hi> </l><lb/>
            <l>Wie das verwahrte Paradeiß, das nie von einiger Unruh</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#c">weiß,</hi> </l><lb/>
            <l>Und wie der &#x017F;cho&#x0364;ne Himmels-Saal,</l><lb/>
            <l>Voll Liecht und Wonne, Glantz und Straal.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Vergnu&#x0364;ge dich nicht mit einem und andern Buß- und Glaubens-<lb/>
Ka&#x0364;mpfen, und daß du viele Verfolgungen von Su&#x0364;nd, Satan und<lb/>
Welt erlitten, auch wohl die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit des Nahmens JESU<lb/>
mannichmahl ge&#x017F;chmecket, und viele &#x017F;charffe La&#x0364;uterungen durchge-<lb/>
gangen; &#x017F;tehe nicht dabey &#x017F;till, ringe aber noch hefftiger wie die liebe<lb/>
Sulamith mit anhaltendem Betten und Flehen nach einer noch weit<lb/>
genauern Gemein&#x017F;chafft mit Chri&#x017F;to; biß du als ein Sigelring in<lb/>
&#x017F;ein Hertz und auf &#x017F;einen Arm eingegraben bi&#x017F;t, ja &#x017F;elb&#x017F;t an die&#x017F;er<lb/>
flammigen Liebe-Sonn wie Wachs einge&#x017F;chmoltzen, das deutlich&#x017F;te<lb/>
Pra&#x0364;g und lebendig&#x017F;ten Eindruck von deß Bra&#x0364;utigams Bild in dein<lb/>
Hertz und gantzes Leben zu empfahen, aus &#x017F;einem Hertzens-Brunnen<lb/>
den Himmels-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Liebes-Mo&#x017F;t zu &#x017F;augen, und in &#x017F;einen Armen zu<lb/>
erwarmen; ruhe nicht biß dich JESUS wie &#x017F;einer Liebe Ab&#x017F;childe-<lb/>
rung an &#x017F;einen Hals ha&#x0364;nget, und mit dem Arm &#x017F;einer alles Heyl-<lb/>
wu&#x0364;rckenden und belebenden Krafft &#x017F;einer Aufer&#x017F;tehung und Herr-<lb/>
lichkeit innig&#x017F;t verbindet, mithin deine Seeligkeit in eine ewig be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige Sicherheit &#x017F;etzt, al&#x017F;o daß du mit gutem Muth &#x017F;ingen<lb/>
ko&#x0364;nne&#x017F;t:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">O wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1311/1407] mit ſeiner Braut der Kirche. §. 6. Biſt du demnach GOttes Braut, ſo trachte aus Liebe zu deinem GOTT 1. heilig, rein, unſtraͤfflich zu ſeyn wie JESUS ihm gantz gleichfoͤrmig aus der alleinigen lautern Abſicht ihm Ehre und Freud zu machen. Die Braut JEſu ſolle trachten ihrem Braͤuti- gam gleichfoͤr- mig zu werden. Dein Wunſch ſeye Hertz-innigſt, daß du deinem liebſten JESU moͤchteſt aller Schoͤnheit Ausbund ſeyn, und dem Unbefleckten noch hier auf Erden aufs reineſt geſchmuͤckt entgegen gehen, Jch wuͤnſche, daß ich ihn erfreue, wie dort Jeruſalem das neue Wie das verwahrte Paradeiß, das nie von einiger Unruh weiß, Und wie der ſchoͤne Himmels-Saal, Voll Liecht und Wonne, Glantz und Straal. Vergnuͤge dich nicht mit einem und andern Buß- und Glaubens- Kaͤmpfen, und daß du viele Verfolgungen von Suͤnd, Satan und Welt erlitten, auch wohl die Suͤſſigkeit des Nahmens JESU mannichmahl geſchmecket, und viele ſcharffe Laͤuterungen durchge- gangen; ſtehe nicht dabey ſtill, ringe aber noch hefftiger wie die liebe Sulamith mit anhaltendem Betten und Flehen nach einer noch weit genauern Gemeinſchafft mit Chriſto; biß du als ein Sigelring in ſein Hertz und auf ſeinen Arm eingegraben biſt, ja ſelbſt an dieſer flammigen Liebe-Sonn wie Wachs eingeſchmoltzen, das deutlichſte Praͤg und lebendigſten Eindruck von deß Braͤutigams Bild in dein Hertz und gantzes Leben zu empfahen, aus ſeinem Hertzens-Brunnen den Himmels-ſuͤſſen Liebes-Moſt zu ſaugen, und in ſeinen Armen zu erwarmen; ruhe nicht biß dich JESUS wie ſeiner Liebe Abſchilde- rung an ſeinen Hals haͤnget, und mit dem Arm ſeiner alles Heyl- wuͤrckenden und belebenden Krafft ſeiner Auferſtehung und Herr- lichkeit innigſt verbindet, mithin deine Seeligkeit in eine ewig be- ſtaͤndige Sicherheit ſetzt, alſo daß du mit gutem Muth ſingen koͤnneſt: O wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1407
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1407>, abgerufen am 10.05.2024.