Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

mit seiner Braut der Kirche.
sie den nur in der Nähe weißt, so wird sie muthig, wiewohl sie ihn
nicht siehet, und schickt sich leicht in alles.

Wäre eine sothane Verlobte auf dem ungestümmen, weiten Meer,
in einem zerbrechlichen Kahn, sie hätte aber ihren Liebhaber bey sich
zum Steurmann, so hat der grimmigste Sturm so viel als nichts zu
bedeuten; sie sitzet in heiligem Stillschweigen vor seinen lieblenden
Augen, und erwartet in steiffem Vertrauen einen Freuden-reichen
Ausgang, sintemahl sie weiß, daß JESUS GOTT ist, der sich
nicht ändert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele!
der die Liebe und dieses alles ist, der fürwahr nichts anders wollen
und suchen kan als dein Allerbestes.

Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in seine
liebreichste JESUS Hände, du wirst gewiß nicht ersauffen noch
umkommen, sein Wort und Natur ist dir Bürg darfür; Förchte
dich nicht, sonst verliehrst die Braut-Cron, die dem Glauben auf-
gespart ist, freue dich der grossen Gnad und entsetzlichen Seeligkeit,
zu deren dich JESUS beförderet, in dem er sich nicht schämet dein
Bruder und Bräutigam zu heissen a, Liebe hat ihn dazu getrieben,
darum zweiffle nicht an seiner beständigen Zuneigung, brauche getrost
diese großmüthige Glaubens-Sprach: JEsus ist mein, und ich bin sein
Cant. 2, 16.

§. 3. Dancke, rühme, singe, springe b, o Mensch! JESUSDancksa-
gung.

freuet sich über dich c, ey warum wolltest du dich nicht über ihn
freuen d, sein Reichthum, Schönheit, Güte, Leutseeligkeit, Voll-
kommenheit andern anpreisen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge-
winnest du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Christo zu-
führest, Cant. 5, 15. was wolltest du armes kleines Fischlein alleine
thun in diesem Meer der Süssigkeiten.

§. 4. Triffest du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-Wie man
seinen ver-
irrten Ne-
ben-Chri-
sten zu
recht brin-
gen könne.

Strasse an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei-
chen finden wirst, so erinnere sie, daß sie im Tauff und Heiligen

Abendmahl
a Hebr. XI. 16.
b Luc. I. 46. 47.
c Luc. XV. Zeph. III. Es. LXII.
d Es. LXI. Phil. IV.
C c c c c c c c 3

mit ſeiner Braut der Kirche.
ſie den nur in der Naͤhe weißt, ſo wird ſie muthig, wiewohl ſie ihn
nicht ſiehet, und ſchickt ſich leicht in alles.

Waͤre eine ſothane Verlobte auf dem ungeſtuͤmmen, weiten Meer,
in einem zerbrechlichen Kahn, ſie haͤtte aber ihren Liebhaber bey ſich
zum Steurmann, ſo hat der grimmigſte Sturm ſo viel als nichts zu
bedeuten; ſie ſitzet in heiligem Stillſchweigen vor ſeinen lieblenden
Augen, und erwartet in ſteiffem Vertrauen einen Freuden-reichen
Ausgang, ſintemahl ſie weiß, daß JESUS GOTT iſt, der ſich
nicht aͤndert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele!
der die Liebe und dieſes alles iſt, der fuͤrwahr nichts anders wollen
und ſuchen kan als dein Allerbeſtes.

Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in ſeine
liebreichſte JESUS Haͤnde, du wirſt gewiß nicht erſauffen noch
umkommen, ſein Wort und Natur iſt dir Buͤrg darfuͤr; Foͤrchte
dich nicht, ſonſt verliehrſt die Braut-Cron, die dem Glauben auf-
geſpart iſt, freue dich der groſſen Gnad und entſetzlichen Seeligkeit,
zu deren dich JESUS befoͤrderet, in dem er ſich nicht ſchaͤmet dein
Bruder und Braͤutigam zu heiſſen a, Liebe hat ihn dazu getrieben,
darum zweiffle nicht an ſeiner beſtaͤndigen Zuneigung, brauche getroſt
dieſe großmuͤthige Glaubens-Sprach: JEſus iſt mein, und ich bin ſein
Cant. 2, 16.

§. 3. Dancke, ruͤhme, ſinge, ſpringe b, o Menſch! JESUSDanckſa-
gung.

freuet ſich uͤber dich c, ey warum wollteſt du dich nicht uͤber ihn
freuen d, ſein Reichthum, Schoͤnheit, Guͤte, Leutſeeligkeit, Voll-
kommenheit andern anpreiſen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge-
winneſt du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Chriſto zu-
fuͤhreſt, Cant. 5, 15. was wollteſt du armes kleines Fiſchlein alleine
thun in dieſem Meer der Suͤſſigkeiten.

§. 4. Triffeſt du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-Wie man
ſeinen ver-
irrten Ne-
ben-Chri-
ſten zu
recht brin-
gen koͤnne.

Straſſe an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei-
chen finden wirſt, ſo erinnere ſie, daß ſie im Tauff und Heiligen

Abendmahl
a Hebr. XI. 16.
b Luc. I. 46. 47.
c Luc. XV. Zeph. III. Eſ. LXII.
d Eſ. LXI. Phil. IV.
C c c c c c c c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1405" n="1309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit &#x017F;einer Braut der Kirche.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie den nur in der Na&#x0364;he weißt, &#x017F;o wird &#x017F;ie muthig, wiewohl &#x017F;ie ihn<lb/>
nicht &#x017F;iehet, und &#x017F;chickt &#x017F;ich leicht in alles.</p><lb/>
          <p>Wa&#x0364;re eine &#x017F;othane Verlobte auf dem unge&#x017F;tu&#x0364;mmen, weiten Meer,<lb/>
in einem zerbrechlichen Kahn, &#x017F;ie ha&#x0364;tte aber ihren Liebhaber bey &#x017F;ich<lb/>
zum Steurmann, &#x017F;o hat der grimmig&#x017F;te Sturm &#x017F;o viel als nichts zu<lb/>
bedeuten; &#x017F;ie &#x017F;itzet in heiligem Still&#x017F;chweigen vor &#x017F;einen lieblenden<lb/>
Augen, und erwartet in &#x017F;teiffem Vertrauen einen Freuden-reichen<lb/>
Ausgang, &#x017F;intemahl &#x017F;ie weiß, daß JESUS GOTT i&#x017F;t, der &#x017F;ich<lb/>
nicht a&#x0364;ndert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele!<lb/>
der die Liebe und die&#x017F;es alles i&#x017F;t, der fu&#x0364;rwahr nichts anders wollen<lb/>
und &#x017F;uchen kan als dein Allerbe&#x017F;tes.</p><lb/>
          <p>Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in &#x017F;eine<lb/>
liebreich&#x017F;te JESUS Ha&#x0364;nde, du wir&#x017F;t gewiß nicht er&#x017F;auffen noch<lb/>
umkommen, &#x017F;ein Wort und Natur i&#x017F;t dir Bu&#x0364;rg darfu&#x0364;r; Fo&#x0364;rchte<lb/>
dich nicht, &#x017F;on&#x017F;t verliehr&#x017F;t die Braut-Cron, die dem Glauben auf-<lb/>
ge&#x017F;part i&#x017F;t, freue dich der gro&#x017F;&#x017F;en Gnad und ent&#x017F;etzlichen Seeligkeit,<lb/>
zu deren dich JESUS befo&#x0364;rderet, in dem er &#x017F;ich nicht &#x017F;cha&#x0364;met dein<lb/>
Bruder und Bra&#x0364;utigam zu hei&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Hebr. XI.</hi> 16.</note>, Liebe hat ihn dazu getrieben,<lb/>
darum zweiffle nicht an &#x017F;einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Zuneigung, brauche getro&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;e großmu&#x0364;thige Glaubens-Sprach: <hi rendition="#fr">JE&#x017F;us i&#x017F;t mein, und ich bin &#x017F;ein</hi><lb/>
Cant. 2, 16.</p><lb/>
          <p>§. 3. Dancke, ru&#x0364;hme, &#x017F;inge, &#x017F;pringe <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Luc. I.</hi> 46. 47.</note>, o Men&#x017F;ch! JESUS<note place="right">Danck&#x017F;a-<lb/>
gung.</note><lb/>
freuet &#x017F;ich u&#x0364;ber dich <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Luc. XV. Zeph. III. E&#x017F;. LXII.</hi></note>, ey warum wollte&#x017F;t du dich nicht u&#x0364;ber ihn<lb/>
freuen <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">E&#x017F;. LXI. Phil. IV.</hi></note>, &#x017F;ein Reichthum, Scho&#x0364;nheit, Gu&#x0364;te, Leut&#x017F;eeligkeit, Voll-<lb/>
kommenheit andern anprei&#x017F;en, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge-<lb/>
winne&#x017F;t du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Chri&#x017F;to zu-<lb/>
fu&#x0364;hre&#x017F;t, Cant. 5, 15. was wollte&#x017F;t du armes kleines Fi&#x017F;chlein alleine<lb/>
thun in die&#x017F;em Meer der Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten.</p><lb/>
          <p>§. 4. Triffe&#x017F;t du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens-<note place="right">Wie man<lb/>
&#x017F;einen ver-<lb/>
irrten Ne-<lb/>
ben-Chri-<lb/>
&#x017F;ten zu<lb/>
recht brin-<lb/>
gen ko&#x0364;nne.</note><lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;e an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei-<lb/>
chen finden wir&#x017F;t, &#x017F;o erinnere &#x017F;ie, daß &#x017F;ie im Tauff und Heiligen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c c c c c c 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Abendmahl</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1309/1405] mit ſeiner Braut der Kirche. ſie den nur in der Naͤhe weißt, ſo wird ſie muthig, wiewohl ſie ihn nicht ſiehet, und ſchickt ſich leicht in alles. Waͤre eine ſothane Verlobte auf dem ungeſtuͤmmen, weiten Meer, in einem zerbrechlichen Kahn, ſie haͤtte aber ihren Liebhaber bey ſich zum Steurmann, ſo hat der grimmigſte Sturm ſo viel als nichts zu bedeuten; ſie ſitzet in heiligem Stillſchweigen vor ſeinen lieblenden Augen, und erwartet in ſteiffem Vertrauen einen Freuden-reichen Ausgang, ſintemahl ſie weiß, daß JESUS GOTT iſt, der ſich nicht aͤndert, noch jemahls in einiger Sach irren kan: O Seele! der die Liebe und dieſes alles iſt, der fuͤrwahr nichts anders wollen und ſuchen kan als dein Allerbeſtes. Wage es nur, traue deinem GOTT, laß dich hinfahren in ſeine liebreichſte JESUS Haͤnde, du wirſt gewiß nicht erſauffen noch umkommen, ſein Wort und Natur iſt dir Buͤrg darfuͤr; Foͤrchte dich nicht, ſonſt verliehrſt die Braut-Cron, die dem Glauben auf- geſpart iſt, freue dich der groſſen Gnad und entſetzlichen Seeligkeit, zu deren dich JESUS befoͤrderet, in dem er ſich nicht ſchaͤmet dein Bruder und Braͤutigam zu heiſſen a, Liebe hat ihn dazu getrieben, darum zweiffle nicht an ſeiner beſtaͤndigen Zuneigung, brauche getroſt dieſe großmuͤthige Glaubens-Sprach: JEſus iſt mein, und ich bin ſein Cant. 2, 16. §. 3. Dancke, ruͤhme, ſinge, ſpringe b, o Menſch! JESUS freuet ſich uͤber dich c, ey warum wollteſt du dich nicht uͤber ihn freuen d, ſein Reichthum, Schoͤnheit, Guͤte, Leutſeeligkeit, Voll- kommenheit andern anpreiſen, es gehet dir nichts ab, vielmehr ge- winneſt du unendlich, ob du auch unzehliche Schaaren Chriſto zu- fuͤhreſt, Cant. 5, 15. was wollteſt du armes kleines Fiſchlein alleine thun in dieſem Meer der Suͤſſigkeiten. Danckſa- gung. §. 4. Triffeſt du demnach ein verirret Hertz auf deiner Lebens- Straſſe an wie du bald an deinem Nachbar und Nachbarin derglei- chen finden wirſt, ſo erinnere ſie, daß ſie im Tauff und Heiligen Abendmahl Wie man ſeinen ver- irrten Ne- ben-Chri- ſten zu recht brin- gen koͤnne. a Hebr. XI. 16. b Luc. I. 46. 47. c Luc. XV. Zeph. III. Eſ. LXII. d Eſ. LXI. Phil. IV. C c c c c c c c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1405
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1405>, abgerufen am 10.05.2024.