möchte öffnen, wie ers denn gern thut und thun will, wem es nur recht Ernst ist. Sothane liebhabende Seele läßt JESUS nim- mermehr aus seiner Hand entfallen, sondern du bleibest ewig in JESU und JESUS in dir, und issest das Manna, das verbor- gen ist a, wovon ein grober Thier-Mensch nichts weißt: Mit GOttes Sohn also hertzlich bekannt und verbunden seyn im Sinn, im Glauben und Liebe, ist das höchste, edelste Leben, so alle andere übertrifft.
Wie man sich aus dem Sün- den- Schlamm reissen
§. 13. Sagst du: Ach ich stecke im Schlamm biß über die Ohren, mein Gemüth ist zerstreut, ich kenne mich nicht, sehe nicht, was wah- res und falsches in mir ist, ich verstehe GOttes Willen nicht; der Erbarmer helffe mir aus meinem Jammer durch den Mittler JE- SUM.
Antw. 1. Wer GOttes Willen recht gründlich und einfältig zu- thun begehret, der suche nur in Christi Fußstapfen zu wandlen b, JE- SUS schencke dirs ins Hertz. 2. Die Zerstreuung kommt daher, daß man sich vom wahren Gebet abhalten läßt, darinn etwa die Seele stehet, entweder durch Geschäffte oder Umgang der Leuten: wo man dem Gebet fleißig abwartete, so blieben die Seelen-Kräff- ten immer gesammlet und mit GOTT vereiniget, mithin immer kräfftig und starck; wo man sich aber durch den Versucher im Fleisch und Blut faul und nachläßig machen läßt, der wird verstreuet und verbildet, verliehret seine Zeit und Nahrung, und gehet der Seelen vieles dadurch ab Matth. 12. 30.
3. Wer sich heute nicht zu GOTT hält, und seine Verbündniß mit Christo heute macht, der kommt morgen auch nicht, c es muß jetzt seyn, derowegen ziehe mit dem H. Geist, ohne weitere Bedenck- Zeit zu nehmen, verlaß dich auf GOttes Verheissungen, machs wie Rebecca gegen Elieser, GOTT wird warlich deine Hülffe seyn, ob du es nicht so bald fühlest, fahe jetzt den Streit mir dir selbst an, so kommst du desto eher zur Ruhe deiner Begierden.
und mit GOTT vereiniget werden könne,
§. 14. Sagst du: Jch muß mit GOTT vereiniget werden, ich will JEsum zu meinem Eigenthum haben, und ihm nachziehen ins Land der Verheissung; Was Raths zu diesem Zweck zu kom- men?
Antw.
aApoc. II. 17.
b 1 Joh. III. 23. Joh. VI. 40.
cPs. XCV.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
moͤchte oͤffnen, wie ers denn gern thut und thun will, wem es nur recht Ernſt iſt. Sothane liebhabende Seele laͤßt JESUS nim- mermehr aus ſeiner Hand entfallen, ſondern du bleibeſt ewig in JESU und JESUS in dir, und iſſeſt das Manna, das verbor- gen iſt a, wovon ein grober Thier-Menſch nichts weißt: Mit GOttes Sohn alſo hertzlich bekannt und verbunden ſeyn im Sinn, im Glauben und Liebe, iſt das hoͤchſte, edelſte Leben, ſo alle andere uͤbertrifft.
Wie man ſich aus dem Suͤn- den- Schlamm reiſſen
§. 13. Sagſt du: Ach ich ſtecke im Schlamm biß uͤber die Ohren, mein Gemuͤth iſt zerſtreut, ich kenne mich nicht, ſehe nicht, was wah- res und falſches in mir iſt, ich verſtehe GOttes Willen nicht; der Erbarmer helffe mir aus meinem Jammer durch den Mittler JE- SUM.
Antw. 1. Wer GOttes Willen recht gruͤndlich und einfaͤltig zu- thun begehret, der ſuche nur in Chriſti Fußſtapfen zu wandlen b, JE- SUS ſchencke dirs ins Hertz. 2. Die Zerſtreuung kommt daher, daß man ſich vom wahren Gebet abhalten laͤßt, darinn etwa die Seele ſtehet, entweder durch Geſchaͤffte oder Umgang der Leuten: wo man dem Gebet fleißig abwartete, ſo blieben die Seelen-Kraͤff- ten immer geſammlet und mit GOTT vereiniget, mithin immer kraͤfftig und ſtarck; wo man ſich aber durch den Verſucher im Fleiſch und Blut faul und nachlaͤßig machen laͤßt, der wird verſtreuet und verbildet, verliehret ſeine Zeit und Nahrung, und gehet der Seelen vieles dadurch ab Matth. 12. 30.
3. Wer ſich heute nicht zu GOTT haͤlt, und ſeine Verbuͤndniß mit Chriſto heute macht, der kommt morgen auch nicht, c es muß jetzt ſeyn, derowegen ziehe mit dem H. Geiſt, ohne weitere Bedenck- Zeit zu nehmen, verlaß dich auf GOttes Verheiſſungen, machs wie Rebecca gegen Elieſer, GOTT wird warlich deine Huͤlffe ſeyn, ob du es nicht ſo bald fuͤhleſt, fahe jetzt den Streit mir dir ſelbſt an, ſo kommſt du deſto eher zur Ruhe deiner Begierden.
und mit GOTT vereiniget werden koͤnne,
§. 14. Sagſt du: Jch muß mit GOTT vereiniget werden, ich will JEſum zu meinem Eigenthum haben, und ihm nachziehen ins Land der Verheiſſung; Was Raths zu dieſem Zweck zu kom- men?
Antw.
aApoc. II. 17.
b 1 Joh. III. 23. Joh. VI. 40.
cPſ. XCV.
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mermehr aus ſeiner Hand entfallen, ſondern du bleibeſt ewig in
JESU und JESUS in dir, und iſſeſt das Manna, das verbor-
gen iſt a, wovon ein grober Thier-Menſch nichts weißt: Mit GOttes
Sohn alſo hertzlich bekannt und verbunden ſeyn im Sinn, im
Glauben und Liebe, iſt das hoͤchſte, edelſte Leben, ſo alle andere
uͤbertrifft.
§. 13. Sagſt du: Ach ich ſtecke im Schlamm biß uͤber die Ohren,
mein Gemuͤth iſt zerſtreut, ich kenne mich nicht, ſehe nicht, was wah-
res und falſches in mir iſt, ich verſtehe GOttes Willen nicht; der
Erbarmer helffe mir aus meinem Jammer durch den Mittler JE-
SUM.
Antw. 1. Wer GOttes Willen recht gruͤndlich und einfaͤltig zu-
thun begehret, der ſuche nur in Chriſti Fußſtapfen zu wandlen b, JE-
SUS ſchencke dirs ins Hertz. 2. Die Zerſtreuung kommt daher,
daß man ſich vom wahren Gebet abhalten laͤßt, darinn etwa die
Seele ſtehet, entweder durch Geſchaͤffte oder Umgang der Leuten:
wo man dem Gebet fleißig abwartete, ſo blieben die Seelen-Kraͤff-
ten immer geſammlet und mit GOTT vereiniget, mithin immer
kraͤfftig und ſtarck; wo man ſich aber durch den Verſucher im Fleiſch
und Blut faul und nachlaͤßig machen laͤßt, der wird verſtreuet und
verbildet, verliehret ſeine Zeit und Nahrung, und gehet der Seelen
vieles dadurch ab Matth. 12. 30.
3. Wer ſich heute nicht zu GOTT haͤlt, und ſeine Verbuͤndniß
mit Chriſto heute macht, der kommt morgen auch nicht, c es muß
jetzt ſeyn, derowegen ziehe mit dem H. Geiſt, ohne weitere Bedenck-
Zeit zu nehmen, verlaß dich auf GOttes Verheiſſungen, machs wie
Rebecca gegen Elieſer, GOTT wird warlich deine Huͤlffe ſeyn, ob
du es nicht ſo bald fuͤhleſt, fahe jetzt den Streit mir dir ſelbſt an,
ſo kommſt du deſto eher zur Ruhe deiner Begierden.
§. 14. Sagſt du: Jch muß mit GOTT vereiniget werden, ich
will JEſum zu meinem Eigenthum haben, und ihm nachziehen ins
Land der Verheiſſung; Was Raths zu dieſem Zweck zu kom-
men?
Antw.
a Apoc. II. 17.
b 1 Joh. III. 23. Joh. VI. 40.
c Pſ. XCV.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1382>, abgerufen am 22.11.2024.
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