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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die geistliche Vermählung JEsu
seyn. Dieses alles ist und ligt im Nachdruck des Hebräischen Worts.
Darum schreye ein jeder mit lauter Stimm: Haltet mich nicht auf.

Der Grund des Vortheiles ist: weil Jehova seine Hand darinn
hat und den Weg gelingen und wolgerathen lasset; welches alsdann für-
nemlich geschiehet, wo man Munterkeit zum Gebet spühret oder bey
jemanden dem Wort den Eingang ins Hertz gebahnet findet, in dem
man eine ungewohnte Tüchtigkeit zu allem Guten und GOttes See-
gen dabey spüret.

Erlasset mich: Die Welt hat Bande und der Teufel Stricke, so
sie denen Seelen anwerffen, sie fesseln, oder wenigstens genieren,
ihren Würckungen frey zu handeln und zu wandeln die da den Sinn
hemmen, einthun; Da muß eine Simsons-Stärcke seyn, sich von
allem mannlich loßzureissen; seuffzen, ringen, schreyen, beten um
Erlösung von Natur. Was will denn die Seele thun, wann sie
einmal in der seeligen Freyheit ist der Kindern GOttes? Antwort:

Und ich werde zu meinem HErren gehen. Also wann der neu-gebohrne
Geist einmal vom Leibe des Todes erlößt ist, so fliegt er wie ein Pfeil
von einem hart-gespannten Bogen zu seinem GOtt und Seligmacher
oder wie ein entrunnener Nachtigall in die Lust-Wälder des Para-
dieses oder wie Jsrael aus Egypten ins Land Canaan und wie das
frey gelassene Zion von Babel gen Jerusalem; so wars Paulo a.
Also verschmähet die Seele und gehet alles sichtbare vorbey nur um
JEsu Angesicht zu schauen und bey ihme zu seyn. O wie weise und
seelig, wer also grob ist gegen der Welt, damit er desto höflicher
seye gegen Christo!

sondern,
wann
man ge-
ruffen

§. 8. Vers 57. Da sprachen sie: Lasset uns der Dirne ruffen und ihren
Mund fragen.
O wie offt rufft uns der Heil. Geist durchs Evange-
lium und thut Anfragen an uns im Gewissen, da wir gleichsam vor
den klaren Thron Christi gestellt, von seinen Feuer-flammenden Au-
gen angeleuchtet und eine Wahl zu thun gedrungen werden; auch mit
Ja oder Nein antworten müssen. Wie GOtt im Anfang gesagt b:
Lasset uns Menschen machen. So sagt der Vatter noch zum Sohn
und dem Heil. Geist. Lasset uns doch der Menschen-Seel ruffen und
ihren Mund fragen, ob sie das Land der Finsterniß wolle verlassen

und
a Phil. I. 23.
b Gen. I. 26.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ſeyn. Dieſes alles iſt und ligt im Nachdruck des Hebraͤiſchen Worts.
Darum ſchreye ein jeder mit lauter Stimm: Haltet mich nicht auf.

Der Grund des Vortheiles iſt: weil Jehova ſeine Hand darinn
hat und den Weg gelingen und wolgerathen laſſet; welches alsdann fuͤr-
nemlich geſchiehet, wo man Munterkeit zum Gebet ſpuͤhret oder bey
jemanden dem Wort den Eingang ins Hertz gebahnet findet, in dem
man eine ungewohnte Tuͤchtigkeit zu allem Guten und GOttes See-
gen dabey ſpuͤret.

Erlaſſet mich: Die Welt hat Bande und der Teufel Stricke, ſo
ſie denen Seelen anwerffen, ſie feſſeln, oder wenigſtens genieren,
ihren Wuͤrckungen frey zu handeln und zu wandeln die da den Sinn
hemmen, einthun; Da muß eine Simſons-Staͤrcke ſeyn, ſich von
allem mannlich loßzureiſſen; ſeuffzen, ringen, ſchreyen, beten um
Erloͤſung von Natur. Was will denn die Seele thun, wann ſie
einmal in der ſeeligen Freyheit iſt der Kindern GOttes? Antwort:

Und ich werde zu meinem HErren gehen. Alſo wann der neu-gebohrne
Geiſt einmal vom Leibe des Todes erloͤßt iſt, ſo fliegt er wie ein Pfeil
von einem hart-geſpannten Bogen zu ſeinem GOtt und Seligmacher
oder wie ein entrunnener Nachtigall in die Luſt-Waͤlder des Para-
dieſes oder wie Jſrael aus Egypten ins Land Canaan und wie das
frey gelaſſene Zion von Babel gen Jeruſalem; ſo wars Paulo a.
Alſo verſchmaͤhet die Seele und gehet alles ſichtbare vorbey nur um
JEſu Angeſicht zu ſchauen und bey ihme zu ſeyn. O wie weiſe und
ſeelig, wer alſo grob iſt gegen der Welt, damit er deſto hoͤflicher
ſeye gegen Chriſto!

ſondern,
wann
man ge-
ruffen

§. 8. Vers 57. Da ſprachen ſie: Laſſet uns der Dirne ruffen und ihren
Mund fragen.
O wie offt rufft uns der Heil. Geiſt durchs Evange-
lium und thut Anfragen an uns im Gewiſſen, da wir gleichſam vor
den klaren Thron Chriſti geſtellt, von ſeinen Feuer-flammenden Au-
gen angeleuchtet und eine Wahl zu thun gedrungen werden; auch mit
Ja oder Nein antworten muͤſſen. Wie GOtt im Anfang geſagt b:
Laſſet uns Menſchen machen. So ſagt der Vatter noch zum Sohn
und dem Heil. Geiſt. Laſſet uns doch der Menſchen-Seel ruffen und
ihren Mund fragen, ob ſie das Land der Finſterniß wolle verlaſſen

und
a Phil. I. 23.
b Gen. I. 26.
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[1262/1358] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu ſeyn. Dieſes alles iſt und ligt im Nachdruck des Hebraͤiſchen Worts. Darum ſchreye ein jeder mit lauter Stimm: Haltet mich nicht auf. Der Grund des Vortheiles iſt: weil Jehova ſeine Hand darinn hat und den Weg gelingen und wolgerathen laſſet; welches alsdann fuͤr- nemlich geſchiehet, wo man Munterkeit zum Gebet ſpuͤhret oder bey jemanden dem Wort den Eingang ins Hertz gebahnet findet, in dem man eine ungewohnte Tuͤchtigkeit zu allem Guten und GOttes See- gen dabey ſpuͤret. Erlaſſet mich: Die Welt hat Bande und der Teufel Stricke, ſo ſie denen Seelen anwerffen, ſie feſſeln, oder wenigſtens genieren, ihren Wuͤrckungen frey zu handeln und zu wandeln die da den Sinn hemmen, einthun; Da muß eine Simſons-Staͤrcke ſeyn, ſich von allem mannlich loßzureiſſen; ſeuffzen, ringen, ſchreyen, beten um Erloͤſung von Natur. Was will denn die Seele thun, wann ſie einmal in der ſeeligen Freyheit iſt der Kindern GOttes? Antwort: Und ich werde zu meinem HErren gehen. Alſo wann der neu-gebohrne Geiſt einmal vom Leibe des Todes erloͤßt iſt, ſo fliegt er wie ein Pfeil von einem hart-geſpannten Bogen zu ſeinem GOtt und Seligmacher oder wie ein entrunnener Nachtigall in die Luſt-Waͤlder des Para- dieſes oder wie Jſrael aus Egypten ins Land Canaan und wie das frey gelaſſene Zion von Babel gen Jeruſalem; ſo wars Paulo a. Alſo verſchmaͤhet die Seele und gehet alles ſichtbare vorbey nur um JEſu Angeſicht zu ſchauen und bey ihme zu ſeyn. O wie weiſe und ſeelig, wer alſo grob iſt gegen der Welt, damit er deſto hoͤflicher ſeye gegen Chriſto! §. 8. Vers 57. Da ſprachen ſie: Laſſet uns der Dirne ruffen und ihren Mund fragen. O wie offt rufft uns der Heil. Geiſt durchs Evange- lium und thut Anfragen an uns im Gewiſſen, da wir gleichſam vor den klaren Thron Chriſti geſtellt, von ſeinen Feuer-flammenden Au- gen angeleuchtet und eine Wahl zu thun gedrungen werden; auch mit Ja oder Nein antworten muͤſſen. Wie GOtt im Anfang geſagt b: Laſſet uns Menſchen machen. So ſagt der Vatter noch zum Sohn und dem Heil. Geiſt. Laſſet uns doch der Menſchen-Seel ruffen und ihren Mund fragen, ob ſie das Land der Finſterniß wolle verlaſſen und a Phil. I. 23. b Gen. I. 26.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1358>, abgerufen am 22.11.2024.