Freude, wir hätten dich je auch mit der Willfahrung können auf- ziehen, daß es wol länger als 10. Tag gangen wäre.
§. 7. Vers 56. Haltet mich nicht auf: ich habe hie nichts mehr wederAber da soll man sich nicht aufhalten lassen. zu sprechen noch zu sehen: Ey! wie! hat dann Elieser nicht gewußt zu leben? hat er so gar kein Höflichkeit gelernet, daß er sich durch keine Vorstellung will lassen aufhalten? Ach es ist ungläublich was die Höflichkeiten und Menschen Gefälligkeiten, eingeführte und im Schwang gehende Manieren vor unmäßigen Schaden thun, die Haar wurden einem gen Berg stehen, wo man es tieff genug ein- sehen könte: ja was das betrübteste ist, wanns Leibs-Gelegenheiten oder Welt-Geschäffte sind, so an genauer Beobachtung der Welt- Regeln hindern, so fehlet man ohne Bedencken darwider; aber wanns Seelen-Bedürffnisse und Himmelreichs-Geschäffte sind, so achtet mans vor ein leichtes Ding, selbe auf ein andermal zu ver- schieben; Also raubet man GOtt das Seine ohne Scheu, es gehet ley- der! alles über JEsum aus und über das Reich GOttes in der See- len, man suchet bey jedem Anlaß mehr den Menschen als GOTT zu gefallen; aber auf diese Wei[s]e wird des Vatters Name nie ge- heiliget, sein Reich kommt nicht, sein Will geschiehet nicht auf Er- den wie Himmel, und man gelangt nie zu denen Vorrechten der Braut und hat keinen Theil an der Hochzeit des Lamms.
Das Hebräische Wort will sagen: Hinten nach kommen, wie die thorechten Jungfrauen. Ach das Verweilen mit dem ernsten Ringen durch die enge Porten, mit der neuen Geburt, mit der Aufopffe- rung des Hertzens an GOtt: das nicht fortgehen in Christi Fußstapf- fen nach dem Kleinod des himmlischen Beruffs: das sonst etwas schein- bares Vornehmen hat Unzehliche um die Crone der Erst-Geburt ge- bracht: wegen des leichtsinnigen Dahintenbleibens und sich verspätens hat mancher die Thore Jerusalems und ins besonder des königlichen Pallasts zugeschlossen gefunden und ist von der Todes-Nacht auf dem weiten Feld der Ewigkeit überfallen und allem Sturm-Gewitter des Himmels, Angrieff der Feinden und unendlicher Noth überlassen worden: Also bleibt man weit hinter denen zuruck, die beyzeiten den Lauf-Bahn haben angetretten, und wird dem Himmel so fremd als immer ein anderer; Eines solchen Menschen sein Letztes wird Angst
seyn.
U u u u u u u 3
mit ſeiner Braut der Kirche.
Freude, wir haͤtten dich je auch mit der Willfahrung koͤnnen auf- ziehen, daß es wol laͤnger als 10. Tag gangen waͤre.
§. 7. Vers 56. Haltet mich nicht auf: ich habe hie nichts mehr wederAber da ſoll man ſich nicht aufhalten laſſen. zu ſprechen noch zu ſehen: Ey! wie! hat dann Elieſer nicht gewußt zu leben? hat er ſo gar kein Hoͤflichkeit gelernet, daß er ſich durch keine Vorſtellung will laſſen aufhalten? Ach es iſt unglaͤublich was die Hoͤflichkeiten und Menſchen Gefaͤlligkeiten, eingefuͤhrte und im Schwang gehende Manieren vor unmaͤßigen Schaden thun, die Haar wurden einem gen Berg ſtehen, wo man es tieff genug ein- ſehen koͤnte: ja was das betruͤbteſte iſt, wanns Leibs-Gelegenheiten oder Welt-Geſchaͤffte ſind, ſo an genauer Beobachtung der Welt- Regeln hindern, ſo fehlet man ohne Bedencken darwider; aber wanns Seelen-Beduͤrffniſſe und Himmelreichs-Geſchaͤffte ſind, ſo achtet mans vor ein leichtes Ding, ſelbe auf ein andermal zu ver- ſchieben; Alſo raubet man GOtt das Seine ohne Scheu, es gehet ley- der! alles uͤber JEſum aus und uͤber das Reich GOttes in der See- len, man ſuchet bey jedem Anlaß mehr den Menſchen als GOTT zu gefallen; aber auf dieſe Wei[ſ]e wird des Vatters Name nie ge- heiliget, ſein Reich kommt nicht, ſein Will geſchiehet nicht auf Er- den wie Himmel, und man gelangt nie zu denen Vorrechten der Braut und hat keinen Theil an der Hochzeit des Lamms.
Das Hebraͤiſche Wort will ſagen: Hinten nach kommen, wie die thorechten Jungfrauen. Ach das Verweilen mit dem ernſten Ringen durch die enge Porten, mit der neuen Geburt, mit der Aufopffe- rung des Hertzens an GOtt: das nicht fortgehen in Chriſti Fußſtapf- fen nach dem Kleinod des himmliſchen Beruffs: das ſonſt etwas ſchein- bares Vornehmen hat Unzehliche um die Crone der Erſt-Geburt ge- bracht: wegen des leichtſinnigen Dahintenbleibens und ſich verſpaͤtens hat mancher die Thore Jeruſalems und ins beſonder des koͤniglichen Pallaſts zugeſchloſſen gefunden und iſt von der Todes-Nacht auf dem weiten Feld der Ewigkeit uͤberfallen und allem Sturm-Gewitter des Himmels, Angrieff der Feinden und unendlicher Noth uͤberlaſſen worden: Alſo bleibt man weit hinter denen zuruck, die beyzeiten den Lauf-Bahn haben angetretten, und wird dem Himmel ſo fremd als immer ein anderer; Eines ſolchen Menſchen ſein Letztes wird Angſt
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mit ſeiner Braut der Kirche.
Freude, wir haͤtten dich je auch mit der Willfahrung koͤnnen auf-
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§. 7. Vers 56. Haltet mich nicht auf: ich habe hie nichts mehr weder
zu ſprechen noch zu ſehen: Ey! wie! hat dann Elieſer nicht gewußt
zu leben? hat er ſo gar kein Hoͤflichkeit gelernet, daß er ſich durch
keine Vorſtellung will laſſen aufhalten? Ach es iſt unglaͤublich was
die Hoͤflichkeiten und Menſchen Gefaͤlligkeiten, eingefuͤhrte und im
Schwang gehende Manieren vor unmaͤßigen Schaden thun, die
Haar wurden einem gen Berg ſtehen, wo man es tieff genug ein-
ſehen koͤnte: ja was das betruͤbteſte iſt, wanns Leibs-Gelegenheiten
oder Welt-Geſchaͤffte ſind, ſo an genauer Beobachtung der Welt-
Regeln hindern, ſo fehlet man ohne Bedencken darwider; aber
wanns Seelen-Beduͤrffniſſe und Himmelreichs-Geſchaͤffte ſind, ſo
achtet mans vor ein leichtes Ding, ſelbe auf ein andermal zu ver-
ſchieben; Alſo raubet man GOtt das Seine ohne Scheu, es gehet ley-
der! alles uͤber JEſum aus und uͤber das Reich GOttes in der See-
len, man ſuchet bey jedem Anlaß mehr den Menſchen als GOTT
zu gefallen; aber auf dieſe Weiſe wird des Vatters Name nie ge-
heiliget, ſein Reich kommt nicht, ſein Will geſchiehet nicht auf Er-
den wie Himmel, und man gelangt nie zu denen Vorrechten der
Braut und hat keinen Theil an der Hochzeit des Lamms.
Aber da
ſoll man
ſich nicht
aufhalten
laſſen.
Das Hebraͤiſche Wort will ſagen: Hinten nach kommen, wie die
thorechten Jungfrauen. Ach das Verweilen mit dem ernſten Ringen
durch die enge Porten, mit der neuen Geburt, mit der Aufopffe-
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bares Vornehmen hat Unzehliche um die Crone der Erſt-Geburt ge-
bracht: wegen des leichtſinnigen Dahintenbleibens und ſich verſpaͤtens
hat mancher die Thore Jeruſalems und ins beſonder des koͤniglichen
Pallaſts zugeſchloſſen gefunden und iſt von der Todes-Nacht auf dem
weiten Feld der Ewigkeit uͤberfallen und allem Sturm-Gewitter des
Himmels, Angrieff der Feinden und unendlicher Noth uͤberlaſſen
worden: Alſo bleibt man weit hinter denen zuruck, die beyzeiten den
Lauf-Bahn haben angetretten, und wird dem Himmel ſo fremd als
immer ein anderer; Eines ſolchen Menſchen ſein Letztes wird Angſt
ſeyn.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1357>, abgerufen am 22.11.2024.
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