daß Christus sagt: Jhr Unseelige, wollet ihrs nicht leiden, daß eure Kinder mein seyen, und nach meinem Sinn, so müsset ihr sie auch nicht haben nach eurem Sinn, sondern sie sollen euch zu Dor- nen und Geisseln werden, also daß ihr tausendmahl wünschtet, ihr hättet mir sie nicht entrissen, darum o wohl ein seeliges Unvermögen wider GOTT zu seyn! nichts wider seinen Willen können einwen- den.
Paulus bezeuget in allen seinen Brieffen gar majestätisch, daß die Verbindung der Seelen mit Christo eine Sache seye, die vom HEr- ren herkomme. Damahls sagte man unter den Heyden: Der HErr hat ein Grosses an diesen gethan a.
Was man JEsu gibt findet man ewig wie- der.
§. 2. v. 51. Siehe da ist Rebecca vor deinem Angesicht; nimm sie und zeuch hin und sie müsse deines Herrn Sohns Weib seyn, wie der HERR geredet hat. Was so JESU hingeschenckt und überlassen wird, findet man ewig wieder; dagegen, was man ihm vorenthalt, nach einem kleinen Augenblick ewig hin und verlohren ist. Wann die An- werbung gelungen, so gehet Mühe, Sorge und Behutsamkeit al- lererst an; wie man seine Augen von der gewonnenen Seel nie ab- kehre, ihrer Bedürffnissen nimmer vergesse und zusehe wie man sie nehme und hinziehe, daß sie täglich JESU Christo näher und der Welt und Sünd entfernter werde; wie muß da nicht ein Knecht Christi stets antreiben, mit Gebetten allezeit kämpfen für die Seelen, auf daß sie bestehen, vollkommen erfüllet mit allem Willen GOttes b, biß sie Christi Weib, mithin alles an ihr wahr seye, was GOTT geredt hat.
Wie Jehova geredt hat. Da doch in diesem gantzen Capitel kein Wort gemeldet wird, daß GOTT sollte gesagt haben, müssen also die Triebe des Heiligen Geistes zum Gebet, GOttes sonder- und wunderbahre Vorsehung vor ein Sprechen genommen werden, denn GOttes Sprechen sind nicht lähre Worte sondern lauter Wercke, seiner allmächtigen und allgegenwärtigen Krafft: Also wen GOTT heiliget, von dem hat der HERR geredt, daß er ihn seegnen wolle ewiglich.
v. 52. Und es geschah, als Abrahams Knecht ihre Wort gehöret hatte, da bückte er sich zur Erde vor dem HErrn. Je liebreicher und hand- greifflicher GOttes Schickung gegen uns ist, je tieffer versencket das
einen
aPs. CXXVI. 2.
bCol. IV. 11.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
daß Chriſtus ſagt: Jhr Unſeelige, wollet ihrs nicht leiden, daß eure Kinder mein ſeyen, und nach meinem Sinn, ſo muͤſſet ihr ſie auch nicht haben nach eurem Sinn, ſondern ſie ſollen euch zu Dor- nen und Geiſſeln werden, alſo daß ihr tauſendmahl wuͤnſchtet, ihr haͤttet mir ſie nicht entriſſen, darum o wohl ein ſeeliges Unvermoͤgen wider GOTT zu ſeyn! nichts wider ſeinen Willen koͤnnen einwen- den.
Paulus bezeuget in allen ſeinen Brieffen gar majeſtaͤtiſch, daß die Verbindung der Seelen mit Chriſto eine Sache ſeye, die vom HEr- ren herkomme. Damahls ſagte man unter den Heyden: Der HErr hat ein Groſſes an dieſen gethan a.
Was man JEſu gibt findet man ewig wie- der.
§. 2. v. 51. Siehe da iſt Rebecca vor deinem Angeſicht; nimm ſie und zeuch hin und ſie muͤſſe deines Herrn Sohns Weib ſeyn, wie der HERR geredet hat. Was ſo JESU hingeſchenckt und uͤberlaſſen wird, findet man ewig wieder; dagegen, was man ihm vorenthalt, nach einem kleinen Augenblick ewig hin und verlohren iſt. Wann die An- werbung gelungen, ſo gehet Muͤhe, Sorge und Behutſamkeit al- lererſt an; wie man ſeine Augen von der gewonnenen Seel nie ab- kehre, ihrer Beduͤrffniſſen nimmer vergeſſe und zuſehe wie man ſie nehme und hinziehe, daß ſie taͤglich JESU Chriſto naͤher und der Welt und Suͤnd entfernter werde; wie muß da nicht ein Knecht Chriſti ſtets antreiben, mit Gebetten allezeit kaͤmpfen fuͤr die Seelen, auf daß ſie beſtehen, vollkommen erfuͤllet mit allem Willen GOttes b, biß ſie Chriſti Weib, mithin alles an ihr wahr ſeye, was GOTT geredt hat.
Wie Jehova geredt hat. Da doch in dieſem gantzen Capitel kein Wort gemeldet wird, daß GOTT ſollte geſagt haben, muͤſſen alſo die Triebe des Heiligen Geiſtes zum Gebet, GOttes ſonder- und wunderbahre Vorſehung vor ein Sprechen genommen werden, denn GOttes Sprechen ſind nicht laͤhre Worte ſondern lauter Wercke, ſeiner allmaͤchtigen und allgegenwaͤrtigen Krafft: Alſo wen GOTT heiliget, von dem hat der HERR geredt, daß er ihn ſeegnen wolle ewiglich.
v. 52. Und es geſchah, als Abrahams Knecht ihre Wort gehoͤret hatte, da buͤckte er ſich zur Erde vor dem HErrn. Je liebreicher und hand- greifflicher GOttes Schickung gegen uns iſt, je tieffer verſencket das
einen
aPſ. CXXVI. 2.
bCol. IV. 11.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f1350"n="1254"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/>
daß Chriſtus ſagt: Jhr Unſeelige, wollet ihrs nicht leiden, daß<lb/>
eure Kinder mein ſeyen, und nach meinem Sinn, ſo muͤſſet ihr ſie<lb/>
auch nicht haben nach eurem Sinn, ſondern ſie ſollen euch zu Dor-<lb/>
nen und Geiſſeln werden, alſo daß ihr tauſendmahl wuͤnſchtet, ihr<lb/>
haͤttet mir ſie nicht entriſſen, darum o wohl ein ſeeliges Unvermoͤgen<lb/>
wider GOTT zu ſeyn! nichts wider ſeinen Willen <hirendition="#fr">koͤnnen</hi> einwen-<lb/>
den.</p><lb/><p>Paulus bezeuget in allen ſeinen Brieffen gar majeſtaͤtiſch, daß die<lb/>
Verbindung der Seelen mit Chriſto eine Sache ſeye, die vom HEr-<lb/>
ren herkomme. Damahls ſagte man unter den Heyden: Der HErr<lb/>
hat ein Groſſes an dieſen gethan <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Pſ. CXXVI.</hi> 2.</note>.</p><lb/><noteplace="left">Was man<lb/>
JEſu gibt<lb/>
findet man<lb/>
ewig wie-<lb/>
der.</note><p><hirendition="#fr">§. 2. v. 51. Siehe da iſt Rebecca vor deinem Angeſicht; nimm ſie und zeuch<lb/>
hin und ſie muͤſſe deines Herrn Sohns Weib ſeyn, wie der HERR geredet hat.</hi><lb/>
Was ſo JESU hingeſchenckt und uͤberlaſſen wird, findet man<lb/>
ewig wieder; dagegen, was man ihm vorenthalt, nach einem<lb/>
kleinen Augenblick ewig hin und verlohren iſt. Wann die An-<lb/>
werbung gelungen, ſo gehet Muͤhe, Sorge und Behutſamkeit al-<lb/>
lererſt an; wie man ſeine Augen von der gewonnenen Seel nie ab-<lb/>
kehre, ihrer Beduͤrffniſſen nimmer vergeſſe und zuſehe wie man ſie<lb/>
nehme und hinziehe, daß ſie taͤglich JESU Chriſto naͤher und der<lb/>
Welt und Suͤnd entfernter werde; wie muß da nicht ein Knecht<lb/>
Chriſti ſtets antreiben, mit Gebetten allezeit kaͤmpfen fuͤr die Seelen,<lb/>
auf daß ſie beſtehen, vollkommen erfuͤllet mit allem Willen GOttes <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Col. IV.</hi> 11.</note>,<lb/>
biß ſie Chriſti Weib, mithin alles an ihr wahr ſeye, was GOTT<lb/>
geredt hat.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Wie Jehova geredt hat.</hi> Da doch in dieſem gantzen Capitel kein<lb/>
Wort gemeldet wird, daß GOTT ſollte geſagt haben, muͤſſen alſo<lb/>
die Triebe des Heiligen Geiſtes zum Gebet, GOttes ſonder- und<lb/>
wunderbahre Vorſehung vor ein Sprechen genommen werden, denn<lb/>
GOttes Sprechen ſind nicht laͤhre Worte ſondern lauter Wercke,<lb/>ſeiner allmaͤchtigen und allgegenwaͤrtigen Krafft: Alſo wen GOTT<lb/>
heiliget, von dem hat der HERR geredt, daß er ihn ſeegnen wolle<lb/>
ewiglich.</p><lb/><p><hirendition="#fr">v. 52. Und es geſchah, als Abrahams Knecht ihre Wort gehoͤret hatte,<lb/>
da buͤckte er ſich zur Erde vor dem HErrn.</hi> Je liebreicher und hand-<lb/>
greifflicher GOttes Schickung gegen uns iſt, je tieffer verſencket das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1254/1350]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
daß Chriſtus ſagt: Jhr Unſeelige, wollet ihrs nicht leiden, daß
eure Kinder mein ſeyen, und nach meinem Sinn, ſo muͤſſet ihr ſie
auch nicht haben nach eurem Sinn, ſondern ſie ſollen euch zu Dor-
nen und Geiſſeln werden, alſo daß ihr tauſendmahl wuͤnſchtet, ihr
haͤttet mir ſie nicht entriſſen, darum o wohl ein ſeeliges Unvermoͤgen
wider GOTT zu ſeyn! nichts wider ſeinen Willen koͤnnen einwen-
den.
Paulus bezeuget in allen ſeinen Brieffen gar majeſtaͤtiſch, daß die
Verbindung der Seelen mit Chriſto eine Sache ſeye, die vom HEr-
ren herkomme. Damahls ſagte man unter den Heyden: Der HErr
hat ein Groſſes an dieſen gethan a.
§. 2. v. 51. Siehe da iſt Rebecca vor deinem Angeſicht; nimm ſie und zeuch
hin und ſie muͤſſe deines Herrn Sohns Weib ſeyn, wie der HERR geredet hat.
Was ſo JESU hingeſchenckt und uͤberlaſſen wird, findet man
ewig wieder; dagegen, was man ihm vorenthalt, nach einem
kleinen Augenblick ewig hin und verlohren iſt. Wann die An-
werbung gelungen, ſo gehet Muͤhe, Sorge und Behutſamkeit al-
lererſt an; wie man ſeine Augen von der gewonnenen Seel nie ab-
kehre, ihrer Beduͤrffniſſen nimmer vergeſſe und zuſehe wie man ſie
nehme und hinziehe, daß ſie taͤglich JESU Chriſto naͤher und der
Welt und Suͤnd entfernter werde; wie muß da nicht ein Knecht
Chriſti ſtets antreiben, mit Gebetten allezeit kaͤmpfen fuͤr die Seelen,
auf daß ſie beſtehen, vollkommen erfuͤllet mit allem Willen GOttes b,
biß ſie Chriſti Weib, mithin alles an ihr wahr ſeye, was GOTT
geredt hat.
Wie Jehova geredt hat. Da doch in dieſem gantzen Capitel kein
Wort gemeldet wird, daß GOTT ſollte geſagt haben, muͤſſen alſo
die Triebe des Heiligen Geiſtes zum Gebet, GOttes ſonder- und
wunderbahre Vorſehung vor ein Sprechen genommen werden, denn
GOttes Sprechen ſind nicht laͤhre Worte ſondern lauter Wercke,
ſeiner allmaͤchtigen und allgegenwaͤrtigen Krafft: Alſo wen GOTT
heiliget, von dem hat der HERR geredt, daß er ihn ſeegnen wolle
ewiglich.
v. 52. Und es geſchah, als Abrahams Knecht ihre Wort gehoͤret hatte,
da buͤckte er ſich zur Erde vor dem HErrn. Je liebreicher und hand-
greifflicher GOttes Schickung gegen uns iſt, je tieffer verſencket das
einen
a Pſ. CXXVI. 2.
b Col. IV. 11.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1350>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.