Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die geistliche Vermählung JEsu
ter meinem Hertzen tragen werde; Wie möchte ich doch immer auf
der Welt eine grössere Fortun machen! darum sollt du mein Mann
und ich dein Weib heissen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht
bey mir an, daß ich dich verlassen sollt und von dir umkehren: Dann
wo du hingehest, da will ich auch hingehen und wo du übernachtest da
will ich übernachten; dein Volck ist mein Volck und dein GOTT
ist mein GOTT, wo du stirbest, da sterbe ich auch, da will ich auch
begraben werden; Ja der Tod selbst muß uns nicht scheiden.

Jst ein
Muster ei-
ner seligen
Ehe.

§. 3. Dieses ist ein schön Muster einer recht seligen Ehe, deren
Sinnenbild fein seyn kan: Zwey Hertzen an einander gefüget und
flammend, und über demselben das dritte mit einem hellen Schein
umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS
bezeichnet mit der Beyschrifft; Jn JESU eins. Eine solche
Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angesichter
zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber sahen beyderseits hin-
einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwischen innen ware die Wol-
cke; Also sind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beydersei-
tige Begierde aber ist lauterlich auf JESUM CHRJSTUM
gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geist der Herrlichkeit. Also über-
schattet sie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieser Zustand vest bleibt,
da werden alle Anfechtungen leicht überwunden und verschlun-
gen.

Diese Ehe
bildet
herrliche
Ding vor.

§. 4. Entweder ist der Ehestand etwas ausnehmend herrliches,
darunter GOTTES Leben, Seligkeit und tägliches Wunder ver-
steckt und bedeckt sind unter mancherley Widerlichkeiten, täglichem
Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz-
Vättern prophetisch und sehr Geheimniß-reich ist, so muß eben auch
diese Heurath mit allen ihren Umständen herrliche Ding in Christi
Königreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt,
so im ersten Buch Mosis das gröste und weitläufftigste ist, und mehr
als noch einmahl so groß als die Historie von der gantzen Schöp-
fung: Muß man denn nicht sagen, daß die Ehen im Himmel gemacht
werden, weilen der Heilige Geist so viel Wesens macht von einer
einigen Hochzeit; wie vieles ist folgends GOTT an der Geburt und
Leben eines eintzigen Menschen gelegen.

§. 5. Hier

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ter meinem Hertzen tragen werde; Wie moͤchte ich doch immer auf
der Welt eine groͤſſere Fortun machen! darum ſollt du mein Mann
und ich dein Weib heiſſen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht
bey mir an, daß ich dich verlaſſen ſollt und von dir umkehren: Dann
wo du hingeheſt, da will ich auch hingehen und wo du uͤbernachteſt da
will ich uͤbernachten; dein Volck iſt mein Volck und dein GOTT
iſt mein GOTT, wo du ſtirbeſt, da ſterbe ich auch, da will ich auch
begraben werden; Ja der Tod ſelbſt muß uns nicht ſcheiden.

Jſt ein
Muſter ei-
ner ſeligen
Ehe.

§. 3. Dieſes iſt ein ſchoͤn Muſter einer recht ſeligen Ehe, deren
Sinnenbild fein ſeyn kan: Zwey Hertzen an einander gefuͤget und
flammend, und uͤber demſelben das dritte mit einem hellen Schein
umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS
bezeichnet mit der Beyſchrifft; Jn JESU eins. Eine ſolche
Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angeſichter
zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber ſahen beyderſeits hin-
einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwiſchen innen ware die Wol-
cke; Alſo ſind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beyderſei-
tige Begierde aber iſt lauterlich auf JESUM CHRJSTUM
gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geiſt der Herrlichkeit. Alſo uͤber-
ſchattet ſie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieſer Zuſtand veſt bleibt,
da werden alle Anfechtungen leicht uͤberwunden und verſchlun-
gen.

Dieſe Ehe
bildet
herrliche
Ding vor.

§. 4. Entweder iſt der Eheſtand etwas ausnehmend herrliches,
darunter GOTTES Leben, Seligkeit und taͤgliches Wunder ver-
ſteckt und bedeckt ſind unter mancherley Widerlichkeiten, taͤglichem
Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz-
Vaͤttern prophetiſch und ſehr Geheimniß-reich iſt, ſo muß eben auch
dieſe Heurath mit allen ihren Umſtaͤnden herrliche Ding in Chriſti
Koͤnigreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt,
ſo im erſten Buch Moſis das groͤſte und weitlaͤufftigſte iſt, und mehr
als noch einmahl ſo groß als die Hiſtorie von der gantzen Schoͤp-
fung: Muß man denn nicht ſagen, daß die Ehen im Himmel gemacht
werden, weilen der Heilige Geiſt ſo viel Weſens macht von einer
einigen Hochzeit; wie vieles iſt folgends GOTT an der Geburt und
Leben eines eintzigen Menſchen gelegen.

§. 5. Hier
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1262" n="1166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die gei&#x017F;tliche Verma&#x0364;hlung JE&#x017F;u</hi></fw><lb/>
ter meinem Hertzen tragen werde; Wie mo&#x0364;chte ich doch immer auf<lb/>
der Welt eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Fortun machen! darum &#x017F;ollt du mein Mann<lb/>
und ich dein Weib hei&#x017F;&#x017F;en immer und ewiglich: Ach halte nur nicht<lb/>
bey mir an, daß ich dich verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollt und von dir umkehren: Dann<lb/>
wo du hingehe&#x017F;t, da will ich auch hingehen und wo du u&#x0364;bernachte&#x017F;t da<lb/>
will ich u&#x0364;bernachten; dein Volck i&#x017F;t mein Volck und dein GOTT<lb/>
i&#x017F;t mein GOTT, wo du &#x017F;tirbe&#x017F;t, da &#x017F;terbe ich auch, da will ich auch<lb/>
begraben werden; Ja der Tod &#x017F;elb&#x017F;t muß uns nicht &#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <note place="left">J&#x017F;t ein<lb/>
Mu&#x017F;ter ei-<lb/>
ner &#x017F;eligen<lb/>
Ehe.</note>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. Die&#x017F;es i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;n Mu&#x017F;ter einer recht &#x017F;eligen Ehe, deren<lb/>
Sinnenbild fein &#x017F;eyn kan: Zwey Hertzen an einander gefu&#x0364;get und<lb/>
flammend, und u&#x0364;ber dem&#x017F;elben das dritte mit einem hellen Schein<lb/>
umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS<lb/>
bezeichnet mit der Bey&#x017F;chrifft; <hi rendition="#fr">Jn JESU eins.</hi> Eine &#x017F;olche<lb/>
Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Ange&#x017F;ichter<lb/>
zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber &#x017F;ahen beyder&#x017F;eits hin-<lb/>
einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwi&#x017F;chen innen ware die Wol-<lb/>
cke; Al&#x017F;o &#x017F;ind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beyder&#x017F;ei-<lb/>
tige Begierde aber i&#x017F;t lauterlich auf JESUM CHRJSTUM<lb/>
gerichtet, und ob ihnen ruhet der Gei&#x017F;t der Herrlichkeit. Al&#x017F;o u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chattet &#x017F;ie die Gnaden-Wolcke; Wo nun die&#x017F;er Zu&#x017F;tand ve&#x017F;t bleibt,<lb/>
da werden alle Anfechtungen leicht u&#x0364;berwunden und ver&#x017F;chlun-<lb/>
gen.</p><lb/>
          <note place="left">Die&#x017F;e Ehe<lb/>
bildet<lb/>
herrliche<lb/>
Ding vor.</note>
          <p>§. 4. Entweder i&#x017F;t der Ehe&#x017F;tand etwas ausnehmend herrliches,<lb/>
darunter GOTTES Leben, Seligkeit und ta&#x0364;gliches Wunder ver-<lb/>
&#x017F;teckt und bedeckt &#x017F;ind unter mancherley Widerlichkeiten, ta&#x0364;glichem<lb/>
Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz-<lb/>
Va&#x0364;ttern propheti&#x017F;ch und &#x017F;ehr Geheimniß-reich i&#x017F;t, &#x017F;o muß eben auch<lb/>
die&#x017F;e Heurath mit allen ihren Um&#x017F;ta&#x0364;nden herrliche Ding in Chri&#x017F;ti<lb/>
Ko&#x0364;nigreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt,<lb/>
&#x017F;o im er&#x017F;ten Buch Mo&#x017F;is das gro&#x0364;&#x017F;te und weitla&#x0364;ufftig&#x017F;te i&#x017F;t, und mehr<lb/>
als noch einmahl &#x017F;o groß als die Hi&#x017F;torie von der gantzen Scho&#x0364;p-<lb/>
fung: Muß man denn nicht &#x017F;agen, daß die Ehen im Himmel gemacht<lb/>
werden, weilen der Heilige Gei&#x017F;t &#x017F;o viel We&#x017F;ens macht von einer<lb/>
einigen Hochzeit; wie vieles i&#x017F;t folgends GOTT an der Geburt und<lb/>
Leben eines eintzigen Men&#x017F;chen gelegen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 5. Hier</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1166/1262] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu ter meinem Hertzen tragen werde; Wie moͤchte ich doch immer auf der Welt eine groͤſſere Fortun machen! darum ſollt du mein Mann und ich dein Weib heiſſen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht bey mir an, daß ich dich verlaſſen ſollt und von dir umkehren: Dann wo du hingeheſt, da will ich auch hingehen und wo du uͤbernachteſt da will ich uͤbernachten; dein Volck iſt mein Volck und dein GOTT iſt mein GOTT, wo du ſtirbeſt, da ſterbe ich auch, da will ich auch begraben werden; Ja der Tod ſelbſt muß uns nicht ſcheiden. §. 3. Dieſes iſt ein ſchoͤn Muſter einer recht ſeligen Ehe, deren Sinnenbild fein ſeyn kan: Zwey Hertzen an einander gefuͤget und flammend, und uͤber demſelben das dritte mit einem hellen Schein umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS bezeichnet mit der Beyſchrifft; Jn JESU eins. Eine ſolche Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angeſichter zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber ſahen beyderſeits hin- einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwiſchen innen ware die Wol- cke; Alſo ſind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beyderſei- tige Begierde aber iſt lauterlich auf JESUM CHRJSTUM gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geiſt der Herrlichkeit. Alſo uͤber- ſchattet ſie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieſer Zuſtand veſt bleibt, da werden alle Anfechtungen leicht uͤberwunden und verſchlun- gen. §. 4. Entweder iſt der Eheſtand etwas ausnehmend herrliches, darunter GOTTES Leben, Seligkeit und taͤgliches Wunder ver- ſteckt und bedeckt ſind unter mancherley Widerlichkeiten, taͤglichem Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz- Vaͤttern prophetiſch und ſehr Geheimniß-reich iſt, ſo muß eben auch dieſe Heurath mit allen ihren Umſtaͤnden herrliche Ding in Chriſti Koͤnigreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt, ſo im erſten Buch Moſis das groͤſte und weitlaͤufftigſte iſt, und mehr als noch einmahl ſo groß als die Hiſtorie von der gantzen Schoͤp- fung: Muß man denn nicht ſagen, daß die Ehen im Himmel gemacht werden, weilen der Heilige Geiſt ſo viel Weſens macht von einer einigen Hochzeit; wie vieles iſt folgends GOTT an der Geburt und Leben eines eintzigen Menſchen gelegen. §. 5. Hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1262
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1262>, abgerufen am 20.05.2024.