ter meinem Hertzen tragen werde; Wie möchte ich doch immer auf der Welt eine grössere Fortun machen! darum sollt du mein Mann und ich dein Weib heissen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht bey mir an, daß ich dich verlassen sollt und von dir umkehren: Dann wo du hingehest, da will ich auch hingehen und wo du übernachtest da will ich übernachten; dein Volck ist mein Volck und dein GOTT ist mein GOTT, wo du stirbest, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden; Ja der Tod selbst muß uns nicht scheiden.
Jst ein Muster ei- ner seligen Ehe.
§. 3. Dieses ist ein schön Muster einer recht seligen Ehe, deren Sinnenbild fein seyn kan: Zwey Hertzen an einander gefüget und flammend, und über demselben das dritte mit einem hellen Schein umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS bezeichnet mit der Beyschrifft; Jn JESU eins. Eine solche Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angesichter zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber sahen beyderseits hin- einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwischen innen ware die Wol- cke; Also sind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beydersei- tige Begierde aber ist lauterlich auf JESUM CHRJSTUM gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geist der Herrlichkeit. Also über- schattet sie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieser Zustand vest bleibt, da werden alle Anfechtungen leicht überwunden und verschlun- gen.
Diese Ehe bildet herrliche Ding vor.
§. 4. Entweder ist der Ehestand etwas ausnehmend herrliches, darunter GOTTES Leben, Seligkeit und tägliches Wunder ver- steckt und bedeckt sind unter mancherley Widerlichkeiten, täglichem Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz- Vättern prophetisch und sehr Geheimniß-reich ist, so muß eben auch diese Heurath mit allen ihren Umständen herrliche Ding in Christi Königreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt, so im ersten Buch Mosis das gröste und weitläufftigste ist, und mehr als noch einmahl so groß als die Historie von der gantzen Schöp- fung: Muß man denn nicht sagen, daß die Ehen im Himmel gemacht werden, weilen der Heilige Geist so viel Wesens macht von einer einigen Hochzeit; wie vieles ist folgends GOTT an der Geburt und Leben eines eintzigen Menschen gelegen.
§. 5. Hier
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ter meinem Hertzen tragen werde; Wie moͤchte ich doch immer auf der Welt eine groͤſſere Fortun machen! darum ſollt du mein Mann und ich dein Weib heiſſen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht bey mir an, daß ich dich verlaſſen ſollt und von dir umkehren: Dann wo du hingeheſt, da will ich auch hingehen und wo du uͤbernachteſt da will ich uͤbernachten; dein Volck iſt mein Volck und dein GOTT iſt mein GOTT, wo du ſtirbeſt, da ſterbe ich auch, da will ich auch begraben werden; Ja der Tod ſelbſt muß uns nicht ſcheiden.
Jſt ein Muſter ei- ner ſeligen Ehe.
§. 3. Dieſes iſt ein ſchoͤn Muſter einer recht ſeligen Ehe, deren Sinnenbild fein ſeyn kan: Zwey Hertzen an einander gefuͤget und flammend, und uͤber demſelben das dritte mit einem hellen Schein umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS bezeichnet mit der Beyſchrifft; Jn JESU eins. Eine ſolche Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angeſichter zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber ſahen beyderſeits hin- einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwiſchen innen ware die Wol- cke; Alſo ſind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beyderſei- tige Begierde aber iſt lauterlich auf JESUM CHRJSTUM gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geiſt der Herrlichkeit. Alſo uͤber- ſchattet ſie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieſer Zuſtand veſt bleibt, da werden alle Anfechtungen leicht uͤberwunden und verſchlun- gen.
Dieſe Ehe bildet herrliche Ding vor.
§. 4. Entweder iſt der Eheſtand etwas ausnehmend herrliches, darunter GOTTES Leben, Seligkeit und taͤgliches Wunder ver- ſteckt und bedeckt ſind unter mancherley Widerlichkeiten, taͤglichem Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz- Vaͤttern prophetiſch und ſehr Geheimniß-reich iſt, ſo muß eben auch dieſe Heurath mit allen ihren Umſtaͤnden herrliche Ding in Chriſti Koͤnigreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt, ſo im erſten Buch Moſis das groͤſte und weitlaͤufftigſte iſt, und mehr als noch einmahl ſo groß als die Hiſtorie von der gantzen Schoͤp- fung: Muß man denn nicht ſagen, daß die Ehen im Himmel gemacht werden, weilen der Heilige Geiſt ſo viel Weſens macht von einer einigen Hochzeit; wie vieles iſt folgends GOTT an der Geburt und Leben eines eintzigen Menſchen gelegen.
§. 5. Hier
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Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
ter meinem Hertzen tragen werde; Wie moͤchte ich doch immer auf
der Welt eine groͤſſere Fortun machen! darum ſollt du mein Mann
und ich dein Weib heiſſen immer und ewiglich: Ach halte nur nicht
bey mir an, daß ich dich verlaſſen ſollt und von dir umkehren: Dann
wo du hingeheſt, da will ich auch hingehen und wo du uͤbernachteſt da
will ich uͤbernachten; dein Volck iſt mein Volck und dein GOTT
iſt mein GOTT, wo du ſtirbeſt, da ſterbe ich auch, da will ich auch
begraben werden; Ja der Tod ſelbſt muß uns nicht ſcheiden.
§. 3. Dieſes iſt ein ſchoͤn Muſter einer recht ſeligen Ehe, deren
Sinnenbild fein ſeyn kan: Zwey Hertzen an einander gefuͤget und
flammend, und uͤber demſelben das dritte mit einem hellen Schein
umgeben, mit einer Krone gezieret, und mit dem Nahmen JESUS
bezeichnet mit der Beyſchrifft; Jn JESU eins. Eine ſolche
Ehe gleichet der Bundes-Lade, allda die Cherubim ihre Angeſichter
zwar gegen einander kehrten, ihre Augen aber ſahen beyderſeits hin-
einwerts in den Gnaden-Stuhl, und zwiſchen innen ware die Wol-
cke; Alſo ſind zwey hertzlich gegen einander geneigt, ihre beyderſei-
tige Begierde aber iſt lauterlich auf JESUM CHRJSTUM
gerichtet, und ob ihnen ruhet der Geiſt der Herrlichkeit. Alſo uͤber-
ſchattet ſie die Gnaden-Wolcke; Wo nun dieſer Zuſtand veſt bleibt,
da werden alle Anfechtungen leicht uͤberwunden und verſchlun-
gen.
§. 4. Entweder iſt der Eheſtand etwas ausnehmend herrliches,
darunter GOTTES Leben, Seligkeit und taͤgliches Wunder ver-
ſteckt und bedeckt ſind unter mancherley Widerlichkeiten, taͤglichem
Elend und Gebrechlichkeiten; oder weilen das gantze Leben der Ertz-
Vaͤttern prophetiſch und ſehr Geheimniß-reich iſt, ſo muß eben auch
dieſe Heurath mit allen ihren Umſtaͤnden herrliche Ding in Chriſti
Koͤnigreich vorbilden; Zumahlen ein gantzes Capitel davon handelt,
ſo im erſten Buch Moſis das groͤſte und weitlaͤufftigſte iſt, und mehr
als noch einmahl ſo groß als die Hiſtorie von der gantzen Schoͤp-
fung: Muß man denn nicht ſagen, daß die Ehen im Himmel gemacht
werden, weilen der Heilige Geiſt ſo viel Weſens macht von einer
einigen Hochzeit; wie vieles iſt folgends GOTT an der Geburt und
Leben eines eintzigen Menſchen gelegen.
§. 5. Hier
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1262>, abgerufen am 22.11.2024.
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