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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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mit seiner Braut der Kirche.
sind; Derowegen tauschete ich nicht mit der allermächtigsten Köni-
gin: Du, du mein Hertzens-Jsaac sollt mein hoch-theurer Mann
seyn, ich nehme dich an, als einen Engel GOttes, ja als Christum
JEsum. O wie so selig, ja überselig bin ich! Gal. 4, 14. jetz weiß
ich auch, wo ich bin, und wo ich in alle Ewigkeit meine Bleibstätte
haben werde: Allhier weydet JEsus der Bräutigam unter den Lilien
und lässet seine Heerden ruhen auf den grünen Auen seiner Gnaden,
und leitet sie zu denen lebendigen Wasser-Brunnen seines H. Geistes;
Hier habe ich einen Schwäher-Vatter gefunden, so der ehr-würdigste,
hoch-weiseste Mann auf Erden ist; in welchen die Göttliche Majestät
selbst so sehr verliebt ist, daß es scheint, als könnte GOtt in seiner Herr-
lichkeit nicht ruhig leben ohne seinen Umgang; Sein blosses Anse-
hen gibt mir einen Eindruck von GOttes Gegenwart und reiner
Heiligkeit; man spühret in seinem gantzen Thun überall, wie gut,
wie heilig, wie gerecht, wie allwissend der HERR HERR seye,
in dessen Gemeinschafft er lebe, und daß ihn GOttes Sohn zu sei-
nem Gesellen erwehlet habe und zu seinem vertrauten Freunde: All-
hier höre ich mehr Gutes in einem Tag als in meines alten vorigen
Vatters Hauß, und bey seiner Freundschafft in vielen Jahren; O
wie eckelhafft und abgeschmackt kommt mir dißmahl ihr Geschwätz
vor, wann ich bißweilen zuruck gedencke, da hörte ich vast nichts
als von Hausen und Sparen, oder von Dantzen, Spielen und
Kurtzweilen, oder von leeren Hülsen eines äussern Krafft- und Gnad-
losen Ceremonien-Diensts, davon meine Seele ausgezehrt und
schmachtend bliebe, gantz entfremdet vom Leben das aus GOTT
ist; Habe ewigen Danck HERR JESU Christ, daß du mich al-
so unvermuthet von dannen weggeführet hast an diesen allerbesten Ort,
da ich auch lernen kan, wie ich GOTTES Gunst, Vergebung
der Sünden, die Kindschafft, den Heil. Geist und das ewige Le-
ben erlangen könne, und wie ich mich demnach vom Messia müsse be-
reiten lassen zu dem hochzeitlichen Abendmahl deß Lamms: Hier
ist der Ort, da ich mich bey Zeiten gewöhnen kan mit denen vornehm-
sten Freunden GOTTES zu conversiren, um mit Abraham und
Jsaac auch am Tisch anzusitzen im Himmelreich, mit welchen ich hier
so viele Jahre in vertrauter Freundschafft und leutseliger Liebe ge-
speiset; da ich denn durch GOTTES Güte nach vielen ausge-
schütteten Gebettern und Seufftzen den dritten als den Jacob un-

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mit ſeiner Braut der Kirche.
ſind; Derowegen tauſchete ich nicht mit der allermaͤchtigſten Koͤni-
gin: Du, du mein Hertzens-Jſaac ſollt mein hoch-theurer Mann
ſeyn, ich nehme dich an, als einen Engel GOttes, ja als Chriſtum
JEſum. O wie ſo ſelig, ja uͤberſelig bin ich! Gal. 4, 14. jetz weiß
ich auch, wo ich bin, und wo ich in alle Ewigkeit meine Bleibſtaͤtte
haben werde: Allhier weydet JEſus der Braͤutigam unter den Lilien
und laͤſſet ſeine Heerden ruhen auf den gruͤnen Auen ſeiner Gnaden,
und leitet ſie zu denen lebendigen Waſſer-Brunnen ſeines H. Geiſtes;
Hier habe ich einen Schwaͤher-Vatter gefunden, ſo der ehr-wuͤrdigſte,
hoch-weiſeſte Mann auf Erden iſt; in welchen die Goͤttliche Majeſtaͤt
ſelbſt ſo ſehr verliebt iſt, daß es ſcheint, als koͤnnte GOtt in ſeiner Herr-
lichkeit nicht ruhig leben ohne ſeinen Umgang; Sein bloſſes Anſe-
hen gibt mir einen Eindruck von GOttes Gegenwart und reiner
Heiligkeit; man ſpuͤhret in ſeinem gantzen Thun uͤberall, wie gut,
wie heilig, wie gerecht, wie allwiſſend der HERR HERR ſeye,
in deſſen Gemeinſchafft er lebe, und daß ihn GOttes Sohn zu ſei-
nem Geſellen erwehlet habe und zu ſeinem vertrauten Freunde: All-
hier hoͤre ich mehr Gutes in einem Tag als in meines alten vorigen
Vatters Hauß, und bey ſeiner Freundſchafft in vielen Jahren; O
wie eckelhafft und abgeſchmackt kommt mir dißmahl ihr Geſchwaͤtz
vor, wann ich bißweilen zuruck gedencke, da hoͤrte ich vaſt nichts
als von Hauſen und Sparen, oder von Dantzen, Spielen und
Kurtzweilen, oder von leeren Huͤlſen eines aͤuſſern Krafft- und Gnad-
loſen Ceremonien-Dienſts, davon meine Seele ausgezehrt und
ſchmachtend bliebe, gantz entfremdet vom Leben das aus GOTT
iſt; Habe ewigen Danck HERR JESU Chriſt, daß du mich al-
ſo unvermuthet von dannen weggefuͤhret haſt an dieſen allerbeſten Ort,
da ich auch lernen kan, wie ich GOTTES Gunſt, Vergebung
der Suͤnden, die Kindſchafft, den Heil. Geiſt und das ewige Le-
ben erlangen koͤnne, und wie ich mich demnach vom Meſſia muͤſſe be-
reiten laſſen zu dem hochzeitlichen Abendmahl deß Lamms: Hier
iſt der Ort, da ich mich bey Zeiten gewoͤhnen kan mit denen vornehm-
ſten Freunden GOTTES zu converſiren, um mit Abraham und
Jſaac auch am Tiſch anzuſitzen im Himmelreich, mit welchen ich hier
ſo viele Jahre in vertrauter Freundſchafft und leutſeliger Liebe ge-
ſpeiſet; da ich denn durch GOTTES Guͤte nach vielen ausge-
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[1165/1261] mit ſeiner Braut der Kirche. ſind; Derowegen tauſchete ich nicht mit der allermaͤchtigſten Koͤni- gin: Du, du mein Hertzens-Jſaac ſollt mein hoch-theurer Mann ſeyn, ich nehme dich an, als einen Engel GOttes, ja als Chriſtum JEſum. O wie ſo ſelig, ja uͤberſelig bin ich! Gal. 4, 14. jetz weiß ich auch, wo ich bin, und wo ich in alle Ewigkeit meine Bleibſtaͤtte haben werde: Allhier weydet JEſus der Braͤutigam unter den Lilien und laͤſſet ſeine Heerden ruhen auf den gruͤnen Auen ſeiner Gnaden, und leitet ſie zu denen lebendigen Waſſer-Brunnen ſeines H. Geiſtes; Hier habe ich einen Schwaͤher-Vatter gefunden, ſo der ehr-wuͤrdigſte, hoch-weiſeſte Mann auf Erden iſt; in welchen die Goͤttliche Majeſtaͤt ſelbſt ſo ſehr verliebt iſt, daß es ſcheint, als koͤnnte GOtt in ſeiner Herr- lichkeit nicht ruhig leben ohne ſeinen Umgang; Sein bloſſes Anſe- hen gibt mir einen Eindruck von GOttes Gegenwart und reiner Heiligkeit; man ſpuͤhret in ſeinem gantzen Thun uͤberall, wie gut, wie heilig, wie gerecht, wie allwiſſend der HERR HERR ſeye, in deſſen Gemeinſchafft er lebe, und daß ihn GOttes Sohn zu ſei- nem Geſellen erwehlet habe und zu ſeinem vertrauten Freunde: All- hier hoͤre ich mehr Gutes in einem Tag als in meines alten vorigen Vatters Hauß, und bey ſeiner Freundſchafft in vielen Jahren; O wie eckelhafft und abgeſchmackt kommt mir dißmahl ihr Geſchwaͤtz vor, wann ich bißweilen zuruck gedencke, da hoͤrte ich vaſt nichts als von Hauſen und Sparen, oder von Dantzen, Spielen und Kurtzweilen, oder von leeren Huͤlſen eines aͤuſſern Krafft- und Gnad- loſen Ceremonien-Dienſts, davon meine Seele ausgezehrt und ſchmachtend bliebe, gantz entfremdet vom Leben das aus GOTT iſt; Habe ewigen Danck HERR JESU Chriſt, daß du mich al- ſo unvermuthet von dannen weggefuͤhret haſt an dieſen allerbeſten Ort, da ich auch lernen kan, wie ich GOTTES Gunſt, Vergebung der Suͤnden, die Kindſchafft, den Heil. Geiſt und das ewige Le- ben erlangen koͤnne, und wie ich mich demnach vom Meſſia muͤſſe be- reiten laſſen zu dem hochzeitlichen Abendmahl deß Lamms: Hier iſt der Ort, da ich mich bey Zeiten gewoͤhnen kan mit denen vornehm- ſten Freunden GOTTES zu converſiren, um mit Abraham und Jſaac auch am Tiſch anzuſitzen im Himmelreich, mit welchen ich hier ſo viele Jahre in vertrauter Freundſchafft und leutſeliger Liebe ge- ſpeiſet; da ich denn durch GOTTES Guͤte nach vielen ausge- ſchuͤtteten Gebettern und Seufftzen den dritten als den Jacob un- ter H h h h h h h 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1261>, abgerufen am 20.05.2024.