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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
weder Trübsal noch Angst. Rom. 8. Sie fühlens daß es GOTT
mit ihnen halte, sie lieb habe, und alles zu ihrer höchsten Seeligkeit
anordnen, einrichten werde; das trauen sie ihrem liebsten HErren
zu, der dieses alles und unendlich mehr aus Liebe zu ihnen hat wollen
ausstehen; Die Federn von der himmlischen Gluckhennen und gött-
lichen Tauben, ich meine die Worte Christi und deß Heil. Geistes,
dienen ihrem ermüdeten Geist wohl zu einem sanfften Ruh-Bett, weil
sie der König in seine Kammer, Weinkeller oder aufs Feld hinaus
führen um ihr sein Hertz in geheim desto vertrauter zu entdecken, so
nimmt sie es allwege mit Lieb und Danck an, wie dann auch wohl
liebe Hertzens-Kinder sind, die sich stets üben im Gehorsam deß Glau-
bens, dencken, reden, thun, verrichten alles in GOttes Gegenwart,
welche JEsus überschwemmet mit geistlicher Freud, also daß sie von
Bangigkeiten wenig wissen; das sind Schooß-Kinder, welche der
Heil. Geist satt und truncken macht von Christi Gütern, sie wohnen
in der Revier deß himmlischen Friedens, im Land da Korn, Most,
Daß man
zu dieser
Besitzung
kommen
könne,
wird mit
Exempeln
bewiesen.
Oel und schöne Quellen sind.

§. 4. Einw. Es kan aber nicht ein jeder so weit kommen in der
Gnad?

Antw. Ach so ihr nur einmahl recht glaubtet daß diß der allerglück-
seligste Stand so auf Erden zu erwünschen, nichts höhers und ver-
gnügters, und daß es wohl möglich dahin zu gelangen: Jhr solltet
euere Seeligkeit nicht mehr so weit hinaus sparren, und ohne GOtt
dahin zaudern.

Es ist eine Verheissung vorhanden a, aber was nutzts, so euch solch
ruhiger Stand nicht freuet: Was kan man von euch hoffen, werden
viele JEsu nachfolgen in dieser Stille zu Zion! was ist euer Vorha-
ben? Wer hinein will, der saume sich nicht etc. Jch kenne Layen,
die grossen Ernst angewandt, sich aller zeitlichen Sorgen gantz ent-
schlagen, dem Gebett und der Heil. Schrifft Tag und Nacht obge-
legen, mit wenigem Essen und Schlaffen sich beholffen, um die Er-
leuchtung und Regierung deß Heil. Geistes zur Gewißheit deß Gött-
lichen Wohlgefallens unermüdet angehalten, fürnehmlich einer, und
GOtt hat seinem armen Geschöpf sein Begehren nicht unerfüllt ge-
lassen, sondern ihn überschüttet mit geistlichem Seegen in himmlischen
Gütern durch Christum, also daß er jetz einen tieffen Frieden mit

GOtt
a Hebr. IV. 1.

Labſal in Truͤbſal.
weder Truͤbſal noch Angſt. Rom. 8. Sie fuͤhlens daß es GOTT
mit ihnen halte, ſie lieb habe, und alles zu ihrer hoͤchſten Seeligkeit
anordnen, einrichten werde; das trauen ſie ihrem liebſten HErren
zu, der dieſes alles und unendlich mehr aus Liebe zu ihnen hat wollen
ausſtehen; Die Federn von der himmliſchen Gluckhennen und goͤtt-
lichen Tauben, ich meine die Worte Chriſti und deß Heil. Geiſtes,
dienen ihrem ermuͤdeten Geiſt wohl zu einem ſanfften Ruh-Bett, weil
ſie der Koͤnig in ſeine Kammer, Weinkeller oder aufs Feld hinaus
fuͤhren um ihr ſein Hertz in geheim deſto vertrauter zu entdecken, ſo
nimmt ſie es allwege mit Lieb und Danck an, wie dann auch wohl
liebe Hertzens-Kinder ſind, die ſich ſtets uͤben im Gehorſam deß Glau-
bens, dencken, reden, thun, verrichten alles in GOttes Gegenwart,
welche JEſus uͤberſchwemmet mit geiſtlicher Freud, alſo daß ſie von
Bangigkeiten wenig wiſſen; das ſind Schooß-Kinder, welche der
Heil. Geiſt ſatt und truncken macht von Chriſti Guͤtern, ſie wohnen
in der Revier deß himmliſchen Friedens, im Land da Korn, Moſt,
Daß man
zu dieſer
Beſitzung
kommen
koͤnne,
wird mit
Exempeln
bewieſen.
Oel und ſchoͤne Quellen ſind.

§. 4. Einw. Es kan aber nicht ein jeder ſo weit kommen in der
Gnad?

Antw. Ach ſo ihr nur einmahl recht glaubtet daß diß der allergluͤck-
ſeligſte Stand ſo auf Erden zu erwuͤnſchen, nichts hoͤhers und ver-
gnuͤgters, und daß es wohl moͤglich dahin zu gelangen: Jhr ſolltet
euere Seeligkeit nicht mehr ſo weit hinaus ſparren, und ohne GOtt
dahin zaudern.

Es iſt eine Verheiſſung vorhanden a, aber was nutzts, ſo euch ſolch
ruhiger Stand nicht freuet: Was kan man von euch hoffen, werden
viele JEſu nachfolgen in dieſer Stille zu Zion! was iſt euer Vorha-
ben? Wer hinein will, der ſaume ſich nicht ꝛc. Jch kenne Layen,
die groſſen Ernſt angewandt, ſich aller zeitlichen Sorgen gantz ent-
ſchlagen, dem Gebett und der Heil. Schrifft Tag und Nacht obge-
legen, mit wenigem Eſſen und Schlaffen ſich beholffen, um die Er-
leuchtung und Regierung deß Heil. Geiſtes zur Gewißheit deß Goͤtt-
lichen Wohlgefallens unermuͤdet angehalten, fuͤrnehmlich einer, und
GOtt hat ſeinem armen Geſchoͤpf ſein Begehren nicht unerfuͤllt ge-
laſſen, ſondern ihn uͤberſchuͤttet mit geiſtlichem Seegen in himmliſchen
Guͤtern durch Chriſtum, alſo daß er jetz einen tieffen Frieden mit

GOtt
a Hebr. IV. 1.
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[1150/1246] Labſal in Truͤbſal. weder Truͤbſal noch Angſt. Rom. 8. Sie fuͤhlens daß es GOTT mit ihnen halte, ſie lieb habe, und alles zu ihrer hoͤchſten Seeligkeit anordnen, einrichten werde; das trauen ſie ihrem liebſten HErren zu, der dieſes alles und unendlich mehr aus Liebe zu ihnen hat wollen ausſtehen; Die Federn von der himmliſchen Gluckhennen und goͤtt- lichen Tauben, ich meine die Worte Chriſti und deß Heil. Geiſtes, dienen ihrem ermuͤdeten Geiſt wohl zu einem ſanfften Ruh-Bett, weil ſie der Koͤnig in ſeine Kammer, Weinkeller oder aufs Feld hinaus fuͤhren um ihr ſein Hertz in geheim deſto vertrauter zu entdecken, ſo nimmt ſie es allwege mit Lieb und Danck an, wie dann auch wohl liebe Hertzens-Kinder ſind, die ſich ſtets uͤben im Gehorſam deß Glau- bens, dencken, reden, thun, verrichten alles in GOttes Gegenwart, welche JEſus uͤberſchwemmet mit geiſtlicher Freud, alſo daß ſie von Bangigkeiten wenig wiſſen; das ſind Schooß-Kinder, welche der Heil. Geiſt ſatt und truncken macht von Chriſti Guͤtern, ſie wohnen in der Revier deß himmliſchen Friedens, im Land da Korn, Moſt, Oel und ſchoͤne Quellen ſind. Daß man zu dieſer Beſitzung kommen koͤnne, wird mit Exempeln bewieſen. §. 4. Einw. Es kan aber nicht ein jeder ſo weit kommen in der Gnad? Antw. Ach ſo ihr nur einmahl recht glaubtet daß diß der allergluͤck- ſeligſte Stand ſo auf Erden zu erwuͤnſchen, nichts hoͤhers und ver- gnuͤgters, und daß es wohl moͤglich dahin zu gelangen: Jhr ſolltet euere Seeligkeit nicht mehr ſo weit hinaus ſparren, und ohne GOtt dahin zaudern. Es iſt eine Verheiſſung vorhanden a, aber was nutzts, ſo euch ſolch ruhiger Stand nicht freuet: Was kan man von euch hoffen, werden viele JEſu nachfolgen in dieſer Stille zu Zion! was iſt euer Vorha- ben? Wer hinein will, der ſaume ſich nicht ꝛc. Jch kenne Layen, die groſſen Ernſt angewandt, ſich aller zeitlichen Sorgen gantz ent- ſchlagen, dem Gebett und der Heil. Schrifft Tag und Nacht obge- legen, mit wenigem Eſſen und Schlaffen ſich beholffen, um die Er- leuchtung und Regierung deß Heil. Geiſtes zur Gewißheit deß Goͤtt- lichen Wohlgefallens unermuͤdet angehalten, fuͤrnehmlich einer, und GOtt hat ſeinem armen Geſchoͤpf ſein Begehren nicht unerfuͤllt ge- laſſen, ſondern ihn uͤberſchuͤttet mit geiſtlichem Seegen in himmliſchen Guͤtern durch Chriſtum, alſo daß er jetz einen tieffen Frieden mit GOtt a Hebr. IV. 1.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1246>, abgerufen am 20.05.2024.