Drum so du von aller Pein, Meine Seel wünsch'st frey zu seyn So du suchst dich zu ergötzen, Und in ew'ge Ruh zu setzen; Liebe JEsum und sonst nichts Meine Seele, so geschichts.
Ein Christ ist ein Wunderwerck GOttes, in Noth und Tod genießt er Sieg und Heyl; o in der Creutz-Schul wird JEsus der Gecreu- tzigte erlernet, gesuchet, geliebet, genossen, ergriffen, behalten und über alles im Himmel und auf Erden hochgeschätzet! O wie viel gil- tet JEsus bey einem Creutz-Bruder? Kan JEsus das mühselige Hertz nicht in äussersten Gefahren und Nöthen beruhigen? Wohl: Wird ers nicht thun, so nehme ihrs keine Creatur vor. Es ist ein erstaunlich Wunder-Ding; JESUS ist am grausamsten vom Sün- der beleidiget worden, und dennoch nimmt er sich dessen so hart an, wie offt er ihn anrufft und stoßt ihn nicht hinaus, sondern stehet ihm bey aus allen Kräfften. Jm Gegentheil die Welt deren der Sünder gedienet, hasset und verfolget ihn biß auf den Tod; geschiehet aber das nicht, so verwahrets JESUS selbst und bedecket seine Clien- ten mit dem Schatten seiner Hand. Einmahl lauret mehr als ein Teufel auf einen Christen, und trachtet auf allerhand Mittel, wie sie ihn sichten, verstöhren und kräncken, und je länger, desto stren- ger, kämpfft der Böse, biß der Vatter uns aufflöse. Darum ist und bleibt dieses meines Glaubens Ziel.
Jch weiß mir keinen Grund, als nur in GOtt zu schweben, Nicht mein, sein Will gescheh in Lieb, Leid, Tod und Leben.
Creutz ist deß Himmels-Pfort, es ist das Küsse, darauf JESUS schlafft und sanffte ruhet; Creutz gebiert neu, die der Hülff GOt- Wie man zur Best- tzung die- ser herrli- chen Früchten kommen könne.tes warten, es entwehnet das Hertz von allem was unter der Son- nen ist, findet und öffnet den unbetrieglichen Weg ins Land der Ruh, zum Baum des Lebens: O wohl selige Mühselige! O wohl hoch-er- freute Beladene.
§. 3. Einw. O liebliche Gegend des Paradieses! o herrliche Früchte, wie mag ich darzu kommen?
Antw. Wen GOtt nicht hinzuführt, dem wird nimmer geholffen a.
So
aHos. II. 14. 15.
Labſal in Truͤbſal.
Drum ſo du von aller Pein, Meine Seel wuͤnſch’ſt frey zu ſeyn So du ſuchſt dich zu ergoͤtzen, Und in ew’ge Ruh zu ſetzen; Liebe JEſum und ſonſt nichts Meine Seele, ſo geſchichts.
Ein Chriſt iſt ein Wunderwerck GOttes, in Noth und Tod genießt er Sieg und Heyl; o in der Creutz-Schul wird JEſus der Gecreu- tzigte erlernet, geſuchet, geliebet, genoſſen, ergriffen, behalten und uͤber alles im Himmel und auf Erden hochgeſchaͤtzet! O wie viel gil- tet JEſus bey einem Creutz-Bruder? Kan JEſus das muͤhſelige Hertz nicht in aͤuſſerſten Gefahren und Noͤthen beruhigen? Wohl: Wird ers nicht thun, ſo nehme ihrs keine Creatur vor. Es iſt ein erſtaunlich Wunder-Ding; JESUS iſt am grauſamſten vom Suͤn- der beleidiget worden, und dennoch nimmt er ſich deſſen ſo hart an, wie offt er ihn anrufft und ſtoßt ihn nicht hinaus, ſondern ſtehet ihm bey aus allen Kraͤfften. Jm Gegentheil die Welt deren der Suͤnder gedienet, haſſet und verfolget ihn biß auf den Tod; geſchiehet aber das nicht, ſo verwahrets JESUS ſelbſt und bedecket ſeine Clien- ten mit dem Schatten ſeiner Hand. Einmahl lauret mehr als ein Teufel auf einen Chriſten, und trachtet auf allerhand Mittel, wie ſie ihn ſichten, verſtoͤhren und kraͤncken, und je laͤnger, deſto ſtren- ger, kaͤmpfft der Boͤſe, biß der Vatter uns auffloͤſe. Darum iſt und bleibt dieſes meines Glaubens Ziel.
Jch weiß mir keinen Grund, als nur in GOtt zu ſchweben, Nicht mein, ſein Will geſcheh in Lieb, Leid, Tod und Leben.
Creutz iſt deß Himmels-Pfort, es iſt das Kuͤſſe, darauf JESUS ſchlafft und ſanffte ruhet; Creutz gebiert neu, die der Huͤlff GOt- Wie man zur Beſt- tzung die- ſer herrli- chen Fruͤchten kommen koͤnne.tes warten, es entwehnet das Hertz von allem was unter der Son- nen iſt, findet und oͤffnet den unbetrieglichen Weg ins Land der Ruh, zum Baum des Lebens: O wohl ſelige Muͤhſelige! O wohl hoch-er- freute Beladene.
§. 3. Einw. O liebliche Gegend des Paradieſes! o herrliche Fruͤchte, wie mag ich darzu kommen?
Antw. Wen GOtt nicht hinzufuͤhrt, dem wird nimmer geholffen a.
So
aHoſ. II. 14. 15.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1244"n="1148"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Labſal in Truͤbſal.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Drum ſo du von aller Pein,</l><lb/><l>Meine Seel wuͤnſch’ſt frey zu ſeyn</l><lb/><l>So du ſuchſt dich zu ergoͤtzen,</l><lb/><l>Und in ew’ge Ruh zu ſetzen;</l><lb/><l>Liebe JEſum und ſonſt nichts</l><lb/><l>Meine Seele, ſo geſchichts.</l></lg><lb/><p>Ein Chriſt iſt ein Wunderwerck GOttes, in Noth und Tod genießt<lb/>
er Sieg und Heyl; o in der Creutz-Schul wird JEſus der Gecreu-<lb/>
tzigte erlernet, geſuchet, geliebet, genoſſen, ergriffen, behalten und<lb/>
uͤber alles im Himmel und auf Erden hochgeſchaͤtzet! O wie viel gil-<lb/>
tet JEſus bey einem Creutz-Bruder<hirendition="#fr">?</hi> Kan JEſus das muͤhſelige<lb/>
Hertz nicht in aͤuſſerſten Gefahren und Noͤthen beruhigen? Wohl:<lb/>
Wird ers nicht thun, ſo nehme ihrs keine Creatur vor. Es iſt ein<lb/>
erſtaunlich Wunder-Ding; JESUS iſt am grauſamſten vom Suͤn-<lb/>
der beleidiget worden, und dennoch nimmt er ſich deſſen ſo hart an,<lb/>
wie offt er ihn anrufft und ſtoßt ihn nicht hinaus, ſondern ſtehet ihm<lb/>
bey aus allen Kraͤfften. Jm Gegentheil die Welt deren der Suͤnder<lb/>
gedienet, haſſet und verfolget ihn biß auf den Tod; geſchiehet aber<lb/>
das nicht, ſo verwahrets JESUS ſelbſt und bedecket ſeine Clien-<lb/>
ten mit dem Schatten ſeiner Hand. Einmahl lauret mehr als ein<lb/>
Teufel auf einen Chriſten, und trachtet auf allerhand Mittel, wie<lb/>ſie ihn ſichten, verſtoͤhren und kraͤncken, und je laͤnger, deſto ſtren-<lb/>
ger, kaͤmpfft der Boͤſe, biß der Vatter uns auffloͤſe. Darum iſt<lb/>
und bleibt dieſes meines Glaubens Ziel.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Jch weiß mir keinen Grund, als nur in GOtt zu ſchweben,</l><lb/><l>Nicht mein, ſein Will geſcheh in Lieb, Leid, Tod und Leben.</l></lg><lb/><p>Creutz iſt deß Himmels-Pfort, es iſt das Kuͤſſe, darauf JESUS<lb/>ſchlafft und ſanffte ruhet; Creutz gebiert neu, die der Huͤlff GOt-<lb/><noteplace="left">Wie man<lb/>
zur Beſt-<lb/>
tzung die-<lb/>ſer herrli-<lb/>
chen<lb/>
Fruͤchten<lb/>
kommen<lb/>
koͤnne.</note>tes warten, es entwehnet das Hertz von allem was unter der Son-<lb/>
nen iſt, findet und oͤffnet den unbetrieglichen Weg ins Land der Ruh,<lb/>
zum Baum des Lebens: O wohl ſelige Muͤhſelige! O wohl hoch-er-<lb/>
freute Beladene.</p><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 3. Einw. O liebliche Gegend des Paradieſes! o herrliche Fruͤchte,<lb/>
wie mag ich darzu kommen?</p><lb/><p>Antw. Wen GOtt nicht hinzufuͤhrt, dem wird nimmer geholffen <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Hoſ. II.</hi> 14. 15.</note>.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1148/1244]
Labſal in Truͤbſal.
Drum ſo du von aller Pein,
Meine Seel wuͤnſch’ſt frey zu ſeyn
So du ſuchſt dich zu ergoͤtzen,
Und in ew’ge Ruh zu ſetzen;
Liebe JEſum und ſonſt nichts
Meine Seele, ſo geſchichts.
Ein Chriſt iſt ein Wunderwerck GOttes, in Noth und Tod genießt
er Sieg und Heyl; o in der Creutz-Schul wird JEſus der Gecreu-
tzigte erlernet, geſuchet, geliebet, genoſſen, ergriffen, behalten und
uͤber alles im Himmel und auf Erden hochgeſchaͤtzet! O wie viel gil-
tet JEſus bey einem Creutz-Bruder? Kan JEſus das muͤhſelige
Hertz nicht in aͤuſſerſten Gefahren und Noͤthen beruhigen? Wohl:
Wird ers nicht thun, ſo nehme ihrs keine Creatur vor. Es iſt ein
erſtaunlich Wunder-Ding; JESUS iſt am grauſamſten vom Suͤn-
der beleidiget worden, und dennoch nimmt er ſich deſſen ſo hart an,
wie offt er ihn anrufft und ſtoßt ihn nicht hinaus, ſondern ſtehet ihm
bey aus allen Kraͤfften. Jm Gegentheil die Welt deren der Suͤnder
gedienet, haſſet und verfolget ihn biß auf den Tod; geſchiehet aber
das nicht, ſo verwahrets JESUS ſelbſt und bedecket ſeine Clien-
ten mit dem Schatten ſeiner Hand. Einmahl lauret mehr als ein
Teufel auf einen Chriſten, und trachtet auf allerhand Mittel, wie
ſie ihn ſichten, verſtoͤhren und kraͤncken, und je laͤnger, deſto ſtren-
ger, kaͤmpfft der Boͤſe, biß der Vatter uns auffloͤſe. Darum iſt
und bleibt dieſes meines Glaubens Ziel.
Jch weiß mir keinen Grund, als nur in GOtt zu ſchweben,
Nicht mein, ſein Will geſcheh in Lieb, Leid, Tod und Leben.
Creutz iſt deß Himmels-Pfort, es iſt das Kuͤſſe, darauf JESUS
ſchlafft und ſanffte ruhet; Creutz gebiert neu, die der Huͤlff GOt-
tes warten, es entwehnet das Hertz von allem was unter der Son-
nen iſt, findet und oͤffnet den unbetrieglichen Weg ins Land der Ruh,
zum Baum des Lebens: O wohl ſelige Muͤhſelige! O wohl hoch-er-
freute Beladene.
Wie man
zur Beſt-
tzung die-
ſer herrli-
chen
Fruͤchten
kommen
koͤnne.
§. 3. Einw. O liebliche Gegend des Paradieſes! o herrliche Fruͤchte,
wie mag ich darzu kommen?
Antw. Wen GOtt nicht hinzufuͤhrt, dem wird nimmer geholffen a.
So
a Hoſ. II. 14. 15.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1244>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.