daß du in seinem Gnaden-Liecht erkennest wie du ein Sünder, ein Schwacher, ein Gottloser, ein Feind seyest. Da einem solchen die Gunst Christi was unaussprechlich erwünschtes ist; im Tod Chri- sti findet er Vergebung aller Sünden, Leben und Seligkeit; in Chri- sti Auferstehung, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Freud und Wonne und alle geistliche Fruchtbarkeit, alle Christliche Tugenden; in seiner Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten GOttes ewigen Triumph über alles Böse, fürnehmlich die Aufrichtung deß innern Heiligthums zu Pflantzung einer Bekanntschafft und vertraulichen Umgangs unsers erschaffenen neugebohrnen Geistes mit GOTTES ewigem Geist, welchem seligen Zustand aber die Annehmung Christi und seines voll- gütigen Lößgelds zur Aussöhnung unserer Sünden vorgehet. Von dieser schreibt der selige Arndt wohl Wunder-tröstlich im Wahren Chri- stenthum im 2. Buch im 3. Capitel "Wann eines Menschen-Sünd die " gantze Welt erfüllete, so ist doch Christi Verdienst grösser; dann " er ist Jehova, der GOTT der unsere Gerechtigkeit ist a. Soll- " te dann die Sünd mächtiger seyn dann GOTT? ist gleich, als " wann man ein Gulden schuldig wäre und bezahlte den Schuld- " Herren mit 1000 mal 1000 Centner Golds. So ist Christi Blut zu rechnen gegen unsere Sünden.
§. 3. Einwurff. Bin gar verdorben, heßlich!
Antw. JESUS rufft nicht den Heiligen (allein das ist nicht ge-noch die häßliche Sünden- Gestalt des Sün- ders, sagt denen, so unter diesem Vorwand muthwillig unheilig bleiben wollen, dann solchen Gnaden-Verächtern und Spöttern gehört was anders, die solche Hülffwilligkeit Christi zu ihrer Unbußfertigkeit mißbrauchen, und gedencken, will er Unheilige, so darff ich eben nicht lang der Heiligung nachjagen, und kan wohl bleiben wie ich bin.) JESUS rufft denen, die mit Angst, Jammer, Trübsal und Hertzenleid beschwehret sind, die in ihren Sünden stecken, und für Angst nicht wissen, wo aus oder ein, die ihre Missethat erkennen, GOTTES gerechten Zorn, Tod, Teufel förchten, bey ihnen selbst kein Werck, Verdienst oder Heiligkeit finden, das ihnen helffen könnte, denen die Sünd auf dem Halß liegt und sie alle augenblick in die Hölle drucken will, verzaget nicht, sagt JESUS, fliehet nicht von mir, sondern lauffet herzu? Wann ich euer Feind wäre,
wollte
aJer. XXXIII. 17.
E e e e e e e 3
Labſal in Truͤbſal.
daß du in ſeinem Gnaden-Liecht erkenneſt wie du ein Suͤnder, ein Schwacher, ein Gottloſer, ein Feind ſeyeſt. Da einem ſolchen die Gunſt Chriſti was unausſprechlich erwuͤnſchtes iſt; im Tod Chri- ſti findet er Vergebung aller Suͤnden, Leben und Seligkeit; in Chri- ſti Auferſtehung, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Freud und Wonne und alle geiſtliche Fruchtbarkeit, alle Chriſtliche Tugenden; in ſeiner Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten GOttes ewigen Triumph uͤber alles Boͤſe, fuͤrnehmlich die Aufrichtung deß innern Heiligthums zu Pflantzung einer Bekanntſchafft und vertraulichen Umgangs unſers erſchaffenen neugebohrnen Geiſtes mit GOTTES ewigem Geiſt, welchem ſeligen Zuſtand aber die Annehmung Chriſti und ſeines voll- guͤtigen Loͤßgelds zur Ausſoͤhnung unſerer Suͤnden vorgehet. Von dieſer ſchreibt der ſelige Arndt wohl Wunder-troͤſtlich im Wahren Chri- ſtenthum im 2. Buch im 3. Capitel „Wann eines Menſchen-Suͤnd die „ gantze Welt erfuͤllete, ſo iſt doch Chriſti Verdienſt groͤſſer; dann „ er iſt Jehova, der GOTT der unſere Gerechtigkeit iſt a. Soll- „ te dann die Suͤnd maͤchtiger ſeyn dann GOTT? iſt gleich, als „ wann man ein Gulden ſchuldig waͤre und bezahlte den Schuld- „ Herren mit 1000 mal 1000 Centner Golds. So iſt Chriſti Blut zu rechnen gegen unſere Suͤnden.
§. 3. Einwurff. Bin gar verdorben, heßlich!
Antw. JESUS rufft nicht den Heiligen (allein das iſt nicht ge-noch die haͤßliche Suͤnden- Geſtalt des Suͤn- ders, ſagt denen, ſo unter dieſem Vorwand muthwillig unheilig bleiben wollen, dann ſolchen Gnaden-Veraͤchtern und Spoͤttern gehoͤrt was anders, die ſolche Huͤlffwilligkeit Chriſti zu ihrer Unbußfertigkeit mißbrauchen, und gedencken, will er Unheilige, ſo darff ich eben nicht lang der Heiligung nachjagen, und kan wohl bleiben wie ich bin.) JESUS rufft denen, die mit Angſt, Jammer, Truͤbſal und Hertzenleid beſchwehret ſind, die in ihren Suͤnden ſtecken, und fuͤr Angſt nicht wiſſen, wo aus oder ein, die ihre Miſſethat erkennen, GOTTES gerechten Zorn, Tod, Teufel foͤrchten, bey ihnen ſelbſt kein Werck, Verdienſt oder Heiligkeit finden, das ihnen helffen koͤnnte, denen die Suͤnd auf dem Halß liegt und ſie alle augenblick in die Hoͤlle drucken will, verzaget nicht, ſagt JESUS, fliehet nicht von mir, ſondern lauffet herzu? Wann ich euer Feind waͤre,
wollte
aJer. XXXIII. 17.
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Labſal in Truͤbſal.
daß du in ſeinem Gnaden-Liecht erkenneſt wie du ein Suͤnder, ein
Schwacher, ein Gottloſer, ein Feind ſeyeſt. Da einem ſolchen
die Gunſt Chriſti was unausſprechlich erwuͤnſchtes iſt; im Tod Chri-
ſti findet er Vergebung aller Suͤnden, Leben und Seligkeit; in Chri-
ſti Auferſtehung, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Freud und Wonne und
alle geiſtliche Fruchtbarkeit, alle Chriſtliche Tugenden; in ſeiner
Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten GOttes ewigen Triumph uͤber
alles Boͤſe, fuͤrnehmlich die Aufrichtung deß innern Heiligthums zu
Pflantzung einer Bekanntſchafft und vertraulichen Umgangs unſers
erſchaffenen neugebohrnen Geiſtes mit GOTTES ewigem Geiſt,
welchem ſeligen Zuſtand aber die Annehmung Chriſti und ſeines voll-
guͤtigen Loͤßgelds zur Ausſoͤhnung unſerer Suͤnden vorgehet. Von
dieſer ſchreibt der ſelige Arndt wohl Wunder-troͤſtlich im Wahren Chri-
ſtenthum im 2. Buch im 3. Capitel „Wann eines Menſchen-Suͤnd die
„ gantze Welt erfuͤllete, ſo iſt doch Chriſti Verdienſt groͤſſer; dann
„ er iſt Jehova, der GOTT der unſere Gerechtigkeit iſt a. Soll-
„ te dann die Suͤnd maͤchtiger ſeyn dann GOTT? iſt gleich, als
„ wann man ein Gulden ſchuldig waͤre und bezahlte den Schuld-
„ Herren mit 1000 mal 1000 Centner Golds. So iſt Chriſti Blut
zu rechnen gegen unſere Suͤnden.
§. 3. Einwurff. Bin gar verdorben, heßlich!
Antw. JESUS rufft nicht den Heiligen (allein das iſt nicht ge-
ſagt denen, ſo unter dieſem Vorwand muthwillig unheilig bleiben
wollen, dann ſolchen Gnaden-Veraͤchtern und Spoͤttern gehoͤrt was
anders, die ſolche Huͤlffwilligkeit Chriſti zu ihrer Unbußfertigkeit
mißbrauchen, und gedencken, will er Unheilige, ſo darff ich eben nicht
lang der Heiligung nachjagen, und kan wohl bleiben wie ich bin.)
JESUS rufft denen, die mit Angſt, Jammer, Truͤbſal und
Hertzenleid beſchwehret ſind, die in ihren Suͤnden ſtecken, und fuͤr
Angſt nicht wiſſen, wo aus oder ein, die ihre Miſſethat erkennen,
GOTTES gerechten Zorn, Tod, Teufel foͤrchten, bey ihnen ſelbſt
kein Werck, Verdienſt oder Heiligkeit finden, das ihnen helffen
koͤnnte, denen die Suͤnd auf dem Halß liegt und ſie alle augenblick
in die Hoͤlle drucken will, verzaget nicht, ſagt JESUS, fliehet
nicht von mir, ſondern lauffet herzu? Wann ich euer Feind waͤre,
wollte
noch die
haͤßliche
Suͤnden-
Geſtalt
des Suͤn-
ders,
a Jer. XXXIII. 17.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1237>, abgerufen am 22.11.2024.
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